Sühnung der Sünden für alle Menschen?
1. Johannes 2,2

John Nelson Darby

© SoundWords, online seit: 14.12.2004, aktualisiert: 13.05.2022

Leitvers: 1. Johannes 2,2

1Joh 2,2: Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.

Dr. W. sagt:

Die Sühnung, von der in der Schrift gesprochen wird, war eine Sühnung, durch die die Sünden der Welt weggenommen wurden.

Solch einen Gedanken findet man in der Schrift nicht. Die Schrift sagt, dass Christus eine Ilasmos[1] für die Welt ist, aber der Gedanke, dass die Sünden der Welt weggetan sind, ist völlig unschriftgemäß. Wenn die Sünden der Welt weggetan wären, so gäbe es nichts mehr, wofür die Menschen gerichtet werden könnten; denn sie werden nach ihren Werken gerichtet (Off 20,13: „Die Toten … wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken“). Der Herr sagt: „Wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben“ (Joh 8,24); und der Apostel Paulus sagt: „Dieser Dinge wegen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams“ (Eph 5,6).

Die Schrift sagt [in Johannes 1,29] von Christus, dass Er o airon[2] ist: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ Und zwar ist Er o airon nicht der Sünden [Plural], sondern der Sünde [Singular] der Welt. Die Schrift sagt auch, dass Er mit dem Heiligen Geist tauft [Joh 8,33]. Aber die Schrift sagt nicht, dass Christus unsere Sünden weggenommen habe.[3] Dieses „Wegnehmen“ der Sünde wird erst in den neuen Himmeln und auf der neuen Erde vollkommen erfüllt. Christus als das Lamm Gottes ist dieser „Wegnehmer“. Aber dass Sühnung (so wie in der Schrift davon gesprochen wird) eine Sühnung war, durch die die Sünden der Welt weggetan wurden, ist voll und ganz unwahr.


Originaltitel: „‚Why hast Thou forsaken me?‘“
aus Words of Truth, New Series Jg. 3, 1876, S. 181–185

Anmerkungen

[1] Anm. d. Übers.: ilasmos = „Sühnung“.

[2] Anm. d. Übers.: Das Partizip Präsens o airon von airw hat mit Artikel die Bedeutung: „der Wegnehmer“.

[3] Anm. d. Übers.: Gemeint ist, dass es an dieser Stelle nicht einmal um das geht, was wir in 1. Johannes 3,5 finden („dass er offenbart worden ist, damit er unsere Sünden wegnehme“).

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