Die Freude des Himmels und die Erfahrung der Wüste
1. Petrus 1

John Nelson Darby

© SoundWords, online seit: 16.10.2007, aktualisiert: 15.10.2016

Leitverse: 1. Petrus 1

Gottes Kinder können daran gehindert werden, ihre Vorrechte in Christus zu genießen. Unserer Stellung nach sind wir mit Christus vereinigt. Nur die Wahrheit der Vereinigung mit Christus kann die Gnade erklären, die uns gegeben ist, und das Glück und die Herrlichkeit, die unser Teil sind. Paulus beschreibt unsere gesegnete Stellung in dem Brief an die Epheser. Petrus dagegen betrachtet die Kinder Gottes nicht als mit Christus im Himmel vereinigt; er sieht sie durch die Wüste ziehen, deren Umstände der Anlass sein können, ihnen den Genuss der christlichen Stellung und die Verwirklichung ihres gesegneten und herrlichen Platzes, der ihnen gehört, wegzunehmen.

Der Unterschied zwischen dem ersten Petrusbrief und dem Epheserbrief berührt mich. Petrus spricht von einem „unverweslichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, das in den Himmeln aufbewahrt ist für euch“, während wir hier auf der Erde sind. Paulus sieht uns im Brief an die Epheser versetzt „in die himmlischen Örter mit Christus“, das heißt, wir sind gesetzt auf die Höhe unserer Vorrechte. Petrus sieht uns nicht dort: Der Himmel ist zwar unsere Hoffnung, aber wir sind noch nicht dort. Auf der anderen Seite sagt Paulus: Ich bin in den himmlischen Örtern, denn wenn Christus unser Haupt ist, ist der Leib (die Gemeinde) auch dort. Für ihn ist es unmöglich, von dort wegzugehen. Nichts, sagt Paulus, wird uns scheiden von der Liebe Christi. Wenn ich mich selbst als tot betrachte, dann bin ich durch die Pforte des Kreuzes hineingegangen, während ich alle meine Sünden auf der anderen Seite zurücklasse.

Aber diese Befreiung von den Sünden führt die Christen auch in die Wüste, und Petrus stellt uns den Himmel als unsere Hoffnung vor. Der Christ ist noch nicht dort, aber er ist auf dem Weg dorthin. Darum sagt Petrus nicht, dass wir auferweckt sind, sondern dass die Auferstehung die Grundlage des Heils unserer Seele ist, das Ende unseres Glaubens (1Pet 1,9). Christus, sagt er, hat den Sieg über den Tod davongetragen, fortan seid ihr Fremdlinge und Beiwohner auf der Erde. Petrus sieht die Christen nicht als gesetzt in die himmlischen Örter (Eph 2,6), sondern er sieht sie als Pilger, die auf der Reise sind, um das gelobte Land zu erreichen. Das ist auch sehr kostbar. Wir dürfen nichts von unserer Stellung abtun oder sie herabsetzen, sondern wir müssen die Umstände, die wir durchleben, als etwas betrachten, was uns näher zu Gott bringt, anstatt sie als etwas zu sehen, was uns von Ihm scheidet.

Wer die Steine der Wüste fühlt, muss auch die Gnade der Tatsache erkennen, dass er sich nicht mehr in Ägypten befindet, sondern aus Ägypten erlöst ist. Die Schwierigkeiten, die Erprobungen des Glaubens, sind etwas ganz anderes als die Rückkehr in die Sklaverei der Welt, die Unzufriedenheit und Murren erzeugt. Denn wenn das der Fall ist, kann der Christ nicht sagen, dass er es genießt, nicht mehr in Ägypten zu sein. Er beklagt sich über die Schwierigkeiten unterwegs, während andere geradezu gestärkt werden, wenn ihr Glaube während ihres Wandels geprüft wird.

Das ist der Unterschied zwischen dem ersten Petrusbrief und dem Brief an die Epheser, dem wir noch den Brief an die Kolosser hinzufügen können. Petrus sagt dann auch: Ihr kennt die großen Grundsätze der Auferstehung. Ihr seid mit Christus gestorben, mit Ihm auferstanden und lebendig gemacht mit Ihm. Die Folge davon ist nicht, dass ihr auf den Himmel hofft – ihr seid schon dort –, sondern das ihr auf etwas anderes hofft, nämlich auf das Erbe aller Dinge (Eph 1,13-19).

Die Kolosser waren im Glauben schwach geworden, weil sie nicht am Haupt festhielten. Wenn ich nicht sagen kann, dass ich mit dem Haupt vereinigt bin, dann kann ich auch nicht sagen, dass ich dort bin, wo das Haupt ist, also im Himmel. Das Haupt bleibt immerzu unerschütterlich treu, doch mit dem Leib ist es nicht so. Darum sagt Paulus zu ihnen: „Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus im Gott“ (Kol 3,1-3). Die Epheser brauchten nicht auf diese Weise ermahnt zu werden. Paulus zeigt ihnen die Vorrechte, die sie besaßen. Die Kolosser aber musste er ermahnen, weil sie sich nicht am Haupt festhielten und der Himmel für sie nur eine Hoffnung geblieben war. Die Epheser hofften nicht, dort zu sein, sie waren dort, und Paulus konnte zu ihnen sagen: Bleibt auf der Stufe eurer Vorrechte.

Aber es gibt noch etwas anderes als die Freude des Glaubens: nämlich das Leben des Glaubens – auch das muss verwirklicht werden; und Petrus stellt uns die Wahrheit vor. Selbst für Christus war es etwas ganz anderes, auf dem Berg zu sein oder von dort hinabzusteigen, um unten die Macht Satans zu erfahren. Christus war jederzeit und überall vollkommen, aber für uns bedeutet das Leben durch den Glauben nicht immer, dass wir die Freude des Glaubens erleben. In der Freude vergesse ich alles, aber das Leben durch den Glauben besteht darin, inmitten der Schwierigkeiten des Lebens und gegenüber dem Teufel bei den göttlichen Grundsätzen zu bleiben. Wir singen: Jesus allein ist mein Licht und Leben. – Das ist eine herrliche Wahrheit für die Seele: Jesus allein. Aber wie viele Dinge hindern uns daran und verhindern, dass unsere Pilgerreise kein Leben durch Glauben ist. Wir werden in der Tat für das Erbe bewahrt durch die Kraft Gottes, aber wir müssen selbst laufen, um es zu empfangen. Während wir laufen, bewahrt Er uns; aber Er will, dass unsere Herzen täglich abhängig bleiben.

Unser Heil gründet sich auf der Auferstehung Christi. Der Gegenstand meines Glaubens und meine Hoffnung liegt außerhalb dieser Welt. Allen, die an das Werk glauben, das Gott durch Christus vollbracht hat, stellt Petrus stellt den Herrn Jesus als Gegenstand vor. Gott hat Ihn auferweckt. Er ist ein Heiland-Gott. Er bringt den Glauben und die Früchte des Glaubens hervor, und wir werden bewahrt durch den Glauben. Das bedeutet nicht nur, dass wir gerettet sind, sondern dass Er offenbart werden wird. Wir müssen wandeln, um Ihn zu erlangen und um durch die Welt zu gehen. Unsere Zuneigungen müssen auf Christus gerichtet sein. Wir müssen so wandeln, dass die Anziehungskraft dieser verlorenen Welt – die uns umringt und im Bösen liegt – ihren Wert für uns verliert. Diese Welt muss eine Wüste für uns werden.

Alles wird durch Ihn angeordnet, selbst die Erprobung. Gott hat sie nicht wegnehmen wollen, sondern Er will, dass wir in dieser Wüste die Hilfsbrunnen finden, die in Ihm sind. Wir wollen froh sein; das Heil liegt bereit, um offenbart zu werden. Das Wort sagt es mir, ich weiß es und ich kann warten. Wenn nichts zwischen mir und Christus steht, dann gilt meine ganze Zuwendung Ihm. Dann teile ich mit Ihm seine Herrlichkeit und warte darauf, mit Ihm offenbart zu werden. Seine Erscheinung bedeutet alles für mich. Alles ist verändert, auch die Welt selbst ist als Wüste aus meinen Augen verschwunden.

Es ist keine Freude, durch die Erprobung zu gehen, aber Gott will uns dadurch von der Welt loslösen, damit wir unsere Freude in dem Herrn Jesus finden. Die Folge davon ist, dass uns während unserer Wüstenreise alle Hilfsbrunnen Gottes zu Diensten stehen. Wenn wir diese nicht hätten, würden wir niemals den Reichtum der Gnade verstehen. Die Wüste zeigt alle unsere Bedürfnisse, aber zur gleichen Zeit finden wir alle Hilfsbrunnen, die unseren Nöten abhelfen. Du wirst vielleicht sagen, dass du nicht auf dem Stand bist, um solche Erfahrungen zu genießen. Das tut wenig dazu, denn wenn der Herr Jesus offenbart wird, wirst du entdecken, dass „die Bewährung eures Glaubens … befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi“ (1Pet 1,7). Darum steht geschrieben: „Denn ihr habt Ausharren nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt“ (Heb 10,36).

Kannst du sagen, dass du in den verschiedenen Umständen des Lebens die Freude des Glaubens oder die Kraft des Glaubens gefühlt hast? Was das Letztere betrifft, ist es auch gut, sich einmal selbst fragen, ob das, was man durchmacht, eine Erprobung ist oder ob es das Genießen der Hilfsbrunnen Gottes ist? Je mehr ich meine Einheit mit dem Haupt genieße, umso entsetzter bin ich über alle nichtigen Vergnügungen, und dann begreife ich, was das Leben des Himmels ist. Dann sind die Erprobungen nicht die Folge meines Egoismus, sondern meines Glaubens. Erfährt du die Erprobungen des Glaubens? Hast du lebendige Hoffnung, bei dem Herrn zu sein? Ist die Erwartung unserer Offenbarung mit dem Herrn ebenso kraftvoll vorhanden wie früher? Hast du die Lenden umgürtet und wartest du auf Ihn?

Es ist herrlich, im Alltagsleben zu wissen, dass ich auf dem Weg bin und in Christus alle meine Hilfsbrunnen habe. Alles, was ich hier auf der Erde durchmache, kann mich nur näher zu Ihm bringen. Er ist mein und ich bin sein. Ich kenne den, der von Beginn an ist. Meine ganze Lebensgeschichte steht im Zeichen des Ablegens: das Alte abzulegen, damit Christus alles für mich ist. Wenn das so ist, dann wird unser Herz in der Erprobung glücklich sein, erfüllt mit einer unaussprechlichen und verherrlichten Freude (1Pet 1,8). Unser Herz wird ruhig sein und im Frieden bewahrt bleiben. Die Schlussfolgerung ist: Wir alle haben eine sündige Natur, aber welche Mühe hat Gott selbst auf sich genommen, um alles aus unseren Herzen wegzunehmen, was nicht passend ist für seine Heiligkeit.

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