Die sündige Natur in uns und Gottes Wege mit uns

John Nelson Darby

© Beröa-Verlag, online seit: 24.10.2001, aktualisiert: 08.04.2021

Wenn ich in Jesus Christus bin, so ist Christus in mir, und es stellt sich dann die Frage: Wird meine sündige Natur so niedergehalten, dass dies praktischerweise in mir verwirklicht wird? Die sündige Natur ändert sich ja nie, wir haben beständig darüber zu wachen.

Der Apostel Paulus wurde in das Paradies entrückt. Da könnten wir denken, es sei nun keine Spur der sündigen Natur mehr in ihm gewesen. Wir wissen aber, dass er einen Engel des Satans brauchte, etwas, was ihn demütigte, damit er sich nicht überhob. Der Herr setzte seinen Diener einer Gefahr aus, begegnete dann aber dieser Gefahr durch etwas, was Paulus in den Staub beugte. Er nahm die Offenbarung nicht von ihm weg, auch den Dorn nicht, der in etwas bestand, das, wie wir aus Galater 4,13.14 schließen müssen, ihn in seinem Dienst verächtlich machen konnte, also gerade in der Sache, in welcher er mit ganzer Seele lebte.

Auf ähnliche Weise handelte Gott mit Hiob. Er konnte von ihm zu Satan sagen: „Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn seinesgleichen ist kein Mann auf Erden.“ Er war von jeder Segnung umgeben und sagte von sich selbst: „Wenn das Auge mich sah, zeugte es von mir.“ Gott aber erlaubte dies nicht. Es war zwar durchaus zutreffend, aber Hiob hatte begonnen, groß von sich zu denken. Darum gab der Herr ihn hin, auf dass er gebrochen würde. Dann sagte er nicht mehr: „Wenn das Auge mich sah, zeugte es von mir“, sondern: „Nun hat mein Auge dich gesehen. Darum verabscheue ich mich.“

Das ist es, was wir alle nötig haben: ein volles Bewusstsein dessen, was wir in uns selbst sind. Doch dürfen wir dabei das Bewusstsein dessen, was wir in Christus sind, nicht verlieren. Gleichwie wir erkannt haben, dass wir Menschen in Christus sind – und Gott verhüte, dass diese Erkenntnis geschwächt werde –, so müssen wir auch lernen, dass wir diesen Schatz in irdenen Gefäßen haben.

Die sündige Natur hindert uns, dies zu verwirklichen, und muss daher im Tode gehalten werden. Ich muss lernen, dass die sündige Natur nicht das kleinste Recht hat, ein Wort zu sagen oder einen Willen zu haben, und in dem Maße, als ich dies lerne, wachse ich in der gesegneten Erkenntnis der unausforschlichen Reichtümer, die in Christus sind.

Gott schenkt mir zuerst die Stellung in Christus und lässt mich dann seine erziehende Hand erfahren in all den Übungen, durch die Er mich gehen lässt. Er lehrt mich dadurch, völlig von Ihm abhängig zu sein, indem ich mir meiner äußersten Schwachheit bewusst werde. Aber wie Paulus habe auch ich Christus in mir und bin gerne schwach, auf dass seine Kraft auf mir ruhe. Das Geheimnis aller Kraft ist das tiefe Bewusstsein, dass ich nichts tun kann, durchaus nichts, dass aber seine Kraft in meiner Schwachheit vollbracht wird.

Wenn Gott seinen Sohn dahingegeben hat, um uns zu seinem Eigentum zu machen, wie sollten da unsere Seelen nicht so für Ihn eingenommen sein, dass wir in allem für den leben, der für uns gestorben ist! Er starb, „auf dass die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt ist“.

Wenn wir Sein sind, so haben wir nach einer einzigen Sache zu trachten: Jesus Christus zu offenbaren, Ihm zu dienen, gleich Menschen, die auf ihren Herrn warten. Der Sohn Gottes ist dahingegeben worden, nicht damit wir fortfahren sollten, die sündige Natur zu befriedigen, sondern dass wir praktisch von ganzem Herzen Ihm angehören, gleichwie wir in der Tat sein Eigentum sind.

Dass wir uns doch gerne des Anspruchs bewusst wären, den Christus auf uns, seine Erlösten hat, auf dass wir hier für Ihn seien, bis Er kommt, um uns zu sich in seine Herrlichkeit zu nehmen!


Originaltitel: „Die Wege Gottes mit uns“
aus Halte fest, Jg. 26, 1983, S. 85–87
mit freundlicher Genehmigung des Beröa-Verlages, Zürich

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