J.N. Darby und die Bibel
Gedanken von J.N. Darby über die Bibel

John Nelson Darby

© EPV, online seit: 08.02.2001, aktualisiert: 05.04.2021

Ich habe einen tiefen, ungeheuchelten, ich glaube sagen zu dürfen, von Gott gegebenen Glauben an die Bibel.

Durch die Gnade bin ich durch sie überführt, erleuchtet, zum Leben erweckt und errettet worden. Ich habe durch sie die Kenntnis von Gott empfangen, um seine Vollkommenheiten anbetend zu bewundern, und die Kenntnis von Jesus dem Heiland, der Freude, der Kraft und dem Trost meiner Seele. Es gibt viele, die es gewissermaßen anderen Menschen zu verdanken haben, dass sie zu Gott gebracht worden sind, seien es Prediger jenes Evangeliums, das die Bibel enthält, oder Freunde, die an dem Wort ihre Wonne haben. So war es nicht bei mir. Jenes Werk, das natürlich immer Gottes Werk ist, wurde in mir durch das geschriebene Wort bewirkt. Wer einmal den Wert Jesu kennengelernt hat, der weiß auch, was ihm die Bibel wert ist. Muss ich mich selbst auch leider manches Versäumnisses anklagen in einem wechselvollen Leben voll mannigfacher Mühe und Arbeit, die Bibel hat mir gegenüber nie etwas versäumt. Und wenn sie im Blick auf die armseligen Verhältnisse und dürftigen Umstände der Zeit nie versagt hat, so wird sie es, des bin ich gewiss, auch im Blick auf die Ewigkeit nie tun. „Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit“ (1Pet 1,25).

Wenn dieses Wort sich bis zu meinem niedrigen Zustand herablässt, so reicht es andererseits hinauf bis zu Gottes erhabener Höhe, denn es ist von dort; geradeso wie die Liebe sich dadurch, dass sie sich zu mir herabneigt und sich jeder Einzelheit meiner Schwachheiten und Verfehlungen anpasst, als göttlich erweist, denn niemand außer Gott könnte so handeln, und deswegen führt diese Liebe hinauf zu Ihm. So wie Jesus von Gott kam und zu Gott ging, so auch dieses Buch, das in göttlicher Weise Ihn offenbart als den von Gott Gekommenen und zu Ihm Erhobenen. Wird es wirklich aufgenommen, so bringt es die Seele zu Gott, denn Er hat sich in dem Wort offenbart. Die Beweise für seine Wahrheit liegen alle in ihm selbst! Die Sonne bedarf keines Lichtes, um dadurch sichtbar zu werden.

Ich bezeuge auf das Klarste und Entschiedenste meine tiefe, gottgelehrte Überzeugung von der Inspiration der Schriften. Obwohl ich selbstverständlich zugebe, dass sich in der Überlieferung des Textes oder in der Übersetzung Fehler finden können, so lese ich die Bibel doch, sooft ich es tue, als ein Buch von unbedingter Autorität für meine Seele, als Gottes Wort. Es gibt kein größeres Vorrecht als dieses: Mitteilungen unmittelbar von Gott selbst zu empfangen.

Meine Freude, mein Trost, meine Speise, meine Kraft auf meinem ganzen bisherigen Pilgerpfad waren die bedingungslos als das Wort Gottes aufgenommenen Schriften. Im Anfang meines Weges musste ich allerdings bezüglich dieses Punktes durch tiefe Seelenübungen gehen. Aber seitdem bin ich durch die Gnade dahin gekommen, an dem Wort festzuhalten als an einem unzerreißbaren Bindeglied zwischen meiner Seele und Gott, sollten auch dabei Himmel und Erde, die sichtbare Kirche und der Mensch selbst in nichts zerfallen. Es genügt mir, dass Gott es mir als solches gegeben hat. Ich zweifle nicht daran, dass es der Gnade des Heiligen Geistes bedarf, um das Wort für uns nutzbringend zu machen und ihm wirkliche Autorität für unsere Seelen zu geben betreffs dessen, was wir sind; aber das ändert nichts an dem, was es in sich selbst ist. Soll es seine Wahrheit erweisen, muss es vorher wahr gewesen sein. Und hier möchte ich hinzufügen: Wenn es auch der Gnade Gottes und des Werkes des Heiligen Geistes bedarf, um dem Wort jene lebendig machende Kraft zu geben, so hat dennoch die göttliche Wahrheit, Gottes Wort, einen Einfluss auf das natürliche Gewissen, dem dieses sich nicht entziehen kann. Das Licht macht den Übeltäter offenbar, auch wenn dieser es hasst. Und so tritt das Wort Gottes an den Menschen heran, er mag ihm noch so feindlich gesinnt sein, einerseits – und dafür sei Gott gepriesen! – in Gnade, andererseits in Wahrheit. Und gerade dieser Umstand beweist die Bosheit des Willens des Menschen in der Verwerfung des Wortes.

So besitzt das Wort Macht über das Gewissen, selbst wenn der Wille noch nicht verändert ist. Diese Tatsache mag die Abneigung des Menschen gegen das Wort noch vergrößern; aber die Abneigung ist vorhanden, weil das Gewissen fühlt, dass es die Wahrheit nicht leugnen kann. Die Menschen leisten dem Wort Widerstand, eben weil es wahr ist. Träfe es ihr Gewissen nicht, so brauchten sie sich nicht so viel Mühe zu geben, um sich seinem Einfluss zu entziehen und es zu widerlegen. Man wappnet sich nicht gegen Strohhalme, wohl aber gegen ein Schwert, dessen scharfe Schneide man fühlt und fürchtet.

Ich wiederhole: Die Bibel redet von Gnade sowohl als auch von Wahrheit. Sie redet von der Gnade und Liebe Gottes, der seinen eingeborenen Sohn dahingab, dass Sünder wie du und ich bei Ihm sein und Ihn tief, wahr und nahe, ganz nahe kennenlernen und Ihn in alle Ewigkeit, ja jetzt schon, genießen möchten; damit das Gewissen, vollkommen gereinigt, mit Freuden in seiner Gegenwart weilen möchte, ohne irgendeine Wolke, ohne Vorwürfe und Befürchtungen. Und in solcher Weise dort zu sein, in Gottes Liebe ruhend, das ist „völlige Freude“. Die Bibel sagt dem Menschen die Wahrheit über sich selbst, aber sie sagt ihm auch die Wahrheit von einem Gott der Liebe und enthüllt zugleich die Weisheit seiner Ratschlüsse. Das allerbeste Mittel aber, um von der Wahrheit und Autorität der Bibel überzeugt zu werden, ist, das Wort selbst zu lesen.

Dieses Buch enthält die Absichten Gottes, den Zustand des Menschen, den Weg der Erlösung, die Strafe der unbußfertigen Sünder und die Seligkeit der Gläubigen. Seine Lehren sind heilig, seine Vorschriften bindend, seine Geschichten wahr und seine Bestimmungen unumstößlich. Lies es, um weise zu sein, und lebe danach, um heilig zu sein. Es enthält Licht, um dich zu leiten, Nahrung, dich zu erhalten, und Trost, dich zu erquicken. Es ist die Landkarte des Reisenden, der Stab des Pilgers, der Kompass des Steuermanns, das Schwert des Kriegers und das Banner des Christen. Hier wird ein Paradies wiederhergestellt, der Himmel geöffnet und die Tore der Hölle verschlossen. Christus ist der hohe Gegenstand dieses Buches, unser Heil, seine Absicht und die Verherrlichung Gottes sein Endziel. Es sollte unser Gedächtnis erfüllen, das Herz regieren und die Füße leiten. Lies es langsam, lies es mit Gebet! Es ist eine Quelle des Reichtums, ein Strom der Freude. Es ist dir zum Leben gegeben; es umschließt die höchste Verantwortung, wird die größte und kleinste Arbeit belohnen und alle verdammen, die mit seinem heiligen Inhalt nicht Ernst machen.


Aus dem Heftchen Die Bibel – das Buch der Offenbarung Gottes;
Gedanken von J.N. Darby und C.H. Mackintosh
, Ernst-Paulus-Verlag

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