Der Sohn Gottes, der mich geliebt hat
Kolosser 1,12-22

Hendrik Leendert Heijkoop

© SoundWords, online seit: 09.07.2002, aktualisiert: 26.04.2020

Leitverse: Kolosser 1,12-22

Das ist mein Heiland

Als die englische Königin [Elizabeth II.] gekrönt wurde, stand eins ihrer Kinder auf dem Balkon, und als der Kleine seine Mutter sah, angetan mit dem prächtigen Krönungskleid und mit der Krone auf ihrem Haupt, rief er: „Das ist Mutter!“ Hieran musste ich denken, als wir soeben das Lied sangen und ich zurückdachte an das, was wir heute gesehen und besprochen haben. Und das möchte ich gerne denen in unserer Mitte sagen, die den Herrn Jesus noch nicht kennen. Ich möchte dich auf Ihn hinweisen und sagen: Das ist der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.

Wir haben heute bei der Betrachtung von Hebräer 1 seine Herrlichkeit gesehen, Ihn den ewigen Sohn Gottes. Wir sahen, dass Er die Offenbarung Gottes ist, dass Gott nun im Sohn zu uns redet; wenn Er redet, redet Gott. Wir haben gesehen, dass Er der ist, der Himmel und Erde geschaffen hat; dass Er der Abdruck der Herrlichkeit des Wesens Gottes, ja die Offenbarung der vollkommenen Herrlichkeit Gottes ist; dass Er das Werk der Reinigung der Sünden bewirkt hat durch sich selbst. Wir haben gesehen, auch wenn wir nicht darüber gesprochen haben, dass Er alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt. Und jeder von uns, der Ihn kennt, hat sagen können: „Das ist diese wunderbare Person, zu der wir voll Bewunderung aufsehen, deren Herrlichkeit wir anschauen“, von der es wahr ist, was heute Nachmittag ein Bruder zu mir und einigen anderen sagte: „Wir begreifen nichts davon, wer könnte seine Herrlichkeit ergründen?“ Ja, wer könnte diese Herrlichkeit verstehen? Das ist mein Heiland. Der ist Er, der für mich an das Kreuz ging, der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.

Kannst du verstehen, dass ich Ihn liebe? Kannst du verstehen, dass es die Freude meines Herzens ist, dass ich Ihn kenne? Dass mein Leben glücklich ist, weil ich weiß, dass Er mein Heiland ist? Und kannst du etwas davon begreifen, was es für mich bedeutet, dass Er mich geliebt hat, so sehr, dass Er für mich an das Kreuz gegangen ist, um dort für mich zu sterben? Ja, es ist wahr, Gottes Wort sagt, dass Er sich für alle die Seinen hingegeben hat. Die Schrift sagt in Epheser 5,2, dass Er uns, alle die Seinen, geliebt hat; und etwas weiter im gleichen Kapitel, dass Er die Versammlung geliebt hat. Das sind wunderbare Dinge. Aber der Vers Galater 2,20b ist doch immer kostbarer für mein Herz. Er sagt, dass Christus nicht nur alle Gläubigen geliebt hat, sondern dass Er mich persönlich geliebt hat; dass Er an das Kreuz ging, an mich gedacht hat. Dass Er, als Er das Werk am Kreuz vollbrachte – das wunderbare Werk, was seine Folgen betrifft, aber das schreckliche Werk, was sein Leiden am Kreuz betrifft –, an mich gedacht und für mich das Werk auf sich genommen hat. Wenn ich der einzige Sünder gewesen wäre, auch dann wäre Er gekommen, auch dann wäre Er an das Kreuz gegangen, auch dann wäre Er zur Sünde gemacht worden, auch dann hätte Er das ganze Werk dort vollbracht und all das Leiden freiwillig auf sich genommen, weil Er mich geliebt hat und sich selbst für mich hingeben wollte. Das ist mein Heiland!

Der Prinz wies auf seine Mutter, auf sie, die da in königlichen Kleidern vor ihm, vor all den Menschen stand, mit der Krone auf ihrem Haupt.

„Fähig gemacht“

Nun, hier in diesen Versen lesen wir, wer Er ist, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. Zuerst wird in Kolosser 1,12 und 13 gesagt, was ich empfangen habe:

Kol 1,12.13: Wir danksagen dem Vater {ja, Gott ist mein Vater geworden}, der uns fähig gemacht hat {oder würdig} zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht.

Welche wunderbaren Dinge! Würdig gemacht zum Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht!

Ich denke an Römer 3,23, wo Gottes Wort von jedem Menschen auf Erden sagt: „Es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.“ Das hat Gottes Wort von mir gesagt: Ich konnte die Herrlichkeit Gottes nicht erreichen. Ich denke an Epheser 5,8: „Einst wart ihr Finsternis.“ Das hat Gottes Wort von mir gesagt. Und es sagt auch, „dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist“ (1Joh 1,5). Wie könnte ich in seine Gegenwart kommen, ich, der Finsternis war und seine Herrlichkeit nicht erreichen konnte? Und nun steht hier: „Er hat mich würdig gemacht, fähig gemacht, teilzuhaben am Erbe der Heiligen in dem Licht“, am Erbe derer, die völlig abgesondert sind von aller Sünde und Ungerechtigkeit, völlig abgesondert von allem, was nicht mit Gott in Übereinstimmung ist, an dem Teil, was sie haben in der Gegenwart Gottes in dem Licht. Gott ist Licht und in Ihm ist gar keine Finsternis. Und ich bin fähig gemacht, in seine Gegenwart zu kommen, wo das Licht ist, das jede Finsternis, jede Unsauberkeit, jede Unreinheit offenbar macht; wo alles gesehen wird, wie es in Wirklichkeit ist, und da mein Teil zu haben, mein Erbteil.

„Versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe“

Kol 1,13: Er hat uns errettet aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.

Ich bin versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, dahin, wo die Atmosphäre Liebe ist, wo alles von Liebe spricht. Nicht von der Liebe, von der wir Menschen sprechen, sondern von der Liebe, die der Vater zum Sohn hat. Es ist der Sohn seiner Liebe und also sein Reich, wo alles, die ganze Atmosphäre, gekennzeichnet wird von den Gefühlen, die der Vater für den Sohn hat. Dahin bin ich versetzt, das ist der Platz, wohin ich jetzt gebracht bin. Sind das nicht wunderbare Dinge: würdig gemacht zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht, versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe?

Da mag ein Mensch, der das Wort Gottes nicht kennt, der die Wahrheit von Gott nicht kennt, wohl fragen: Wie ist das möglich? Wie einst die Jünger sagten: „Wer kann dann errettet werden?“ Was ist ein Mensch im Vergleich zu dem Schöpfer von Himmel und Erde, im Vergleich zu dem, der durch ein Wort, durch das Aussprechen seiner Gedanken das Weltall erschaffen hat, von dem die Erde nur ein ganz kleines Stückchen ist? Was ist denn ein Mensch in dem Weltall? Ein nichtiges Geschöpf, das dazu verloren war und schuldig vor Gott stand, von dem Gott sagte: „Es schmerzt mich in mein Herz hinein, dass ich den Menschen gemacht habe.“ Wie kann der in seine Gegenwart kommen, würdig gemacht, in seiner Gegenwart zu sein, dem zu entsprechen, was Er ist (Gott ist Licht), fähig gemacht, in das Licht einzugehen (Gott ist Liebe), versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, heilig und tadellos vor Ihm in Liebe?!

Oh, da hat Gott selbst die Antwort gegeben: Das konnte sein, weil Einer da gewesen ist, der wollte, dass ich diesen Platz bekommen sollte, und der alles getan hat, was dazu nötig war. Das ist mein Heiland, das ist der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. Das ist Er, der, 1900 Jahre ehe ich geboren wurde, ja schon viel früher, an mich gedacht und mich geliebt hat. Und der, 1900 Jahre ehe ich geboren wurde, schon alles in Ordnung gebracht hat, damit ich, wenn ich geboren werden und ein Sünder sein würde (und Er wusste, dass ich das sein würde) und ich verloren sein würde (und Er wusste, dass es so mit mir sein würde), ich nicht in diesem Zustand zu bleiben und verlorenzugehen brauchte, sondern an diesen Platz gebracht werden sollte: in das Licht, in die Liebe, völlig Gott entsprechend in seine Gegenwart, weil Er mich liebte.

Oh, Er hat gesorgt, dass ich an einem Platz geboren wurde, wo ich das Evangelium hören würde. Er hat bestimmt, dass ich in einer Familie geboren werden sollte, wo die Eltern den Herrn Jesus kannten, so dass ich von Jugend an von Ihm hören konnte. Und Er hat durch den Heiligen Geist an meinem Herzen gewirkt, dass ich mich als einen verlorenen Sünder gesehen habe und zu Ihm gegangen bin, und dann hat Er aufgrund des Werkes, das Er 1900 Jahre zuvor am Kreuz vollbracht hat, meine Sünden abgewaschen und mir diesen Platz gegeben. Und dann hat Er mich seine Liebe sehen lassen, diese unendliche Liebe, die schon Ewigkeiten bevor ich geboren wurde, an mich gedacht und so unendlich viel für mich zustande gebracht hat. Könnt ihr das begreifen, ihr, die ihr den Herrn Jesus nicht kennt, dass ich Ihn liebe? Könnt ihr es begreifen, was es für ein Menschenherz ist, sagen zu können: Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat? Kannst du etwas von der Herrlichkeit dieser Person sehen, die solches getan hat?

Und wer war Er, der solche Dinge tat? War Er ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir? Ja, Er ist Mensch geworden, wahrhaftiger Mensch, wie Galater 4,4 sagt: „geboren von einer Frau“. Warum? Weil dies der einzige Weg war, auf dem Er mich retten konnte. Weil nur ein Mensch für einen Menschen eintreten, seine Schuld bezahlen konnte. Darum ist Er, der große Gott, der ewige Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde, der Ewige, Mensch geworden, denn nur auf diese Weise konnte ich gerettet werden. Nur wenn Er herniederkam bis auf den Platz, wo ich war, und meinen Platz einnahm in meinem verlorenen Zustand, beladen mit meinen Sünden, unter dem Gericht Gottes. Er hat sie getragen: „Er hat selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holze getragen“ (1Pet 2,24)! In Psalm 40 ruft Er: „Meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht …, zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes.“ Das waren meine Sünden! Und das Wort sagt: Er wurde zur Sünde gemacht. Oh, Er ist in meinen Zustand eingegangen, meinen Zustand von Sünde. Und Er rief zu Gott: „In den Staub des Todes legst du mich“, denn meine Sünden hatten mir den Tod eingebracht: „Der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Röm 6,23). Darum musste Er herniederkommen, Mensch werden, in diese Tiefen hinabsteigen, weil ich nur auf diese Weise gerettet werden konnte.

„Der Erstgeborene aller Schöpfung“

Und wer war Er, der dies tat? Wir lesen es hier:

Kol 1,15: Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung.

Das war Er, als Er Mensch auf Erden war. Da war Er das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung. Er war wahrhaftig Mensch, das ist wahr, aber Er war der Mensch, der über allem stand. Er war derjenige, der das Haupt von allen Dingen war. In 1. Korinther 11 steht: Er ist das Haupt eines jeden Mannes, nicht allein der Gläubigen, sondern eines jeden Mannes, gläubig oder ungläubig. In Epheser 1 steht, dass es Gottes Ratschluss ist, einmal alle Dinge unter Ihm als Haupt zusammenzubringen. Schon durch sein Kommen in diese Schöpfung nahm Er diesen Platz ein! Als Er geboren wurde, war Er zugleich das Haupt von allem, was geschaffen war, von den Menschen, von den Engeln, von dem Weltall. Er war das Haupt. Warum?

„Durch ihn geschaffen“

Kol 1,16: Durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.

Wenn der Schöpfer in unendlicher, sich herablassender Gnade den Platz eines Geschöpfes einnimmt, kann Er dann in seiner eigenen Schöpfung einen anderen Platz einnehmen als den des Hauptes über alles, des Erstgeborenen, des Höchsten? Nein, unmöglich, denn durch Ihn sind alle Dinge geworden.

Oh, durch Ihn sind die Menschen geschaffen worden. Ihm allein habe ich als Mensch den Ursprung meines Bestehens, meines Daseins zu danken. Ihm allein hast auch du dein Entstehen zu danken. Durch Ihn ist diese Erde entstanden, durch sein Wort bereitet: „Er sprach, und es war“ (Ps 33,9). Durch Ihn ist das Kleid dieser Erde entstanden, alles, was auf dieser Erde ist, das Grün, die Blumen, die Berge, die Tiere. Das Weltall und alle Dinge, die in dem Weltall sind, sind durch sein Wort entstanden. Hebräer 11,3 sagt: „Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind.“ Er sprach, und als Er seinem Willen Ausdruck gab, entstand alles. Das ist mein Heiland. Er, der dies alles zustande gebracht hat, ist der Sohn Gottes, der aus unendlicher Liebe für mich an das Kreuz von Golgatha ging, um dort für mich zu sterben.

Die meisten unter uns haben in den letzten Jahren sicher von den unendlichen Kräften gelesen, die in der Schöpfung niedergelegt sind, die als Atomspaltung bekannt geworden sind. Habt ihr nicht gehört von der unsagbaren Kraft, die in einem kleinen Fingerhut voll Staub verborgen ist? Welch eine Kraft muss dann in der ganzen Erde verborgen liegen! Eine Kraft, die unmessbar groß ist. Und das ist erst das, was bekannt ist. Wie unendlich groß sind diese Dinge! Aber wie unendlich groß muss dann der sein, der durch sein Wort diese Kraft darin niedergelegt hat, allein durch sein Wort, der durch sein Wort nicht allein diese Erde, sondern das Weltall geschaffen hat! Stehen unsere Gedanken nicht still, wird uns nicht schwindelig, wenn wir daran denken? Nun, diese unendlich herrliche Person ist mein Heiland, der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.

„Für ihn geschaffen“

Aber das ist nicht alles. Er hat, wie hier steht, alle Dinge erschaffen, die Dinge auf der Erde und die Dinge, die in den Himmeln sind. Die sichtbaren und unsichtbaren. Die Throne, die Herrschaften, also auch die Engel und die Gewalten unter den Engeln. Aber warum hat Er alles geschaffen? Alle Dinge sind durch Ihn und für Ihn geschaffen. Es ist alles zu seiner Ehre. Er schuf das Weltall, damit es Ihm dienen sollte. Er schuf den Menschen, damit Er darin verherrlicht werden sollte. Er ließ mich geboren werden, damit ich zu seiner Verherrlichung, zu seiner Ehre sein sollte. Alle Dinge sind für Ihn geschaffen.

Und was war das Ergebnis? Was ist das Ergebnis, das Er mit seiner Schöpfung gehabt hat, auch mit meiner und deiner Erschaffung? Hier steht, dass wir auf Erden sind, dass es der Zweck jedes Menschen auf Erden ist, dass Er dadurch verherrlicht wird. Wie ist Er darin verherrlicht worden? Oh, gehe mit mir 6000 Jahre zurück, als Adam geschaffen war, der erste Mensch, und sieh. Gewiss, als Gott ihn geschaffen hatte, war alles gut. Aber was war die zweite Tat des Menschen? Dass er leugnete, wer Gott war, dass er all die herrlichen Eigenschaften seines Schöpfers leugnete, ja dass er Ihn, seinen Schöpfer, als Lügner hinstellte: Gott hat zwar gesagt, welches Tages du davon isst, wirst du gewisslich sterben. Aber das ist nicht so; mitnichten werdet ihr sterben, ihr werdet sein wie Gott. Gott will euch nicht hochkommen lassen. Er gibt euch nicht, worauf ihr ein Recht habt. Gott spricht nicht die Wahrheit. Gott ist nicht gut. Gott ist nicht gerecht. Gott ist nicht Liebe. – Das wagte der Mensch zu sagen, durch seine Handlungsweise zum Ausdruck zu bringen, er, der geschaffen war zu Gottes Ehre. Und haben wir, du und ich, in unserem Leben etwas anderes getan als Adam und Eva? Wenn ich zurücksehe auf mein Leben, soweit mein Bewusstsein reicht, und wenn du das tust, kannst du dann sagen, dass du zur Ehre seines Namens gewesen bist?

Der Tag ist gekommen, dass Er meine Augen geöffnet hat und mich hat erkennen lassen, wie Er mich von Anfang an gesehen hat, so wie Er mich kannte, als Er an das Kreuz ging, um mich zu retten. Der Tag ist gekommen, an dem ich vor Ihm niedergekniet bin und vor Ihm bekannt habe, dass ich verloren war und dass, wenn Er nach Gerechtigkeit mit mir handeln würde, Er mich nur in die Hölle werfen könnte; dass ich für ewig verloren war. Da habe ich es ausgesprochen: Wenn ich sterbe, gehe ich für ewig verloren, und habe um Gnade gerufen. Nun, Er hat diese Gnade für mich bewirkt!

Und nun siehst du solch einen Menschen, von dem Er in seinem Wort sagt: „Alles Gebilde der Gedanken seines Herzens ist nur böse den ganzen Tag“ (1Mo 6,5). Solchen Menschen, von dem sein Wort sagt: Es ist nicht ein guter Gedanke in ihm, da ist niemand, der Gutes tue, also auch ich nicht; niemand, der etwas Gutes tut (Röm 3,12), während es doch meine Pflicht gewesen wäre, ja der ganze Zweck meines Bestehens, Ihn zu verherrlichen. Statt dessen war ich nur zu Gottes Unehre. Und doch ist Er, der Schöpfer von Himmel und Erde, an das Kreuz gegangen, um für mich zu sterben. Nicht allein ließ Er mich geboren werden, nicht allein hat Er mich ertragen all die Jahre, Stunde für Stunde; ein Leben, das in vollem Gegensatz zu seinem Willen war, in vollem Gegensatz zu dem Zweck, den Er für mein Leben gesetzt hatte. Er hat es ertragen, Er hat mich geleitet, Er hat mich bewahrt, Er hat mein Leben gelenkt in allen Umständen, bis ich endlich so weit kam, dass ich mich selbst etwas kennenlernte, wie ich wirklich war und wie Er mich von jeher genau gekannt hat, damit ich zu seiner Gnade Zuflucht würde nehmen können. Kannst du solche Liebe begreifen?

Ich will einen anderen Fall erzählen von einer Frau, die ich gekannt habe, einer unbekehrten Frau, die eine gläubige Tochter hatte. Als sie 75 Jahre alt war, kam sie zu ihrer Tochter ins Haus, und als sie 85 Jahre alt war, ist sie zur Bekehrung gekommen. Kannst du eine solche Gnade begreifen? Eine Frau, die 85 Jahre der Stimme der Gnade widerstand, die 85 Jahre lang das Angebot seiner Liebe abwies und die Er 85 Jahre alt werden ließ – wer wird 85 Jahre? –, damit sie dann endlich so weit käme, und die Er dann nicht abwies, sondern annahm und sie bald in seine Herrlichkeit aufnahm.

Kannst du das begreifen? Kannst du die Gnade des Einen begreifen, die einen Mann sein Leben in Sünde und Ungerechtigkeit zubringen ließ – Gottes Wort nennt ihn einen Übeltäter – und die diesen Mann in der letzten Stunde seines Leben hier auf Erden annimmt? Einen Mann, der es wagte, den Sohn Gottes zu verspotten, als Er am Kreuz hing, um Sünder zu retten? Einen Mann, der es wagte, Ihn zu lästern in dem Augenblick, als er selbst sterben musste und den Tod schon vor Augen hatte? Und dass der Herr diesem Mann gegenüber, als er im letzten Augenblick noch umkehrt und sagt: „Gedenke meiner, Herr, wenn du in deinem Reich kommst“, nicht einen Augenblick zögert, sondern ihm antwortet: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein“ (Lk 23,42.43)? Kannst du eine solche Gnade, eine solche Liebe verstehen? Eine Liebe, die an das Kreuz ging, um diesen Mann zu retten? Eine Liebe, die an das Kreuz ging und sich da verspotten ließ, die sich da lästern ließ durch denselben Mann, für den Er starb, und die im letzten Augenblick, in der letzten Stunde, Ihn doch noch annahm, als er um Gnade flehte? Das ist die Liebe meines Heilands; das ist die Liebe des Sohnes Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. Kannst du begreifen, dass ich Ihn bewundere? Kannst du begreifen, dass mein Herz Ihn liebt? Kannst du dir nicht vorstellen, dass es das Höchste ist, was ein Mensch haben kann, Ihn zu kennen als seinen Heiland, sagen zu können: Das ist der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat?

„Er ist vor allen“

Wer ist Er, diese wunderbare Person? Wir lesen weiter von Ihm:

Kol 1,17: Er ist vor allen, und alle Dinge bestehen zusammen durch ihn.

Wir haben im Brief an die Hebräer gelesen, dass Er alle Dinge trägt durch das Wort seiner Macht. Es ist also nicht so, dass Er im Anfang Himmel und Erde geschaffen und die Naturgesetze festgestellt hat und dass nun alles seinen Gang geht und Er sich nicht mehr darum kümmert. Nein, Tag für Tag, Stunde für Stunde, unaufhörlich trägt Er das Weltall, unterhält und lenkt es. Alles lenkt Er, so dass das Wort sagt, dass kein Sperling zur Erde fällt ohne seinen Willen: so lenkt Er alles. Kannst du dir vorstellen, wer Er ist, der das kann? Der mein Leben lenkt, aber auch dein Leben, der Sekunde um Sekunde das Leben lenkt, zumindest kann ich sagen, eines jeden Kindes Gottes auf Erden. Der die Weltumstände so lenkt, dass sie mitwirken zu dem Ziel, das Er in seinen Erziehungswegen mit seinen Kindern hat. Der alle Umstände so leitet, wie Er will und wie es gut ist für mich und für alle seine Kinder. Und der daneben noch alles so leitet, dass die, die Ihn noch nicht kennen, zum Stillstehen und zur Bekehrung kommen sollen. Damit sie und damit auch du, der du Ihn noch nicht kennst, doch zum Bewusstsein deiner Sündenschuld kommen mögest, zum Bewusstsein, dass du Ihn nötig hast und so dahin kommen solltest, zu Ihm deine Zuflucht zu nehmen! I

In Hiob 33 wird gesagt: Gott redet in einer Weise und in zweien zu dem Menschen, in einem Traum, einem Nachtgesicht. Wie lenkt Er so ein Leben? Wenn wir, die wir den Herrn Jesus kennen, auf unser Leben zurückblicken, dann sehen wir, wie Er alles gelenkt hat zu dem einen Ziel, das Er sich gesetzt hatte, dass wir zu Ihm kommen sollten, und wie Er auch danach unser Leben gelenkt hat. Bei dem einen erreicht Er es auf diese Weise, bei dem anderen auf jene.

Ich weiß von einem Fall eines Bruders und seiner Frau in Deutschland, die beteten für ihre Kinder, dass sie zur Bekehrung kommen möchten, aber es wurde niemand bekehrt. Da nahm der Herr die Frau aus ihrer Familie weg und von ihrem Mann, mit dem sie es so gut hatte. Warum? Vom Tag ihres Sterbens bis zum Tag nach ihrem Begräbnis kamen fünf zur Bekehrung, drei Töchter und zwei Schwiegersöhne. Dieser schwere Weg war offenbar notwendig. Darum brachte der Herr dieses Leid in das Leben des Mannes und der Familie – nicht für die Frau und Mutter selbst, denn sie ging zu dem Herrn Jesus und das ist „weit besser“ –, sondern um dadurch die unbekehrten Kinder zu erreichen, und so hat Er sie zu sich gebracht.

Ich kenne einen Bruder in Deutschland, dem im Krieg beide Hände abgeschossen wurden, er war kriegsblind auf beiden Augen und fast taub. Er sagte zu mir: „Ich bin so dankbar, dass der Herr das getan hat; denn ich kannte Ihn nicht und ich wollte Ihn nicht. Aber nun, nachdem Er das getan hat, bin ich zu Ihm gegangen und bin so glücklich in Ihm. Oh, wie bin ich dem Herrn dankbar, dass Er das getan hat.“ Kannst du begreifen, wie der Herr das kann? Das Leben lenken von all den Millionen Gläubigen und daneben noch wirken in den Herzen von Hunderten Millionen von Ungläubigen? Dass Er das Leben von allen Lebewesen auf Erden lenkt, so dass kein Sperling ohne seinen Willen zur Erde fällt? Wie Er die Natur lenkt und alles, was im Weltall ist? Er lenkt und unterhält es durch das Wort seiner Macht. Gottes Wort sagt, dass nichts ohne Ihn geschieht. Wie groß muss Er sein, der das tut! Nun, das ist der Sohn Gottes, der mich geliebt und für mich an das Kreuz gegangen ist. Oh, welch ein wunderbarer Heiland!

„Das Wohlgefallen der ganzen Fülle“

Ich will nicht mehr viel sagen. Nur auf eins möchte ich zum Schluss noch hinweisen:

Kol 1,19.20: Es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen 20 und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes –, durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln.

Stellen wir uns vor: Die ganze Fülle der Gottheit, Gott Vater, Gott Sohn und Gott der Heilige Geist wohnten in Ihm, in meinem Heiland, meinem Jesus!

Als Adam fiel, hat er die Erde, das Erbteil, in die Hand Satans mitgerissen; die Erde verfiel dem Fluch. Die himmlischen Örter sind durch Satan und seine Dämonen verunreinigt worden. Die Schöpfung wurde von Gott abgewendet.

Nun, die Dreieinheit, Gott, der dreieinige Gott, wohnt in Ihm und wollte alle Dinge mit sich versöhnen durch das Blut seines Kreuzes. Er ist gekommen und Er hat das Werk vollbracht, indem „er durch sich selbst die Reinigung der Sünden bewirkt hat“ (Heb 1,3). Er hat das in eigener Kraft zustande gebracht. Er hat die Schöpfung von Sünde gereinigt. Nicht dass das heute schon geschehen wäre, aber Er hat das Werk vollbracht, aufgrund dessen es geschehen wird. Die Grundlage ist sein Blut, das Er auf Golgatha vergossen hat. Aufgrund dieses Blutes sind wir und alle Gläubigen des Alten Bundes von dem Gericht gerettet; aufgrund des Blutes werden alle, die nicht verlorengehen, bald in den Himmel kommen; aufgrund dieses Blutes wird bald die Erde gereinigt, der Fluch aufgehoben werden; aufgrund dieses Blutes wird alles zurückgebracht werden in eine göttliche Harmonie, alles was jetzt durch die Sünde in Unordnung ist, in satanischer Unordnung anstelle der ursprünglichen göttlichen Ordnung. Alles wird durch Ihn, aufgrund seines Werkes, in eine göttliche Harmonie zurückgebracht werden.

Und als Er kam, um dieses unendliche Werk zu vollbringen, hat Er an mich gedacht und mich geliebt. Seine Liebe zu mir war es, die Ihn an das Kreuz trieb, um das Werk zu vollbringen. Oh, es war nicht die Liebe zur Schöpfung, die Ihn trieb; nirgends sagt die Schrift das. Es war nicht die Größe des Werkes, der Ruhm, den das Werk Ihm einbringen würde, der Ihn trieb. Die Schrift sagt, dass seine Liebe zu uns hinausging, dass seine Liebe zu der Versammlung hinausging. Die Schrift sagt, so dass auch ich es sagen darf, dass der Sohn Gottes mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.

Kannst du dir vorstellen, dass Er, der Unendliche, dessen Blut solche Kraft hat, dass die Schöpfung mit Gott versöhnt werden soll, dass Himmel und Erde gereinigt werden sollen, dass die Sünde der Welt weggenommen werden soll aufgrund seines Blutes, dass Er sein Blut vergoss, weil Er mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat? Ich will noch einmal fragen, dich, der du den Herrn Jesus noch nicht kennst: Beginnst du etwas zu begreifen, was dir fehlt? Das ist mein Heiland, ich habe Ihn dir vorgestellt. Er will auch dein Heiland werden. Bist du nicht eifersüchtig, einen solchen Heiland zu bekommen? Verlangst du nicht danach, Ihn zu kennen?

Ich erinnere mich an den 31. Dezember 1943 im Konzentrationslager Vught. Am Tag zuvor waren dreizehn Kameraden nach Scheveningen gebracht worden, und wir erwarteten nichts anderes, als dass sie alle erschossen werden würden. Wir arbeiteten in einer Abteilung von Philips. Da fragten mich einige, ob ich nicht etwas sagen wollte, da die Stimmung so entsetzlich niedergeschlagen war. Da habe ich Hebräer 13,8 vorgelesen: „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit“, und ich habe ihnen dann gesagt, was der Herr Jesus in diesem Jahr für mich gewesen war, seit wir am 13. Januar 1943 von Amersfoort als Erste nach Vught gekommen waren. Ich habe erinnert an alles, was in dem Jahr geschehen war, an all die schrecklichen Dinge, und habe dazu gesagt, was der Herr Jesus mir in dieser Zeit gewesen ist; weiter nichts. Danach kamen einige überzeugte Kommunisten zu mir und sagten: „Ja, wir sehen doch, dass ihr Christen etwas habt, was wir nicht haben.“ Das ist es. Sie haben es auch nicht.

Und ich hoffe, dass ihr, die ihr den Herrn Jesus nicht kennt, heute Abend unter den Eindruck gekommen seid, dass euch etwas ins Bewusstsein gekommen ist, dass wir etwas haben, was ihr nicht habt, was unendlich herrlich ist, etwas, was das Herz glücklich macht, etwas, was, wie die Schrift sagt, imstande ist, uns völlige Freude zu geben. Der Apostel schreibt: „Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude völlig sei!“ (1Joh 1,3.4). Willst du Ihn denn nicht auch als deinen Heiland annehmen? Er will auch dein Heiland sein. Er steht noch bereit und ruft: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben“ (Mt 11,28). Er steht noch bereit und wartet darauf, dich in seine Arme zu nehmen, dich zu retten, um dein Heiland zu werden, wenn du zu Ihm kommst mit deinen Sünden, deiner Schuld, deinem in seinen Augen, nein, in Wahrheit vergeudeten Leben, so kurz es auch ist. Auch wenn du es nicht für vergeudet hältst, für Ihn ist es vergeudet. Aber Er will dich retten. Willst du nicht zu Ihm gehen?


Nach einem Vortrag aus dem Jahr 1958

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