Epochen des Handelns Gottes und deren Niedergang
„Verfallstheorie“ oder biblische Lehre?

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 23.10.2017, aktualisiert: 13.06.2022

Einleitung

Wenn wir zu einem gesunden Bibelverständnis kommen wollen, müssen wir in der Bibel bestimmte Epochen unterscheiden, in denen Gott auf eine bestimmte Art und Weise mit dem Menschen gehandelt hat. Schon Augustinus bemerkte:

Unterscheide die Zeitalter, und die Bücher der Bibel sind in Harmonie![1]

Ähnlich beschreibt es der Bibelausleger L.S. Chafer:

Vermutlich wirft die Erkenntnis, dass in der Schrift verschiedene Heilszeitalter existieren, mehr Licht auf die ganze Botschaft der Bibel als jeder andere Aspekt biblischen Studiums. Häufig ist das erste klare Verstehen der Heilszeitalter und der von Gott in ihnen geoffenbarten Absichten der Beginn nützlicher Bibelkenntnis und wachsenden persönlichen Interesses an der Bibel.[2]

Niemand, der Gottes Wort aufrichtig liest, kann an der Tatsache vorbeigehen, dass Gott in unterschiedlichen Epochen unterschiedlich mit den Menschen gehandelt hat. Das hat übrigens nichts mit unterschiedlichen Wegen zum Heil zu tun. Insofern lieben wir den Begriff „Heilszeitalter“ auch nicht.

Es stellen sich dann natürlich Fragen: Welche Regeln, Ordnungen und Prinzipien gibt Gott für eine bestimmte Epoche? Welche Anweisungen gelten für uns Christen? Was lernen wir aus Anweisungen, die nicht direkt für uns Christen gelten? Nicht alles ist an Christen geschrieben, aber der Christ kann aus allem etwas lernen (2Tim 3,16.17; Röm 15,4; 1Kor 10,6.11). Wenn wir diese einfache Regel beim Bibellesen beachten, ist schon viel gewonnen. Die erste Frage beim Bibellesen muss sein: An wen ist dieser Bibeltext gerichtet? Dann können wir die Frage stellen: Was sagt mir der Text über Gott und den Herrn Jesus? Und erst dann sollten wir fragen: Was hat dieser Text mir zu sagen?

Wer die Epochen aufmerksam studiert, wird feststellen, dass jede dieser Epochen im Niedergang endet oder, sogar schlimmer noch, bereits kurz nach ihrem Beginn von Versagen gekennzeichnet ist.

Hier ein Überblick über die Epochen des Handelns Gottes mit dem Menschen:

Die Epoche der Unschuld

In der ersten (möglicherweise kurzen) Epoche der Menschheitsgeschichte gab Gott dem ersten Menschenpaar nur eine einzige Regel mit auf den Weg:

1Mo 2,17: Vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen.

Doch Eva ließ sich verführen und gab auch ihrem Mann von der Frucht. Die erste Epoche endet im Versagen des Menschen, der sehr gut aus der Hand Gottes hervorgegangen war. Der Mensch musste den Garten Eden verlassen, und eine neue Epoche begann.

Die Epoche des Gewissens

Diese Epoche ist durch die Abwesenheit irgendwelcher Regeln vonseiten Gottes geprägt. Der Mensch hatte nach dem Verlassen des Garten Edens die Bürde zu tragen, mit dem Gewissen, das er durch den Sündenfall bekommen hatte, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden:

1Mo 3,22: Der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses.

Eine Nähe zu Gott, der „bei der Kühle des Tages“ (1Mo 3,8) im Garten Eden wandelte, war jetzt unmöglich geworden. Obwohl Gott auch nach dem Sündenfall den Kontakt mit Adam suchte, war die Nähe vorheriger Tage dahin. Der Mensch musste in dieser neuen Epoche lernen, „dass Gott den Menschen aufrichtig geschaffen hat; sie aber haben viele Ränke gesucht“ (Pred 7,29). Diese Epoche endete im tiefsten Niedergang. Gott sollte es sogar reuen, den Menschen gemacht zu haben, ja, „es schmerzte ihn in sein Herz hinein“ (1Mo 6,6). So endete diese Epoche, in der das Gewissen der einzige Maßstab für Gut und Böse war, mit der Sintflut. Nur Noah und seine Familie fanden Gnade in den Augen Gottes.

Die Epoche der Regierung

Die „alte Welt“, wie Petrus sie später nennen sollte (2Pet 2,5; 3,6), wurde nicht verschont und ging unter. Die neue Welt, die Noah betrat, als er aus der Arche stieg, nennt Petrus „die jetzigen Himmel … und die Erde“ (2Pet 3,7). Der Apostel kündigt in der gleichen Stelle an, dass auch diese neue Welt einst im Brand vergehen wird. Auch wenn viele es nicht wahrhaben wollen: Diese Welt geht keiner großen Zukunft entgegen.

Noah und seine Familie bevölkerten die neue Welt, und Gott gab ihm zwei Regeln mit auf den Weg. In den Epochen der Unschuld und des Gewissens war dem Menschen lediglich das samenbringende Kraut und die samenbringende Baumfrucht zur Nahrung gegeben worden (1Mo 1,29). Nach der Sintflut übergab Gott Noah die Regierung. Gott gab dem Menschen auch explizit alles lebende Getier zur Nahrung, solange es ohne Blut gegessen wurde. Außerdem gab Gott Noah „das Schwert“ (vgl. Röm 13,4): Jeder, der Menschenblut vergießen würde, dessen Blut musste ebenfalls vergossen werden (1Mo 9,3-6). Die Todesstrafe wurde eingeführt im Falle von Mord. Als Kain seinen Bruder Abel erschlug, sollte dieser unbedingt nicht getötet werden! Gott hatte also Noah mit einer Regierung betraut.

1Mo 9,3.6: Alles, was sich regt, was da lebt, soll euch zur Speise sein; wie das grüne Kraut gebe ich euch alles. … Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden.

Bereits im Anfang der Epoche versagte Noah, indem er sich selbst nicht regieren konnte. Er betrank sich, und sein Sohn Ham deckte seine Blöße auf. Der Sohn Hams (Kanaan) wurde daraufhin verflucht. Schon war das Böse in diese neue Welt wieder eingedrungen. Das Ende dieser Epoche finden wir dann in der Geschichte vom Turmbau zu Babel, wo der Mensch in seiner Selbsterhebung einen Turm bis zum Himmel bauen wollte. Gott übte das Gericht der Sprachverwirrung aus (1Mo 11,9). Diese Epoche endet im tiefsten Götzendienst. Noch von dem Vater Abrahams heißt es in Josua 24,2: „Eure Väter wohnten vor alters jenseits des Stromes, Tarah, der Vater Abrahams und der Vater Nahors, und sie dienten anderen Göttern.“ Dennoch wollte Gott die Welt nicht sich selbst überlassen.

Die Epoche der Verheißung

In Abraham fand Gott den „Einen“, mit dem Er einen neuen Weg der Verheißung gehen wollte. In Jesaja 51,2 lesen wir:

Jes 51,2: Blickt hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch geboren hat; denn ich rief ihn, den Einen, und ich segnete ihn und mehrte ihn.

Abraham sollte nun der Stammvater eines Volkes sein, auf das Gott sein Auge richten würde. Aber auch schon in den Anfängen dieser neuen Epoche versagt Abraham auf verschiedene Arten und Weisen. Er gibt Sara, seine Frau, als seine Schwester aus. Statt wie in der Berufung Abrahams verkündet (1Mo 12,1-3), auf Gott zu vertrauen, nahm Abraham nicht zu Gott, sondern letztlich zu Sara (1Mo 12,13) mit einer Notlüge Zuflucht. Statt dass durch Abraham die Nationen gesegnet wurden, wie es verheißen war, wurden sie stattdessen mit Plagen belegt (1Mo 12,17).Dennoch ist das Leben Abrahams ein großartiges Beispiel für Vertrautheit und Nähe zu Gott. Nicht zuletzt wird er der „Freund Gottes“ genannt (Jes 41,8).

Leider ist auch diese Epoche, die durch die Verheißung an Abraham gekennzeichnet ist, welche in seiner Nachkommenschaft weiterleben sollte, von Niedergang und Schwachheit gekennzeichnet. Diese Epoche versinkt erneut im Götzendienst, so dass Gott wieder eingreifen (Hes 20,8; 2Mo 3,7-15) und das Gericht der Ägypter über das schwache Sklavenvolk Israel bringen muss. So heißt es in 2. Mose 1,13.14: „Die Ägypter zwangen die Kinder Israel mit Härte zum Dienst. Und sie machten ihnen das Leben bitter durch harten Dienst.“

Die Epoche des Gesetzes

Wieder greift Gott ein, bereitet ein Gefäß vor, um dieses Sklavenvolk aus Ägypten zu befreien, und dies nicht aufgrund ihrer Taten, sondern aus reiner Gnade und Liebe:

5Mo 7,7.8: Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der HERR sich euch zugeneigt und euch erwählt; denn ihr seid das geringste unter allen Völkern; sondern wegen der Liebe des HERRN zu euch und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen hat, hat der HERR euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Hand des Pharaos, des Königs von Ägypten.

Mose sollte das Werkzeug in Gottes Hand werden, um dieses geschundene Sklavenvolk zu befreien. Durch das Passahlamm und ein gewaltiges Wunder am Roten Meer wurde das Volk nicht nur erlöst, sondern auch von seinen Feinden befreit. Am Sinai gab Gott dem Volk das Gesetz und die Zehn Gebote. Obwohl die Verheißung an Abraham nicht aufgehoben war, wurde diese neue Zeit durch das Gesetz vom Sinai gekennzeichnet. Das ganze Leben und auch der Gottesdienst wurden durch das Gesetz geregelt. Auch die Speisevorschriften änderten sich massiv, und der Bereich, für den die Todesstrafe vorgesehen war, wurde erweitert: Es gab jetzt die Todesstrafe nicht nur bei Mord (3Mo 20; 24; 5Mo 13; 17; 21; 22).

Auch in dieser Epoche wurde schnell klar, dass der Mensch unverbesserlich ist. Das Gesetz, das zum Leben gegeben war, würde dazu dienen, die Sündhaftigkeit des Menschen nur umso deutlicher hervortreten zu lassen (vgl. Röm 7). Wie in den anderen Epochen zuvor versagte der Mensch auch in dieser Epoche gleich zu Anfang: Das Gesetz war gerade gegeben worden, als er auch schon mit dem goldenen Kalb gegen das erste Gebot sündigte. Zwar ging Gott mit diesem Volk seinen Weg weiter und regierte es zuerst unsichtbar und später durch Richter, Priester, Könige und Propheten. Doch auch alle diese Phasen zeigten schnell den Niedergang.

Nachdem das Volk Israel eine Trennung in Nord- und Südreich (zehn Stämme und zwei Stämme) erlebt hatte, ging das Nordreich um 722 v.Chr. in die assyrische und das Südreich 586 v.Chr. in die babylonische Gefangenschaft. Vollends kam das Gericht dann über die Hauptstadt Israels im Jahr 70 n.Chr., als der Tempel in Jerusalem zerstört und so der Gottesdienst unmöglich gemacht wurde. Das Volk Israel wurde in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Dieser Zustand hält heute noch an, obwohl viele Juden bereits in ihr Land zurückgekehrt sind. Zwar gibt es seit 1948 einen Staat Israel, dennoch ist der jüdische Gottesdienst in Jerusalem bis heute nicht möglich.

Die Epoche der Gnade

Mit der Verwerfung des Herrn Jesus als König Israels begann wiederum eine neue Epoche. Gott hat zwar seinen Plan mit Israel und seinen Bund mit Abraham nicht vergessen, aber bevor dieser Plan umgesetzt werden kann (vgl. Lk 1,70), hat Gott die Zeit der Gnade eingeschoben. Im Epheserbrief schreibt der Apostel Paulus, dass ihm für diese Zeit die „Verwaltung [od. Haushaltung] der Gnade Gottes“ anvertraut wurde:

Eph 3,2: … wenn ihr nämlich gehört habt von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist.

Daher können wir die heutige Epoche zu Recht Gnadenzeit nennen.

Bei dieser Gnadenzeit handelt es sich um ein Geheimnis, „das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist“ (Eph 3,5) – ein Geheimnis, das tief im Herzen Gottes verborgen war und nun durch den Apostel Paulus kundgetan wurde (Eph 3,2-12). Waren die vorhergehenden Epochen durch irdische Verheißungen, Hoffnungen und Segnungen gekennzeichnet, so sollte diese neue Epoche durch einen himmlischen Ruf, himmlische Segnungen und himmlische Hoffnungen gekennzeichnet sein (Heb 3,1; Eph 1,3; Kol 1,5; 1Pet 1,4).

Was wir jedoch in allen früheren Epochen schon gefunden haben, das sehen wir auch hier: den frühen Niedergang. So musste der Apostel Paulus kurz vor seinem Abschied aus Ephesus sagen: „Ich weiß, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen“ (Apg 20,29). Am Ende seines Lebens musste er dem jungen Timotheus schreiben: „Du weißt dies, dass alle, die in Asien sind, sich von mir abgewandt haben“ (2Tim 1,15). Nicht, dass alle in Asien vom Glauben abgefallen wären; nein, viele hatten die Lehre des Paulus – nämlich den Weg des Christen mit einer konsequent himmlischen Ausrichtung – abgelehnt. Dieser Weg war vielen Christen zu eng. Auch heute verstehen viele Christen nicht, dass dies nicht nur bedeutet, dass unser Weg im Himmel endet, sondern dass wir auch heute schon Bürger des Himmels sind und den Auftrag haben, auf der Erde als Himmelsbürger zu leben.

Den Niedergang der frühen Christenheit erkennt man besonders bei einem Vergleich des ersten und zweiten Timotheusbriefes. Im ersten Brief schreibt der Apostel an Timotheus, dass es einzelne waren, die den Weg eines himmlischen Christen ablehnten. Im zweiten Timotheusbrief beschreibt der Apostel den Niedergang, der auch dadurch zum Ausdruck kam, dass alle, die in Asien waren, ihn verlassen hatten. Da waren es nur noch wenige (z.B. Onesiphorus; 2Tim 1,15.16), die an Paulus (und seiner Lehre) festhielten; die Masse dagegen hatte sich abgewandt. Der Apostel Paulus zeigt dem jungen Timotheus auf, welchen Weg er in Zeiten dieses Niederganges gehen könnte.

Der Verfall spielte also schon in der frühen Christenheit eine Rolle, und am Ende würde er in dem großen Abfall enden (2Thes 2,3). Wenn wir die Sendschreiben der Offenbarung kirchengeschichtlich auslegen, so sehen wir auch hier: Sie beginnen mit Ephesus und mit dem Verlassen der „ersten Liebe“, also zu einer Zeit, als sich kurz zuvor noch die Energie der ersten Liebe gezeigt hatte (vgl. Epheserbrief). Schließlich wächst es sich aus bis hin zu Laodizea und bis zum Ausspeien der Versammlung aus dem Mund des Herrn. Nein, wir haben keine großartige Erneuerung der Gemeinde zu erwarten, auch wenn Gott in seiner Gnade immer wieder Erweckungen schenken kann, besonders in Ländern, die bisher in tiefster Finsternis gesessen haben. Aber selbst in diesen Ländern können wir nicht beobachten, dass das eigentliche himmlische Wesen des Christen und die damit verbundene herausragende Position und Stellung der Gemeinde vor Gott wirklich in seiner Fülle bei der Masse der Christen erkannt wird.

Die Epoche des Friedensreiches

Die Epoche der Gnade Gottes, dieser Einschub in den Wegen Gottes mit den Menschen, endet mit der Entrückung der Gläubigen (1Thes 4,13-18). Nach einer Zeit der Drangsal für Israel (Jer 30,7) und der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen soll (Mt 24,1-31; Off 3,10), wird der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit wiederkommen und sein Friedensreich aufrichten.

Off 20,2.3: Der Engel griff den Drachen, die alte Schlange, … und warf ihn in den Abgrund und schloss zu und versiegelte über ihm, damit er nicht mehr die Nationen verführe, bis die tausend Jahre vollendet sind.

Dann werden alle noch ausstehenden Verheißungen der alttestamentlichen Propheten in Erfüllung gehen (Jer 31,31-34; Jes 2,2-4; 32 u.v.a.m.). „Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Röm 11,29).

Alle Epochen in der Menschheitsgeschichte haben im Versagen geendet. Auch diese Epoche macht leider keine Ausnahme. Sie endet sogar mit einem gewaltigen Aufruhr Satans. Nachdem Satan für tausend Jahre gebunden ist (Off 20,1-3), wird er am Ende für eine kurze Zeit freigelassen, um wiederum eine gewaltig große Schar Menschen für sich und seine bösen Pläne zu gewinnen. Endlich wird Gott das endgültige Gericht über Satan und seinen Anhänger vollziehen (Off 20,7-15).

Es wird dann die herrliche Zeit kommen, wenn Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird. Die Sünde wird dann aus dem Kosmos entfernt sein. Die Grundlage dafür hat der Herr Jesus am Kreuz von Golgatha gelegt, als Er als das Lamm Gottes gelitten hat (Joh 1,29). Die vollen Auswirkungen dieses großartigen Werkes werden in aller Ewigkeit sichtbar werden, wenn Gott alles und in allem sein wird (1Kor 15,28). Die Gemeinde – die Braut des Lammes – wird in Ewigkeit im Vaterhaus sein (Joh 14,1-3) und wird die „Hütte Gottes bei den Menschen“ genannt (Off 21,3). Dann wird der ewige Vorsatz Gottes seine Umsetzung gefunden haben. Es sollte uns zutiefst freudig und glücklich stimmen, welch hervorragenden Ereignissen wir entgegengehen.

Schlussgedanken

Gott hat in jeder Epoche einen Weg mit dem Menschen gefunden; Er hat den Faden nie abreißen lassen und hat sogar in der Fülle der Zeiten, nachdem der Mensch in seiner Boshaftigkeit den Sohn Gottes ans schändliche Kreuz brachte, noch einen grandiosen Plan umgesetzt: „den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte“ (Eph 2,7). An diesem Plan dürfen wir heute einen Anteil haben, und am Ende wird er zum Preis der Herrlichkeit Gottes ausschlagen (Eph 1,1-13). Jede Epoche war durch Niedergang und Versagen gekennzeichnet, keine Epoche wurde wiederhergestellt, sondern wurde stets von einer neuen Epoche ersetzt.

Für uns Christen bedeutet dies: Wir können die anfänglichen Zustände der jungen Christenheit nicht wiederherstellen, aber wir dürfen danach ausschauen, welche der Grundsätze auch heute noch in Zeiten des Verfalls umgesetzt werden können. Die sichtbare Einheit der Christen ist durch unzählige Trennungen dahin. Keine Gemeinde kann örtlich gesehen sagen: Wir sind die Versammlung Gottes, die in X ist. – Die ersten Christen handelten in großer Eintracht und überörtlicher Gemeinschaft mit allen anderen Versammlungen Gottes (Apg 15). Dies kann man heute nicht mehr verwirklichen (auch nicht durch die Allianz oder die ökumenische Bewegung). Die sichtbare Einheit und praktische Gemeinschaft aller Christen ist für immer dahin und kann auch nicht wiederhergestellt werden.[3] Daran wird wohl kein aufrichtiger Christ zweifeln.

Dennoch sind uns viele Dinge geblieben: Im Alten Testament verließ die Herrlichkeit Gottes zwar den Tempel, dennoch konnte Gott den Gläubigen zur Zeit des Propheten Haggais sagen: „Das Wort, das ich mit euch eingegangen bin, als ihr aus Ägypten zogt, und mein Geist bestehen in eurer Mitte: Fürchtet euch nicht!“ (Hag 2,5). Die Herrlichkeit Gottes erfüllte zwar nicht mehr den Tempel, aber immer noch waren das Wort Gottes und der Geist Gottes in der Mitte der Gläubigen.

Immer noch halten auch wir das Wort Gottes in den Händen und dürfen es in der Kraft des Heiligen Geistes lesen und studieren und mit Gottes Hilfe das umsetzen, was Er uns in seinem Wort zeigt.

Der junge Bruder Timotheus wurde von dem alten Apostel Paulus auf diese Zeit vorbereitet. Er sollte als ein treuer Verwalter die Lehre des Paulus festhalten und verkündigen (2Tim 2; 3). Er sollte von der Ungerechtigkeit abstehen und sich von Gläubigen, die den Glauben etlicher zerstörten, entschieden absondern (2Tim 2,18-22). Der Apostel machte ihm Mut, dass er auf diesem Weg immer wieder Gleichgesinnte treffen würde: „Strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“ (2Tim 2,22). Der Herr hat keinen anderen Weg für uns!

Anmerkungen

[1] Grundzüge biblischer Offenbarungen, Dillenburg (CV) 1991, S. 47.

[2] Grundlagen biblischer Lehre, Dillenburg (CV) 1994, S. 131.

[3] Dennoch dürfen wir auch heute noch beim Brotbrechen die Einheit in dem einen Brot sehen, und wir sollten auch heute gemäß dem Grundsatz, dass die Versammlung eins ist, so handeln, dass wir keine Unabhängigkeit praktizieren.

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