Verfasser und Hintergrund
Der Name Amos bedeutet „Last, Bürde, Lastträger“. Sein Name ist gleichzeitig Programm, denn er trägt eine schwere Last. Wer Gott dienen möchte, muss bereit sein, schwere Lasten auf sich zu nehmen. Es handelt sich um eine Last, die Gott dem Amos selbst aufgelegt hatte.
Amos prophezeite zur Zeit des Königs Ussija (767–739 v.Chr.), der im Südreich regierte, und des Königs Jerobeam II. (782–753 v.Chr.), der im Nordreich regierte. Die Angabe beider Könige zeigt uns, dass wir das Volk als Ganzes betrachten müssen, selbst wenn es gespalten ist. Es war eine Zeit des Friedens und des Wohlstandes (2Chr 26,8.9; 2Kön 14,25.26; Amos 3,14; 2,6), was die Anwendung auf unsere Zeit sehr einfach macht. Amos kam aus Tekoa, einer judäischen Stadt 10 Kilometer südlich von Bethlehem. Amos kam also aus dem Südreich (Judäa), verkündigte jedoch seine Botschaft hauptsächlich dem Nordreich (vgl. Amos 3,12; 4,1; 6,1). Amos war ein einfacher Viehhirte, der Maulbeerfeigen züchtete (vgl. Amos 1,1; 7,14). Er war der Natur sehr verbunden und erwähnt Gott als Schöpfer (vgl. Amos 4,12.13; 5,8). Hintergrund der Prophezeiung war, dass Gott sein Volk warnen wollte. Er kündigte sein Gericht über zwei Jahre vor dem Erdbeben an (vgl. Amos 1,1b; Sach 14,5; ca. 760 v.Chr.; Josephus Flavius, ein jüdischer Geschichtsschreiber, berichtet davon, dass ein Erdbeben in der Zeit von 2Chr 26,16-20 stattgefunden habe). Es ist sehr wahrscheinlich, dass Amos seine Prophezeiungen innerhalb kürzester Zeit empfangen und verkündigt hat (um das Jahr 762 v.Chr.). Das Buch des Propheten Amos ist überwiegend in poetischer Sprache geschrieben worden, was in der deutschen Übersetzung nicht zu erkennen ist. Die Botschaft des Propheten ist überwiegend ernst, dennoch ist es ein Wesenszug Gottes, dass Er mit einer ernsten Botschaft immer einen hoffnungsvollen Ausblick verbindet (vgl. Amos 9,11-15).
Gliederung
- Einleitung (Amos 1,1.2)
- Gerichtsankündigungen
- Gerichtsankündigungen über Nachbarvölker (Amos 1,3-10)
- Damaskus, Gaza (Philistäa), Tyrus (Phönizien, Libanon)
- Edom, Ammon, Moab
- Gerichtsankündigung über das Volk Gottes (Amos 2,4-16)
- Juda, Israel
- Gerichtsankündigungen über Nachbarvölker (Amos 1,3-10)
- Botschaften an Israel (Amos 3,1–6,14)
- 3-mal: „Hört dieses Wort“ (Amos 3,1; 4,1; 5,1)
- Gesichte/Visionen über Israel (Amos 7,1–9,10)
- 5-mal: „So ließ mich der Herr sehen“
- Die Heuschrecken (Amos 7,1-3)
- Das Feuer (Amos 7,4-6)
- Das Senkblei (Amos 7,7-9)
- Einschub: Amazja – Amos (Amos 7,10-17)
- Das Sommerobst (Amos 8,1-14)
- Der zerschlagene Götzentempel (Amos 9,1-10)
- Israels herrliche Wiederherstellung (Amos 9,11-15)
Erwähnungen im Neuen Testament
- Apg 7,42.43 ↔ Amos 5,25-27
- Apg 15,16.17 ↔ Amos 9,11.12
Besonderheiten
Jeder Prophet hat seine Besonderheit. Jonas Geschichte ist ein Abbild der Geschichte Israels. Habakuks Botschaft ist ein Zwiegespräch mit Gott. Haggais Botschaft wird angenommen, Jeremia und Hesekiel erlebten das nicht (vgl. Hes 33,31.32). Obadja beschränkt seine Botschaft auf Edom und Nahum auf Ninive. Amos kam aus dem Südreich und verkündigte seine Botschaft dem Nordreich.
Inhalt der Kapitel
Kapitel 1
Amos 1,1.2: Der Prophet Amos wird als einfacher Hirte (Viehhirte) eingeführt und die Zeit seines Dienstes angegeben. Das Brüllen in Vers 2 weist auf den Löwen hin, der ein Bild des Herrn Jesus ist (Off 5,5). Vers 2b spricht von einem Erdbeben, das in Sacharja 14,5 erwähnt wird und unmittelbar mit dem Kommen des Herrn in Verbindung steht. Gott muss zwar Gericht ausüben, aber Er kündigt es vorher an (vgl. Amos 3,7).
Amos 1,3-10: Amos kündigt das Gericht über die Nachbarvölker (Damaskus, Gaza, Tyrus) an. Der Ausdruck „Wegen drei Freveltaten von Damaskus und wegen vier“ wiederholt sich bei jeder Gerichtsankündigung. Er bedeutet so viel wie: Das Maß ist voll! Obwohl diese Völker in der Vergangenheit als Zuchtrute in Gottes Hand agierten, so vergisst Gott nicht, was jene dem Volk Gottes angetan haben. Es handelt sich um Völker, die direkt an Israel grenzen. Es sind Völker größerer Verantwortung, weil sie die Möglichkeit hatten, den Gott Israels kennenzulernen.
Die Zahlensprüche gehören zur alttestamentlichen Poesie. Vgl. Hiob 5,19; 33,14.29; Psalm 62,12; Sprüche 30.
Amos 1,11-15: In den letzten Versen des ersten Kapitels werden die stammverwandten Völker angesprochen; dazu gehört auch noch Moab in Amos 2,1-3. Edom hatte „seinen Bruder“ mit dem Schwert verfolgt (Obad 10). Ammon ereilt das Gericht, weil es keine Ehrfurcht vor dem Leben gab.
Kapitel 2
Amos 2,1-3: Moab wird Gericht angekündigt, weil sie keine Ehrfurcht vor den Toten hatten.
Amos 2,4.5: Als gäbe es gar keinen Unterschied zwischen Juda und Israel und den umliegenden Nationen, ereilt sie die gleiche Gerichtsankündigung. Das Volk Gottes war nicht mehr von den umliegenden Nationen zu unterscheiden. Amos macht deutlich, dass Juda vor allen Dingen die Gebote des HERRN missachtet hatte. Sie hatten sich nicht mehr unter das Gesetz gebeugt. Die Folge sollte ein Feuer sein, das die Paläste in Jerusalem zerstören würde, was dann 200 bis 300 Jahre später unter der Führung Nebukadnezars geschah.
Amos 2,6-16: Das Gericht über Israel (die zehn Stämme) wird am ausführlichsten beschrieben. Zwischenmenschliche Probleme, Unterdrückung der Armen, Unmoral, Götzendienst waren die Auslöser der Gerichtsankündigung. Auch im religiösen Bereich machten sie sich schwerer Sünde schuldig, indem sie dem Nasiräer Wein zu trinken gaben und den Propheten geboten, was sie zu verkündigen hatten. Man hat sich, wie der Apostel Paulus es in 2. Timotheus 4,3 ausdrückt, „nach ihren eigenen Begierden selbst Lehrer aufgehäuft“, weil man die gesunde Lehre nicht ertragen konnte. Auch hat man jene, die noch hingegeben leben wollten, wie die Nasiräer, zur Sünde verführt, indem man ihnen Wein zu trinken gab (vgl. 4Mo 6).
Kapitel 3
Amos 3,1-8: Amos verkündigt ganz Israel das Wort des HERRN. Gott erinnert sein Volk daran, wie Er es aus Ägypten herausgeführt hat, und weil sie sein auserwähltes Volk waren, würde Er sie auch ihrer Verantwortung gemäß zur Rechenschaft ziehen. Gott erinnert sein Volk daran, dass sie mit Ihm übereinkommen müssten, um mit Ihm wandeln zu können. Er teilt Ihnen mit, dass kein Unglück in der Stadt passieren würde, außer dass Er es bewirkt hätte. Wir können die Wege Gottes nicht immer verstehen, aber wenn Unglücke passieren, dann hat Gott doch einen höheren Plan. Er will uns lehren, dass Er auch in der größten Not bei uns sein möchte (vgl. die Freunde Daniels im Feuerofen, die Geschichte vom brennenden Dornbusch, Daniel in der Löwengrube; vgl. ebenfalls Jes 43,2; Ps 23,4). Manchmal verfolgt Gott mit einem Unglück auch ein höheres Ziel, zum Beispiel dass andere Menschen beginnen, über ihr Leben nachzudenken (vgl. Lk 13,4 und den Turm von Siloam). Gott hat nie versprochen, dass wir Ihn begreifen können, aber Er möchte uns lehren, Ihm zu vertrauen. Dennoch heißt es hier in Vers 7, dass ein Gericht nicht eintrifft, ohne dass Gott es seinen Propheten kundgetan hätte. Das Volk konnte nicht sagen: Warum hast du uns nie etwas gesagt? – Gott hatte gesprochen, aber sie hatten nicht gehört.
Amos 3,9-15: Amos kündigt das Gericht des Assyrers an, das in der damaligen Zeit noch ca. 40 Jahre entfernt war. Ab Vers 12 finden wir die Beschreibung eines Überrestes. Es würde nicht viel übrigbleiben, aber ein kleiner Überrest, der noch Beine zum Wandeln und ein Ohr zum Hören hatte, sollte gerettet werden. In den letzten Versen des Kapitels wird das Gericht an Bethel, dem falschen Haus Gottes, und das Gericht wegen des Reichtums und Luxus verkündigt.
Kapitel 4
Amos 4,1-5: Die zweite Botschaft ergeht besonders an die obere Schicht im Volk Israel (hier speziell an die Frauen). Es ist die Rede von den Kühen Basans (vgl. die Stiere Basans in Ps 22,13, wo es um die Führerschicht in Israel geht), die wohlgenährt auf den Bergen Samarias weideten. Gott spricht mit dem Stilmittel des Sarkasmus in Amos 4,4-6. Sie hatten wohlklingende Orte, aber was würden sie ihnen nützen, wenn sie dort ihre Übertretungen mehrten? Gibt es auch in unserem Leben wohlklingende Orte, Gebäude oder Prediger, auf die wir uns berufen, ohne dass wir Christus darin finden?
Amos 4,6-11: Gott zählt auf, wie Er das Volk zur Buße und Umkehr bringen wollte, aber fünf Mal heißt es: „Dennoch seid ihr nicht bis zu mir umgekehrt.“ Vielleicht sagte sich das Volk einfach: „Pech gehabt!“, wenn wieder ein Unglück über sie hereinbrach, oder wenn es ausblieb: „Glück gehabt!“ Es ist bei einer Umkehr nicht nur wichtig, sich von bösen Dingen abzuwenden, sondern auch umzukehren „bis zu ihm“.
Amos 4,12.13: Das Gericht steht fest, so unwandelbar Gott als Schöpfer von Himmel und Erde feststeht. Das Volk wird aufgefordert, seinem Gott zu begegnen.
Kapitel 5
Amos 5,1-12: Die dritte Botschaft des Amos beginnt mit einem Klagelied, das in der Regel über Tote angestimmt wird, die einem sehr viel bedeutet haben. In den Ohren des Volkes musste sich das Klagelied anhören, als würden sie ihre eigene Todesanzeige in der Zeitung lesen. Dennoch heißt es etliche Male: „Sucht mich“, oder: „Sucht den HERRN.“ Auch wenn das Gericht nicht mehr abwendbar erschien, so würde Gott sich doch über jeden Erbarmen, der Ihn suchen würde. Die Ungerechtigkeit war himmelschreiend, man beugte das Recht und man hasste den, der im Tor Recht sprach. Es heißt, dass der Einsichtige in so einer bösen Zeit schweigen würde. Dies ist als Gericht zu sehen. Es würde keinen Zweck mehr haben, deshalb konnte der Einsichtige auch gleich schweigen.
Amos 5,14-17: Wieder bietet Amos einen Ausweg an, wie man dem Gericht entgehen könnte: „Trachtet nach dem Guten …, hasst das Böse …, liebt das Gute.“ Vielleicht würde Gott gnädig sein. Gott wird durch ihre Mitte ziehen, aber dann wehe jenen, die Ihn nicht gesucht haben.
Amos 5,18-27: Im Gegensatz zu uns Christen, die auf die Ankunft des Sohnes Gottes zur Entrückung der Gläubigen warten, sollte ein Israelit sich nicht den Tag des HERRN herbeiwünschen, denn für ihn würde es nur Gericht bedeuten. Gott würde weder ihre Feste, ihre Opfer noch den Lärm ihrer Lieder wohlgefällig annehmen. Wenn Er nicht das Zentrum all unserer Feste, Opfer und Lieder ist, wenn wir nicht in einem Gott passenden Zustand sind, dann haben alle religiösen Rituale und Aktivitäten den Sinn verloren.
Kapitel 6
Amos 6,1-7: Das zweite „Wehe“ (vgl. Amos 5,18) richtet sich an die Sorglosen, die Sicheren und die Vornehmen. Sie kümmerten sich um alles, nur nicht um ein gottesfürchtiges Leben. Sie hatten den Luxus und die Bequemlichkeit zum Lebensprinzip erhoben. Gutes Essen, Alkohol, Musik und Wellness standen hoch im Kurs. Sie dachten nur an ihren Luxus, und der Zusammenbruch Josephs (das Zehn-Stämme-Reich; vgl. Amos 5,6.15) war ihnen gleichgültig. Die „Wunde Josephs“ erinnert aber auch an eine andere Geschichte, wo die Brüder Josephs kein Mitleid hatten, als sie ihren Bruder in die Grube warfen. Neutestamentlich können wir es vielleicht so ausdrücken: Aber das Gedächtnis an den HERRN, „die Wunde Josephs“, hatten sie aus dem Auge verloren.
Amos 6,8-14: In diesen Versen wird das Gericht über die Stolzen beschrieben. Die Sprache ist hart und unerbittlich. Die Größe der Sünde und Perversion der Stolzen, Vornehmen und Führer des Volkes wird durch zwei Vergleiche dargestellt. Diese Vergleiche zeigen, dass Israel das eigentlich Unmögliche tat: Sie verwandelten das Recht in Gift, die Gerechtigkeit in Wermut und schrieben sich ihre Siege (vgl. 2Kön 14,25-27) ihrer eigenen Stärke zu (Amos 6,13).
Kapitel 7
Amos 7,1-3: In der ersten von fünf Visionen sieht Amos Heuschrecken, die das Land nach dem Königsmähen abfressen würden. Der König hatte das Recht, die erste Ernte des Korns einzufahren. Die zweite Ernte ist dann für das Volk, aber diese sollten die Heuschrecken abfressen. Amos betet für das Volk und Gott hört auf Amos und das Gericht konnte abgewendet werden. Eine wichtige Aufgabe eines Propheten ist das Gebet für das Volk (vgl. Jer 27,18; 1Sam 7,5.8; 12,23; siehe auch das Beispiel von Mose auf dem Berg: 2Mo 17,11.12).
Amos 7,4-6: In der zweiten Vision geht es ebenfalls um ein Gericht, und zwar mit Feuer. Auch dieses Gericht konnte durch die Fürbitte Amos’ abgewendet werden.
Amos 7,7-9: In der dritten Vision legt Gott durch ein Senkblei Maß an das Haus Israel. Diesen Maßstab konnten sie nicht erfüllen und so würde das Gericht über Israel nicht abwendbar sein. Das Schwert sollte gegen das Haus des Königs Jerobeams erwachen.
Amos 7,10-17: Amazja, der Priester von Bethel, wo das Heiligtum des Zehn-Stämme-Reiches stand, tritt vor den König Jerobeam II. und klagt den Propheten Amos an. Dieser würde eine Verschwörung planen und das Land könne die Worte nicht ertragen. Dies erinnert an 2. Timotheus 4,3, wo von einer Zeit die Rede ist, in der man die gesunde Lehre nicht ertragen kann. So war es auch in der Zeit des Propheten Amos. Amos hatte gesagt, dass das Schwert Gottes gegen das Haus Jerobeams aufstehen würde. Amazja stellt es so dar, als ob Jerobeam selbst durch das Schwert sterben würde. In Wahrheit fielen später seine Söhne (also wie ankündigt das Haus Jerobeams) durch das Schwert (vgl. 2Kön 14,28.29; 15,10). Amos bestätigt dann dem Amazja seinen Auftrag von Gott und verkündigt dem Amazja das Gericht über ihn selbst und seine Familie.
Die Verse in Amos 7,14.15 zeichnen ein sehr bescheidenes und demütiges Bild von dem Propheten Amos. Es zeigt einmal mehr, dass Diener und Männer oder Frauen Gottes nicht durch Bibelschule, Studium oder sonstige Zertifikate gekennzeichnet sein müssen und dass es Gott gefällt, durch das in der Welt Unscheinbare sein Werk zu verrichten (vgl. 2Sam 7,8; Joh 7,15; Mk 6,2.3; Apg 4,13; Jer 1,6; 1Kor 1,26.29).
Kapitel 8
Amos 8,1-3: Die vierte Vision von einem Korb mit reifem Obst deutet an, dass Gott das Volk für gerichtsreif ansieht. Die Ernte steht häufig mit Gericht in Verbindung. In Offenbarung 14,15 ist von einer Ernte die Rede, die überreif geworden ist. Die Zeit der Reife ist angebrochen und von einer Fürbitte des Propheten lesen wir nichts mehr. Es wird die Zeit der Eroberung Samarias und der anderen Städte durch den Assyrer sein („Leichen in Menge“).
Amos 8,4-8: Äußerlich sah alles ganz schön aus, am Neumond und am Sabbat wurde nichts verkauft. Der Sabbat war zur Freude und Erholung des Menschen gedacht. Hier denkt man nur daran, dass er schnell vorbeigehen würde, damit man seinen unehrlichen Geschäften nachgehen könnte (Amos 8,5). Amos 8,7 könnte man auch so übersetzen: „Nicht immer werde ich eure Werke vergessen.“ Es sieht so aus, dass der Herr die bösen Taten vergisst. Einmal kommt der Tag, an dem klarwird, dass Gott keine einzige Tat vergessen hat.
Amos 8,9.10: Durch das Erdbeben (vgl. Amos 8,8) wird das ganze Land auf den Kopf gestellt. Hier wird die Trauer beschrieben wie über einen einzigen Sohn. Das steht im Gegensatz zu Sacharja 12,10, wo das Volk ebenfalls über den erstgeborenen Sohn trauern wird. Dort wird es eine Trauer der Buße und des Leidtragens sein. Hier ist es die Trauer des Gerichtes. Die Gerichtsszene in Amos 8,9, wo am Mittag die Sonne untergehen wird, erinnert an eine andere Gerichtsszene in Matthäus 27,45.
Amos 8,11-14: Diese Verse zeigen das schreckliche Gericht über das Nordreich. Durst und Hunger zu empfinden, aber keine Nahrung und Getränk zu erhalten, ist schrecklich. Gott wird einen geistlichen Hunger und Durst erwecken, aber man wird vergeblich umherlaufen, man wird weder Speise noch Getränk für die Seele finden. Man kann sich nicht aussuchen, wann man zu Gott umkehren möchte. Es heißt im Hebräerbrief mehrfach: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht“ (vgl. Heb 3,7.15; 4,7).
Amos 8,14 macht die ganze Bedeutungslosigkeit des Gottesdienstes des Nordreiches deutlich. In Dan war nicht der wahre Ort der Anbetung. Das Nordreich unternahm Pilgerfahrten nach Beerseba in den Süden Judas. Aber auch dieses Schwören bei diesem Ort würde nichts mehr bringen.
Kapitel 9
Amos 9,1-4: Die fünfte und letzte Vision wird erwähnt. Der Herr würde am Altar stehen und den Gottesdienst in Bethel zerschmettern. Hier geht es wahrscheinlich nicht um den Altar in Jerusalem, sondern um den Altar in Bethel, wo der Priester Amazja diente (vgl. Amos 7,10).
Amos 9,5.6: Diese Verse sprechen vermutlich erneut von dem in Amos 1,1 angekündigten Erdbeben.
Amos 9,7-10: Obwohl das Volk Israel das auserwählte Volk Gottes ist, macht der Prophet doch klar, dass sie von sich selbst aus nicht besser sind als alle anderen. Alles, was sie sind, haben sie nur der Gnade Gottes zu verdanken. Gott hatte auch die Philister aus Kaphtor (Kreta) und die Syrer aus Kir herausgeführt, so wie Israel aus Ägypten herausgeführt worden war. Alles geschah unter der weisen Vorsehung Gottes. Gott macht deutlich: Ihr seid nichts Besonderes aus euch selbst. „Was aber hast du, das du nicht empfangen hast?“ (1Kor 4,7). Amos 9,9.10 zeigt, dass Israel zum Großteil aus Spreu bestehen und nur ein kleiner Überrest gerettet wird.
Amos 9,11-15: Die Zeitangabe „An jenem Tag“ bezieht sich zum einen auf Amos 9,9.10, wo die Körnchen zusammengetragen werden, aber im Weiteren auch auf jenen Tag in der Zukunft, wenn Gott die „verfallene Hütte Davids aufrichten“ wird. Gott kommt letztlich mit seinem untreuen Volk zu seinem Ziel, wie Er auch mit einem jeden von uns zu seinem Ziel kommen wird. Die Gefangenschaft Israels wird eine Wendung erfahren, der Ratschluss Gottes wird durch die Untreue des Volkes nicht unwirksam. Jakobus zitiert Amos 9,11 in Apostelgeschichte 15,13-18, um den Juden zu zeigen, dass Gott schon immer den Plan hatte, auch die Nationen zu segnen. Manche sind der Meinung, dass sich dieser Vers in den Tagen von Jakobus erfüllt hätte, aber das war nicht die Absicht von Jakobus. Im Zusammenhang der Apostelgeschichte geht es darum, den Juden klarzumachen, dass Gott für die Nationen von alters her einen Segen vorgesehen hat.
Geographische Lage
Quelle: Historischer Bibelatlas
(Clever-Bibel)
In Kapitel 1 und 2 werden die umliegenden Völker von Israel genannt. Diese Völker trugen eine besondere Verantwortung.
1. Damaskus
2. Gaza (Philistäa)
3. Tyrus (Phönizien, Libanon)
4. Edom
5. Ammon
6. Moab
7. Juda (die zwei Stämme)
8. Israel (die zehn Stämme)
In Kapitel 4 werden folgende Orte erwähnt:
9. Bethel
10. Gilgal
In Kapitel 6 werden folgende Orte erwähnt:
Kalne (in Babylon nicht auf Karte)
11. Hamat
12. Gat
In Kapitel 8 werden folgende Orte erwähnt:
13. Dan
14. Beerseba
In Kapitel 9 werden noch folgende Orte erwähnt:
- Kir in Syrien
- Kaphtor (möglicherweise Kreta)
Praktische Fragen zum Text
Kapitel 1
Amos 1,1 |
Was findest du über den Propheten Amos in der Schrift? (Was bedeutet sein Name?) |
Amos 1,1 |
Beschäftige dich mit der Zeit von Amos. Vgl. 2Kön 14,25-27 |
Amos 1,3–2,3 |
Warum werden die Nachbarvölker im Gericht besonders erwähnt? |
Kapitel 2
Amos 2,4.5 |
Was ist das Versagen Judas und wie kann ich das auf unsere Zeit übertragen? |
Amos 2,6-16 |
Worin besteht das Versagen Israels? Finde einige Oberbegriffe. |
Kapitel 3
Amos 3,6b |
Denke über Vers 6b nach und frage dich, was Gott mit Unglück bezwecken könnte. |
Amos 3,7 |
Gott warnt, bevor Er Gericht ausübt. Gab es Situationen in deinem Leben, wo Gott dich gewarnt hat, aber du die Stimme überhört hast oder gar nicht erst wahrgenommen hast? |
Amos 3,12 |
Warum wurden gerade zwei Beine und ein Ohrzipfel aus dem Rachen des Löwen gerettet? |
Amos 3,9-15 |
Woraus geht in diesem Abschnitt hervor, dass in Israel Wohlstand und Überfluss herrschte? |
Kapitel 4
Amos 4,1-3 |
Wer sind die Kühe Basans? (Lies Ps 22,13.) |
Amos 4,4-11 |
Worin besteht das Versagen Israels? Finde einige Oberbegriffe. |
Amos 4,12.13 |
Denke über die Eigenschaften Gottes nach. |
Kapitel 5
Amos 5,4-9 |
Wie suchst du Gott? |
Amos 5,10 |
Welche geistlichen Ratgeber hast du? Hörst du auf geistliche Personen? |
Amos 5,13 |
Ist es positiv, wenn der Einsichtige schweigt? Warum schweigt er? |
Kapitel 6
Amos 6,1-7 |
Was tadelt Gott besonders in diesen Versen? Finde einige griffige Oberbegriffe. |
Amos 6,8-14 |
Welche Sünde wird hier besonders beschrieben? |
Kapitel 7
Amos 7,1-6 |
Welches besondere Kennzeichen eines Propheten findet sich hier bei Amos? (Vgl. Jer 27,18; 1Sam 7,5.8; 12,23.) |
Amos 7,10-15 |
Mit welchen Problemen muss man rechnen, wenn man dem Herrn dienen möchte? Schaue dir das Beispiel von Amos dazu an. |
Kapitel 8
Amos 8,1-14 |
Denke über Gottes Wesen nach. Gott ist heilig. Wie wird das in diesem Kapitel besonders sichtbar? |
Kapitel 9
Amos 9,1-10 |
Gott zerschmettert den falschen Gottesdienst in Bethel. Was würde Gott zu unserem Gottesdienst sagen? |
Amos 9,11-15 |
Gott kommt zu seinem Ziel. Denke an deine eigene Untreue und sinne darüber nach, was es bedeutet, dass Gottes Ratschlüsse durch deine Untreue nicht verhindert werden. |