Ist Geiz wirklich „geil“?

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 20.10.2003, aktualisiert: 02.05.2020

Leitverse: 2. Korinther 8,9; 2. Korinther 9,6.7

2Kor 8,9: Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.

2Kor 9,6.7: Dies aber sage ich: Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten.

Eigentlich bin ich gar nicht dafür, alles, was so in dieser Welt passiert, gleich an den Pranger zu stellen und den Stempel „böse“ daraufzusetzen. Dabei denke ich an Bibelstellen wie „Prüfet aber alles, das Gute haltet fest“ oder „Überwinde das Böse mit dem Guten“. Aber manchmal scheint es mir doch gut, auch zu aktuellen Dingen einmal Stellung zu beziehen.

Seit Monaten müssen wir uns nun den Spruch anhören, ansehen oder an den Plakaten lesen, dass Geiz „geil“ ist – gemeint ist die aktuelle Werbekampagne einer bekannten Elekrofirma. Und ehrlich gesagt, habe ich schon überlegt, ob man einen Artikel auf einer christlichen Website wirklich so nennen sollte, um nicht diese Ausdrucksweise noch mit salonfähig zu machen. Aber wer diesen Artikel gelesen und verstanden hat, wird mir verzeihen, dass ich den Ausdruck so aus der Werbung in die Artikelüberschrift übernommen habe.

Zuerst dachte man: Na ja, die wollen mal wieder auf sich aufmerksam machen – ist eben Werbung. Man hat sich ja schon an vieles gewöhnt. Und als ich darüber nachdachte, dass man sich an so etwas gewöhnen kann, wurde es mir ganz komisch in der Magengegend. Ich dachte, wenn ich mich schon daran gewöhnt habe und vielleicht für mich noch gedacht habe: Ist ja eh Quatsch! – wie beurteilen das wohl unsere Kinder? Sie wachsen mit dieser und ähnlichen Botschaften auf, als wäre das etwas ganz Selbstverständliches. Und gerade das macht mir Angst. Da sind die zwei Popstars [beides Frauen!], die sich auf einem großen Fernsehevent vor aller Augen intensiv küssen; einige Wochen später kann man auf einer recht konservativen Internetseite zwei Männer wochenlang sehen, die sich innig küssen. Man fragt sich, was man morgen noch so alles zu sehen bekommt. Das Schlimme ist, wie gesagt, dass wir uns daran gewöhnen, und für Menschen, die den Maßstab und die Wertevorstellung der Bibel nicht kennen, werden diese Sprüche zur Realität und völlig gewöhnlich und selbstverständlich.

Es wird auch immer schwieriger, für die Werte der Bibel einzustehen, weil die Differenz zwischen den Werten der Welt und der Bibel immer weiter auseinanderklaffen. Das war im Übrigen nicht immer so. Es gab Zeiten – zumindest in Deutschland –, als es undenkbar gewesen wäre, solche Sprüche zu bringen oder Personen zu glorifizieren, die Homosexualität salonfähig machen. Und so wird ein Tabu nach dem anderen gebrochen. Man denkt an die hochzivilisierten Weltreiche, die alle jäh untergegangen sind, weil es eben überhaupt keine Werte mehr gab – der Mensch evolviert nicht, sondern degeneriert langsam zum Tier ohne Verstand. Sind wir in Westeuropa nicht auf diesem Weg? Wann wird der völlige Niedergang über Westeuropa kommen? 

Die Frage will ich hier nicht beantworten, obwohl auch hier die Bibel etwas zu sagen hat – siehe zum Beispiel 2. Thessalonicher 2. Aber was ich möchte, ist, dass wir uns neu der Tatsache bewusst werden, dass wir Christen hier als das Salz der Erde und das Licht der Welt zurückgelassen sind und noch eine Aufgabe als Christen zu erfüllen haben. Salz hat die großartige Eigenschaft, dem Verfall entgegenzuwirken, und Licht hat die Eigenschaft, eine Sache aufzudecken, die man ohne Licht vielleicht nicht gesehen hätte. Jesus Christus sagt in der sogenannten Bergpredigt: „Ihr seid das Salz der Erde“, und: „Ihr seid das Licht der Welt“, und warnt uns an anderer Stelle, dass die Gefahr besteht, dass das Salz kraftlos würde. Wie sieht es hier mit dir und mir aus?

In einer Zeit, wo es die meisten nicht mehr „so dicke haben“, schauen auch wir Christen auf unser Portemonnaie, oder? Und je mehr wir es um uns herum hören, je mehr leuchtet es uns vielleicht auch ein. Denn viele sagen ja, wenn du vorwärtskommen oder dir „mal“ was leisten willst, dann musst du geizig sein, dann musst du alles daransetzen, nur ja deine Cents zusammenzuhalten. Aber will dieser Werbeslogan wirklich erreichen, dass man in schwieriger Zeit sparsam ist und sein Kleingeld zusammenhält? Gerade dieser Spruch zielt doch darauf ab, dass man konsumiert, dass Hemmschwellen zum Einkaufen überwunden werden und man gerade hier sein Geld ausgeben soll. Ist das „Geiz“? Ist das „geil“?

In Wirklichkeit ist der Spruch, dass Geiz „geil“ ist, so antigöttlich wie nur irgendetwas; nicht nur, dass Ausdrücke wie „geil“ salonfähig gemacht werden, auch die Aussage ist der Bibel völlig fremd. Was wären wir eigentlich, wenn wir einen geizigen Gott hätten? Wenn die Luft zum Atmen etwas knapper bemessen wäre, wenn wir nur etwas weniger Licht und Wärme hätten, wenn wir weniger Wasser zur Verfügung hätten? Stattdessen heißt es von Gott in Apostelgeschichte 14,17: „Er hat sich doch nicht unbezeugt gelassen hat, indem er Gutes tat und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gab und eure Herzen mit Speise und Fröhlichkeit erfüllte.“

Als der Herr Jesus seinen Dienst begann, da lesen wir, dass Er zu der Frau am Jakobsbrunnen sagte: „Wenn du die Gabe Gottes kenntest …“; und ein Kapitel vorher in Johannes 3 sagte Er: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.“ Gott ist der große Geber. Er hat das Liebste, was Er hatte, gegeben – es war sozusagen sein Herz, das Er öffnete, um alles, was Er hatte, uns zu schenken. Und was lesen wir von dem Herrn selbst? Er hatte sich selbst gegeben, und als Er am letzten Abend vor seinem Tod die Jünger im Obersaal versammelt hatte und dort das Abendmahl mit ihnen feierte, sagte Er: „Dies (Brot) ist mein Leib, der für euch gegeben wird.“ Man nahm Ihm alles, was Er hatte, man verteilte seine Kleider, und als Er dort am Kreuz hing, da gibt Er auch das Letzte, was Er hatte, für Sünder: Er gibt sein Leben für uns dahin. Er war nicht sparsam, Er hat nichts zurückgehalten, Er gab alles, Er gab sich selbst. „Wir kennen die Gnade Gottes, dass er, da er reich war, um unsertwillen arm wurde, auf dass wir durch seine Armut reich würden“ (2Kor 8,9). Er gab nicht, wie Reiche normalerweise geben, ein Almosen, das ihren Reichtum nicht beeinträchtigt, sondern Er wurde arm, um zu geben. Und dann sollten wir nicht nur ein Almosen bekommen, sondern wir sollten reich werden. Dafür war Er bereit, arm zu werden – das ist wirklich Gnade!

Geiz ist eben nicht „geil“, sondern eine Idee des großen Widersachers Gottes. Und die Botschaft an uns ist, dass wir auf der Hut sein sollten. Wir würden solche Dinge sicher nie sagen, aber wie oft scheinen wir durch unser praktisches Verhalten genau diesen Dingen zu entsprechen. Wir leben noch in dieser Welt, also meinen wir ja nicht, an uns Christen würden diese Sprüche abtropfen wie der Regen an der Fensterscheibe. Vielleicht sind wir mehr infiziert, als uns das eigentlich recht ist.

Die Botschaft der Bibel ist:

  • Eph 5,3.4: Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Habsucht [wie z.B. Geiz] werde nicht einmal unter euch genannt, gleichwie es Heiligen geziemt; auch Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzelei, welche sich nicht geziemen [wie z.B. das Wort „geil“], sondern vielmehr Danksagung. Denn dieses wisset und erkennet ihr, dass kein Hurer oder Unreiner oder Habsüchtiger, (welcher ein Götzendiener ist) ein Erbteil hat in dem Reiche Christi und Gottes.

  • Lk 6,38: Gebt, und es wird euch gegeben werden: ein gutes, gedrücktes und gerütteltes und überlaufendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn mit demselben Maße, mit welchem ihr messet, wird euch wieder gemessen werden.

  • 2Kor 9,7: Ein jeder, wie er sich in seinem Herzen vorsetzt: nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

  • 1Tim 6,17-19: Den Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein, noch auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen, sondern auf Gott {o. auf den Gott}, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss; Gutes zu tun, reich zu sein in guten Werken, freigebig zu sein, mitteilsam, indem sie sich selbst eine gute Grundlage auf die Zukunft sammeln, auf dass sie das wirkliche Leben ergreifen.

  • Heb 13,5: Der Wandel sei ohne Geldliebe: begnüget euch mit dem, was vorhanden ist, denn er hat gesagt: „Ich will dich nicht versäumen, noch dich verlassen.“

  • Lk 11,41: Gebt vielmehr Almosen von dem, was ihr habt.

Halten wir also fest: Die Bibel lehrt uns, freigebig und mitteilsam zu sein, wir sollten geben, um selbst zu empfangen. Der Apostel Paulus sagt uns: „Dies aber sage ich: Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten.“ Es mag unlogisch klingen, aber bei Gott vermehrt man etwas, indem man gibt, denn wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten. Gott hat nicht nur einen fröhlichen Geber lieb, sondern wird ihn auch überreich segnen. Nachdem der Herr Jesus sich selbst gegeben hat, heißt es von Ihm: „Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist, auf dass in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“ Und in Epheser 5 lesen wir, dass der Herr Jesus sich für die Gemeinde hingegeben hat, weil Er sie so geliebt hat.

Weder das Wort „Geiz“ noch das Wort „geil“ gab es im Wortschatz des Herrn. Und wir tun gut daran, auch hierin seinen Fußspuren zu folgen.

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