„Heilt die Kranken!“
Zeichen und Wunder: speziell Heilungen

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 28.02.2005, aktualisiert: 30.04.2023

Leitverse: 1. Korinther 12,9.28

1Kor 12,9.28: [Denn dem einen wird … gegeben] … Gnadengaben der Heilungen … Und Gott hat einige in der Versammlung gesetzt: … dann Wunderkräfte, dann Gnadengaben der Heilungen …

Einleitung

In der letzten Zeit wurde in eher konservativen Kreisen der deutschen Christenheit wieder vermehrt über Zeichen und Wunder, speziell in Form von Heilungen, gesprochen. Es gibt viele, die sich für diese Dinge bereitwillig öffnen, und mindestens genauso viele, die hier die ganz große charismatische Verführung über die deutsche Christenheit hereinbrechen sehen.

Wer von diesem Artikel erwartet, am Ende genau aufgezeigt zu bekommen, was heute echt und was unecht ist, sollte an dieser Stelle abbrechen. Wir möchten nur gerne einige Dinge ganz allgemein zu bedenken geben, um vielleicht zu einer ausgewogeneren Sichtweise zu kommen, als sie vielleicht heutzutage vielfach – unter den besten Beweggründen – verbreitet wird. Dabei ist in etlichen aktuellen Büchern, Artikeln oder auch Vorträgen ein großes Dilemma erkennbar: Während die einen über bestimmte Heiler nur Negatives zu berichten wissen, scheinen andere wiederum nur die positiven Seiten sehen zu wollen. Als Johannes zu dem Herrn Jesus einmal sagte: „Wir sahen jemand Dämonen austreiben, der uns nicht nachfolgt“, anerkannte der Herr zum einen die Wunder, die in seinem Namen geschahen, aber Er forderte die Jünger auch nicht auf, sich diesem Menschen anzuschließen. Diese Ausgewogenheit des Herrn Jesus wünschen wir uns für unsere Zeit.

Die Heilungen des Herrn Jesus

Die Zeichen und Wunder (in Form von Heilungen), die der Herr Jesus tat, wurden in der Regel von der Predigt begleitet, obwohl es auch hier Ausnahmen gibt, wie zum Beispiel in Markus 1, wo wir von vielen Heilungen hören, die nicht in unmittelbaren Zusammenhang mit einer Predigt zu bringen sind. Jedoch scheint die deutliche Linie in der Schrift zu sein, dass die Predigt durch die Zeichen und Wunder bestätigt wurde. So heißt es zum Beispiel in Markus 1,39: „Und er predigte in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus.“ Der Herr Jesus heilte sowohl echte Krankheiten (funktional und organisch) als auch Besessenheit.

Er heilte in der Kraft des Geistes. Das geht aus Lukas 4,18.19 hervor: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Befreiung auszurufen und Blinden das Gesicht, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen das angenehme Jahr des Herrn {Jes 61,1.2}.“ Der Geist Gottes kam bei seiner Taufe am Jordan wie eine Taube auf Ihn herab. Hier begann der Herr seinen öffentlichen Dienst. Es ist wichtig, dass wir erkennen, dass der Herr diese Zeichen und Wunder in der Kraft des Geistes tat. Denn der Herr Jesus sagte seinen Jüngern in Apostelgeschichte 1, dass sie „nach nunmehr nicht vielen Tagen“, die Taufe mit dem Heiligen Geist erleben würden: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist.“ Das ist sehr wichtig festzuhalten, weil es etwas ganz einzigartig Gewaltiges ist, dass der Herr Jesus uns mit derselben Kraft ausgestattet hat, in der Er selbst auf dieser Erde gewirkt hatte! Es ist ähnlich unfassbar wie die Tatsache, dass uns der Vater mit der gleichen Liebe liebt, mit der Er den Herrn Jesus geliebt hat! Das ist wahrlich anbetungswürdig!

Also, wir halten fest: Der Herr predigte das Wort, und sein Wort wurde durch die darauf folgenden Zeichen und Wunder bestätigt. Es war ein mächtiges Zeugnis für jeden Juden, denn das Alte Testament hatte es vorausgesagt, dass der kommende Messias diese Wunder und Zeichen tun würde. Interessanterweise sagt der Herr Jesus am Ende von Markus 16 das Gleiche zu seinen Jüngern, dass auch ihnen die Zeichen und Wunder folgen werden, wenn sie ausgehen würden, um zu predigen.

Wie heilte der Herr Jesus?

Doch bevor wir zu den Jüngern kommen, wollen wir uns noch ein wenig damit beschäftigen, wie der Herr Jesus Kranke heilte und woher diese Menschen kamen. Das ist bereits sehr aufschlussreich. Es gibt da keine Standardregel, die uns sagt, so und so ist es immer gewesen. Der Herr Jesus heilte Menschen, die überhaupt nicht nach Ihm fragten oder überhaupt fragen konnten, wie zum Beispiel den Gadarener, der sogar noch fragte: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesu, Sohn Gottes, des Höchsten?“ An einigen Stellen lesen wir, dass Er alle heilte, also alle Kranken der anwesenden großen Volksmenge. 

Aber der Herr Jesus heilte auch Menschen aus dem Volk Israel, die in einzigartigem Glauben zu Ihm kamen, wie zum Beispiel der Aussätzige in Markus 1 oder die blutflüssige Frau in Markus 5. Der Herr Jesus nahm sich nicht nur der Ungläubigen an, sondern besonders jener im Volk Gottes, die „auf Erlösung warteten in Jerusalem“ (Lk 2) und wir fügen hinzu: „in ganz Israel“. Es waren gerade jene in Israel, die wirklich ein offenes Ohr hatten. Er kam in erster Linie oder zuerst für das Haus Israel. Der Herr Jesus handelte auf verschiedene Art und Weise. In Johannes 9 heilt Er den Blindgeborenen, und dieser bekehrt sich zum Herrn. An an anderer Stelle beantwortet der Herr den bereits vorhandenen Glauben einer Person mit einer Heilung.

Wir halten also fest, dass der Herr Jesus auf einzigartige Weise und doch so verschieden auf die Bedürfnisse des Menschen reagierte und dabei genau den Auftrag ausführte, den Er vom Vater empfangen hatte. Er hatte den Auftrag, das Wort bzw. die Propheten zu erfüllen, die vorhergesagt haben, dass der kommende Messias diese Zeichen und Wunder tun würde.

Heilungen durch die Apostel

Nun wollen wir über die Jünger selbst sprechen. Wir sagten schon, dass der Herr Jesus sie mit der gleichen Kraft ausgestattet hatte, mit der Er selbst hier auf der Erde tätig war, und tatsächlich traten die Jünger auch in seine Fußspuren und taten ähnliche Zeichen und Wunder, die uns in der Apostelgeschichte auf vielfältige Art und Weise beschrieben werden.

Die Kraft, die der Herr seinen Jüngern dort in Apostelgeschichte 1 verheißen hat, steht nun auch heute jedem Christen zur Verfügung. Die spannende Frage ist, ob sich diese Kraft zu jeder Zeit im Christentum auf gleiche Weise kundgibt. Hier wurden in den vergangenen Jahrhunderten große Fragezeichen gesetzt oder besser gesagt, es wurde davon ausgegangen, dass der Geist Gottes eben nicht in der gleichen Art und Weise wirkt wie zu Beginn des Christentums. Und die Schrift scheint dies zu bestätigen, da es außer in der Apostelgeschichte und im 1. Korintherbrief keinerlei Stellen in den Briefen gibt, die uns deutlich machen, dass sich diese Kraft auch noch am Ende der Apostelzeit auf gleiche Weise kundgetan hätte.

Doch eines tut die Schrift auch nicht: Sie gibt uns keinen direkten Hinweis darauf, dass es die Zeichen und Wunder in unserer Zeit nicht mehr gibt oder dass wir in unserer Zeit nicht mehr mit Heilungen oder sonstigen Wunderkräften zu rechnen hätten. Das mögen vielleicht alle jene bedenken, die sehr schnell dabei sind, jegliche Wunderkräfte oder Heilungen gleich dem Satan zuzuschreiben. Nichts anderes taten übrigens die Pharisäer, die die Wunderwirkungen und Heilungen des Herrn in Matthäus 9,34 dem Obersten der Dämonen zuschrieben. F.B. Hole schreibt zu diesem Vers: „Nie zuvor hatten sie von solchen Befreiungen gehört, wie sie hier durch die Macht des Reiches Gottes in Gnade gewirkt worden waren. Nur die Pharisäer hatten dafür keine Empfindungen und nicht nur das. Da sie die hier wirksame Macht nicht zu leugnen vermochten, wichen sie absichtlich ihrer Wirkung aus, indem sie sie boshafterweise dem Teufel selbst zuschrieben.“

Heilungen gehören der Vergangenheit an?!

Man hört in diesem Zusammenhang immer wieder, dass Stellen wie Markus 16,20 und Hebräer 2,4 angeführt werden, um zu beweisen, dass die Zeichen und Wunder der Zeit des Anfangs angehörten und nun Vergangenheit wären. In diesen Versen würde es sich schließlich um Worte in der Vergangenheitsform handeln – „mitwirkte, bestätigte, mitzeugte“. Leider steht diese Art der Beweisführung auf sehr wackeligem Boden. Denn ein kurzer Blick in den Grundtext verrät, dass all diese Ausdrücke im Partizip Präsens stehen, und dies bedeutet, dass diese Worte zeitlos sind. Das heißt, es kann sowohl Vergangenheit, Gegenwart als auch Zukunft bedeuten, abhängig vom Bezugswort, auf das sich das Partizip bezieht. Man könnte auch übersetzen: „mitwirkend, bestätigend, mitzeugend“. Dabei hilft es auch nicht viel, dass das Wort „predigte“ (in Mk 16), auf das sich diese Partizipien beziehen, kurz zuvor tatsächlich in der Vergangenheitsform steht, da man ja daraus auch nicht schließen kann, dass man nun in Zukunft nicht mehr predigen dürfe, nur weil es hier in der Vergangenheit steht. Wir meinen nicht, dass es sich hier nicht auch tatsächlich um eine vergangene Sache handeln könnte, doch es erscheint uns fraglich, weitreichende Konsequenzen aus diesen Stellen abzuleiten.

Die Gabe der Heilung in 1. Korinther 12,9.28

Auch zu 1. Korinther 12,9.28 müssen wir noch ein Wort sagen. Hier finden wir die einzigen beiden Stellen, wo der Apostel Paulus von der „Gabe der Heilung“ und von den sogenannten Wunderkräften spricht, die manche Christen offenbar empfangen hatten. Interessant an dieser Bibelstelle ist, dass auch diese Gaben an keiner anderen Stelle nur auf die Anfangszeit begrenzt wurden, sondern der Geist Gottes teilt uns dies mit, wie Er uns mitteilt, dass die Frauen beim Beten oder Weissagen eine Kopfbedeckung tragen oder dass sie in der Gemeinde schweigen sollten. Fangen wir also an, die Gabe der Heilung auf die Anfangszeit zu beschränken, dann fragen wir uns, ob wir dann nicht Tür und Tor öffnen für die Lehre, dass auch die Kopfbedeckung und das Schweigen der Frauen in der Gemeinde nur auf die Anfangszeit begrenzt waren.

Wollen wir damit andeuten, dass es unserer Meinung nach die Gabe der Heilung auch heute noch gibt? Ja und Nein. Ja, wir halten dies theoretisch für möglich, und nein, weil uns auch Stellen wie Epheser 4 sehr vorsichtig machen, denn dort taucht unter den Gaben zum Beispiel die Gabe der Heilungen nicht mehr auf, und auch in den anderen späteren Briefen ist nichts darüber zu finden. Zudem gibt uns die Schrift etliche Beispiele (Epaphroditus, Timotheus, Trophimus, Paulus), die nicht geheilt wurden, obwohl es sehr sinnvoll erschienen wäre, diese zu heilen, wenn man zudem bedenkt, dass diese Männer ja in Verbindung mit Paulus standen und Paulus auch die Gabe der Heilungen hatte. Was wir aber hier ganz deutlich sagen wollen: Wir halten es für falsch, eine bestimmte Lehrmeinung derart hochzupuschen, dass man jene, die an der Ausübung dieser Gabe in der Jetztzeit glauben, gleich in die Ecke von Verführern und Irrlehrern schiebt – wenn es auch für manche berechtigt ist, weil sie neben dieser Lehre noch andere wirkliche Irrlehren bringen, die die Person des Herrn oder sein Werk angreifen. Jedoch sind wir davon überzeugt, dass mit dieser Gabe – wenn es denn auch eine Gabe für die Jetztzeit wäre – auch viel Missbrauch betrieben wird. Scharlatanerie ist hier ein Problem.

Aber es gibt noch ein wesentlich Gefährlicheres. Für Kranke ist der Wunsch nach Heilung verständlicherweise oft sehr groß. Das bringt viele dazu, Folgendes zu übersehen: Selbst wenn eine Heilungsgabe nicht von unten ist, heißt das noch nicht, dass ich mich von so jemand heilen lassen darf, denn die Person mit dieser Heilungsgabe hat möglicherweise fundamental böse Lehren, und ein Gang zu dieser Person wegen Heilung würde mich zum Teilhaber seiner bösen Lehren machen ( 2Joh 11). Wir selbst halten die heutigen und vor allen Dingen in der letzten Zeit aufgekommenen Zeichen und Wunder (besonders in Form von Massenheilungen) auch für sehr zweifelhaft und sehr beunruhigend, selbst wenn man mal nur davon ausgeht, dass nur zwanzig Prozent von dem, was die Kritiker schreiben, der Wahrheit entspricht. Doch wollen auch wir nicht über das Wort hinausgehen und allzu schnell dem Teufel bestimmte Dinge zuschreiben. Wir wollen zudem bedenken: Jemand, der eine Gabe vom Herrn empfangen hat, kann diese auch missbrauchen oder sie auf der anderen Seite für eine gute Sache einsetzen; er besitzt jedoch in vielen anderen Punkten der Schrift nur wenig Licht und bringt sogar falsche Lehren, oder durch anders geartete Erziehung und Kultur erscheinen verschiedene Praktiken verwerflicher, als sie wirklich sind, weil sie uns so fremd sind.

Der Herr gibt nicht eine Gabe, weil jemand am richtigen Platz ist oder so ein ausgezeichneter Christ wäre oder gerade mal das Glück gehabt hat, in einer bevorrechtigteren Kultur aufgewachsen zu sein; denn dann wäre es keine Gnadengabe mehr. Als Johannes in Markus 9 jemand „uns“ nicht nachfolgen sah, der auch noch Dämonen austrieb, da ging er entsetzt zum Herrn und berichtete es Ihm. Jener war tatsächlich nicht am richtigen Platz. Er war nicht wie die Jünger beim Herrn und zog auch nicht zusammen mit den Jüngern aus, um die Dämonen auszutreiben. Was sagte der Herr nun zu Johannes? „Beruhige dich“ – dürfen wir es mal etwas salopp sagen? „Reg dich ab, Johannes, wehre ihm nicht, es ist niemand, der ein Wunderwerk in meinem Namen tun und bald übel von mir zu reden vermögen wird; denn wer nicht wieder uns ist, ist für uns.“ – Wir sollten natürlich keine falschen Lehren stützen, verschweigen oder proklamieren – der Herr bewahre –, aber wir dürfen jene, mit denen wir erhebliche Mühe haben, dem Herrn überlassen. Der Herr sagt in Markus 9 nicht: „Prima, Johannes, weißt du was, dann folge jenem doch nach und lass dir die Hände auflegen.“ Nein, das sagt der Herr nicht, aber Johannes sollte lernen, alles anzunehmen, was „irgend“ für den Herrn getan würde, und sei es, dass jemand einen Becher Wasser für einen der „Kleinen“ bereitstellen würde.

Aus welcher Quelle geschehen die Heilungen?

Wenn es heutzutage Zeichen und Wunder gibt, dann wollen wir nicht gleich den Teufel dafür verantwortlich machen. Wir müssen nüchtern die Fakten prüfen und alles anerkennen, was im Namen des Herrn getan wird – dabei sollten wir aber auch bedenken, dass der Herr uns in Matthäus 7 von der Möglichkeit berichtet, dass viele am letzten Tag sagen werden: „Herr, haben wir nicht in deinem Namen …?“ Deshalb sollten wir auch alles beim Namen nennen, was gegen Ihn gemacht wird, und Aufklärung betreiben und lieber einmal zu vorsichtig sein, als zu schnell etwas Falschem die Hände aufzulegen. Die Pharisäer schrieben die klaren Wirkungen des Geistes dem Obersten der Dämonen zu und machten sich damit der unvergebbaren Sünde der Lästerung wider den Heiligen Geist schuldig. Wir können uns nicht vorstellen, dass man sich heutzutage dieser Sünde schuldig machen kann, weil die Offenbarungen des Geistes Gottes eben heute immer durch fehlbare Menschen vonstatten gehen; dies war eben bei dem Herrn Jesus einzigartig. Nicht nur, dass der Geist Gottes sich in einzigartiger Weise offenbarte, auch die handelnde Person – der Herr Jesus – war vollkommen rein und sündlos. An Ihm war nichts, aber auch gar nichts unecht, unrein, ungerecht oder in irgendeiner Weise unvollkommen. Alles, was Er tat, geschah in völliger Abhängigkeit von seinem Vater. Das war das Einmalige jener Zeit, und deshalb wog es auch so schwer, als die Pharisäer Ihn ablehnten. Aber der Geist der Pharisäer ist heute noch sehr aktiv, und wir müssen uns wohl alle davor hüten. Wer müsste das nicht von sich selbst bekennen?

Nicht nur die Apostel taten Zeichen und Wunder

So stellen wir also fest, dass die Kraft der Zeichen und Wunder, besonders in Form von Heilungen, auf die Jünger übertragen wurde (Apg 1,8; 5,12-16). Weiter müssen wir feststellen, dass nicht nur die Apostel von dieser Kraft Gebrauch machten, sondern auch Gläubige wie Philippus (Apg 8,6.7), Stephanus (Apg 6,8) und Barnabas (Apg 14,3; 15,12), und wir lesen von ihnen nicht, dass sie diese Kraft irgendwie von den Aposteln übertragen bekommen hätten. Auch 1. Korinther 12 erweckt den Eindruck, dass diese Gabe der Heilung eine allgemeine anerkannte Gabe war, die verschiedene Christen empfingen. Es gibt einige Indizien (keine Beweise), dass diese Gabe in späteren Zeiten aufhörte, aber es gibt keinerlei wirklichen Beweise aus dem Wort Gottes dafür, die unzweifelhaft forderten, dass diese Gabe ganz aufhören würde.

Art und Weise der Heilungen

Zum Schluss noch ein Wort zu der Art und Weise, in der Heilungen in der Bibel geschahen. Dies ist nicht unwichtig, da auch hier viele versucht sind, vorschnell zu urteilen, nur weil etwas in einem eigenartigen Rahmen geschieht, der so wenig von Ordnung und Frieden – wie man meint – geprägt ist. Zumal es auch eine Bibelstelle gibt, die besagt: „Alles geschehe anständig und in Ordnung.“

In Apostelgeschichte 3,7.8 ist die Rede davon, dass ein Kranker „aufsprang“ und „springend“ Gott lobte, so auch in Apostelgeschichte 14,11. Außerdem berichtet uns Apostelgeschichte 14,10, dass Paulus bei einer Heilung „laut“ sprach. Bei den Heilungen des Herrn lesen wir des Öfteren davon, dass jene, die von Dämonen befreit wurden, „laut schrien“ und sich sogar vor ihm wälzten („und ihn sehr zerrend“, Mk 9,26). Eigenartig ist auch die Heilung durch Petrus, die anscheinend allein durch seinen Schatten (Apg 5,15.16) vollzogen wurde (obwohl es nicht eindeutig ist, ob sie nur in den Schatten des Petrus kommen wollten oder ob sie dadurch auch wirklich geheilt wurden!). Oder denken wir an die Tücher des Paulus, die auf die Kranken gelegt wurden (Apg 19,11.12). Man fragt sich allen Ernstes: Wenn es solche Manifestationen des Geistes Gottes heute noch gäbe, wie würden diese aussehen? Andererseits ist es durchaus denkbar, dass diese Zeichen und Wunder eben ein besonderer Bestandteil der Anfangszeit waren, denn wenn wir zum Beispiel den Zusammenhang in Apostelgeschichte 5 betrachten, wo man den Schatten des Petrus aufsuchte, dann lesen wir dort von der Begebenheit mit Ananias und Sapphira, eine Geschichte also, die auch eher zu den einmaligen Ereignisse der Anfangszeit gehörte.

Auch bei der erstaunlichen Heilung durch die Tücher des Paulus sollten wir berücksichtigen, dass es dort heißt: „Und außergewöhnliche Wunderwerke tat Gott durch die Hände des Paulus.“ Nicht nur, dass dieses Wunder durch einen der ausgezeichnetsten Apostel geschah, selbst für jenen war dies eine „außergewöhnliche“ – sprich: nicht normale – Angelegenheit. Es war auch für den Apostel Paulus etwas Besonderes. Dies ist zwar kein Beweis dafür, dass es nicht auch heute noch einzigartige Dinge geben kann, aber es zeigt mit Sicherheit, dass diese Dinge für die Vielzahl der Christen heute weltweit nicht an der Tagesordnung waren oder sein müssen. Nebenbei sei noch darauf hingewiesen, dass natürlich nicht die Tücher des Paulus irgendeine Bedeutung oder Kraft in sich selbst hatten. Wir sehen das in der Geschichte des Herrn Jesus mit der blutflüssigen Frau, wo jene Frau das Gewand des Herrn berührte und daraufhin geheilt wurde. Der Herr Jesus sagte dann nicht zu ihr: „Mein Gewand hat dich geheilt“, sondern: „Dein Glaube hat dich geheilt.“

Das Gebet um Heilung in Jakobus 5

Noch ein Wort zu Jakobus 5,14.15. Auf diese Schriftstelle sind wir hier absichtlich nicht eingegangen. Hier sollte es allein um Zeichen und Wunder in Bezug auf eine spezielle Heilungsgabe gehen, wie sie in 1. Korinther 12 berichtet wird. Jakobus 5 hingegen ist viel allgemeiner und handelt nicht von der „Gabe der Heilung“, sondern von dem „Gebet um Heilung“. Hierzu haben wir einen Artikel von J.G. Fijnvaandraat veröffentlicht, der sich unter anderem auch mit dieser Problematik auseinandersetzt.

Zusammenhang zwischen Krankheit und Sünde

Wir leben in einem gewaltigen Spannungsfeld, wenn wir uns dieser Thematik anhand des Wortes, und des Wortes allein, nähern wollen. Die einen warnen – sicher auch nicht immer unberechtigt – vor falschen Propheten unserer Tage; die anderen warnen – vielleicht auch nicht immer unberechtigt – davor, ein Wirken des Geistes vorschnell der Tätigkeit des Teufels zuzuschreiben. Und wie oben bereits erwähnt, haben wir sicher nicht das letzte Wort bei dieser Thematik und möchten jeden Leser bitten, selbst anhand des Wortes Gottes diese Thematik zu untersuchen. Wir sollten jedoch neu intensiver darüber nachdenken, dass die Macht des Teufels und auch bestimmte Sünden mehr mit dem Thema Gesundheit im Zusammenhang stehen, als vielleicht bisher angenommen.

Aus der Geschichte der Freunde Hiobs, die bei ihrem Freund fälschlicherweise eine Sünde vermuteten, als auch aus Johannes 9, wo es um den Blindgeborenen geht und der Herr deutlich sagt: „Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern“, haben wir gelernt, dass es gefährlich ist, wenn jemand krank ist, gleich zu denken, dass Sünde im Spiel ist. Leider haben wir die Aussage dieser Beispiele oft viel zu weit überzogen, indem wir die Verbindung von Krankheit und Sünde fast ganz verdrängt haben, so dass in unserem Denken Krankheit kaum oder gar nicht mit der Macht des Teufels oder unserer Sünde in Verbindung stehen. Viele Bibelstellen sprechen hier eine andere Sprache (beste Beispiele sind sicherlich 1. Korinther 11,30; Jakobus 5,15.16 und Johannes 5,14), und das müssen wir wieder neu sehen lernen, um einen ausgewogenen und objektiven Blick zu erhalten. Es ist zwingend nötig, dass wir uns bei Krankheit fragen, welche Sünden es in unserem Leben noch zu bereinigen gibt und welche Sünden vielleicht immer wieder vorkommen und womit wir dem Teufel dadurch die Möglichkeit verschaffen, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Paulus sagt im Epheserbrief: „Gebet nicht Raum dem Teufel.“

Auch okkulte Bindungen und eine „Wurzel der Bitterkeit“ (Heb 12,15), die – etwas allgemein gesagt – eigentlich immer dann vorliegen, wenn ich nicht in der Lage bin, jemand, der mir etwas angetan hat, einen Segen zu wünschen, können ernste Krankheiten hervorbringen. Dabei wollen wir uns nicht gegenseitiger Sünde bezichtigen, wenn der Mitbruder oder die Mitschwester krank daniederliegt. Hier sollten wir weiterhin Hiob und den Blindgeborenen nicht vergessen.

Schlusswort

Jeder muss hier vor dem Herrn und in der Gemeinschaft mit dem Herrn zu einer Überzeugung gelangen. Wenn wir durch unsere wenigen Gedanken erreichen könnten, dass die Positionen weniger verhärtet würden, hätte der Artikel seinen Dienst getan und unser Gebet wäre erhört. Was wir heute sicher nicht brauchen, sind weitere Trennungen wegen dieser Dinge, sondern eine offene Kommunikation über diese Dinge und eine feste Grundlage im Wort Gottes, wobei es auch mal sein kann, dass der eine über bestimmte Dinge weniger krass denkt als der andere.

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Hinweis der Redaktion:

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