Am 31. Oktober ist Reformationstag
Was geschah eigentlich am 31. Oktober 1517?

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 20.10.2002, aktualisiert: 30.04.2023

Esoteriker und New-Ager wissen es schon seit langem: Das Zeitalter der Fische ist vorbei und das Zeitalter des Wassermanns ist angebrochen. War unsere westliche Kultur noch in den vergangenen Jahrhunderten vom Christentum (Symbol Fisch) gekennzeichnet, so kann man in der heutigen Kultur die Abkehr vom Christentum immer deutlicher erkennen. Wenn auch die Einteilung der Zeitalter, wie es die Esoterik macht, höchst zweifelhaft ist, so ist wenigstens die Beobachtung richtig, dass sich unsere Kultur vom Christentum abwendet. Nebenbei brauchen wir für diese Feststellung kein New Age und auch keine Esoterik. Wir müssen einfach die Bibel lesen und ernst nehmen; dort ist im Detail beschrieben, dass Tage kommen werden, wo man sich von diesen Dingen abkehren wird (2Tim 3).

Was hat diese Erkenntnis nun mit dem 31. Oktober und dem Reformationstag zu tun? Mal ehrlich, wenn wir hundert Menschen auf der Straße fragen würden, woran sie denken, wenn sie das Datum 31. Oktober hören, was wäre wohl die Antwort? Natürlich würden viele sagen: Schau in die Vorgärten und schau an die Fensterscheiben! Halloween – ist doch klar! Jeder Kürbiskopf erinnert uns an dieses schaurige und zutiefst unchristliche, ja perverse – wenn man den Ursprung bedenkt – Fest aus Amerika, dessen Wurzeln wie folgt beschrieben werden (siehe hierzu: „Das Grinsen der Kürbisköpfe“):

Halloween
Die Wurzeln gehen auf die keltische Heidenreligon und die Druiden zurück. Die Druiden waren unter anderem Priester, religiöse Amtsträger, Wahrsager und Zauberer der Kelten, die in Gallien, vor allem aber in England, Schottland und Irland gefürchtet waren. Sie praktizierten spezielle Arten der Ritualmorde, bei denen sie unter anderem Menschen in ein riesiges Stroh- oder Weidengeflecht sperrten und als Opfergabe an die Götter lebendig verbrannten (siehe auch den Artikel Halloween).

Dass vor fast fünfhundert Jahren ein Mann in Wittenberg den Mut hatte, gegen Bischöfe und Papst seine Stimme zu erheben und somit sein Leben zu gefährden – wer denkt wohl noch daran? Wer denkt noch daran, dass dieser Mann die Geschichte Deutschlands wesentlich mitgeprägt hat? Wer erinnert sich wohl noch daran, dass dieser Mann an der Entstehung der deutschen Schriftsprache wesentlich beteiligt war und uns die erste vollständige deutsche Bibelübersetzung gab? Wer schaffte die Praxis des Ablasshandels ab? Wer schlug am 31.10.1517 die 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg? (Auch wenn diese Handlung wahrscheinlich ins Reich der Legenden gehört, so sind die 95 Thesen doch gesicherte Fakten – siehe www.luther.de.) Martin Luther war es, der – wenn auch umstritten – seine Zeit und unsere Geschichte wesentlich mitgeprägt hat und den Gott trotz aller Mängel, die zu beklagen wären, wie kaum einen anderen als sein Werkzeug benutzt hat. Für viele Christen ist es selbstverständlich, zu sagen:

  • allein die Schrift
  • allein aus Gnade
  • allein durch Glaube

Doch sind es gerade jene markanten Glaubenssätze, die Martin Luther prägte und von denen auch heute noch jeder wiedergeborene Christ überzeugt ist.

Leider gehen diese Dinge in Deutschland mehr und mehr verloren – statt dass wir uns auf diese Grundsätze zurückbesinnen, kehren immer mehr Menschen dem Christentum den Rücken zu und wenden sich dem noch viel älteren Heidentum zu. Ich frage mich: Was für Maßstäbe sollen denn gelten, wenn wir uns nicht unserem Schöpfer im Himmel verantwortlich fühlen? Wenn der Mensch das Maß aller Dinge ist, wer gibt uns dann moralische und ethische Werte? Noch ist auch das christliche Abendland von den Moralvorstellungen der Bibel durchzogen, aber es ist doch auffallend, wie moralische und ethische Werte mehr und mehr nach unten korrigiert werden – wir denken an die Normalisierung gleichgeschlechtlicher Paare, an Abtreibung, an sexuelle Perversionen, die zur Normalität erklärt werden usw. Es scheint kaum einer zu merken, wie der Abfall einer Kultur voranschreitet, und man scheint zu vergessen, dass jede Wohlstandsgesellschaft der Geschichte im Ruin geendet hat. Ein bekannter Liedermacher sang die wahren Worte:

Jeder kann es sehen, aber alle sehen weg,

Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht.
Sie zieh’n wie Lemminge in willenlosen Horden.
Es ist, als hätten alle den Verstand verlor’n,
Sich zum Niedergang und zum Verfall verschwor’n,
Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden.
(Aus „Das Narrenschiff“ von Reinhard Mey)

Martin Luther prägte unter anderem den Satz „Allein aus Gnade“. Die Gnade Gottes ist das Größte, was dem Menschen von Gottes Seite her begegnen konnte. Allein die Gnade Gottes rettet uns vor dem ewigen Gericht, wenn wir an den glauben, den Gott zu uns gesandt hat – Jesus Christus. Nur die unbeschreibliche Gnade Gottes war bereit, seinen eigenen, geliebten Sohn auf diese Erde zu senden und Ihn für sündige Menschen ans Kreuz zu bringen. Jeden Atemzug verdanken wir der großen Gnade Gottes. Und was macht der Mensch? Er tauscht diese Erkenntnis, die ja Martin Luther in der Reformation wieder neu ans Licht brachte, ein gegen ein heidnisches und okkultes Fest: Halloween. Das zeigt eindrücklich, dass der Mensch seit der Kreuzigung dessen, der die Gnade Gottes in vollkommener Weise offenbart hat, nichts gelernt hat.

Der Reformationstag am 31. Oktober wäre eine gute Gelegenheit für Christen und Nichtchristen, innezuhalten und darüber nachzudenken, dass Christentum mehr ist, als einer christlichen Kirche anzugehören oder die Kirchensteuer zu bezahlen. Gleichzeitig ist der Reformationstag für Christen auch eine Gelegenheit, zu bekennen, dass wir, was das Zeugnis vor dieser Welt angeht, versagt haben und dass auch wir jeder persönlich eine Reformation nötig haben. Roger Liebi, ein bekannter Bibelausleger, wurde nach seinem größten Traum gefragt, und er antwortete: „Dass so viele Christen wie möglich in ihrem Leben eine neue Reformation erleben: zurück zur Schrift allein.“

In diesem Sinne wünschen wir einen nachdenkenswerten 31.Oktober.


Kurzbiographie von Martin Luther
(zu finden bei www.luther.de)

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