Sven Hannawald – und was ein Vater daraus lernte ...
Aus den Dingen des Alltags lernen

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 08.01.2002, aktualisiert: 10.12.2020

Leitverse: Hebräer 10,24.25

Riesenjubel. Spannung bis zum Letzten. Hast du es gesehen oder davon gehört? Zum ersten Mal in der fünfzigjährigen Geschichte der Vierschanzentournee ist es einem Springer gelungen, alle vier Springwettbewerbe zu gewinnen. In den Nachrichten war davon zu lesen, dass Sven Hannawald in einer eigenen Klasse springt – keiner kam an ihn heran. Er hat seine Sache wirklich gut gemacht. Und menschlich gesehen freuen wir uns da mit und gratulieren zu diesen außergewöhnlichen Leistungen. Was wäre es, wenn solche Menschen zur Umkehr kämen und das wahre Leben kennenlernten, um ein Zeugnis zu sein für den viel größeren Sieger: den Sieger von Golgatha.

  • Joh 14,6: Jesus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.

  • Joh 10,10: Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben.

  • 1Kor 15,57: Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!

Viele Menschen und auch viele Christen haben sicher in den letzten Tagen mitgefiebert. Schließlich passieren außergewöhnliche Dinge ja auch nicht jeden Tag.

Was mich die Tage so beschäftigte war, dass mein kleiner Sohn (zehn Jahre) mitbekommen hatte, dass der Papa sich für das jährliche Skispringen interessierte, und da Papa kein Fernsehgerät hat, aber zu Neujahr immer bei den Schwiegereltern ist, die sehr wohl eins haben, vernahm der Sohnemann dieses Interesse beim Papa. Und wie das so ist, lernen die Kinder schnell und besonders schnell, wenn es um weniger geistliche Dinge geht – was man den Kindern ja auch nicht verübeln kann. So saßen Vater und Sohn am Neujahrstag vor dem Fernsehseher und fieberten mit, ob wohl wieder ein Deutscher bei der diesjährigen Vierschanzentournee eine Chance hat. Sven Hannawald hatte bereits das erste Springen in Oberstdorf gewonnen, und so war klar, wen Vater und Sohn favorisierten: Martin Schmitt, der Star des letzten Winters, war längst vergessen. Hannawald gewann dann sowohl das Neujahrsspringen als auch das Springen in Innsbruck. Die Sensation lag förmlich und buchstäblich in der Luft, denn in der Luft machte in diesem Jahr Sven Hannawald niemand etwas vor.

Sprüche aus der Presse:

Der Tagesspiegel: Ganz oben gelandet
BILD: Hanni-Air
Berliner Zeitung: Der Flugsaurier landet um 15.56 Uhr
Berliner Morgenpost: Svenomenal
Berliner Zeitung: Svensationell
Die Presse (Österreich): Ein ehernes Gesetz wurde gebrochen, ein Wunschtraum wahr. Wie bei Hannawald, dem neuen Schanzen-Historiker, sind’s immer wieder schon Abgeschriebene, in denen Trotzköpfe stecken, deren Widerspruchsgeist alles auf den Kopf stellt.

Nun waren wir wieder zu Hause und das Fernsehen über 550 Kilometer weit entfernt und so fragte mich mein Sohn – wie gesagt zehn Jahre (!] alt – fast jeden Tag, ob denn Sven Hannawald auch das vierte Springen gewonnen hatte. Er hatte ja längst mitbekommen, dass das etwas ganz Großartiges wäre, wenn Hannawald wirklich auch das vierte Springen gewinnen sollte. Nun kam der Sonntag (6. Jan. 2001); Papa hatte das Skispringen schon wieder verdrängt und gar nicht mehr dran gedacht, dass es heute passieren könnte, dass ein Deutscher alle vier Springen gewinnen könnte, und wir kamen aus der Gemeindestunde, als mein Sohn mich ansprach und mich fragte, ob ich schon wüsste, ob Sven Hannawald auch das vierte Springen in Folge gewonnen hätte. „Nein!“, musste ich ihm antworten, denn während wir mit wenigen Christen in der Gemeindestunde waren und Millionen von Menschen vor dem „Hausgott“ im Wohnzimmer saßen, geschah das für viele Unglaubliche. Dabei war ich froh, dass es dem Gegenspieler Gottes nicht gelungen war, mich durch solch ein großes Ereignis von dem Besuch der Zusammenkunft abzuhalten, denn wir erfuhren auch an jenem Nachmittag in der Gemeinde, wie Gott zu uns sprach. Hatte nicht Christus persönlich versprochen, dort in der Mitte zu sein, wo man einfach und schlicht um seinen Namen versammelt war (Mt 18,20)?

Aber mal ganz ehrlich: Wie sind deine Empfindungen, wenn große Ereignisse anstehen? Denken wir nicht auch manchmal, dass wir doch ruhig mal eine Gemeindestunde ausfallen lassen können? Es geht doch schließlich um ein geschichtliches Ereignis!? Ich muss gestehen, auch ich bin nicht frei von diesen Gedanken. Und deshalb haben wir es immer wieder nötig, ermuntert zu werden, „die Zusammenkünfte nicht zu versäumen“, wie uns der Hebräerbrief mitteilt. Nein! Das soll kein Gesetz sein, aber es darf als „Mutmacher“ verstanden werden, wenn wir uns daran erinnern, dass der Verlust einer Stunde in der Gegenwart des Herrn nicht wiederzubringen ist.

Heb 10,24.25: Und lasst uns aufeinander achthaben zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei etlichen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das umso mehr, je mehr ihr den Tag herannahen sehet.

Aber noch eine Lektion wollte ich aus dieser kleinen Geschichte lernen: Die Kinder schauen uns Eltern sehr genau zu; mein Sohn wurde „über Nacht“ zu einem Sven-Hannawald-Fan (ich übertreibe ein wenig), weil sich der Vater (eher gemäßigt) für dieses Skispringen interessierte.

Ob unsere Kinder wohl auch an uns sehen, dass wir großes Interesse für das Reich Gottes haben? Ob unsere Kinder wohl auch sehen, dass wir alles dafür tun, um die Zusammenkünfte nicht zu versäumen? Ob wir unseren Kindern auch das größte Weltereignis der Zukunft nahebringen können? Dass der Herr Jesus Christus wiederkommen wird, um uns ins Vaterhaus zu holen?

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