Jesus wandelt auf dem See
Matthäus 14,22-36

Henry Allen Ironside

© SoundWords, online seit: 05.03.2024, aktualisiert: 16.03.2024

Leitverse: Matthäus 14,22-36

Dieses Wunder in Matthäus 14 zeigt die Macht des Herrn über die Naturgewalten et­was anders als das Wunder in einem früheren Kapitel, wo Er den Sturm stillte (Mt 8,23-27).

Mt 14,22-33: Sogleich nötigte er die Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Volksmengen entlassen habe. Und als er die Volksmengen entlassen hatte, stieg er auf den Berg für sich allein, um zu beten. Als es aber Abend geworden war, war er dort allein. Das Schiff aber war schon mit­ten auf dem See und litt Not von den Wellen, denn der Wind war ihnen entgegen. Aber in der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, gehend auf dem See. Als aber die Jünger ihn auf dem See gehen sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: Es ist ein Gespenst! Und sie schrien vor Furcht. Sogleich aber redete Jesus zu ihnen und sprach: Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht! Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Was­sern. Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Schiff und ging auf den Wassern und kam zu Jesus. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich! Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Und als sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind. Die aber in dem Schiff waren, warfen sich vor ihm nieder und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!

Dieser Abschnitt hier ist ein schönes Bild für die dispensationale Wahrheit, die Lehre von den Haushaltungen. In Vers 22 forderte Jesus seine Jünger auf, in ein Schiff zu steigen und Ihm auf die andere Seite des Sees vorauszufahren, während Er die Men­schenmenge entließ. Die Jünger fuhren in dem Schiff, ohne dass Jesus persönlich an­wesend war. Das ist ein Bild für die Umstände, in denen sich die Gemeinde Gottes nach dem Tod und der Auferstehung unseres Herrn Jesus befindet. Er, „der in den Tagen seines Fleisches“ [vgl. Heb 5,7] bei seinen Jüngern gewesen war, würde nicht mehr sichtbar unter ihnen sein. Sie würden sozusagen allein auf dem unruhigen Meer der irdischen Umstände unterwegs sein und sich auf die Zeit freuen, wenn sie ihren Erlöser wiedersehen würden.

Christus selbst ging auf einen einsamen Berg, um zu beten – ein Hinweis auf seinen gegenwärtigen Dienst für sein Volk: Er ist „hinaufgestiegen in die Höhe“ (Eph 4,8), wo Er „allezeit lebt, um sich für uns zu verwenden“ [vgl. Röm 8,34; Heb 7,25], um für uns Fürsprache einzulegen.

Während Er auf dem Berg betete, befanden sich alle im Schiff in großer Not, denn ihr kleines Schiff geriet in einen schweren Sturm und wurde von den Wellen hin und her geworfen. Soweit die Insassen sehen konnten, drohte es verlorenzugehen. Das Volk Gottes gerät während der Zeit, wo der Herr in der Gegenwart des Vaters in der Höhe für uns tätig ist, nicht selten in solche Situationen. Gottes geliebtes Volk fühlt sich oft­mals verlassen und vergessen, aber Gottes Auge ist immer auf sie gerichtet.

In der vierten Nachtwache, als die Dunkelheit noch groß und „der Wind ihnen entge­gen war“, schaute Er von der Höhe herab und sah sie in ihrer Not. Zu ihrem Erstaunen kam Er auf dem See daher, um ihnen die Hilfe zu geben, die sie brauchten. Als sie Ihn sahen, waren sie eher erschrocken als getröstet, und in ihrer Angst riefen sie: „Es ist ein Gespenst!“ Doch auf ihren erschrockenen Schrei hin erklang die Stimme, die sie so gut kannten, die Stimme Jesu selbst, der sagte: „Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht!“

Petrus, stets impulsiv, aber seinem Herrn treu ergeben, rief: „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern.“ Jesus antwortete: „Komm!“ Ohne einen Augenblick zu zögern, stieg Petrus über die Seite des Schiffes hinunter aufs Was­ser, und zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass er tatsächlich auf dem Wasser ging, als stünde er auf festem Boden. Solange er seinen Blick auf Jesus gerichtet hielt, war alles in Ordnung; aber als er sich umwandte und die tosenden Wellen sah, erfüllte Angst sein Herz und sofort begann er zu sinken. Als das Wasser über ihm aufstieg, rief er: „Herr, rette mich!“ Sofort lesen wir: „Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ Petrus hätte daran denken sollen, dass er auf ruhigem Wasser nicht besser gehen konnte als auf rauen Wellen, wenn er nicht von der Kraft des Herrn selbst getragen wurde. Diese Kraft ist im Sturm genauso groß wie in der Stille.

Jesus und Petrus stiegen in das kleine Boot und sofort legte sich der Wind. Sie waren Zeugen eines Schauspiels von solch mächtiger Kraft, dass alle Jünger vor dem Herrn niederfielen, Ihn anbeteten und sagten: „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!“

Als sie in das Land Genezareth zurückkehrten, das östlich von Kapernaum und nörd­lich des Sees lag, verbreitete sich schnell die Nachricht, dass Jesus wieder im Land war. Eine große Menschenmenge kam zu Ihm und brachte viele Kranke mit, damit Er sie heilte:

Mt 14,34-36: Als sie hinübergefahren waren, kamen sie ans Land, nach Genezareth. Und als die Männer jenes Ortes ihn erkannten, schickten sie in jene ganze Gegend und brachten alle Leidenden zu ihm; und sie baten ihn, dass sie nur die Quaste seines Gewandes anrühren dürften; und so viele ihn anrührten, wurden völlig ge­heilt.

Die Menschen in Genezareth waren ganz offensichtlich beeindruckt von der Gnade Jesu und seiner Fähigkeit, sie von ihren quälenden Leiden zu befreien. Sie kamen aus dem ganzen Umland, um Ihm ihre Kranken zu Füßen zu legen. Sie spürten, dass sie geheilt würden, wenn sie nur die Quaste seines Gewandes berühren könnten wie die arme Frau, von der wir in Matthäus 9,20.21 lesen. Alle, die sein Gewand berührten, wurden völlig geheilt. Die blaue Quaste (vgl. 4Mo 15,37-39) wies darauf hin, dass Er der Heilige Gottes war, der Himmlische, der auf die Erde gekommen war, um die Menschen zu erlösen. Ihn zu berühren bedeutete Leben und Gesundheit.

Jesus setzte seinen wunderbaren Dienst fort, und überall wurde seine Messianität durch wunderbare Zeichen bezeugt. Diese Zeichen mussten jeden, der aufrichtig nach der Wahrheit suchte, davon überzeugt haben, dass Er alles war, was Er zu sein vorgab. Doch die religiösen Führer waren gleichgültig und distanzierten sich oder traten in entschiedenen Widerstand, weil sie nicht bereit waren, sich vor Gott zu demütigen. Die „Elenden der Herde“ (Sach 11,11) hörten Jesus mit Freude und wurden durch sein gnädiges Wirken gesegnet. Sie verherrlichten den Gott Israels, weil Er ihnen seinen Gesalbten gesandt hatte.


Originaltitel: „Jesus Walks on the Sea (Matthew 14:22-36)“ aus „Chapter XIV: The King’s Authority over All Nature“
in Expository Notes on the Gospel of Matthew, New York (Loizeaux Brothers, Bible Truth Depot) 1948, S. 184–187
Quelle: https://plymouthbrethren.org
Anmerkung von SW: Der letzte Absatz steht im Buch (41959) auf S. 178/9.

Übersetzung: Stephan Isenberg


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