Der Sturm auf dem See
Matthäus 14,22-36

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 05.01.2024, aktualisiert: 05.01.2024

Leitverse: Matthäus 14,22-36

Gott besucht die Heiden mit dem Evangelium

Mt 14,22.23: 22 Und sogleich nötigte er die Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Volksmengen entlassen habe. 23 Und als er die Volksmengen entlassen hatte, stieg er auf den Berg für sich allein, um zu beten. Als es aber Abend geworden war, war er dort allein.

Da das Volk [auf die Botschaft der Speisung der Fünftausend] nicht entsprechend reagierte, entließ der Herr die Volksmengen. Dies veranschaulicht im übertragenen Sinn, dass der Herr seine Verbindung mit dem Volk abbrach und es vorübergehend beiseitesetzte. Die Apostel wurden dann genötigt, „in das Schiff zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer vorauszufahren“. Dies steht für den neuen Aufbruch Gottes. Das Schiff, das auf den See hinausfährt, ist ein Bild für das Zeugnis des Evangeliums, das unter die Heiden hinausgeht (Apg 13,46.47; 15,14; 28,28).[1] Die Apostel, die das Schiff betraten, stehen für den gläubigen Überrest der Juden, die aus dem Judentum herausgenommen und in die christliche Gemeinde aufgenommen wurden (Apg 2,41; 4,4; 5,14; 6,7Röm 11,5Gal 6,16). Zur gleichen Zeit stieg der Herr „auf den Berg für sich allein, um zu beten“. Das bedeutet, dass der Herr in den Himmel aufgefahren ist, um sein gegenwärtiges hohepriesterliches Werk des fürbittenden Gebets für die Seinen in dieser Welt zu verrichten (Röm 8,34Heb 7,25). 

Mt 14,24-27: 24 Das Schiff aber war schon mitten auf dem See und litt Not von den Wellen, denn der Wind war ihnen entgegen. 25 Aber in der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, gehend auf dem See. 26 Als aber die Jünger ihn auf dem See gehen sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: Es ist ein Gespenst! Und sie schrien vor Furcht. 27 Sogleich aber redete Jesus zu ihnen und sprach: Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht! 

Als die Jünger mit dem Schiff auf die andere Seite des Sees von Galiläa fuhren, kam ein Sturm über sie. Dies spricht von dem Versuch Satans, das christliche Zeugnis zu zerstören. Der „Wind“, der „ihnen entgegen“ war, weist darauf hin, dass Satan die Kirche mit schlechten Lehren bombardieren würde (Eph 4,14Jud 12.13). Doch gegen Ende der Reise, „in der vierten Nachtwache“, die sich bis zum Tagesanbruch erstreckt, sahen die Jünger den Herrn auf dem Wasser auf sich zukommen und schrien auf! Dies weist auf das Erwachen hinsichtlich der Ankunft des Herrn hin, das im christlichen Zeugnis in diesen letzten Tagen stattgefunden hat. Vor fast zweihundert Jahren wurde sich die christliche Welt der Tatsache bewusst, dass der Herr bald kommen würde. Damals wurde die Wahrheit über die Entrückung [d.h. das jederzeit mögliche Kommen des Herrn] wiederentdeckt. Die Unmittelbarkeit der Entrückung ergriff viele und führte dazu, dass sie irdische Interessen und weltliche Bestrebungen losließen, um dem Herrn mit ganzem Herzen zu dienen. Dies wurde „der Mitternachtsruf“ genannt (Mt 25,6). 

Mt 14,28.29: 28 Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern. 29 Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Schiff und ging auf den Wassern und kam zu Jesus. 

Petrus war so beeindruckt von dem Herrn, der zu ihnen kam, dass er aus dem Boot stieg, um zum Herrn zu gehen. Dies ist ein Bild für das Zeugnis derer, die am Anfang des 19. Jahrhunderts die christlichen Systeme verließen. Christen aus verschiedenen Konfessionen lösten sich von ihren kirchlichen Positionen und begannen, sich allein [ohne kirchliche Strukturen] im Namen des Herrn Jesus zu versammeln. Sie waren keine offizielle Körperschaft und hatten keinerlei kirchliche Strukturen, sondern vertrauten einfach auf die Führung des Geistes Gottes in allen Fragen des Gottesdienstes und des Dienstes am Wort. Wie Petrus gingen sie dorthin, wo allein der Glaube in Bezug auf diese Dinge hingehen kann. [Sie verließen die Sicherheit des Schiffes!]

Mt 14,30-33: 30 Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich! 31 Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? 32 Und als sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind. 33 Die aber in dem Schiff waren, warfen sich vor ihm nieder und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!

Aber Petrus wandte seinen Blick vom Herrn ab und schaute auf die Wellen, und so begann er zu sinken. Wenn das Gehen des Petrus auf dem Wasser die frühen Tage des Zeugnisses derer darstellt, die die kirchlichen Konfessionen verließen, so steht das Versinken des Petrus im Wasser für diese letzten Tage dieses Zeugnisses. Das Problem bestand darin, dass Petrus versuchte, mit etwas fortzufahren, was er bereits getan hatte (auf dem Wasser zu gehen), aber ohne auf den Herrn zu schauen – und das konnte nicht gelingen. In ähnlicher Weise lernen jene, die damals die Sicherheit des Schiffes verließen, dass sie nicht in der Lage sind, unter den Bedingungen diese Zeugnisses von damals weiterzumachen (nämlich das zu tun, was Glaubensgeschwister in früheren Jahren getan haben), ohne die geistliche Energie und den Glauben, die die Glaubensgeschwister einst hatten. Dennoch rief Petrus, als er zu sinken begann, aus: „Herr, rette mich!“ Das ist alles, was wir heute tun können: zum Herrn zu schreien, damit Er das Zeugnis der Gläubigen, die zu seinem Namen versammelt sind, rettet (Mt 18,20). Das Ermutigende am Schrei von Petrus zum Herrn ist, dass der Herr sofort zu den Jüngern kam und die Reise zu Ende war! Dies spricht von der Ankunft des Herrn – der Entrückung. Wenn wir sehen, dass die Dinge untergehen, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass die Ankunft des Herrn nahe ist. Lasst uns deshalb ermutigt sein. 

Israel gesegnet im Königreich

Mt 14,34-36: 34 Und als sie hinübergefahren waren, kamen sie ans Land, nach Genezareth. 35 Und als die Männer jenes Ortes ihn erkannten, schickten sie in jene ganze Gegend und brachten alle Leidenden zu ihm; 36 und sie baten ihn, dass sie nur die Quaste seines Gewandes anrühren dürften; und so viele ihn anrührten, wurden völlig geheilt.

Als sie auf der anderen Seite des Sees ankommen, sehen wir eine Szene des weitverbreiteten Segens im Land „Genezareth“. Es ist ein Bild für den tausendjährigen Segen, der eintreten wird, nachdem die Gemeinde ihren Lauf auf der Erde beendet hat und ein Überrest Israels zum Herrn zurückkehrt. „Und als die Männer jenes Ortes ihn erkannten …“ – dies weist auf den tausendjährigen Tag hin, an dem „die Erde voll Erkenntnis des HERRN sein“ wird (Jes 11,9). Unter dem Neuen Bund wird Israel den Herrn sehr gut kennen (Jer 31,34), und es wird froh sein, die Völker zu lehren (Jes 2,2.3). Alle im Land Genezareth wurden gesegnet. Alle, die krank waren, wurden geheilt, und alle, die „die Quaste seines Gewandes“ berührten, wurden „völlig geheilt“. 


Übersetzt aus The Gospel of Matthew. The Divinely inspired Record of the Jews’ Rejection of Jesus Christ, the Messiah,
Hamer Bay (Christian Truth Publishing) 2023

Übersetzung: Stephan Isenberg

Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Das Meer oder aufgewühlte Wassermassen sind ein Bild für Völkerschaften und Nationen; vgl. Offenbarung 17,15; Jesaja 17,12.

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