Aufrechterhalten in den Stürmen des Lebens
Matthäus 14,22-33

John Thomas Mawson

© SoundWords, online seit: 13.05.2003, aktualisiert: 01.01.2024

Leitverse: Matthäus 14,22-33

Einleitung

Es war Nacht und die Jünger unseres Herrn befanden sich auf dem See von Galiläa. Der Herr war auf der ruhigen Gebirgsseite im Gebet mit seinem Vater, und wir dürfen sicher sein, dass seine Jünger in diesem Gebet Erwähnung fanden. Dennoch blickte Er durch die Finsternis und sah sie nutzlos rudern, denn die Wellen gingen hoch. Sein Herz war von Mitgefühl bewegt, als Er sah, wie der Sturm sie gefährdete, und so verließ Er seine friedevolle Zurückgezogenheit und ging über den See, um zu ihnen zu kommen. Seine Erscheinung, als Er von Woge zu Woge ging, brachte sie zum Fürchten, doch schnell wurden sie durch seine Stimme beruhigt. Wie gewaltig muss der Frieden gewesen sein, als sie Ihn sagen hörten: „Seid guten Mutes, ich bin es, fürchtet euch nicht!“ (Mt 14,27). Wahrlich, es ist gut, die Stimme des Herrn durch die Stürme der Nacht zu hören und am Tag der Bedrängnis und des Leides zu wissen, dass Er da ist.

Petrus, leidenschaftlich, voll von Bewunderung für den Herrn und bereit, viel zu wagen, um Ihm nahe zu sein, verlässt das Schiff, um sich Ihm anzuschließen, wo Er wandelte. Doch nun befand er sich in Umständen, die neu und fremdartig für ihn waren, Umstände, in denen das Geschöpf nur sinken und umkommen konnte. Doch hier erreichen wir den schönsten Punkt dieser einzigartigen Erzählung. Er fühlt seine schreckliche Not und schreit zu dem Herrn, und „sogleich streckte Jesus die Hand aus und ergriff ihn“ (Mt 14,31) und hielt ihn aufrecht. Und mit dem Meister jeden Sturmes wandelte Petrus über die Kämme der Wellen. Der Sturm tobte noch wild, und die See ging hoch und schäumte zu seinen Füßen, aber er wurde durch eine allmächtige Hand aufrechterhalten und ging an der Seite des Herrn, unerschütterlich, furchtlos und getröstet.

Jesus kommt in unsere Stürme

Lasst uns nun diese Geschichte zu verstehen versuchen. Der Herr, der über den Wasserfluten sitzt und von dem Thron der ewigen Ruhe die Wogen beherrscht, lässt seinen in Not geratenen Jüngern nicht nur Unterstützung als ein mitfühlender Zuschauer zukommen, der nichts erfahrungsgemäß von den Kümmernissen kennt, die sie erleiden. Nein, Er kam auf die Wogen herab aus dem ewigen Frieden des Himmels in die Stürme, in denen sich seine geliebten Jünger abmühen; die Winde umwehten und die Wogen umtosten Ihn. Als seine Jünger Ihn sahen, fürchteten sie sich und meinten, Er wäre ein Gespenst. Aber Er war kein Geist, Er war ein Mensch und Er ist ein Mensch. Das ist eine erstaunliche Sache: Weil die Kinder Fleisches und Blutes teilhaftig sind, hat auch Er, der Herr der Herrlichkeit, daran teilgenommen, damit Er in seiner eignen Erfahrung die Wildheit der Stürme kennenlernen möchte, die unsere schwache Menschheit bedrohen und geeignet sind, unsern Glauben zu zerstören. Er ist „in allem versucht worden in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde“ (Heb 4,15), und deshalb kann Er uns mit einem Mitgefühl unterstützen, das vollkommen menschlich und doch göttlich ist. „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns … voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).

Der Herr fasst uns bei der Hand

Es war die Hand eines Menschen, in der die Macht Gottes lag, die den Petrus in jener bemerkenswerten Nacht hielt. Es ist die Hand eines Menschen, des Menschen Jesus, der unsere Schwachheiten fühlt, die nach uns ausgestreckt ist und die uns inmitten der Wogen aufrechterhält, die sich zu unserm Verderben auftürmen. Er ist der Sohn Gottes, der Ewigseiende und Unumschränkte in Macht, doch ein Mensch, der uns so liebte, dass Er für uns starb, um unsere Seelen von der Todesfurcht zu befreien und uns für immer triumphieren zu lassen. Und Er lebt von neuem als ein Mensch zur Rechten Gottes, um sich allezeit für uns zu verwenden.

Wir möchten unseren Lesern gegenüber gern diese große Wahrheit betonen, nicht als eine Lehre, sondern als eine Wirklichkeit, die zuerst dem Glauben bekannt wird und dann in gesegneter Weise in der Erfahrung. Darum handelte es sich bei Petrus; er erfuhr es für sich. Doch es ist eine Erfahrung, die Christen machen können, wenn Wasser der Trübsal sie umtosen.

Ja, wenn Sorgen wie Meereswogen gegen uns anstürmen, kann jeder für sich von jener mächtigen Hand unterstützt werden, damit er mehr als ein Überwinder in den Umständen sei, die ihn hinwegschwemmen drohen. Welche Ermutigung liegt doch für uns in der Geschichte von der Tat und Bedrängnis des Petrus, der sich ausstreckte und das Herz des Heilands erreichte, und von der Hand des Heilandes, die sich ausstreckte, seinen sinkenden Heiligen zu fassen, um dessen Not zu begegnen, seine Furcht zu verscheuchen und seinen Glauben zu stärken. Petrus wandelte Hand in Hand mit seinem Meister, bis der Sturm sich legte.

Ist unser Herr heute weniger imstande, das zu tun, was Er damals tat? Nein. Hat Er weniger Mitgefühl? Nein. Er ist „derselbe, gestern und heute und in Ewigkeit“ (Heb 13,8). Wir sehen Ihn zwar nicht, wie Ihn Petrus sah, doch „glückselig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben“ (Joh 20,29). Noch hält seine Hand seine Heiligen aufrecht. Möchte der Glaube Ihn noch mit festerem Griff erfassen als Petrus.


Originaltitel: „Aufrechterhalten auf den Wellen“
aus Der Dienst des Wortes, Jg. 8, 1930, S. 118–120.
Engl. Originaltitel: „Held up on the Waves
in Emmanuel, Teil 2: „His All-sufficiency for Our Needs“

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