Bedeutet das Hauptsein des Mannes über die Frau lediglich liebevolle Verbindung und Beziehung?

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© SoundWords, online seit: 20.05.2021, aktualisiert: 29.05.2022

Bedeutet Hauptschaft lediglich Verbindung und Beziehung?

In der Diskussion über die Rolle der Frau in der Gemeinde und in der Ehe werden unterschiedliche Thesen vorgebracht, deren Richtigkeit wir gern anhand der Bibel überprüfen möchten.

These: Bei dem Thema der Hauptschaft gehe es nicht um (1) Leitung, (2) Lenkung bzw. Kontrolle und (3) Förderung bzw. Ernährung, sondern in der Hauptsache um Verbundenheit und Beziehung. Deshalb, so wird argumentiert, könne man bei Mann und Frau nicht von Hierarchie reden und sei eine Frau ebenso für Leitungsaufgaben in der Gemeinde geeignet.

Wir finden Christus als das Haupt in sieben verschiedenen Weisen in der Heiligen Schrift vorgestellt:

  1. Christus ist das „Haupt der Nationen“ (Ps 18,44). Es wird der Zeitpunkt kommen, dass sich die Völker dem Herrn im Friedensreich unterwerfen müssen, und es wird „Söhne der Fremde“ geben, die sich „mit Schmeichelei unterwerfen“ (Ps 18,45.48). Hier kann nicht an gleiche Augenhöhe, an gleich geordnete Beziehungen und Verbundenheiten gedacht werden. Vielmehr ist der Herr den Nationen übergeordnet und sie werden ihre Führung, ihre Lenkung und ihre Hilfe von Ihm bekommen. Wenn sich eine Nation dieser Führung entziehen will, wird sie das sofort zu spüren bekommen (Sach 14,16-19 (16) Und es wird geschehen, dass alle Übriggebliebenen von allen Nationen, die gegen Jerusalem gekommen sind, Jahr für Jahr hinaufziehen werden, um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. (17) Und es wird geschehen, wenn eines von den Geschlechtern der Erde nicht nach Jerusalem hinaufziehen wird, um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten: Über dieses wird kein Regen kommen; (18) und wenn das Geschlecht Ägyptens nicht hinaufzieht und nicht kommt, so wird der Regen auch nicht über dieses kommen. Das wird die Plage sein, womit der HERR die Nationen plagen wird, die nicht hinaufziehen werden, um das Laubhüttenfest zu feiern. (19) Das wird die Strafe Ägyptens und die Strafe aller Nationen sein, die nicht hinaufziehen werden, um das Laubhüttenfest zu feiern.“).

  2. Christus ist das „Haupt der Ecke“ (so heißt es wörtlich für Eckstein) im Haus Gottes (Ps 118,22 „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“; 1Pet 2,6.7 (6) Denn es ist in der Schrift enthalten: „Siehe, ich lege in Zion einen Eckstein, einen auserwählten, kostbaren; und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.“ (7) Euch nun, den Glaubenden, ist die Kostbarkeit; den Ungläubigen aber: „ Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden“,“). Der Eckstein gibt bei einem Haus die Richtung für Länge, Breite und Höhe vor und bestimmt den Platz. Niemand denkt hierbei an Verbundenheit und Beziehung, sondern an Leitung und Ausrichtung.

  3. Was die Schöpfung angeht, so ist Christus das „Haupt eines jeden Mannes“ (1Kor 11,3). Was soll in dem Vers die Aufzählung: „Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann, das Haupt des Christus aber Gott“, wenn es hier nicht um das Aufzeigen einer hierarchischen Ordnung geht? Man könnte noch argumentieren, dass hier nicht die Reihenfolge Gott – Christus – Mann – Frau gewählt worden ist. Wer hier jedoch noch Zweifel hat, dass der Ausdruck „Haupt“ von Hierarchie redet, möge beachten, wie das griechische Wort kephalä in der Septuaginta gebraucht wird. So heißt es in 5. Mose 28,13: „Und der HERR wird dich zum Haupt setzen und nicht zum Schwanz.“ Das dient gerade dazu, zu zeigen, dass sich einmal alle Nationen nach Israel richten müssen. In Richter 11,11 „Da ging Jephta mit den Ältesten von Gilead, und das Volk setzte ihn zum Haupt und zum Anführer über sich. Und Jephta redete alle seine Worte vor dem HERRN in Mizpa.“ geht es auch um ein Haupt über Personen und da wird es direkt verbunden mit Führerschaft: „Da ging Jephta mit den Ältesten von Gilead, und das Volk setzte ihn zum Haupt und Anführer über sich.“ In 1. Mose 8,5 „Und die Wasser nahmen fortwährend ab bis zum zehnten Monat; im zehnten Monat, am Ersten des Monats, wurden die Spitzen der Berge sichtbar.“ heißt es anstelle von „die Spitzen der Berge“ in der griechischen Septuaginta: „die Häupter der Berge“. Die Hauptschaft, von der in 1. Korinther 11,3 „Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann, das Haupt des Christus aber Gott.“ die Rede ist, wird von den meisten Männern in der heutigen Zeit nicht akzeptiert. Für einen gläubigen Mann sollte es aber eine Selbstverständlichkeit sein, Leitung, Kontrolle und Unterstützung von dem Herrn zu erwarten und anzunehmen. Deshalb wird auch das Hauptsein des Mannes über die Frau hier nicht in erster Linie von Beziehung und Verbundenheit reden, sondern ebenfalls von Leitung und Unterstützung.

  4. In Epheser 1,22 „und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben,“ ist Christus „Haupt über alles“. Wie wir aus Epheser 1,10 „für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm,“ sehen, bedeutet dieses „alles“: „das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist“. Es zeigt, dass Er einmal alles im Tausendjährigen Reich leiten, kontrollieren und unterstützen wird. Als solcher ist der Herr Jesus der Versammlung gegeben. Hier wird Er nicht als ihr Haupt gesehen, sondern die Versammlung ist mit Ihm verbunden. Leider verwechseln einige diesen Aspekt der Hauptschaft mit dem von Kolosser 1,18 „Und er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe.“ und Epheser 5,23 „Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland.“. Doch auch wenn hier in Epheser 1,22 „und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben,“ die Versammlung als mit Ihm, dem Haupt, über alles verbunden gesehen wird, so wird sie damit doch nicht zugleich auch Haupt. Auch wenn wir als einzelne Gläubige mit dem Herrn Jesus herrschen werden – wie übrigens auch die Gläubigen, die als Märtyrer in der Drangsalszeit sterben werden (Off 20,4 „Und ich sah Throne, und sie saßen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halten; und ich sah die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und an ihre Hand. Und sie wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre.“) und nicht zur Versammlung gehören –, so lesen wir doch nie von der Versammlung, dass sie herrschen wird. Auch die Vorbilder für die Versammlung im Alten Testament (z.B. Asnat, Zippora) herrschten nicht. Sie waren in der erhobenen Position jedoch mit ihren Männern verbunden.

  5. In Kolosser 1,18 „Und er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe.“ ist Christus das „Haupt des Leibes“. Der ganze Abschnitt zeigt uns die Vorrangstellung Christi über die Schöpfung (Kol 1,15-17 (15) der das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung. (16) Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen. (17) Und er ist vor allen, und alle Dinge bestehen durch ihn.“) und in Vers 18 ist Er selbst über die Toten der Erstgeborene. Doch von dem Haupt des Leibes wird explizit gesagt: „damit er in allem den Vorrang habe“. Könnte es deutlicher geschrieben werden? Natürlich ist hier auch inbegriffen, dass, so wie der Kopf organisch aufs Engste mit dem Leib verbunden ist, so auch Christus aufs Engste mit seinem Leib verbunden ist. Doch der Schwerpunkt liegt eben auch hier nicht auf der Verbundenheit. Schon im Natürlichen ist es so: Der Kopf ist eben nicht ein Anhängsel des Armes oder der Füße, sondern er bestimmt, was die Arme und Füße tun sollen.

  6. In Kolosser 2,10 „und ihr seid vollendet in ihm, der das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt ist;“ ist Christus „das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt“. Es gibt hohe Ämter von großer Würde sowohl im unsichtbaren als auch im sichtbaren Bereich. Auch sie sind Christus untergeordnet. Die Fürstentümer und Gewalten im unsichtbaren Bereich werden von Engeln eingenommen. Und in Kolosser 2 geht es gerade darum, den Kolossern, die zur Engelverehrung neigten, zu zeigen, dass Christus auch diesen übergeordnet ist.

  7. In Epheser 5,23 „Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland.“ ist Christus das „Haupt der Versammlung“, die hier als Frau Christi gesehen wird. Sicher steht das hier damit in Verbindung, dass Er auch „des Leibes Heiland (oder Retter/Bewahrer)“ ist, und das steht auch mit der Ernährung und Pflege von Epheser 5,29 „Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch der Christus die Versammlung.“ in Verbindung. Der dritte Aspekt (siehe These: Förderung bzw. Ernährung) von Hauptschaft wird hier besonders betont. Doch auch an dieser Stelle sollte der falsche Gedanke nicht aufkommen, dass es bei Hauptschaft in erster Linie um Verbundenheit und Beziehung geht, denn es heißt gerade in Epheser 5,24 „Aber wie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, so auch die Frauen den Männern in allem.“ ausdrücklich: „wie die Versammlung dem Christus untergeordnet ist“. Und da wird im Griechischen dasselbe Wort für „unterordnen“ (hypotasso) gebraucht wie in Römer 13,1 „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan; denn es gibt keine Obrigkeit, außer von Gott, diejenigen aber, die bestehen, sind von Gott eingesetzt.“ für die Unterordnung unter die Obrigkeit.

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