Welche Verbindung besteht zwischen dem „Geheimnis“ und der „himmlischen Berufung“?
Was bedeutet das „Geheimnis“ für unsere christliche Praxis?

The Present Testimony

© SoundWords, online seit: 18.03.2007, aktualisiert: 29.10.2022

Aus vergangenen Bemerkungen konnte gezeigt werden, dass die Berufung des Volkes Gottes ihr Wesen aus der Natur ihrer Segnungen herleitet und aus der Natur der Hoffnung, die ihnen bereitet ist.

Die irdischen Segnungen und Verheißungen, die den Israeliten gegeben wurden, machten ihre Berufung zu einer irdischen. Die geistlichen Segnungen im Himmel und die himmlische Hoffnung der Gläubigen an den Herrn Jesus machen ihre Berufung zu einer himmlischen.

Aber es gibt eine Wahrheit ganz besonderer Natur in Bezug auf die Gemeinde und ihre Beziehung zu Christus und wie sie in Ihm vor Gott steht, eine Wahrheit, die Vorrechte eröffnet, die sogar von noch höherer Ordnung sind als die, von denen im Hebräerbrief die Rede ist. Auch diese machen die Berufung der Gemeinde notwendigerweise himmlisch, obwohl dieser spezielle Ausdruck in den Schriftstellen, die sich darauf beziehen, nicht vorkommt.

Diese Wahrheit wird „das Geheimnis“ genannt; und ich bin vollkommen davon überzeugt, dass das wahre Wesen der Gemeinde nicht verstanden werden kann, wenn man keine klare Erkenntnis der Wahrheiten hat, die der Begriff „Geheimnis“ umfasst und die ihn kennzeichnen.

Ich werde versuchen, kurz in verschiedenen Abschnitten aufzuzeigen, was ich in praktischer Hinsicht in Bezug auf „das Geheimnis“ für wichtig erachte:

  1. Es betrifft das Wesen und die hohe Stellung der Gemeinde.
  2. Die höchsten Beweggründe für einen heiligen und geistlichen Wandel werden daraus gezogen.
  3. Anbetung und Dienst werden dadurch in ihr wahres Licht gerückt.
  4. Die Auslegung und richtige Anwendung der Schrift hängen von der Aufmerksamkeit ab, die den kennzeichnenden Merkmalen des Geheimnisses geschenkt wird.

Die Briefe an die Epheser und Kolosser enthalten die vollständigsten und direktesten Aussagen bezüglich des Geheimnisses, wenngleich auch in anderen Schriften darauf Bezug genommen wird. Die Wahrheiten, die es umfasst, möchte ich nun betrachten.

In Epheser 1,8.9 lesen wir, dass Gott uns seine Gnade „hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht, indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens“. Was dies ist, wird im nächsten Vers erklärt, nämlich „für die Verwaltung der Fülle der Zeiten alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm“ (Eph 1,10). Also umfasst „das Geheimnis seines Willens“ Gottes vollständige Absicht des Segens in diesen beiden Sphären. Aber der Apostel spricht danach von Christus und der Gemeinde und sagt: „Dies Geheimnis ist groß“ (Eph 5,32); und überall in diesen Briefen und anderen Schriften, wo er diesen Begriff benutzt, tut er das in Bezug auf jene Wahrheiten, die direkt mit der Gemeinde im Zusammenhang stehen. Lasst uns das untersuchen:

1. Das Geheimnis betrifft das Wesen und die hohe Stellung der Gemeinde

Diese Briefe verkünden ebenso wie andere Schriften die Erlösung, Versöhnung, Vergebung von Sünden durch das am Kreuz vergossene Blut sowie die himmlische Hoffnung der Gläubigen in Christus, aber auf einer besonderen und unterschiedlichen Grundlage – nicht nur dass Christus für uns starb, sondern dass wir mit Ihm gestorben und mit Ihm auferstanden sind.

  • Kol 2,12: Mit ihm begraben in der Taufe, in dem ihr auch mitauferweckt worden seid durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes.

  • Kol 3,1.3.4 Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid …, denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird …

  • Eph 2,5.6: Gott hat uns mit dem Christus lebendig gemacht … und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus. (Siehe auch Kol 2,13.20.)

Wir lernen aus diesen Schriftstellen, dass von der Gemeinde gesagt wird, dass sie mit Christus gestorben, mit Ihm auferstanden und in Ihm im Himmel mit eingesetzt ist – mit Ihm lebendig gemacht ist, ja, dass Er unser Leben ist.[1] Dies ist das wesentlichste und herausragendste Merkmal des Geheimnisses. Leben in Christus – eins sein mit unserem auferstandenen Herrn.

  • Eph 5,30.32: Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen. … Die zwei werden ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß; ich sage es aber in Bezug auf Christus und auf die Versammlung.

  • 1Kor 6,17: Wer aber dem Herrn anhängt, der ist ein Geist mit ihm.

  • Die Segnungen der Gemeinde sind geistlich, ihr Teil ist im Himmel in Christus (vgl. Eph 1,3).[2]
  • Die Gemeinde ist Zeuge der mannigfaltigen Weisheit Gottes für die Mächte und Gewalten in den himmlischen Örtern (vgl. Eph 3,10).
  • Ihre geistlichen Kämpfe sind mit bösen Geistern in der Himmelswelt (s. Eph 6,12).

All dies kennzeichnet ihr himmlisches Wesen; aber es gibt noch andere Vorrechte zu bemerken:

  • Die Gemeinde wurde in Christus erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war – bevor die Zeit ihren Lauf begonnen hatte (Eph 1,4; siehe auch 2Tim 1,9 u. Tit 1,2): Nicht nur eine auserwählte Schar, sondern ihre Erwählung lässt sich zu dem ewigen Vorsatz Gottes zurückverfolgen, den Er in Christus Jesus gefasst hat (Eph 3,11).
  • „Zuvorbestimmt zur Sohnschaft“ (Eph 1,5). Vor Gott in der ganzen Vollkommenheit und Liebe Christi.
  • „Vollendet in ihm“ (Kol 2,10).
  • „Begnadigt in dem Geliebten“ (Eph 1,6).
  • „Versiegelt mit dem Heiligen Geist der Verheißung … auf den Tag der Erlösung“ (Eph 1,13; 4,30).
  • „In ihm werdet auch ihr mitaufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist“ (Eph 2,22).

Dieses sind die wunderbaren Vorrechte der Gemeinde, die uns durch die Offenbarung des Geheimnisses eröffnet wurden. Christus wird uns im Hebräerbrief in all unseren Umständen der Schwachheiten und des Leides hier unten auf Erden vorgestellt; oder wie Er sich oben im Himmel um uns kümmert, während wir durch die Wüste gehen; aber durch die Offenbarung des Geheimnisses erfahren wir, dass wir eins sind mit Christus im Leben und im Segen und mit Ihm in den Himmel droben versetzt sind. Wenn auch eine Tatsache, ist dies uns durch den Glauben bekannt.

Paulus war das auserwählte Werkzeug, um der Gemeinde dieses „Geheimnis“ kundzutun. Ihm war diese Verwaltung der Gnade Gottes anbefohlen, wie die folgenden Passagen verkünden:

  • Kol 1,25.26: Ich bin der Diener der Versammlung geworden nach der Verwaltung Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist, um das Wort Gottes zu vollenden: das Geheimnis, das von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen offenbart worden ist.

  • Eph 3,2-5: Mir ist die Verwaltung der Gnade Gottes im Bezug auf euch gegeben, dass mir durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan worden ist …, das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt offenbart worden ist im Geist.

  • Eph 3,8.9: Mir … ist diese Gnade gegeben worden, … alle zu erleuchten, welches die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott.

Aber es gibt noch ein anderes Merkmal des Geheimnisses, das klarzumachen der Apostel sich besonders bemüht und das uns mit einem fehlerhaften Verständnis vom Wesen der Kirche und vom Umfang des Geheimnisses zurücklassen würde, sollte es übersehen werden. Es ist dies: Wer sind die Parteien, aus denen dieser Leib besteht, der mit dem Herrn Jesus Christus vereinigt wird? Um diese Frage zufriedenstellend zu beantworten, müssen wir Gottes vergangene und zukünftige Absichten in Bezug auf Israel betrachten; denn durch den starken Kontrast zwischen Israels Segensordnung und der der Gemeinde sticht das besondere Wesen der Gemeinde überragend vor dem geistigen Auge hervor.

Es war deutlich offenbart, dass Israel das Zentrum von Gottes Handeln und seinen Plänen mit der Erde sein sollte (5Mo 32,8). Wir haben gesehen, wie sie von Gott als sein besonderes Volk anerkannt wurden (2Mo 19,5.6); wir haben von der Herrschaft gelesen, die ihnen über die anderen Völker versprochen wurde, und von der irdischen Natur ihrer Segnungen (5Mo 28,1-13).

Und obwohl Israel nun Lo-Ammi ist [„Nicht-mein-Volk“: Hos 1,9] und in der ganzen Welt zerstreut, ist deutlich offenbart, dass es wiederhergestellt werden soll, dass ihm vergeben wird und jede Verheißung, die ihm gegeben wurde, erfüllt werden soll. „Und ein Erlöser wird kommen für Zion und für die, die in Jakob von der Übertretung umkehren“ (Jes 59,20.21). Israel soll dann als Volk in herausragender Herrlichkeit dastehen, Heiden sollen sich vor ihm verbeugen und ihm dienen, und jedes Volk, das ihm nicht dienen will, soll verderben (Jes 60,12).

Jerusalem soll darüber hinaus das Zentrum wahrer Anbetung sein. „Viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt und lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Haus des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln in seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem“ (Jes 2,3). „Meine Wohnung wird über ihnen sein; und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein. Und die Nationen werden wissen, dass ich der HERR bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum in ihrer Mitte sein wird in Ewigkeit“ (Hes 37,27.28).

Herausragend in nationaler Größe und Herrlichkeit, herausragend in religiösen Vorrechten, werden sie immer noch ein klar abgegrenztes Volk sein, während die Wahrheit und der Segen aus Jerusalem fließen, und „die Erde wird voll Erkenntnis des HERRN sein, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken. Und es wird geschehen an jenem Tag: Der Wurzelspross Isais, der dasteht als Banner der Völker, nach ihm werden die Nationen fragen; und seine Ruhestätte wird Herrlichkeit sein“ (Jes 11,9.10).

Ich brauche nicht noch mehr Stellen anzugeben, da dies eine weithin anerkannte Wahrheit ist. Christus ist die Quelle all dieses Segens sowohl für Israel als auch für die Heiden. „Er ist der Heiland Israels“, der Mittler des Neuen Bundes für sie; aber Er ist auch gegeben, um „ein Licht der Nationen“ zu sein und Gottes Heil für die Enden der Erde (Jes 49,6).

Die alten Propheten sprechen ausdrücklich von diesen zwei Punkten. Dies ist die Ordnung des zukünftigen Segens – wobei die Unterscheidung zwischen Juden und Heiden inmitten des allgemeinen Segens immer noch existiert und stets aufrechterhalten wird. Nun rückt das einzigartige Wesen „des Geheimnisses“ während der Verwaltung des Geheimnisses all dies beiseite. Israel wird für eine Weile seines hohen Vorrechtes enthoben, weil es Christus abgelehnt hat, und steht auf der gemeinsamen Ebene aller Sünder.

Die Predigt von Jesus Christus gemäß der Offenbarung des Geheimnisses wendet sich an alle, Juden und Heiden, als verlorene Sünder und sammelt aus beiden Parteien eine Schar von Gläubigen, die dieselben Vorrechte erhalten, am selben Leben und an denselben Verheißungen teilhaben in Christus, zum selben Leib gehören und alle gleichermaßen Miterben sind. Die, die weit entfernt waren (Heiden), und die, die nahe waren (Juden), haben nun durch Christus gleichen Zugang durch einen Geist zu dem Vater: „Er …, der aus beiden eines gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung, … damit er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe und die beiden in einem Leib mit Gott versöhnte durch das Kreuz, nachdem er durch dieses die Feindschaft getötet hatte. Und er kam und verkündigte Frieden, euch, den Fernen, und Frieden den Nahen … Also seid ihr [Heiden] nun nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“ (Eph 2,14-19).

Nicht an jüdischen Vorrechten teilhabend, sondern mit ihnen zusammen Mitbürger in den eben beschriebenen neuen Segnungen: All dies war in den Ohren der jüdischen Gläubigen absonderlich, ja zuerst sogar auch den Aposteln; es war so entgegengesetzt zu der Segensordnung, nach der sie suchten.

Sie waren sehr träge darin, den Heiden überhaupt das Evangelium zu bringen. Petrus wurde durch die Vision mit dem leinenen Tuch und durch sein Gespräch mit Kornelius dazu geführt, es zu tun, und wurde danach von der Gemeinde zu Jerusalem dazu aufgefordert, Rechenschaft darüber abzulegen, wenngleich sie anschließend darüber frohlockten, dass „Gott auch den Nationen die Buße gegeben hat zum Leben“ (Apg 11,18).

Dies macht es zusätzlich deutlich, dass der frühen Pfingstkirche[3] das Geheimnis nicht bekannt war. Das Evangelium mit seiner Verkündigung des Todes und der Auferstehung Jesu und seiner Erhöhung zum Herrn und Christus, der Erlösung durch seinen Namen, Vergebung der Sünden und der Verheißung des Heiligen Geistes an alle Gläubigen wurde gepredigt; aber es blieb Paulus vorbehalten, nachdem Jerusalem das ihm vorgelegte Zeugnis abgelehnt hatte, die hohen und besonderen Vorrechte zu enthüllen, die den Gläubigen nun eröffnet wurden.

Die hervorstechenden Merkmale des „Geheimnisses“, die das wirkliche Wesen der Gemeinde ausmachen, sind dann:

  • Teilhaber am Auferstehungsleben Christi
  • auferstanden mit Ihm
  • mit Ihm im Himmel eingesetzt
  • mit jedem geistlichen Segen im Himmel in Ihm gesegnet
  • Zeuge für die Mächte und Gewalten in der Himmelswelt
  • Kampf mit bösen Geistern in der Himmelswelt
  • die Hoffnung himmlischer Herrlichkeit
  • keine Unterscheidung mehr zwischen Juden und Heiden
  • beide Glieder eines Leibes und dieser Leib der Wohnort des Heiligen Geistes

Dies sind Punkte, die nicht vernachlässigt werden können, ohne die Vollständigkeit des „Geheimnisses“ zu beschädigen.

Äußerst segensreich ist die Wahrheit, die uns der Hebräerbrief lehrt; in vielerlei Hinsicht nötiger für unsere tägliche Erfahrung als jeder andere Teil der Schrift, und doch werden die vollen Vorrechte und das einzigartige Wesen der Gemeinde dort nicht gelehrt: Während er zum Beispiel so ausführlich die „himmlische Berufung“ behandelt, würde nicht ein Prinzip oder eine Wahrheit im Zusammenhang mit ihr beeinträchtigt oder geschwächt werden, wenn kein Heide in ihre Segnungen hineingenommen worden wäre. Doch die Heiden bilden einen der Bestandteile des „Geheimnisses“, und der Platz, den sie darin einnehmen, muss deutlich gemacht werden, um in das Wesen des Geheimnisses einbezogen zu werden.

2. Die höchsten Beweggründe für einen heiligen und geistlichen Wandel werden aus dem Geheimnis gezogen

Denn wir lernen dadurch, (1) dass wir gestorbene und auferstandene Menschen sind; (2) dass wir eins sind mit Christus – „gesegnet … mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“ (Eph 1,3); (3) dass wir ein Leben, eine neue Natur besitzen, die allein mit Ihm, der unser Leben ist, Gemeinschaft finden kann. Wir werden also dazu berufen, als Himmelsbürger zu wandeln und doch auf Erden. Wie eindringlich die Schrift in diesem Punkt ist!

  • Kol 3,1-5: Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist … Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott … Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind (s.a. Röm 6).

Wenn der Apostel uns ermahnt, einander nicht anzulügen, tut er das auf der Grundlage der Natur des neuen Lebens und der Einheit des Leibes – „da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn geschaffen hat“ (Kol 3,9.10), „der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt …, denn wir sind Glieder voneinander“ (Eph 4,24.25).

Wiederum ist Christi Liebe zur Gemeinde und seine Einheit mit ihr als sein Leib der segensreiche Beweggrund, der dem Ehemann eindringlich nahegelegt wird, um seine Ehefrau als sein eigenes Fleisch zu lieben und zu pflegen. Die Unterordnung der Gemeinde unter Christus ist für die Ehefrau das Vorbild für ihre Unterordnung unter ihren Ehemann (Eph 5,22-24).

Die Gemeinde ist der Wohnort Gottes durch den Geist, und unsere Körper sind der Tempel des Heiligen Geistes. Welch ein Grund, Gott dafür in unserem Körper und Geist zu verherrlichen, und mit welcher Sorgfalt und Gottesfurcht sollten wir wandeln, damit wir nicht den Heiligen Geist betrüben, mit dem wir versiegelt sind für den Tag der Erlösung (1Kor 6,18.19; Eph 4,30)! Besonders durch das „Geheimnis“ erfahren wir die souveräne Gnade Gottes. Wir werden in ihre Segnungen hineingenommen „zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade … nach dem Reichtum seiner Gnade. … Durch Gnade seid ihr errettet geworden.“ Folglich sollen die Prinzipien der Gnade unseren Wandel hier regeln: für unsere Feinde zu beten; denen, die uns hassen, Gutes zu tun; uns denen, die uns Böses tun, nicht zu widersetzen; Verletzungen zu vergeben, „so wie Gott uns um Christi willen vergeben hat“.

Aus dem bereits Vorgebrachten kann man sehen, wie diese Wahrheit sich in jeder Beziehung auf unseren Wandel auswirkt. Was für eine trennende Kraft ist da in ihr, wenn wir aus den Prinzipien der „himmlischen Berufung“ gelernt haben, dass unser Pfad in der Welt der der Pilger und Fremdlinge ist, dass wir an ihren Machenschaften und an ihrer Politik nicht teilnehmen können, umso mehr, wenn wir lernen, dass wir der Welt gestorben und zwar noch in ihr, jedoch Himmelsbürger sind. Das holt uns nicht aus den Beziehungen heraus, in die Gott uns gestellt hat; es lehrt uns auch nicht, Einsiedler zu sein und die uns aufgetragenen Pflichten zu vernachlässigen, sondern Gottes Prinzipien gemäß zu handeln, während wir sie erfüllen. Es ist wahr, dass wir seine Prinzipien nicht in die Gemeinschaft mit der Welt hineintragen können; die Menschen dieser Welt werden uns nicht mögen, wenn wir es versuchen: Wir können uns nicht mit ihnen verbinden, ohne den heiligen Standard, der uns gegeben ist, zu senken. Doch indem wir uns abseits halten vom Lauf der Welt, von ihrer Energie und ihren grundlosen Erwartungen, wird unser Geist frei bleiben von ihrer Verwirrung und ihren Ablenkungen und besser dazu fähig sein, Christus in allem, was wir tun, auszudrücken. Christus ist unser in der „himmlischen Berufung Gottes“ (Phil 3,14), und dies verurteilt jede erdgebundene Gesinnung und fleischliche Vergnügungen und lehrt uns eine himmlische Ausrichtung, zumal wir auch unseren Heiland, den Herrn Jesus Christus, vom Himmel her erwarten.

Es ist ein „heiliger Ruf“ (2Tim 1,9): „Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligkeit“ (1Thes 4,7). Es ist eine Berufung zur Herrlichkeit: „Er hat euch auch berufen durch unser Evangelium, damit ihr die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus erlanget“ (2Thes 2,14). „Wir haben euch bezeugt, würdig des Gottes zu wandeln, der euch zu seinem eigenen Reich und seiner eigenen Herrlichkeit beruft“ (1Thes 2,12).

3. Anbetung und Dienst werden durch das Geheimnis in ihr wahres Licht gerückt

Im Hebräerbrief werden die Anbeter dazu aufgefordert, sich gereinigt von Sünden dem lebendigen Gott zu nahen, voller Zuversicht durch das Blut Jesu, des Einen, der Versöhnung für sie erwirkt hat und sich nicht schämt, sie Brüder zu nennen, und als ihr Hohepriester für sie in der Gegenwart Gottes steht.

Was für ein wunderbarer Segen ist dies: Das Geschöpf wird dem lebendigen Gott, seinem Schöpfer, nahegebracht! Doch wir nahen uns in einer noch segensreicheren Natur und Beziehung, wie uns das „Geheimnis“ lehrt: Als Kinder haben wir Zugang zu Gott als unserem Vater. „Begnadigt in dem Geliebten“ (Eph 1,6), „in dem wir die Freimütigkeit haben und den Zugang in Zuversicht durch den Glauben an ihn“ (Eph 3,12). „Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen“ (1Joh 3,1). Während wir also im Geist der Sohnschaft mit kindlichem Vertrauen Gott nahen sollten und unsere Herzen sich der glücklichen Gefühle und Gedanken, die mit dieser Beziehung verbunden sind, bewusst sein sollten, sollten wir uns Ihm doch mit Ehrfurcht nahen und niemals vergessen, dass wir, obwohl wir seine Kinder sind, immer noch Geschöpfe sind in der Gegenwart des ewigen Gottes, der „herrlich in Heiligkeit, furchtbar an Ruhm, Wunder tuend“ ist (2Mo 15,11).

Der Heilige Geist ist die Kraft unserer Anbetung. „Durch ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater“ (Eph 2,18). „Zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen in dem Geist“ (Eph 6,18). „Betend im heiligen Geist“ (Jud 20). Wir können nun im Licht des Geheimnisses erkennen, worauf der Herr in seiner Unterhaltung mit der Samariterin abzielte, als Er von der wahren Natur der Anbetung und der Gabe des Geistes sprach.

Aber die Grundlage aller Anbetung ist Versöhnung und Frieden mit Gott. Wie vollständig diese Grundlage durch das „Geheimnis“ eingerichtet wird! Wenn man eins ist mit Christus, lebendig gemacht und auferstanden mit Ihm, dann ist die Frage der Annahme für immer geklärt. Wenn der Glaube das nicht ergriffen hat und das vollendete Werk Christi nicht gesehen wird, dann wird das Fleisch immer arbeiten und etwas anderes suchen, in dem es ruhen kann.

Es scheint, dass die Kolosser eine Warnung vor allen, die sie mit verführerischen Reden betrügen könnten, nötig hatten, und Paulus zeigt, wie die Wahrheit von dem „Geheimnis“ deren ganze Argumentation zu Fall bringt. Er führte einen großen Kampf um sie, „damit ihre Herzen betröstet werden, vereinigt in Liebe und zu allem Reichtum der vollen Gewissheit des Verständnisses, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, in dem verborgen sind alle Schätze der Weisheit und [der] Erkenntnis … Gebt acht, dass nicht jemand da sei, der euch als Beute wegführt durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung[4] der Menschen, nach den Elementen[5] der Welt und nicht nach Christus“ (Kol 2,2.3.8).

Wir können diese Warnung in vier verschiedene Abschnitte gliedern:

  1. Philosophie oder menschliche Weisheit und Vernunft
  2. Eitler Betrug – Aberglaube
  3. Tradition oder die Gebote von Menschen
  4. Grundlagen der Welt – Satzungen/Anordnungen
  5. Philosophie
    möchte das, was Gott ge- oder missfällt, durch menschliche Vernunft bestimmen, statt in demütigem Glauben das, was Gott offenbart hat, zu empfangen. Sie sucht die Kräfte des menschlichen Geistes zu erheben und möchte mit stolzem Gemüt die Verdorbenheit der menschlichen Natur und den elenden, zerstörten Zustand, in den die Sünde die Menschheit gebracht hat, vor sich verbergen.

  6. Eitler Betrug

    Der Aberglaube gibt vielleicht die Zerstörung zu, ersinnt jedoch einen eigenen Weg, um das Übel zu beheben. Philosophie tendiert zum Unglauben, doch sie kann im Aberglauben enden, wenn das Gewissen beunruhigt wird.

    „Niemand bringe euch um den Kampfpreis, der seinen eigenen Willen tut in Demut und Anbetung der Engel, indem er auf Dinge eingeht, die er [nicht] gesehen hat, grundlos aufgebläht von dem Sinn seines Fleisches“ (Kol 2,18). Auf diese Weise funktioniert Aberglaube: große scheinbare Demut, Verehrung der Engel. Gott sagt, dass Er der einzige Anzubetende ist. Christus ist der einzige Mittler, und von Ihm heißt es: „Alle Engel Gotte sollen ihn anbeten“ (Heb 1,6). Doch der Aberglaube, eitel aufgeblasen durch seine fleischliche Gesinnung, sucht die Hilfe derer, die „dienstbare Geister“ heißen (Heb 1,14), und betet sie an; und weil er sie anbetet, redet er sich ein, er würde Demut an den Tag legen – aber Christus wird durch das alles geringschätzig behandelt.

    Eine andere Form des Aberglaubens ist das Vernachlässigen oder Strafen des Körpers. Aber es ist bereits genug gesagt worden, um die Natur und Wirkungsweise dieses Aberglaubens zu beschreiben. Er dringt ganz und gar in unsichtbare Dinge ein, er hat einen Schein von Weisheit durch selbst erwählte Frömmigkeit, aber er entspringt einem verdorbenen Herzen und „befriedigt nur das Fleisch“ (Kol 2,18-23). Die Advokaten eines solchen Systems mögen voll tiefer Heiligkeit erscheinen, und die Strenge ihrer Disziplin und Selbstverleugnung und ihre feierlichen und imposanten Gottesdienste zielen darauf ab, einen Effekt zu produzieren und die Verehrung des natürlichen Geistes zu erregen; doch der geistliche Mensch erkennt ihre wahre Natur, das „Fleisch“, und weiß, dass all das den Platz Christi und seines Werkes einnimmt und einfacher Glaube an Ihn und sein kostbares Blut fehlt.

  7. Tradition (oder die Gebote von Menschen)

    erzwingt entweder den Gehorsam gegenüber den Geboten des Gesetzes, das Gott einst einsetzte, oder versucht sogar, etwas bindend zu machen, wofür es in der Schrift keine Autorität gibt. Der Herr zeigt das Wesen der Tradition und wozu sie führt in Markus 7 auf.

    Sobald man irgendetwas Menschengemachtes zur Autorität und für das Gewissen bindend werden lässt (gleichgültig, wie einfach und harmlos es scheinen mag) – in dem Moment, wo es den Platz in der Seele einnimmt, der Gott und seinem Wort darin zusteht, wird es zur leeren Verehrung, schwächt die Autorität von Gottes Wort und bereitet den Geist dafür vor, es beiseitezulegen und Formalitäten zu befolgen (Mk 7,1-8). Aber achten wir auf das nächste Stadium, zu dem die Tradition führt. Nachdem sie Menschengebote auf eine Ebene mit Gottes Geboten gestellt hat, gibt sie Letztere bald preis und etabliert schließlich etwas, was im direkten Gegensatz zu Gottes Wort steht, wodurch es dieses wirkungslos macht. Sie hebt Gottes Gebote auf, damit Menschengebote befolgt werden können. Die beiden kollidieren. Gott gebietet zum Beispiel den Kindern, ihren Vater und ihre Mutter zu ehren, aber die Tradition sagt: „Nein, wir sind frei, ihnen zu helfen oder auch nicht“ (Mk 7,1-13).

  8. Grundlagen der Welt, Satzungen

    Es ist schon genug gesagt worden, um die starke Neigung des Herzens, an Satzungen festzuhalten, und auch den Grund dafür aufzuzeigen.

    Der Apostel scheint eine Aussage vor Augen gehabt zu haben, die in jenen Tagen sehr weit verbreitet war: „Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Weise Moses, so könnt ihr nicht errettet werden“ (Apg 15,1). Merken wir auf, wie die Wahrheit des Geheimnisses die Seele sofort von solchen Lehren befreit. Warum? „In dem [Christus] ihr auch beschnitten worden seid … in der Beschneidung des Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in dem ihr auch mitauferweckt worden seid …, mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat; als er ausgetilgt hat die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen[6], die gegen uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte“ (Kol 2,11-14). Was für eine triumphale Antwort an solche Lehrer! Fleisch, Getränk, Feiertage, Neumonde, Sabbate – alle durch dieselbe Wahrheit aus dem Weg geschafft; „die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist des Christus“ (Kol 2,17). „Ihr seid in ihm zur Fülle gebracht.“ Er ist das große Sakrament[7]. „Wenn ihr mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid, was unterwerft ihr euch Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt?“ (Kol 2,20).

Wenn wir nun das Licht betrachten, das das Geheimnis auf den Dienst wirft, gibt es zwei Dinge, die wir in Erinnerung behalten müssen:

  1. Die Fülle Christi, des Hauptes des Leibes, der die Gemeinde ist.
  2. Die Gemeinde ist der Wohnort Gottes durch den Geist.
  3. Christus ist nicht nur das Haupt der Gemeinde, sondern „als Haupt über alles der Versammlung gegeben“ (Eph 1,21.22)

    Nachdem Er über alle Mächte triumphiert hat, ist Er das Haupt aller Mächte und Gewalten, und „in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,9.10). Als Er auffuhr zur Höhe, führte Er das Gefängnis gefangen und gab den Menschen Gaben. Er fuhr auf über alle Himmel, damit Er alles erfülle, und setzte ein „Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer, zur Vollendung der Heiligen“, für ihre Bewahrung vor Verführern und für ihr Wachstum in allen Stücken zu Ihm hin, der das Haupt ist, „aus dem der ganze Leib, wohl zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung, nach der Wirksamkeit in dem Maß jedes einzelnen Teiles, für sich das Wachstum des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe“ (Eph 4,8-16). Ebenso auch in Kolosser 2,19, wo wir sehen, dass alles, was zur Nahrung, zur Einheit und zum Wachstum des Leibes dient, von Christus, dem Haupt, ausgeht. Wenn dies unbekannt ist oder sobald der Glaube schwach wird, werden menschliche Kraft, Weisheit und Qualifikationen erhöht; und statt an die Fülle des Hauptes zu glauben, stützt man sich auf sie.

  4. Es gibt einen Leib und einen Geist

    Der Heilige Geist wohnt im Leib, und aus seiner Kraft und seinem Wirken, indem Er jedem austeilt, ganz wie Er will – aus seiner unmittelbaren und direkten Tätigkeit fließt jeder Dienst.

    Das Wirken des Geistes wird vollständiger in 1. Korinther 12 gelehrt, während wir in den Briefen an die Epheser und Kolosser dazu geführt werden, mehr von der Fülle des Hauptes zu sehen. Die Grundlage jedes Dienstes ist also: die Fülle des Hauptes und die Entfaltung des Wirkens des Heiligen Geistes, der im Leib wohnt. Die Verbindung zwischen der wahren Natur der Gemeinde und dem Dienst ist so eng, dass fehlerhafte Ansichten über erstere sehr wahrscheinlich zu mangelhaften Ansichten über letzteren führen würden.

4. Die Auslegung und richtige Anwendung der Schrift hängen von der Aufmerksamkeit ab, die den kennzeichnenden Merkmalen des Geheimnisses geschenkt wird

Es kann nicht geleugnet werden, dass die Heilige Schrift uns die Geschichte eines heiligen, treuen Volkes [Israel] gibt, das um der Rechtschaffenheit willen leidet, aber von dem man nicht sagen kann, dass es die Vorrechte der Gemeinde genießt. Wenn gesagt wird: Diese Schriften [Bücher des Alten Testamentes] beziehen sich auf einige aus dem Volk Gottes vor Christus – nun, dann muss ihre unterschiedliche Natur hervorgehoben werden: Sie fühlen, wie Gottes Hand schwer auf ihnen liegt, dass sie für ihre Missetaten leiden (obwohl sie jetzt in ihrem Herzen Gott absolut treu ergeben sind); sie rufen Ihn an, sie nicht für immer zu verwerfen, sein Gesicht nicht vor ihnen zu verbergen, sondern sie von ihren Sünden zu reinigen. Es ist klar, sie sind nicht in der Stellung von Versöhnung und Annahme oder sie wissen nichts davon. Wir sehen also sofort, wie unpassend eine solche Ausdrucksweise auf den Lippen derer wäre, die eins sind mit Christus und in all dem Wohlgefallen und der Annahme stehen, von dem uns das Geheimnis lehrt, dass wir darin eingesetzt sind. Während wir aus ihnen viele Lehren und großen Nutzen ziehen und durch sie viel über Gott und seine Wege lernen, so hätten wir uns doch vollständig vom Grund der Gnade entfernt, wenn unsere Erfahrung der ihren entspräche. Daher die Notwendigkeit, an den Prinzipien unserer Berufung festzuhalten, damit wir solche Schriftstellen nicht zum Schaden unserer Seele fehlanwenden.

Des Weiteren beten diese Gläubigen um Rache an ihren Feinden – sie rufen Gottes gerechtes Gericht auf sie herab. All das steht im krassen Gegensatz zu dem Herzenszustand derjenigen, die Gottes Gnade kennen und denen geboten wurde, jedem zu vergeben und für ihre Feinde zu beten. Ihre Hoffnung ist irdisch – die Erfüllung von Gottes Verheißungen an die Väter. Diese Hoffnung ist es nicht, die unsere Herzen im Leid aufrechterhält, sondern die himmlische Hoffnung, die uns bereitet ist. Wir sehen in Zacharias’ Lobgesang, wie die Erwartungen eines gottesfürchtigen Juden aussahen und was er durch die Wahrheit Christi erwartete (Lk 1,68-79). Wir dagegen erwarten Christi Wiederkehr, um uns zu sich zu holen, um in das Haus seines Vaters einzuziehen. Solange Er ausbleibt, ist es die Zeit der Drangsal: Sie mag von unterschiedlicher Stärke sein, aber das charakteristische Los der Gemeinde auf der Erde ist Drangsal. „In der Welt werdet ihr Verfolgung erleiden!“

Wenn wir uns nun einmal vor Augen führen, was ich bezüglich gewisser Schriften und ihre Anwendung auf die Heiligen früherer Zeiten gesagt habe – wenn diese Schriften die Erfahrung von solchen Heiligen beschreiben, die sie noch vor der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus in Herrlichkeit gebrauchen werden und die Erlösung und Annahme bei seinem Kommen finden werden –, müssen wir äußerst vorsichtig sein, diese Heiligen nicht mit der Gemeinde zu verwechseln oder zu schlussfolgern, dass sie wegen ihres Glaubens und ihrer Hingabe eins mit der Gemeinde wären. Mit „gewisse Schriften“ spiele ich insbesondere auf die Propheten und die Psalmen an, wenngleich es noch weitere Schriften gibt, auf die sich diese Bemerkungen beziehen, was diejenigen Leser, die sich damit beschäftigt haben, leicht erkennen werden.

Ich bin nun das durchgegangen, wovon es mir nötig scheint, es zu bemerken und im Gedächtnis zu behalten in Bezug auf die himmlische Berufung und das Geheimnis. Im Licht des Letzteren sehen wir, was der Herr bei seiner Unterhaltung mit seinen Jüngern und der zusätzlichen Anweisung im Sinn hatte, die Johannes insbesondere in den Kapiteln 14 bis 16 aufzeichnet, wobei es um die Gegenwart und die Aufgabe des Heiligen Geistes in der Gemeinde geht, welche wir im Zusammenhang mit Anbetung und Dienst unbedingt beachten müssen.

Der erste Brief des Johannes steht im Einklang mit diesem Thema, indem er uns zu der Quelle all unseres Segens führt, nämlich zu Gottes Liebe und zu dem Wissen darum, sowie zu unserem Einssein in Christus, der Kraft und Quelle des neuen Gebotes in uns.


Originaltitel: „What is meant by ‘the Mystery’; and what connexion is there between it and ‘the Heavenly calling’?“
aus The Present Testimony, Jg. 1, 1849, S. 17–32

Übersetzung: S. Bauer

Anmerkungen

[1] Anm. der Red.: Eigentlich wird nicht von der Gemeinde gesagt, dass sie gestorben ist, sondern von den Christen als Einzelpersonen, die allerdings dann zusammen die Gemeinde ausmachen; dennoch geht es unseres Erachtens zu weit, zu sagen, dass die Gemeinde gestorben ist.

[2] Anm. der Red.: Auch hier geht es nicht um die korporativen Segnungen der Gemeinde, sondern um die individuellen Segnungen.

[3] Anm. d. Red.: Mit „Pfingstkirche“ ist hier die Gemeinde in der Zeit nach dem Herabkommen des Heiligen Geistes am Pfingsttag und vor dem Dienst des Paulus betreffs der Verkündigung des Geheimnisses gemeint.

[4] So Elberfelder; King James: Tradition; Luther: Lehre.

[5] So Elberfelder; King James: Grundlagen; Luther: Mächte.

[6] So Elberfelder und King James; Luther: Schuldbrief.

[7] Wortspiel: ordinance = „Sakrament“, aber auch „Satzung/Verordnung“.


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