Der Brief des Paulus an die Kolosser (1)
Kapitel 1

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 30.06.2022, aktualisiert: 28.12.2023

Die Fülle, die in Christus wohnt (Kol 1,1–2,3)

Angesichts dessen, was die Gläubigen in Kolossä beunruhigte, ist es interessant, dass Paulus seinen Brief nicht damit beginnt, sie vor den falschen Lehren zu warnen, die in ihrer Gegend im Umlauf waren. Er beginnt nicht damit, diesen Irrtum sofort zu entlarven. Vielmehr stellt er ihnen im ersten Kapitel die Herrlichkeit Christi vor Augen, damit sie die Größe seiner Person und seines Werkes besser erfassen konnten. Auf diese Weise würden die Kolosser sehen, dass sie in Christus alles hatten, was sie jemals brauchten, und so würden sie nicht in Versuchung geraten, sich den neuartigen Ideen, die vorgebracht wurden, zuzuwenden. Paulus zeigt den Kolossern auch, dass den Christen in dem Geheimnis „alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ gegeben sind (Kol 2,2.3) und dass sie somit „in ihm [Christus] vollendet“ sind (Kol 2,10). Da ihnen die ganze Wahrheit Gottes gegeben war, brauchten sie nicht mehr nach etwas anderem zu suchen. Daher mussten die Gläubigen in Kolossä die Fülle begreifen, die in Christus wohnt. Erst im zweiten Kapitel deckt Paulus die bösen Lehren und Werke des Feindes auf. Diese Reihenfolge ist lehrreich; sie ist Gottes Art, die Seelen vom Irrtum zu befreien: Zuerst müssen die Gläubigen in der Wahrheit gegründet sein, und dann sind sie fähig, den Irrtum, wenn er auftaucht, zu erkennen und zurückzuweisen.

Der Gruß (V. 1.2)

Verse 1.2

Kol 1,1.2: 1 Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Timotheus, der Bruder, 2 den heiligen und treuen Brüdern in Christus, die in Kolossä sind: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

In seinem Brief an die Philipper erwähnt Paulus sein Apostelamt nicht, sondern er bezeichnet Timotheus und sich selbst als „Knechte“ des Herrn (Phil 1,1). Im Gegensatz dazu verweist er im Brief an die Kolosser auf sein Apostelamt, indem er sich „Apostel Christi Jesu, durch Gottes Willen“ nennt. Das ist bedeutsam; damit verweist er auf seine offizielle Autorität. Dies war notwendig, weil die Kolosser mit einer bestimmten Art von Problemen konfrontiert waren. Wie bereits erwähnt, wurden sie von gewissen mystischen Lehrern mit schwerwiegenden Irrtümern über die Person und das Werk Christi geplagt. Daher nutzte Paulus seine apostolische Autorität, um den Irrtum zu widerlegen und energisch auf der Wahrheit zu bestehen. In Philippi lagen die Dinge ganz anders; dort gab es nichts, was es erfordert hätte, dass er auf sein Apostelamt verweist, und deshalb schreibt er ihnen als „Knecht“ des Herrn.

Es ist bemerkenswert, dass Paulus sich selbst als Apostel „Christi Jesu“ bezeichnet. Wenn der Titel des Herrn (Christus) vor seinem Namen als Mensch (Jesus) steht, bezieht sich das darauf, dass Er die Erlösung vollendet hat und als verherrlichter Mensch in den Himmel zurückgekehrt ist. Damit wollte Paulus ausdrücken, dass er sein Apostelamt von Christus im Himmel empfangen hatte (1Kor 9,1). Petrus hingegen nennt sich selbst einen Apostel „Jesu Christi“ (1Pet 1,1; 2Pet 1,1). Dass er den Namen des Herrn als Mensch (Jesus) vor seinem Titel (Christus) nennt, weist darauf hin, dass Christus vom Himmel herabgestiegen ist, um Gott in seinem Tod zu verherrlichen. Folglich erhielt Petrus sein Apostelamt vom Herrn, als Er auf der Erde war (Lk 6,13-16).

Paulus fügt hinzu: „durch Gottes Willen“. Das bedeutet: Sein Apostelamt war nicht etwas, was er begehrt und angestrebt hätte, sondern etwas, was der Herr für ihn erwählt hatte (Apg 9,15). Paulus schließt Timotheus in die Grußanrede mit ein, nicht weil er der Mitverfasser gewesen wäre, sondern weil er die Wahrheit bezeugte, die Paulus im Brief weitergibt (2Kor 13,1).

Paulus spricht die Kolosser als „heilige und treue Brüder in Christus“ an. In dem Sinne, wie er hier davon spricht, ist „heilig“ das Ergebnis davon, was Gläubige vor Gott sind: Sie sind geheiligt, weil sie an das Werk glauben, das Christus am Kreuz vollbracht hat (Heb 10,10-14).[1] Dieser Aspekt der Heiligung wird als „stellungsmäßige Heiligung“ bezeichnet, weil er sich darauf bezieht, dass der Gläubige von der Masse der Menschheit abgesondert ist und einen heiligen Platz bei Christus erhält. Alle Heiligen sind aufgrund dessen, was Christus in der Erlösung vollbracht hat, „heilige Brüder“, aber nicht alle sind unbedingt „treue Brüder“. Das zeigt, dass unter den Kolossern ein bestimmter Seelenzustand herrschte, der es ihnen ermöglichte, von der Wahrheit zu lernen, die Paulus ihnen vermitteln wollte. F.B. Hole sagt:

Alle Gläubigen dürfen zu Recht heilige Brüder genannt werden, denn alle sind „Heilige“, das heißt Menschen, die für Gott abgesondert sind. Aber können wir alle auch treue Brüder genannt werden? Leben wir im Glauben und in Treue? Lasst uns diese Fragen zu Herzen nehmen, denn der untreue Gläubige wird kaum die Wahrheit verstehen und schätzen, die in diesem Brief entfaltet wird.[2]

Darüber hinaus spricht Paulus davon, dass die Gläubigen in Kolossä „in Christus“ sind. Wie bereits erwähnt, bezieht sich „Christus Jesus“ auf den Herrn als verherrlichter Mensch zur Rechten Gottes. Wenn Paulus sagt, dass die Heiligen „in Christus“ sind, dann will er darauf hinweisen, dass sie sich, was ihre Stellung vor Gott betrifft, an demselben Ort der Annahme befinden wie Christus selbst! Das ist eigentlich unbegreiflich, aber das ist genau das, was die Gnade getan hat. Einfach ausgedrückt: „In Christus“ zu sein, bedeutet, an Christi Platz vor Gott zu stehen. Das ist die Stellung aller Christen, unabhängig von ihrem Seelenzustand. Die Gläubigen des Alten Testaments werden von Gott im Himmel gesegnet, aber es wird nicht gesagt, dass sie diesen Segen und diese Stellung haben. Gläubige in anderen Zeitaltern sind „ihm angenehm“ (Apg 10,35), doch nur von Christen wird gesagt, dass sie „in ihm angenehm“[3] sind (Eph 1,6). Diese Verbindung mit Christus in der Höhe geschieht durch den Heiligen Geist, der in den Gläubigen wohnt. Die Stellung, in der Christen vor Gott stehen, ist also eine besondere Stellung in der Familie Gottes (verbunden mit der Sohnschaft; Gal 3,26), die alle anderen in seiner Familie nicht haben.

Paulus sagt dann: „Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ Auf diese Weise wurde den Kolossern (wie allen Christen) ein frischer Strom göttlicher Gnade von oben zuteil, und so konnten sie auf Gottes Hilfe zählen, damit sie einmütig zusammenstanden gegen die Angriffe der neuen mystischen Lehre, die gerade dabei war, einzuziehen.

Danksagung von Paulus (V. 3-8)

Vers 3

Paulus beginnt damit, dass er Gott für die Kolosser dankt:

Kol 1,3: Wir danken dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus allezeit, indem wir für euch beten, …

Auf diese Weise möchte er sie wissen lassen, dass er das Gnadenwerk Gottes an ihnen schätzt und für sie betet.

Verse 4.5

Kol 1,4.5: … 4 nachdem wir gehört haben von eurem Glauben an Christus Jesus und der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, 5 wegen der Hoffnung, die für euch aufgehoben ist in den Himmeln, von der ihr zuvor gehört habt in dem Wort der Wahrheit des Evangeliums, …

Paulus bemüht sich, den Kolossern dabei zu helfen, das Empfinden dafür wiederzuerlangen, dass sie mit Christus als Haupt des Leibes eins waren; dieses Empfinden hatten sie verloren bzw. drohten sie zu verlieren. Deshalb setzt Paulus an dem Punkt an, an dem sie sich geistlich befanden, und arbeitet von dort aus. Diese Einheit mit Christus kann – Gott sei Dank – niemals verlorengehen, wohl aber die praktische Verwirklichung der Einheit. Wenn dies geschieht, hören die Gläubigen auf, für ihre geistlichen Bedürfnisse auf Christus zu schauen, und halten somit das Haupt nicht mehr praktisch fest (Kol 2,19). Stattdessen beginnen sie, auf andere Dinge zu schauen, von denen sie glauben, dass sie ihnen geistliche Erfüllung geben könnten. Dies war mehr oder weniger die Situation der Kolosser. Sie liefen Gefahr, dass ihr Geist von Christus und von ihrem Teil in Ihm abgezogen wurde. Sie waren in gewissem Maß von den hochtrabenden philosophischen Ideen der Mystiker fasziniert und dachten, diese Dinge würden ihre geistlichen Bedürfnisse erfüllen.

Paulus setzt dort an, wo er die Kolosser geistlich sieht, und erwähnt drei christliche Tugenden, die unter ihnen zu finden waren – „Glaube“, „Liebe“ und „Hoffnung“ –, und lobt sie dafür. Er hatte dies durch einen Bericht „gehört“, da er nicht persönlich in Kolossä gewesen war. Diese Tugenden sollten jede Bekehrung begleiten und im Leben eines jeden Gläubigen als Beweis dafür gesehen werden, dass er wirklich errettet ist. Diese drei Dinge werden im Neuen Testament an mindestens zehn Stellen zusammen erwähnt (1Kor 13,13; Gal 5,5.6; Eph 1,15-18; 4,2-5; Kol 1,4.5; 1Thes 1,3; 5,8; Heb 6,9-12; 1Pet 1,3-8.21.22). Die Heilige Schrift betrachtet sie als wesentlich für das geistliche Wachstum und das praktische christliche Leben. Sie sind die Quellen, die das Leben eines Christen beleben und ihn motivieren, für die unsichtbaren und ewigen Dinge zu leben, die sein Glaube ergriffen hat.

Die Kolosser glaubten „an Christus Jesus“, der zur Rechten Gottes im Himmel ist, und liebten „alle Heiligen“ auf der Erde. Letzteres zeigt, dass ihre Liebe nicht auf sich selbst beschränkt war, so wie es auch bei den Ephesern war (Eph 1,15). Sie liebten das ganze Volk Gottes, und das ist lobenswert. Wir sollten die gleiche Liebe zu allen Christen haben; nicht nur zu denen, mit denen wir uns auf dem gleichen Boden versammeln. Wir können vielleicht nicht mit gutem Gewissen mit allen Christen in Gemeinschaft sein, weil einige eine böse Lehre vertreten (2Joh 9-11; 2Tim 2,16-21) und andere eine schlechte moralische Praxis haben (1Kor 5,11; 2Tim 3,1-5); aber wir können trotzdem alle Heiligen Gottes lieben und für sie beten.

Die Kolosser lebten auch im Hinblick auf ihre Hoffnung, die „in den Himmeln“ war. Auch das war lobenswert. Sie zeichneten sich dadurch aus, dass sie standhaft auf die Ankunft des Herrn warteten. Mit den Worten „wegen der Hoffnung“ deutet Paulus an, worauf ihre Liebe zu allen Heiligen beruhte: Sie wussten, dass alle Heiligen dieselbe gemeinsame Hoffnung haben, zusammen im Himmel zu sein. Mit dieser „Hoffnung“ vor Augen entstand die richtige Zuneigung zum Volk Gottes, das diese Hoffnung eines Tages miteinander teilen wird. In der Heiligen Schrift wird das Wort Hoffnung nicht in derselben Weise verwendet wie in der heutigen Umgangssprache. Wir verwenden das Wort, um etwas zu bezeichnen, von dem wir uns wünschen, dass es eintritt, aber wir haben keine Garantie dafür, dass es dann auch wirklich eintritt. In der Bibel ist Hoffnung eine aufgeschobene Gewissheit; sie ist mit Erwartung und Gewissheit verbunden. Deswegen sind wir sicher, dass der Herr kommt, weil die Schrift uns sagt, dass Er wiederkommen wird, um uns zu sich zu holen (Joh 14,2.3). Diese drei Tugenden zeigen, dass sich die Kolosser im Allgemeinen in einem guten geistlichen Zustand befanden.

Vers 6

Kol 1,6: … das zu euch gekommen ist, wie es auch in der ganzen Welt Frucht bringend und wachsend ist, wie auch unter euch, von dem Tag an, da ihr es gehört und die Gnade Gottes in Wahrheit erkannt habt; …

Außerdem war das Evangelium, seit es zu ihnen gekommen war und sie es im Glauben angenommen hatten, „Frucht bringend und wachsend“. Sie glaubten also nicht nur selbst an die frohe Botschaft, sondern sie teilten sie auch mit anderen, und diese Menschen wurden ebenfalls errettet. Dies war ein weiteres Anzeichen dafür, dass sich die Kolosser im Allgemeinen in einem gesunden Zustand befanden.

Wenn Paulus sagt, dass das Evangelium „in der ganzen Welt“ verbreitet wurde, meint er damit nicht, dass jeder einzelne Mensch auf der Welt das Evangelium gehört hatte, sondern dass Menschen „aus jeder Nation unter dem Himmel“ es in der damaligen bewohnten Welt hörten (Apg 2,5). Paulus verwendet hier in Vers 6 das Wort „wie“; das deutet darauf hin, dass die Kolosser genau dieselbe Botschaft der Gnade gehört hatten, die auch anderswo in der Welt gepredigt wurde. Und an jedem Ort, wo diese Botschaft verkündet wurde, gab es nicht den geringsten Hinweis darauf, dass sie nach einer höheren Erkenntnis suchen müssten, die über das hinausging, was die Apostel ihnen verkündet hatten.

Zwei Sphären göttlicher Erkenntnis (V. 7.8)

In den nächsten Versen erwähnt Paulus zwei Bereiche der göttlichen Erkenntnis, die die Gläubigen leiten sollen:

  • „die Gnade Gottes in Wahrheit erkennen“ (Kol 1,6)
  • „in der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht wachsen“ (Kol 1,9.10).

Kelly sagt:

Überdies ist „die Gnade Gottes in Wahrheit erkannt haben“ nicht dasselbe wie „erfüllt sein mit der Erkenntnis seines Willens“.[4]

Das Erste hat mit der Wahrheit des Evangeliums zu tun (Kol 1,6) und das Zweite bezieht sich auf die Wahrheit des Geheimnisses, das sich im Leben der Gläubigen zeigt (Kol 1,9.10). Beide sind eng miteinander verbunden, und die Gläubigen müssen beide verstehen, um „befestigt“ zu sein (Röm 16,25). Das Endziel des Evangeliums ist nicht, dass der Gläubige weiß, dass ihm die Sünden vergeben sind und dass er durch den Glauben gerechtfertigt ist. Vielmehr soll er den Vorsatz Gottes verstehen, damit er die Herrlichkeit Christi in dieser Welt fördern kann. Nach Gottes Vorsatz soll die Herrlichkeit Christi in der Gemeinde offenbar werden. Das ist es, was in dem Geheimnis entfaltet wird.

Es ist bezeichnend, dass Paulus den Kolossern zugutehält, dass sie die Gnade Gottes im Evangelium verstanden hatten; den Willen Gottes in dem Geheimnis hatten sie jedoch nicht erkannt. Dass sie diese Erkenntnis noch nicht hatten, sehen wir daran, dass Paulus darum betet, dass sie mit dieser Erkenntnis erfüllt würden. Hierin liegt der Kern des Problems bei den Kolossern: Sie hatten das Evangelium empfangen und geglaubt, aber sie verstanden das Geheimnis noch nicht richtig. Der Feind hatte dies bemerkt und wirkte durch falsche Lehrer, um sie, wenn möglich, zu dem Gedanken zu verführen, dass sie nach einer höheren Wahrheit suchen müssten. Wären die Kolosser in der Lehre des Geheimnisses gefestigt gewesen, hätten sie gewusst, dass die Behauptungen dieser Mystiker falsch waren, denn im Geheimnis waren ihnen „alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ gegeben worden (Kol 2,3).

Nicht nur die Kolosser verstanden das Geheimnis nicht richtig. Viele Christen kennen heute zwar die Wahrheit des Evangeliums und glauben daran, aber sie verstehen nicht das Geheimnis, das die wahre Natur und die Berufung der Kirche erklärt: dass die Christen nämlich eine besondere Schar gesegneter Menschen sind, die im Himmel mit Christus herrschen werden. Die meisten vertreten die Auffassung der alten Reformatoren, wonach die jeweiligen Berufungen Israels und der Kirche zu einer einzigen Berufung verschmelzen; das ist die sogenannte Bundestheologie. Folglich haben sie eine völlig andere und irrige Auffassung von Gottes Plan, seinen Sohn auf dem zukünftigen Erdkreis öffentlich zu verherrlichen. Die praktischen Auswirkungen dieser „bundestheologischen“ Lehren führen dazu, dass Christen ihre wahre Berufung und ihren Dienst für den Herrn nicht verstehen. Die Folge davon: Anstatt zu versuchen, die Wahrheit des Geheimnisses in die Praxis umzusetzen, wie Christen es tun sollten, mischen sie sich in die politischen Angelegenheiten der Welt ein und versuchen, die Welt durch verschiedene Programme, Proteste usw. in Ordnung zu bringen. Sie glauben ernsthaft, es sei ihre Pflicht, sich in diesen Angelegenheiten zu engagieren. Dies ist ein klassisches Beispiel dafür, wie unsere Lehre unsere Praxis beeinflusst – entweder zum Schlechten oder zum Guten.

Vers 7

Kol 1,7: … so wie ihr gelernt habt von Epaphras, unserem geliebten Mitknecht, der ein treuer Diener des Christus für euch ist, …

Das Evangelium der Gnade Gottes war durch Epaphras zu den Kolossern gekommen. Paulus lobt ihn und seinen Dienst bei den Gläubigen in Kolossä in den höchsten Tönen und nennt ihn „unseren geliebten Mitknecht, der ein treuer Diener des Christus für euch ist“. Epaphras hatte den Kolossern das Evangelium verkündigt und sich im Gebet ernstlich für sie eingesetzt (Kol 4,12.13). Indem Paulus Epaphras lobte, versuchte er, das Vertrauen der Kolosser in Epaphras zu stärken und ihnen zu versichern, dass das, was Epaphras sie gelehrt hatte, die Wahrheit war und dass sie in dem, was er ihnen gegeben hatte, bleiben sollten, ohne nach etwas Neuem zu suchen.

Vers 8

Kol 1,8: … der uns auch eure Liebe im Geist kundgetan hat.

Epaphras hatte Paulus auch von der echten „Liebe im Geist“ der Kolosser berichtet. Diese göttlichen Empfindungen hatte der Geist Gottes in ihnen hervorgebracht. Es ist bezeichnend, dass der Heilige Geist in diesem Brief nur ein einziges Mal erwähnt wird, und das auch nur beiläufig. Das ist ein großer Unterschied zum Epheserbrief: Dort heißt es in jedem Kapitel, dass die Person des Heiligen Geistes wesentlich am Wirken Gottes in den Seelen und an der Offenbarung der Wahrheit usw. teilhat. Der Grund dafür, dass der Geist im Kolosserbrief nur ein Mal erwähnt wird: Der Geist ist so sehr darauf bedacht, Christus zu verherrlichen und die Aufmerksamkeit der Gläubigen in Kolossä auf Christus zu lenken, dass Er sich selbst absichtlich nicht erwähnt (Joh 16,13.14). Außerdem: Aufgrund der Natur der Lehre, die durch die Irrlehrer eindrang und die Menschen mit unsichtbaren mystischen Dingen beschäftigte, hätte es die Kolosser in eine falsche Richtung lenken können, wenn Paulus sich im Kolosserbrief näher mit dem Wirken des Geistes (das unsichtbar ist) befasst hätte. Deshalb geht er absichtlich nicht auf das Wirken des Geistes ein, sondern stellt es in weiser Voraussicht zurück und wartet damit auf ein andermal, um zu ihnen über das Wirken des Geistes zu sprechen.

Das Gebet von Paulus (V. 9-14)

Der Bericht des Epaphras über die Kolosser hatte den Apostel nicht nur zu Dankbarkeit, sondern auch zu ernsthaftem Gebet für sie bewegt. Nachdem er von ihrem Zustand erfahren hat, lässt er sie wissen, was er für sie wünscht, indem er ein für ihn typisches Gebet für sie schriftlich wiedergibt. Es gibt vielleicht keinen größeren Dienst, den wir für die Gläubigen tun können, als für sie zu beten. Paulus ist ein wunderbares Beispiel dafür. Wir erkennen das daran, dass er dem Gebet in seinen Briefen einen großen Platz einräumt. Epaphras ist ein anderes Beispiel (Kol 4,12). Gebet sollte natürlich nicht unser einziger Dienst für die Gläubigen sein, aber mit Gebet sollte unser Dienst beginnen.

In seinem Gebet betont Paulus, dass er umfassend und vollumfänglich für sie bittet in Bezug auf die Wahrheit und wie sie in der Praxis umgesetzt wird, indem er immer wieder Superlative verwendet wie: „erfüllt [voll]“, „aller“ und „jeder“. Das Gebet besteht aus vier Hauptbitten:

Vers 9

Kol 1,9: Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tag an, da wir es gehört haben, für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht,

1) Das ist seine erste Bitte. Wie im Epheserbrief, so steht auch in diesem Brief der Wille Gottes im Vordergrund (Eph 1,1; 5,9.11.17; 6,6; Kol 1,1.9; 4,12). Allerdings geht es in diesem Brief um einen anderen Aspekt des Willens Gottes. Im Epheserbrief geht es um „das Geheimnis seines Willens“ (Eph 1,9), das mit dem Vorsatz Gottes zu tun hat, Christus und die Gemeinde im Zeitalter der Verwaltung der Fülle der Zeiten auf dem zukünftigen Erdkreis darzustellen (Eph 1,10; 2,7). Im Kolosserbrief hingegen geht es darum, dass in den Gläubigen der Wille Gottes in Verbindung mit der Wahrheit des Geheimnisses verwirklicht wird, damit Christus und die Gemeinde in dieser Welt offenbar werden (Kol 1,26.27).

In diesem ersten Gebetsanliegen erwähnt Paulus im Zusammenhang mit dem Erkennen und Anwenden der großen Wahrheit des Geheimnisses drei Dinge:

  • „Erkenntnis“ – Das bedeutet, dass wir die Wahrheit verstandesmäßig erfassen. Seitdem die neutestamentlichen Schriften geschrieben sind, in denen das Geheimnis entfaltet wird, können wir diese Erkenntnis erwerben, indem wir die Briefe sorgfältig studieren, insbesondere die an die Epheser und an die Kolosser.
  • „Weisheit“ – Das bedeutet, die Erkenntnis des Geheimnisses praktisch anzuwenden. Weisheit wird weitgehend durch Gebet erworben.
  • „Geistliche Einsicht“ – Dies bezieht sich darauf, dass wir geistliches Verständnis haben, so dass wir die vom Heiligen Geist offenbarten Gedanken Gottes verstehen. Geistliche Einsicht erwerben wir, indem wir in der Gegenwart des Herrn über das Geheimnis nachdenken.

Manche fassen diese drei Dinge wie folgt zusammen: „E“ (Erkenntnis) plus „W“ (Weisheit) gleich „gE“ (geistliche Einsicht) – aber das ist wohl eine allzu vereinfachende Erklärung dafür, wie diese Dinge zusammenhängen.

Der Aspekt des göttlichen Willens, auf den sich Paulus in Vers 9 bezieht, ist nicht die Erkenntnis, was der Wille des Herrn in praktischen Angelegenheiten des täglichen Lebens ist – das heißt, wo wir wohnen sollen, welchen Beruf wir ausüben sollen, welches Haus oder Auto wir kaufen sollen usw. Paulus betet hier vielmehr darum, dass die Gläubigen den Willen Gottes, wie die Wahrheit des Geheimnisses umgesetzt und praktisch verwirklicht wird, voll und ganz verstehen. Wenn diese lieben Gläubigen in Kolossä dies verstanden hätten, hätten sie sofort gewusst, dass die Mischung aus Philosophie, Judentum und Mystik, die in ihrer Gegend verbreitet wurde, falsch war. Der größte Schutz gegen Irrtum ist also, mit der Wahrheit vertraut zu sein. Wenn dann ein Irrtum auftritt, wird er leicht als solcher erkannt und sofort verworfen.

Vers 10

Kol 1,10: … um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werk Frucht bringend und wachsend durch die Erkenntnis Gottes, …

2) Das zweite Gebetsanliegen von Paulus für die Gläubigen: Wenn sie mit Erkenntnis, Weisheit und geistlicher Einsicht erfüllt waren, sollten sie diese nicht dazu benutzen, um mit den Philosophen ihrer Zeit auf der Bühne des Intellektualismus zu konkurrieren, sondern sie sollten vielmehr „würdig des Herrn wandeln“.

Der Beweggrund dafür, die Wahrheit zu erkennen, besteht also niemals darin, mit dem eigenen Wissen zu prahlen. Wenn wir die Wahrheit studieren, dann zielt das immer darauf ab, dass wir sie in unserem Leben praktisch umsetzen. Dies ist jedoch erst dann möglich, wenn wir zuerst den Willen Gottes kennen. Dieser zweite Punkt im Gebet von Paulus ergibt sich also ganz natürlich aus dem ersten. Der springende Punkt hier ist: Die Wahrheit des Geheimnisses sollte unseren Lebenswandel bestimmen. Paulus erwähnt in seinen Briefen einen würdigen Lebenswandel mindestens viermal:

  • Wandelt „würdig des Gottes“ (1Thes 2,12).
  • Wandelt „würdig des Herrn“ (Kol 1,10).
  • Wandelt „würdig des Evangeliums“ (Phil 1,27).
  • Wandelt „würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid“ (Eph 4,1).

Die Wahrheit praktisch umsetzen ist ebenso wichtig wie die Wahrheit studieren. Die Erkenntnis der Wahrheit sollte deshalb dazu führen, dass wir „in jedem guten Werk Frucht bringen“. Wenn wir in der Wahrheit des Geheimnisses so wandeln, wie es dem Willen Gottes entspricht, werden wir in der wahren „Erkenntnis Gottes“ wachsen. Dies ist gleichbedeutend mit der „geistlichen Einsicht“, die Paulus in Vers 9 erwähnt.

Vers 11

Kol 1,11: … gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit, zu allem Ausharren und aller Langmut mit Freuden; …

3) Man hätte annehmen können, dass Paulus dafür betet, dass die Gläubigen drittens mit göttlicher Kraft ausgerüstet werden, damit sie mächtige Werke im Dienst vollbringen, so wie sie in den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte berichtet werden. Aber das ist nicht der Fall; vielmehr sollte ihnen Kraft gegeben werden, dem Widerstand und der Verfolgung zu widerstehen, auf die sie mit Sicherheit stoßen würden, wenn sie die Wahrheit des Geheimnisses in die Tat umsetzten. Deshalb betet Paulus, dass sie „Ausharren und Langmut“ haben sollten, weil sie das brauchen würden, um in einer Welt zu leben, die sich gegen Christus stellt.

Das zeigt: Wenn wir in der vollen offenbarten Wahrheit Gottes wandeln und den Charakter Christi in unserem Leben zeigen, ruft dies den Hass der Welt hervor. Die Welt hasst Christus, und wenn wir Christus in unserem Leben offenbaren, hasst sie auch uns (Joh 15,18-20). Daher müssen die Gläubigen für diese Art von Widerstand gestärkt werden. Paulus betet deshalb, dass die Gläubigen „Kraft“ von Gott bekommen – nicht, um irgendein großes Werk für Christus zu tun, sondern um für Christus zu leiden. Er fügt hinzu, dass unser Ausharren und unsere Langmut „mit Freuden“ sein sollen. Die Schläge der Welt geduldig zu ertragen, das ist „wohlgefällig bei Gott“ (1Pet 2,20); aber noch besser, als sie mit Geduld zu ertragen, ist, sie mit Freude zu ertragen. Das lässt unser Angesicht leuchten (1Pet 4,13.14) und ist ein eindrucksvolles Zeugnis für alle. Ein christlicher Märtyrer, der auf dem Scheiterhaufen in den Flammen stirbt und dies mit Freude tut, ist eine Demonstration dieser Art von göttlicher Kraft.

Verse 12-14

4) Viertens betet Paulus darum, dass sie mit dem Geist der Dankbarkeit und des Lobes erfüllt würden:

Kol 1,12-14: … 12 danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht, 13 der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe, 14 in dem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden; …

Deshalb betete er, dass die Gläubigen dankbar waren für den gegenwärtigen „Anteil“, in den sie durch die Gnade gebracht worden waren. Er erwähnt „den Vater“, der die Quelle allen Segens ist; „den Sohn seiner Liebe“, der der Kanal ist, durch den der Segen zu uns gekommen ist; ein „Reich“, in das wir gebracht worden sind und das von göttlichem „Licht“ und „Liebe“ regiert wird. Was für ein wundervoller Ort, an dem wir uns befinden! Das ist sicherlich ein Grund zum Danken und Loben.

In das Reich Gottes kommen wir nur durch die Wiedergeburt (Joh 3,5), aber die neue Geburt allein macht uns noch nicht „fähig [o. passend]“ für diesen gesegneten Teil in Christus. Wir brauchen etwas mehr: Wir müssen im Glauben auf dem vollbrachten Werk Christi ruhen und mit dem Heiligen Geist versiegelt sein (Eph 1,13). Das bringt uns in unsere volle christliche Stellung vor Gott (Röm 8,9). J.N. Darby sagt:

Kolosser 1,12 belehrt uns: „Danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht.“ Die Wiedergeburt eines Menschen macht ihn nicht passend; seine Lebendigmachung lässt ihn das Bedürfnis danach verspüren; es ist noch etwas anderes nötig, was einen für die Herrlichkeit passend macht, und das ist das Werk Christi in Gnade.[5]

Der „Anteil“, auf den Paulus sich hier in Vers 12 bezieht, ist der gesamte Umfang unserer himmlischen Segnungen in Christus. Es ist ein Erbteil geistlicher Dinge. Dagegen umfasst das Erbteil in Epheser 1 (ab Vers 11) materielle Dinge dieser Schöpfung in den Himmeln und auf der Erde (Eph 1,11.14.18). Im Neuen Testament gibt es also zwei Aspekte des Erbes eines Gläubigen:

  • Apostelgeschichte 26,18, Kolosser 1,12 und 1. Petrus 1,4 beziehen sich auf die geistliche Seite in Christus „im Himmel“. J.N. Darby bezeichnet diesen Aspekt des Erbes als „über unseren Häuptern“ (im Himmel), weil diese Bibelstellen den Gläubigen als Pilger betrachten, der den Weg des Glaubens auf der Erde beschreitet.
  • Im Gegensatz dazu bezeichnet Darby den Aspekt des Erbes im Epheserbrief als etwas, was sich „unter unseren Füßen“ befindet, und zwar deshalb, weil der Gläubige in diesem Brief als in den himmlischen Örtern in Christus sitzend betrachtet wird (Eph 2,6) und alles im Universum unter ihm ist – sogar die Engelwesen (Eph 1,20.21). Darby unterscheidet diese beiden Aspekte wie folgt:

Das Erbe ist das Erbe aller Dinge, die Christus geschaffen hat. Aber in 1. Petrus oder in Kolosser 1 ist die Sache im Himmel.[6]

Um diese beiden Dinge zu unterscheiden, gibt seine Bibelübersetzung die geistliche Seite als „Anteil“ und die materielle Seite als „Erbe“ wieder.

Damit wir für einen so großen Segen passend gemacht werden konnten, musste uns die Erlösung zuteilwerden. Satans Griff nach den verlorenen Seelen wird hier als „die Macht der Finsternis“ bezeichnet (Lk 22,53; Apg 26,18; Eph 6,12). Aber die mächtige Kraft und Gnade Gottes hat uns daraus „errettet und uns versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe“. Mindestens zehn verschiedene Aspekte des Reiches Gottes werden in der Schrift erwähnt. In ebendiesem Abschnitt befinden wir uns in einer Sphäre des Vorrechts, in der wir in Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn leben und ihre Zuneigung genießen. In diesem Reich liebt Gott uns also genauso, wie Er seinen eigenen Sohn liebt (Joh 17,23)!

In dem Sohn seiner Liebe haben wir unsere „Erlösung“. Damit wir für dieses Reich passend gemacht werden konnten, musste ein „Lösegeld“ bezahlt werden, und dies geschah in dem vollbrachten Werk Christi am Kreuz (Mt 20,28; 1Tim 2,6). Erlösung bedeutet, dass der Gläubige von Gott „zurückgekauft“ und von den Folgen seiner Sünden sowie von der Macht der Sünde und Satans „befreit“ ist. Deshalb fügt Paulus hinzu: „die Vergebung der Sünden“. Das bedeutet: Uns ist eine volle Befreiung von der ewigen Strafe für unsere Sünden zuteilgeworden!

Die Herrlichkeiten des Sohnes, in dem wir die Erlösung haben (V. 15-22)

Wie bereits erwähnt, sollten die Gläubigen in Kolossä die Fülle verstehen, die in Christus wohnt. Wenn sie sehen könnten, dass alles, was sie brauchten, in Ihm war, würden sie nicht auf die Idee kommen, woanders zu suchen, um ihre geistlichen Bedürfnisse zu stillen. Das würde sie davor bewahren, den mystischen Lehrern, die in ihrer Gegend umhergingen, Gehör zu schenken.

Nachdem Paulus uns den Sohn in seiner Beziehung zum Vater vorgestellt hat – Er ist der Gegenstand der Zuneigung des Vaters –, geht er nun auf die Herrlichkeit des Sohnes ein, damit Er auch zum Gegenstand der Zuneigung unseres Herzens wird. Wer ist denn „der Sohn seiner Liebe“ (Kol 1,13), in dem wir die Erlösung haben? Unter der Führung des Heiligen Geistes beantwortet Paulus diese Frage, indem er die Person und das Werk Christi auf großartige Weise darstellt. Die Mystiker hatten in dem Bemühen, der Wahrheit über die Person Christi etwas hinzuzufügen, seine Herrlichkeit mit gotteslästerlichen Aussagen geschmälert. Paulus hingegen stellt uns die Herrlichkeit Christi vor Augen und preist die Größe seiner Person. Dies bestätigt die bekannte Aussage, dass jeder wahre Dienst, der von Gott kommt, Christus verherrlicht.

Wenn wir die Typologie der Eroberung des Landes Kanaan durch Israel anwenden, haben wir in den nächsten Versen das Gegenbild der Erscheinung vor uns, die Josua von dem „Obersten des Heeres des HERRN“ sah (Jos 5,13-15). Dieser herrliche und mächtige Oberste begegnete Josua in Jericho und kündigte an, er sei gekommen, um die Kinder Israel in ihr verheißenes Erbteil in Kanaan zu führen. Desgleichen erhalten wir in diesem Abschnitt einen Blick auf die herrliche Person Christi als den, der die Gläubigen dahin führt, dass sie ihr himmlisches Teil des Segens, für den Kanaan ein Vorbild ist, erkennen und genießen. Vor einer so großen Person „fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde und huldigte ihm“. Darauf sagte der Oberste des Heeres des HERRN zu ihm: „Zieh deinen Schuh aus von deinem Fuß; denn der Ort, auf dem du stehst, ist heilig!“ Ebenso müssen wir, wenn wir das Thema der Person Christi berühren, so wie wir das in diesem Kapitel tun, daran denken: Auch wir befinden uns auf heiligem Boden und müssen sorgfältig und behutsam mit diesem gewaltigen Thema umgehen. Dieses Kapitel ist eines von drei ersten Kapiteln in unserer Bibel, die die Herrlichkeit der Person Christi darstellen: Johannes 1, Kolosser 1 und Hebräer 1.

Paulus lenkt unsere Aufmerksamkeit in dreifacher Hinsicht auf die Herrlichkeit Christi: in Beziehung zu Gott, in Beziehung zur Schöpfung und in Beziehung zu den Gläubigen.

1. In Beziehung zu Gott (V. 15a)

Vers 15a

Kol 1,15a: … der das Bild des unsichtbaren Gottes ist …

Das Erste, was Paulus über die Größe und Herrlichkeit Christi sagt, ist, dass Er „das Bild des unsichtbaren Gottes“ ist. Dies bezieht sich auf seine grundlegende Herrlichkeit in der Gottheit. In der Heiligen Schrift hat „Bild“ damit zu tun, dass etwas oder jemand einen anderen repräsentiert, darstellt (Lk 20,24). Der Mensch, der im Bild Gottes geschaffen ist (1Mo 1,26.27), war also dazu bestimmt, Gott auf der Erde zu repräsentieren. Aber er fiel in Sünde und das Bild wurde entstellt. Obwohl der Mensch gefallen ist, ist er immer noch „im Bild Gottes“ oder „Gottes Bild“ (1Mo 9,6; 1Kor 11,7) und daher immer noch dafür verantwortlich, Gott zu repräsentieren – doch leider tut er das nur sehr unzureichend. Christus hingegen repräsentiert Gott vollkommen. In seinem irdischen Leben hat Er als lebendiges Abbild und Ebenbild Gottes den wahren Charakter Gottes vollkommen dargestellt. Da Er göttlich ist, ist Er die „Ausstrahlung seiner [Gottes] Herrlichkeit und der Abdruck seines [Gottes] Wesens“ (Heb 1,3). Dies bestätigt seine Gottheit, denn nur eine göttliche Person kann eine göttliche Person vollständig offenbaren und vollkommen darstellen.

Da Gott „unsichtbar“ ist, kann kein Geschöpf Ihn sehen. Damit Gott als Vater offenbart werden konnte, musste eine göttliche Person (Christus) von Gott herabkommen, um Gottes wahren Charakter – Licht und Liebe – zu offenbaren. In Christus, dem Sohn Gottes, sehen wir also, wer Gott ist: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh 1,18; 14,9).

Es ist interessant und lehrreich, was die Heilige Schrift über Christus sagt: Während der Mensch „im Bild Gottes“ und „nach Gottes Gleichnis“ geschaffen ist, sagt sie über Christus lediglich, dass Er das „Bild“ Gottes ist (2Kor 4,4), jedoch nicht, dass Er das „Gleichnis“ Gottes war. Der Grund dafür: Christus ist nicht wie Gott – Er ist Gott (Joh 1,1). Zu sagen, dass Er Gott gleich war, könnte zu der Schlussfolgerung führen, dass Er nicht Gott war. Er „wurde Fleisch“ (Joh 1,14), aber Er wurde nie zu Gott gemacht, denn Er hat schon immer in der Gottheit existiert. Die Schrift sagt, dass Christus „in Gleichheit der Menschen geworden ist“ (Phil 2,7; Röm 8,3). Das heißt, Er war den Menschen wesensmäßig gleich, Er hatte einen menschlichen Geist (Joh 13,21), eine menschliche Seele (Joh 12,27) und einen menschlichen Leib (Heb 10,5). In diesem Sinne wurde Er „seinen Brüdern gleich“ (Heb 2,17). Moralisch war Er jedoch nicht wie ein Mensch. Bei seiner Menschwerdung verband Er sich nicht mit dem sündigen menschlichen Fleisch. Er war „ohne Sünde“ (Heb 4,15). Das bedeutet, dass Er ohne eine gefallene sündige Natur war. Der Herr Jesus Christus ist auch heute noch – erhöht zur Rechten Gottes – ein Mensch in einem verherrlichten Zustand.

2. In Beziehung zur Schöpfung (V. 15b.16)

Verse 15b.16

Was die Schöpfung des Universums angeht, so ist Christus nicht weniger als der Schöpfer von allem! Paulus sagt:

Kol 1,15b.16: 15b … der Erstgeborene aller Schöpfung. 16 Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.

Die Schöpfung zeigt uns also die Schöpferherrlichkeit Christi (Ps 19,1-3).

Einige glauben, „Erstgeborener aller Schöpfung“ bedeute, dass der Herr das erste geschaffene Wesen war, das Gott geschaffen hat. Aber auf diese Weise wird der Begriff „Erstgeborener“ in der Heiligen Schrift nicht verwendet. In der Schrift hat dieser Begriff nichts damit zu tun, dass Er der Erste nach der Reihenfolge der Geburt wäre. Es stimmt zwar, dass der Herr als Erster in der Familie von Joseph und Maria geboren wurde (Mt 1,25), aber das ist nicht die Bedeutung dieses Begriffs. Vielmehr bezeichnet er die Stellung einer Person über andere, den ersten Rang und damit den Vorrang vor anderen (2Mo 4,22; Röm 8,29; Heb 12,23). Ein Beispiel: David war nicht der Erstgeborene in der Familie Isais (1Chr 2,13-15) und dennoch nannte Gott ihn den „Erstgeborenen“ (Ps 89,28). Ebenso war Ephraim nicht der Erstgeborene in Josephs Familie (1Mo 48,14), doch Gott nannte ihn seinen „Erstgeborenen“ (Jer 31,9).

Als Christus in seine Schöpfung eintrat, konnte Er als der, der Er war (Gott „offenbart im Fleisch“, 1Tim 3,16), keinen anderen Platz haben als den des „Erstgeborenen“. Als der Herr hier in der Welt war, bestand Er nicht auf seinen Rechten als Erstgeborener; dies wird Er jedoch an einem zukünftigen Tag tun, wenn Er bei seiner Erscheinung das Erbe aller geschaffenen Dinge in Besitz nimmt. Dennoch hatte Er diese Rechte, und die Gläubigen erkannten das an.

Dieser Abschnitt zeigt deutlich, dass Christus der Schöpfer „aller Dinge“ ist. Viele andere Stellen bestätigen dies (Joh 1,3.10; Eph 3,9; Heb 1,2.10; Off 4,11). Die Bibel sagt: „Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“ (1Mo 1,1). Der Ausdruck „Gott“ (Elohim) steht im Plural,[7] was darauf hinweist, dass alle drei Personen der Gottheit an diesem Schöpfungswerk beteiligt waren. Ebenso steht der Begriff „Schöpfer“ in Prediger 12,1 im Plural. Doch wenn eine Person der Gottheit als Schöpfer bezeichnet wird, ist es immer der Sohn. So ist es auch hier in Kolosser 1.

Wenn Paulus „alle Dinge“ beschreibt, die der Herr erschaffen hat, so sagt er: „die sichtbaren und die unsichtbaren“. Dies verweist auf die beiden umfassenden Gruppen der geschaffenen Dinge. Paulus erwähnt die unsichtbaren Dinge hier nicht zufällig, denn ebendiese Seite der Dinge beschäftigte die Kolosser. Sie mussten wissen, dass Christus der Schöpfer all dieser unsichtbaren Dinge war, und da Er der Schöpfer dieser Dinge ist, bedeutet das, dass Er ihnen überlegen ist. Warum sollten wir uns für diese Dinge begeistern, wenn wir in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt sind und das Vorrecht haben, dort Gemeinschaft mit dem Schöpfer selbst zu haben? Es ist widersinnig, die Dinge zu suchen, die der Schöpfer geschaffen hat, anstatt den Schöpfer selbst. Wenn die Kolosser dies verstünden, würde es sie davon abhalten, sich den mystischen Dingen zuzuwenden.

Es ist auch kein Zufall, dass Paulus von „Thronen oder Herrschaften oder Fürstentümern oder Gewalten“ spricht. Dabei handelt es sich um unsichtbare Engelwesen in verschiedenen Rangordnungen und Funktionen, die alle von Christus geschaffen sind. Die Mystiker lehrten, dass die Gläubigen diese Geschöpfe anbeten sollten (Kol 2,18). Doch warum sollten Christen nach Engeln suchen und sie anbeten, wenn sie doch den Schöpfer selbst anbeten können?

 Vers 17

Kol 1,17: Und er ist vor allen, und alle Dinge bestehen durch ihn.

Diese Aussage zeigt, dass Christus eine göttliche und ewige Person ist. Er existiert außerhalb der Zeit; darauf weist die Gegenwartsform „ist“ hin (vgl. Joh 8,58). Die Tatsache, dass alle Dinge durch Ihn „bestehen“, zeigt, dass Er nicht nur der Schöpfer des Universums ist, sondern auch der Erhalter des Universums. Sogar als Er hier auf der Erde als einfacher Mensch lebte, hing die Existenz des Universums von Ihm ab! Das ist wirklich erstaunlich. Der Schreiber des Kirchenliedes drückt diese Tatsache wie folgt aus:

Du erhab’nes Angesicht!
Du Sonne, die Leben schafft!
Welten sind abhängig von Dir.
Und doch bist Du zerschlagen und bespeit.
[8]

Die Herrlichkeit Christi in der Schöpfung ist eine erworbene Herrlichkeit; Er hat sie sich erworben, als Er den Himmel und die Erde erschaffen hat. In Vers 16 werden drei verschiedene Präpositionen verwendet, um drei verschiedene Gedanken über Christus und die Schöpfung zu vermitteln:

  • „in ihm“[9] – Alle schöpferische Kraft (Macht) wohnt in Ihm.
  • „durch ihn“ – Er ist das aktive Instrument (Mittel), durch das die göttliche Kraft wirkt.
  • „für ihn“ – Er ist das göttliche Ziel, zu dem alles geschaffen worden ist; es ist zu seinem Wohlgefallen (Off 4,11)[10].

3. In Beziehung zu den Gläubigen (V. 18)

Vers 18

Kol 1,18: Und er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe.

Paulus stellt nun die Herrlichkeiten Christi im Zusammenhang mit den Gläubigen dar. Vers 18 zeigt, dass Gott auf dem Schauplatz des Todes (in der Auferstehung) gehandelt hat, um die Gläubigen in eine Beziehung mit der Gottheit zu bringen, damit sie sich dessen erfreuen können, was Er in seinem geliebten Sohn genießt. Christus ist kraft seiner Auferstehung und Himmelfahrt „das Haupt des Leibes“ und „der Erstgeborene aus den Toten“[11] geworden. Er hat also eine kirchliche[12] Herrlichkeit als Haupt des Leibes als auch die Herrlichkeit der Vorrangstellung in Verbindung mit seinem Platz in der neuen Schöpfung. Demnach haben die Gläubigen eine doppelte Verbindung mit Christus zur Rechten Gottes:

  • Erstens werden wir in der Heiligen Schrift als „Glieder“ des Leibes Christi betrachtet, dessen Haupt Er ist (Röm 12,5; 1Kor 12,12.13). Diese Verbindung mit Ihm entstand, als Er zur Rechten Gottes auffuhr und den Heiligen Geist sandte, damit dieser in den Gläubigen wohnen sollte (Apg 2).
  • Zweitens werden wir in der Heiligen Schrift als „Brüder“ in dem neu geschaffenen Menschengeschlecht betrachtet, dessen Erstgeborener Christus ist (Röm 8,29; 2Kor 5,17; Gal 3,28.29; 6,15; Eph 2,10; 4,24; Kol 3,10.11; Heb 2,12.13; Off 3,14). Diese Verbindung mit Christus entstand, nachdem Er von den Toten auferstanden war und die Jünger angehaucht und ihnen gesagt hatte: „Empfangt den Heiligen Geist“ (Joh 20,22). Er ist also „der Anfang“ eines völlig neuen Menschengeschlechts (Off 3,14), und als Erstgeborener in diesem Geschlecht muss Er in allen Dingen den „Vorrang“ haben.

Die beiden oben genannten Verbindungen mit Christus in der Höhe werden durch zwei Formulierungen in den Paulusbriefen angedeutet:

  • „dem Christus“ – Das bezieht sich gewöhnlich darauf, dass die Glieder des Leibes und das Haupt in einer Einheit (Vereinigung) miteinander verbunden sind. In dieser Verbindung mit Christus haben wir unsere gemeinschaftlichen Segnungen und Vorrechte in der Anbetung und im Dienst, die wir durch den Heiligen Geist ausüben (1Kor 12,12.13; Eph 1,10 usw.).
  • „in Christus“ – Dies weist darauf hin, dass wir als seine Brüder in der neuen Schöpfung mit Christus verbunden sind (2Kor 5,17 usw.). Darin liegen unsere individuellen Segnungen (Eph 1,3).

Die Menschwerdung Christi (V. 19)

Vers 19

Nachdem Paulus einige Herrlichkeiten der Person Christi dargelegt hat – als Ebenbild Gottes, Erstgeborener aller Schöpfung, Haupt der Gemeinde und Erstgeborener der neuen Schöpfung –, lenkt er nun unser Augenmerk auf weitere große Herrlichkeiten Christi: Sie haben damit zu tun, dass Er Mensch geworden und am Kreuz gestorben ist.

Um diese Herrlichkeiten darzulegen, führt Paulus uns zurück zur Menschwerdung Christi, als Er das Menschsein mit seiner Person vereinigte und Mensch wurde (Joh 1,14; 1Tim 3,16). Nur als Mensch konnte Er als Sündenträger an die Stelle des Menschen treten, um die Erlösung zu vollbringen; deshalb musste Er Mensch werden.

Kol 1,19: Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm [als Mensch] zu wohnen …

Die drei Personen der Gottheit [= die ganze Fülle] waren in Ihm in Leben und Wollen (Joh 1,32; 14,10), und deshalb „gefiel“ dem Vater alles, was Christus sagte und tat (Mt 3,17; Joh 8,29), und wurde „im Geist gerechtfertigt“ (1Tim 3,16). Die Menschwerdung brachte also die moralische Herrlichkeit Christi zum Vorschein.

Seine Menschwerdung hat Gott in unmittelbare Nähe zum Menschen gebracht. Durch sie ist der, der unendlich hoch ist, dem Menschen ganz nahe geworden (1Joh 1,1.2)! Das Leben und Wirken Christi auf der Erde, das „voller Gnade und Wahrheit“ war (Joh 1,14), hat den Menschen die Augen dafür geöffnet, dass sie verstehen konnten, wer Gott in seinem moralischen Charakter ist. Christus hat die moralische Gnade unter den Menschen vollkommen dargestellt, denn Er verherrlichte Gott in allem, was Er sagte und tat (Joh 17,4). Als Er unter den Menschen lebte, leuchtete seine moralische Herrlichkeit überallhin; sie war etwas, was nicht verdeckt werden konnte.

Das Kreuz Christi (V. 20a)

Vers 20a

Kol 1,20a: … und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes –

Paulus geht dann auf eine andere große Herrlichkeit Christi ein, die mit seinem Tod zusammenhängt: seine Erlöserherrlichkeit. Diese Herrlichkeit erlangte der Herr, indem Er ans Kreuz ging und Gott in der Frage der Sünde verherrlichte. Paulus sagt, dass Christus „Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes“. Die Menschwerdung konnte weder bewirken, dass wir mit Christus in seinem Leib vereinigt sind, noch konnte sie uns zu einem Teil des neuen Schöpfungsgeschlechtes machen. Wie bereits erwähnt, konnten diese Verbindungen, durch die wir mit Christus gesegnet sind, erst nach seiner Auferstehung von den Toten und seiner Himmelfahrt zustande kommen. Auch die Menschwerdung Christi konnte den Menschen, der sich von Gott entfernt hatte, nicht zu Gott zurückbringen. Keine noch so große moralische Herrlichkeit, die sich im vollkommenen Leben Christi zeigte, konnte den Menschen zurückbringen. Ehrfürchtig gesprochen, konnte die ganze Fülle der Gottheit, die in Christus wohnte – so groß sie auch war –, dies nicht bewirken. Es bedurfte eines umfassenderen Werkes, und das sehen wir im Tod Christi am Kreuz. Er hat durch das Blut seines Kreuzes Frieden gemacht und damit den Grundstein gelegt, dass der Mensch gesegnet und mit Gott versöhnt werden kann (1Pet 3,18).

Es ist wichtig, zu verstehen, dass das Werk Christi am Kreuz nicht nur für die Sünden der Gläubigen gilt. Er hat den Tod für „alle Dinge“ geschmeckt (Heb 2,9). Das bedeutet: Sein Tod am Kreuz hat den Preis für alle Folgen der Sünde in der Schöpfung bezahlt. Durch sein Werk am Kreuz hat Er „den Acker“ (die Welt) und alles darin gekauft (Mt 13,38.44). Nun hat Er das Eigentumsrecht an allem, weil es sein „erkauftes Eigentum“ ist, und Er wartet darauf, es zu erlösen (Eph 1,14). Dieser Aspekt des Werkes Christi am Kreuz – dass Er für alles den Tod geschmeckt hat – wird „Sühnung“ genannt (Röm 3,25; Heb 2,17; 1Joh 2,2; 4,10). Er hat damit zu tun, dass Gottes heiliges Wesen in Bezug auf den Sündenfall gerechtfertigt ist, indem es den Ansprüchen der göttlichen Gerechtigkeit für alles volle Genugtuung verschafft.

Weil der „Friede“ durch das Blut des Kreuzes geschlossen ist, wird niemand aufgefordert, „seinen Frieden mit Gott zu machen“ (wie man fälschlicherweise sagt), denn Christus hat den Frieden bereits gemacht. Menschen könnten keinen Frieden machen, selbst wenn es von ihnen verlangt würde! Dass Christus den Frieden für alle gesichert hat, bedeutet nicht, dass alle gerechtfertigt sind und „Frieden mit Gott“ haben (Röm 5,1). Um Frieden zu haben, muss man an den Herrn Jesus Christus glauben und sich im Glauben auf sein vollendetes Werk stützen. Der Friede, der durch das Blut des Kreuzes geschlossen worden ist, bedeutet: Der Preis ist bezahlt, das Werk ist angenommen, und der Weg zu Gott ist geöffnet, damit der Welt verkündet werden kann: „Kommt, denn schon ist alles bereit“ (Lk 14,17). Somit hat das vollbrachte Werk Christi am Kreuz Gott eine gerechte Grundlage gegeben, damit Er allen, die an das Evangelium glauben, Vergebung und Segen anbieten kann.

Versöhnung – zwei Aspekte (V. 20b-22)

Paulus führt den Gläubigen die Größe des Werkes Christi am Kreuz vor Augen und wird vom Geist geleitet, sich dem umfassendsten und weitreichendsten Gnadenwerk Gottes zuzuwenden: der Versöhnung. Er erklärt, was Gottes Vorsatz war: Indem Christus durch das Blut des Kreuzes Frieden gemacht hat, will Gott „durch ihn [Christus] alle Dinge mit sich versöhnen …, durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln. Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, hat er aber nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und untadelig und unsträflich vor sich hinzustellen“ (Kol 1,20-22). Versöhnung hat damit zu tun, dass Gott alles, was sich wegen der Sünde von Ihm entfernt hat, wieder in Einklang und Gemeinschaft mit sich bringt. Somit wird der Tod Christi hier als das gesehen, was den Grundstein für eine zweifache Versöhnung gelegt hat: für alle Dinge auf der Erde und in den Himmeln (Kol 1,20) sowie für alle Menschen, die an das Evangelium glauben (Kol 1,21.22).

Die Versöhnung aller Dinge (V. 20b)

Vers 20b

Kol 1,20b: … durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln.

Die Versöhnung „aller Dinge“ wird zuerst erwähnt. Sie hat damit zu tun, dass alle Dinge in Bezug auf Gott in Ordnung gebracht werden. Die gesamte Schöpfung ist durch die Sünde in Mitleidenschaft gezogen worden und bedarf der Reinigung (Hiob 15,15; Heb 9,23) und der Erlösung (Eph 1,14) und muss zu Gott zurückgeführt werden, damit sie zu dem Zweck verwendet werden kann, für den sie geschaffen worden ist. Die Schöpfung ist durch die Sünde zwar endgültig verdorben, entstellt, aber sie ist nicht schuldig. Sie ist nicht durch ihren eigenem Willen in ihren gefallenen Zustand geraten (Röm 8,20). Dennoch steht sie gegenwärtig unter der „Knechtschaft des Verderbens“ und „seufzt mit und liegt in Geburtswehen“ (Röm 8,21.22). Die Versöhnung der Schöpfung beginnt, wenn Christus erscheint (Apg 3,20.21). Eine seiner ersten Handlungen wird darin bestehen, die Knechtschaft des Verderbens, die über der Schöpfung liegt, aufzuheben. Doch das Werk der Versöhnung ist erst dann vollendet, wenn der ewige Zustand erreicht ist und wenn der letzte Makel der Sünde beseitigt und alles in Übereinstimmung mit Gott gebracht ist.[13] Alle Unordnung in der Schöpfung, alles Chaos wird dann verschwunden sein, und die Erde und der Himmel werden von der Macht des Bösen und den Auswirkungen der Sünde vollständig befreit sein (1Kor 15,24-28). Dann wird sich Johannes 1,29 erfüllen: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“

Interessant ist, dass bei der Schöpfung „die Himmel“ vor „der Erde“ erwähnt werden (Kol 1,16), bei der Versöhnung jedoch „die Erde“ vor „den Himmeln“ (Kol 1,20). Dies zeigt die Reihenfolge, in der sie geschaffen wurden (1Mo 1), und die Reihenfolge, in der sie versöhnt werden. Das Werk der Versöhnung wird also mit den Dingen auf der Erde beginnen und sich dann bis zu den Dingen in den Himmeln ausdehnen. Die „Unterirdischen [= Wesen der Hölle]“, die in Philipper 2,10 erwähnt werden, sind nicht in die Versöhnung einbezogen und werden daher hier nicht erwähnt. „Die „Wesen der Hölle“ sind gefallene Engel und unbußfertige Menschen, die zu einer verlorenen Ewigkeit verdammt sind. Sie waren keine Höllenwesen, als Gott sie schuf, aber sie wurden zu Höllenwesen, weil sie rebellierten. Sie werden einmal gezwungen werden, ihre Knie zu beugen und sich der Herrschaft Christi zu unterwerfen, wie es in Philipper 2,10 heißt, aber das ist keine Erlösung und auch keine Versöhnung.[14]

Die Versöhnung der Gläubigen (V. 21.22)

Verse 21.22

Kol 1,21.22: 21 Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, 22 hat er aber nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und untadelig und unsträflich vor sich hinzustellen, …

Wie bereits erwähnt, ist die Versöhnung aller Dinge zukünftig; sie muss noch geschehen. In der Zwischenzeit versöhnt Gott die Menschen durch das Evangelium seiner Gnade.

Die vielleicht traurigste Folge des Sündenfalls ist die Entfremdung zwischen Mensch und Gott. Falsche Gedanken und Empfindungen beherrschen nun das Herz und den Verstand des Menschen gegenüber Gott (Kol 1,21). Aufgrund der Sünde sind die Menschen in ihrem gefallenen Zustand zu „Gott Hassenden“ (Röm 1,30) geworden und hegen somit große „Feindschaft gegen Gott“ (Röm 8,7). Kolosser 1,21.22 zeigt, dass der gefallene Zustand des Menschen zweifach ist: Der Mensch ist ein Fremder und ein Feind Gottes geworden. „Entfremdet“ ist der Mensch von Natur aus, „Feind“ ist er durch sein Tun. Als „Fremder“ und „Feind“ ist der Mensch moralisch und geistlich nun weit von Gott entfernt und hat keine Beziehung zu seinem Schöpfer. Diese Entfremdung galt nicht nur für Adam, der als Erster sündigte, sondern gilt auch für das ganze Geschlecht unter ihm, für alle seine Nachkommen (Röm 5,19a). Hass und Feindschaft gegen Gott sind in jedem verlorenen Menschen in unterschiedlichem Maß vorhanden. Sie zeigen sich in der Gotteslästerung, mit der die Menschen Gottes heiligen Namen missbrauchen (Ps 139,20), und „in den bösen Werken“, die sie tun. All das hat dazu beigetragen, dass der Mensch sich Gott entfremdet hat. Die Menschen haben ein Empfinden dafür, dass sie Unrecht getan haben, und ihr Gewissen klagt sie an und hält sie von dem fern, dem sie Unrecht getan haben: Gott.

Die Feindschaft liegt ganz und gar auf der Seite des Menschen; der Mensch hat gesündigt und sich von Gott entfernt. Auch wenn das Herz des Menschen Gott gegenüber verdorben ist, so hat sich Gottes Einstellung zum Menschen nicht geändert. Er ist den Sündern immer noch wohlgesinnt, freundlich gesinnt, denn Er ist der große, unveränderliche Gott (Mal 3,6). Das zeigt sich darin, dass Er „seine Liebe zu uns erweist ..., da wir noch Sünder waren“, und dass Er seine Liebe dadurch bewiesen hat, „dass Christus für uns gestorben ist“ (Röm 5,8). In seiner verirrten Denkweise sieht der Mensch Gott als Feind an, aber das ist Er in keinster Weise. Im Gegenteil: Gott sucht das Wohl und den Segen des Menschen! Das Herz des Menschen braucht dringend eine Änderung, aber nicht Gott, denn Er liebt den Menschen seit jeher. Deshalb muss nicht Gott mit dem Menschen versöhnt werden, sondern der Mensch mit Gott. Zu sagen, dass Gott versöhnt werden muss, leugnet seine „ewige Liebe“ zum Menschen (Jer 31,3; Joh 3,16). Wenn Menschen bewusst wird, dass sie errettet werden müssen, haben sie manchmal die irrige Vorstellung, sie müssten, da sie gesündigt und sich von Gott entfernt haben, etwas tun, um Gottes Herz für sie zu öffnen. Manche denken, sie müssten Tränen vergießen; andere meinen, sie müssten ihr Leben in Ordnung bringen und religiös werden. Aber auch damit verkennt man das Herz Gottes; sein Herz ist dem Menschen schon immer zugetan und wohlgesinnt.

Aus diesem Grund stellt die Heilige Schrift die Versöhnung nicht so dar, wie wir sie heute im modernen Sinne des Wortes kennen. Heute versteht man unter Versöhnung, dass zwei Parteien, die sich entfremdet haben, sich mit einem gewissen Grad an Kompromissbereitschaft der Position des anderen annähern, so dass die Beziehung zwischen ihnen wieder so werden kann, wie sie einmal war. Versöhnung gemäß der Bibel bedeutet dagegen, dass der Mensch zu Gott zurückgebracht wird. Außerdem sind wir es, die „die Versöhnung empfangen“, nicht Gott (Röm 5,11).[15]

In seiner Gnade hat Gott die Entfremdung und Feindschaft des Menschen überwunden, indem Er die Frage der Sünde im Tod Christi geregelt hat. Dann hat Er seine Diener ausgesandt, damit sie verkünden, dass Gott den Menschen liebt und einen Weg bereitet hat, um ihn wieder zum Frieden zu führen. Die Botschaft des Evangeliums, die die Diener Gottes in die Welt tragen, lautet also: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2Kor 5,20). Das bedeutet nicht, dass jeder Mensch in der Welt jetzt versöhnt wäre oder dass einmal alle versöhnt würden. Es bedeutet vielmehr, dass Gott Vorsorge getroffen hat, um jeden Menschen zu erreichen und wiederherzustellen, wenn er zu Christus kommen will.

Im Neuen Testament ist von der Versöhnung des Menschen vor allem an vier Stellen die Rede und jede betrachtet das Thema unter einem anderen Aspekt:

  • Kolosser 1,19-22: zum Wohlgefallen der Gottheit
  • Römer 5,1-11: zum Trost und zur Freude des Gläubigen in Gott
  • Epheser 2,11-16: zur Einheit unter den Gliedern des Leibes Christi
  • Korinther 5,19-21: zum Zeugnis gegenüber der Welt

Wie bereits erwähnt, wird in Kolosser 1,22 die Versöhnung aus der Perspektive Gottes dargestellt, wobei betont wird, was sie zu Gottes Wohlgefallen bewirkt. Sie ist somit der höchste Aspekt der Versöhnung. Die Vergebung allein hätte zwar uns zufriedengestellt, aber nicht Gott. Das Gleichnis in Lukas 15 veranschaulicht diese wichtige Tatsache. Der Vater begnügte sich nicht damit, den verlorenen Sohn als Zeichen seiner Vergebung zu küssen – nein, er wollte ihn mit dem besten Gewand beschenken, mit einem Ring an der Hand und mit Schuhen an den Füßen, damit er mit Wohlgefallen auf seinen Sohn blicken konnte (Lk 15,20-23). Daraus lernen wir: Gott führt die Versöhnung herbei, damit wir „heilig und untadelig und unsträflich“ vor Ihm sind (Kol 1,22) – und zwar so, dass Er Wohlgefallen an uns finden kann. Versöhnung schließt Vergebung der Sünden und Rechtfertigung mit ein, geht aber noch darüber hinaus und bringt den Gläubigen in Frieden „nahe“ zu Gott (Eph 2,13). W. Kelly sagt:

Versöhnung ist also ein Begriff von reicher Bedeutung und geht weit über Buße oder Glauben, Lebendigmachung oder Rechtfertigung hinaus.[16]

Also hat die Menschwerdung Gott zu den Menschen gebracht, und die Versöhnung bringt die Menschen (die Gläubigen) zu Gott.

Der Hauptunterschied zwischen der Versöhnung von Dingen und der Versöhnung von Menschen besteht darin, dass die Versöhnung von Dingen universell ist, die Versöhnung von Menschen jedoch nicht. Nicht alle Nachkommen des gefallenen Adam erhalten diesen großen Segen, sondern nur die, die an das Evangelium glauben und Christus als ihren Retter annehmen. Ein weiterer Unterschied: Gott versöhnt die Dinge mit sich selbst, indem Er Gericht ausübt; die Menschen jedoch versöhnt Er durch die Kraft seiner Liebe und Gnade, die in ihren Herzen wirkt, um ihren Hass und ihre Feindschaft zu vertreiben. Er verwandelt und versöhnt die, die durch Sünde Fremde und Feinde sind, und macht sie zu Söhnen, worin sie sich „Gottes rühmen“ (Röm 5,11), und Gott wiederum hat sein Wohlgefallen an ihnen!

Vater – Deine unumschränkte Liebe
suchte, die in Sünden fern von Dir,
gab uns durch das Werk des Sohnes Frieden,
schenkt in Ihm uns Freiheit nun vor Dir.

Söhne jetzt vor Deinem Angesichte,
Geh’n wir mit Freuden unsern Pfad,
der uns führt zu Dir, zum ew’gen Lichte,
wo die Stätte Er bereitet hat.
[17]

Zusammenfassung der Herrlichkeiten Christi in Kolosser 1

  • als „Bild Gottes“ (Kol 1,15): seine grundlegende Herrlichkeit in der Gottheit
  • als „Erstgeborener aller Schöpfung“ (Kol 1,15): seine Schöpferherrlichkeit
  • als „das Haupt des Leibes“ (Kol 1,18): seine kirchliche Herrlichkeit
  • als „der Erstgeborene aus den Toten“ (Kol 1,18): seine überragende Herrlichkeit in der neuen Schöpfung
  • als der, in dem „die ganze Fülle der Gottheit wohnt“ (Kol 1,19): seine moralische Herrlichkeit
  • indem Er „Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes“ (Kol 1,20): seine Erlöserherrlichkeit
  • als der, der „alle Dinge mit sich versöhnt“ (Kol 1,20): seine offizielle Herrlichkeit im Königreich

Eine Warnung (V. 23a)

Vers 23a

Dann fügt Paulus eine Warnung hinzu:

Kol 1,23a: … sofern [o. wenn] ihr in dem Glauben gegründet und fest bleibt und nicht abbewegt werdet von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt …

Mit dem Wort „wenn [sofern]“ wollte er nicht andeuten, dass die Gläubigen in Kolossä ihre Errettung verlieren könnten, wenn sie nicht standhaft blieben. Allerdings war es durchaus möglich, dass einige unter ihnen nur Bekenner waren. Paulus hatte Grund zu der Annahme, dass einige zwar äußerlich zu der christlichen Versammlung in Kolossä gehörten, jedoch nicht mit Christus durch Glauben verbunden waren. Mit anderen Worten: Sie gingen zwar zu den Zusammenkünften der Gemeinde in Kolossä, waren aber in Wirklichkeit nicht errettet. Das „ihr“ in diesem Vers umfasst daher alle, die den Namen des Herrn in Kolossä anriefen, einschließlich derer, die sich vielleicht nur äußerlich zum Glauben bekannten. Die wahrhaft Gläubigen zeigten ihren Glauben, indem sie im Glauben blieben; und die, die keinen echten Glauben hatten, zeigten es, indem sie nicht im Glauben blieben. Daher fügt Paulus dieses Wort der Warnung hinzu, damit ein bloßes Bekenntnis überprüft werden konnte. Die wunderbaren Segnungen, die in der Versöhnung enthalten sind, sind also davon abhängig, ob jemand wirklich an Christus glaubt, und wenn er dann auf dem Glaubensweg bleibt, ist das der beste Beweis, dass er echten Glauben hat.

In der Schrift gibt es zwei Arten von „Wenn“: ein „Wenn“ der Bedingung und ein „Wenn“ des Arguments. Ein „Wenn“ der Bedingung setzt voraus, dass die Möglichkeit besteht, dass die Bedingungen in einer bestimmten Angelegenheit nicht erfüllt werden. Bei einem „Wenn“-Argument hingegen legt der Schreiber in seiner Argumentation bestimmte Tatsachen fest und baut darauf auf, um eine bestimmte Aussage zu treffen. In diesem Fall könnte das Wort „wenn“ durch das Wort „da [daher]“ ersetzt werden (siehe Kol 2,20; 3,1). Paulus verwendet in Kolosser 1,23 „wenn“, weil die reale Möglichkeit bestand, dass einige nicht an das Evangelium glaubten, was sich darin zeigen würde, dass sie nicht im Glauben blieben.

Die bloßen Bekenner würden sich auch dadurch zu erkennen geben, dass sie die gotteslästerlichen Lehren annahmen, die von den Irrlehrern in der Gegend verbreitet wurden. Beachte: Paulus spricht nicht davon, dass sie sich [aktiv] abwenden, sondern dass sie [passiv] „abbewegt“ werden. Das bedeutet, andere beeinflussten sie darin, dass sie [vom Glauben] abwichen. Die „Hoffnung des Evangeliums“ in diesem Abschnitt ist mehr, als dass die Gläubigen bei der Entrückung mit Christus verherrlicht werden. Der Zusammenhang weist auf die herrliche Vollendung der Versöhnung hin, die sowohl im Himmel als auch auf der Erde verwirklicht wird und in der die Gottheit ihre volle Zufriedenheit finden wird.

Die zwei Dienste des Paulus (Kol 1,23b-2,3)

... an den Verlorenen (V. 23)

Vers 23b

Kol 1,23b: … des Evangeliums, das ihr gehört habt, das gepredigt worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, dessen Diener ich, Paulus, geworden bin.

Das Evangelium ist, wie Paulus es ausdrückt, „in der ganzen Schöpfung gepredigt worden“. Er meinte damit nicht, dass alle Menschen in der ganzen Welt die Botschaft von der Gnade Gottes gehört hätten, sondern dass sie jedem Menschen in der ganzen Schöpfung gilt. Gott möchte, dass „in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist“, die Gelegenheit besteht, diese wunderbaren Dinge zu hören und dadurch in Christus gesegnet zu werden (1Tim 2,4). In Anbetracht dessen fährt Paulus fort, von den beiden Ämtern zu sprechen, die der Herr ihm gegeben hat, damit er die Wahrheit in die Welt trägt.

Nachdem Paulus bereits vom „Evangelium“ gesprochen hat, dessen „Diener“ er ist, wie er sagt, geht er noch weiter und spricht von einem weiteren Dienst, der ihm übertragen worden ist: Er soll das Geheimnis über Christus und die Versammlung entfalten. Er sagt: „Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch und ergänze in meinem Fleisch das, was noch fehlt an den Drangsalen des Christus für seinen Leib, das ist die Versammlung, deren Diener ich geworden bin nach der Verwaltung Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist, um das Wort Gottes zu vollenden: das Geheimnis, das von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen offenbart worden ist, denen Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist unter den Nationen, das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1,24-27).

Paulus hatte also zwei Dienste:

  • Er sollte den Verlorenen das „Evangelium“ predigen.
  • Er sollte die Gläubigen die Wahrheit des „Geheimnisses“ lehren.

Die Tatsache, dass diese beiden Dienste hier und auch in Römer 16,25 und in Epheser 3,8.9 zusammen erwähnt werden, zeigt, dass sie zusammengehören und immer dementsprechend behandelt werden sollten. Die Wahrheit des Evangeliums sollte in die Wahrheit über die Kirche münden. Leider erkennen viele Christen dies nicht und richten ihre Kräfte auf die Arbeit am Evangelium aus, ohne darauf zu achten, die Neubekehrten in der Wahrheit über die Kirche zu unterweisen. W. Kelly beklagte dies und schreibt:

Eines der traurigsten Zeichen und Beweise dafür, wo die Kirche jetzt steht, ist, dass selbst ernsthafte Kinder Gottes nur wenig daran denken, die Herzen der Gläubigen zu erfrischen. Der Eifer gilt nur der Bekehrung von Sündern. Die Herrlichkeit Gottes in der Kirche wird vernachlässigt. […] Ich sage dies nicht, damit wir weniger Erbarmen mit den Verlorenen haben, sondern um die Ansprüche der Herrlichkeit und Gnade Christi auf die Erlösten zu betonen.[18]

Daraus lernen wir: Das große Ziel des Evangeliums besteht nicht nur darin, einen Menschen von der Strafe für seine Sünden zu befreien, so wunderbar das auch ist. Der Neubekehrte muss auch seinen Platz am Leib Christi (der Kirche) verstehen und so gemeinsam mit den anderen Gliedern des Leibes tätig werden, um die Herrlichkeit des Sohnes sichtbar zu machen – das ist der Vorsatz Gottes sowohl jetzt in dieser Welt als auch in der kommenden Welt.

... an den Gläubigen (V. 24)

Vers 24

Kol 1,24: Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch und ergänze in meinem Fleisch das, was noch fehlt an den Drangsalen des Christus für seinen Leib, das ist die Versammlung, …

Paulus spricht dann davon, was es ihn gekostet hat, den Gläubigen die Wahrheit zu bringen. Er wurde mit Verfolgungen geradezu überschüttet, was ihm viel Leid zufügte (Apg 9,16; 2Kor 11,23-27), und das führte dazu, dass er in Rom in Fesseln „gebunden“ war (Kol 4,3.18). Satan steht nicht still daneben und lässt zu, dass das Evangelium gepredigt und die Wahrheit gelehrt wird. Nein, er schürt Widerstand dagegen. Wir können sicher sein, dass Satan sich allem widersetzt, was in dieser Welt über Christus verkündet wird. Er war auch schon gegen Christus, als Er auf der Erde war, und er ist auch jetzt gegen Christus, da Er in den Himmel gegangen ist und seinen Leib, seine Gemeinde, gebildet hat, damit sie Ihn hier auf der Erde vertritt. Wenn er Christus nicht mehr verfolgen kann, richtet er seine Energie darauf, seinen Leib zu verfolgen. Das zeigt sich in der Frage, die der Herr dem Paulus stellte, bevor er sich bekehrte: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ (Apg 9,4). Die Glieder des Leibes Christi anzugreifen, bedeutet also, Christus selbst anzugreifen, denn zwischen dem Haupt und dem Leib besteht eine Einheit. Als Saulus sich bekehrte, wurde er zum Hauptverkünder genau dieser Wahrheit, und natürlich trug er die Hauptlast der Verfolgung, die gegen die Gläubigen gerichtet war. Satan hatte es auf das „auserwählte Gefäß“ (Apg 9,15) abgesehen, das Gott eigens dafür auserwählt hatte, damit Paulus  ebendiese Wahrheit verkündigte.

Wenn Paulus Leiden ertragen musste, um den Gläubigen die Wahrheit zu bringen, dann freute er sich, um der Wahrheit willen zu leiden. Er sagt: „Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch.“ Er erklärt ihnen, dass es in Wirklichkeit dieselbe Art von Leiden war, die Christus selbst in seinem Leben ertrug, als Er sich bemühte, die Menschen mit Gott zu versöhnen (2Kor 5,19). Das Leiden von Paulus „ergänzte in seinem Fleisch das, was noch fehlte an den Drangsalen des Christus“, das heißt das, was noch fehlte, nachdem der Herr seinen Dienst beendet hatte und in den Himmel zurückkehrt war. Er ließ diese Leiden um der Wahrheit willen zurück, damit andere sie „ergänzen“ konnten. Somit ergänzten die Leiden des Paulus in der Tat die Leiden Christi. Es handelte sich dabei natürlich nicht um sühnende Leiden, sondern um die Märtyrerleiden Christi. Das war etwas völlig anderes als die Art von Leiden, die die Asketen propagierten. Sie kasteiten ihren Leib „zur Befriedigung des Fleisches“ (Kol 2,23), während Paulus an seinem Leib litt, damit der „Leib Christi“ geistlichen Nutzen daraus ziehen konnte.

Wenn wir die Übungen des Paulus betrachten, die er als Diener durchmachte, sehen wir, dass er nicht nur für die Gläubigen betete (Kol 1,9) und sie durch Wort und Tat lehrte (Kol 1,28), sondern dass er auch bereit war, für sie zu leiden (Kol 1,24). Diese drei Dinge sollten im Dienst jeden Dieners Hand in Hand gehen. Eine herausfordernde Frage, die wir uns stellen können, ist: „Bin ich bereit, für die Gläubigen zu leiden?“

Das Geheimnis (V. 25-28)

Vers 25

Dann spricht Paulus von seinem zweiten Dienst:

Kol 1,25: …  deren Diener ich geworden bin nach der Verwaltung Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist, um das Wort Gottes zu vollenden: …

Dieser Dienst hat, wie gesagt, mit der Entfaltung der Wahrheit des „Geheimnisses“ zu tun. Paulus war der Hauptverkünder des Geheimnisses. Auch anderen „heiligen Aposteln und Propheten“ war diese große Wahrheit offenbart worden (Eph 3,5), doch Paulus war vom Herrn besonders beauftragt, „alle zu erleuchten, welches die Verwaltung des Geheimnisses sei“ (Eph 3,9).

Wie in der Einleitung erwähnt, entfaltet das Geheimnis den Vorsatz Gottes: Er will seinen Sohn in der zukünftigen Welt in zwei Sphären verherrlichen – im Himmel und auf der Erde –, und zwar durch ein besonders geformtes Gefäß des Zeugnisses, die Kirche (Eph 1,9.10). Das Alte Testament spricht sehr deutlich von einem jüdischen Messias, der über die ganze Erde herrschen wird und unter dem sich Israel und die heidnischen Völker freuen werden. Aber das Geheimnis entfaltet noch etwas anderes: Wenn Christus regiert, wird Er eine himmlische Ergänzung an seiner Seite haben: die Kirche, seinen Leib, seine Braut. Gott wird dieses besonders geformte Gefäß benutzen, um die Herrlichkeit Christi an diesem kommenden Tag zu vergrößern (Off 21,9–22,5). Darüber hinaus enthüllt das Geheimnis, dass Christus nicht nur über die Erde, sondern über das ganze Universum herrschen wird – und die Verwaltung des zukünftigen Erdkreises wird Ihm und der Kirche unterstellt sein (Eph 1,10: „dem Christus“).

In der Einleitung zu diesem Kommentar werden auch die beiden Teile des Geheimnisses erwähnt, die in den Briefen an die Epheser und die Kolosser dargestellt werden. Der Epheserbrief hebt den zukünftigen Aspekt hervor, wenn Gottes Vorsatz in Bezug auf Christus und die Gemeinde auf dem zukünftigen Erdkreis entfaltet wird. Der Kolosserbrief betont den gegenwärtigen Aspekt des Geheimnisses. Danach sollen die Eigenschaften Christi in den Gliedern seines Leibes praktisch verwirklicht werden, damit die Welt einen lebendigen Beweis sieht, dass Christus und die Gemeinde eine Einheit sind.

Paulus sagt, dass die Enthüllung dieser großen Wahrheit „das Wort Gottes vollendet“. Das Geheimnis ist also Gottes krönendes Juwel, das die göttliche Offenbarung der Wahrheit vollendet. Nachdem dieses Geheimnis enthüllt ist, gibt es keine weitere Wahrheit mehr, die noch zu enthüllen wäre. „Alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ sind im Geheimnis enthalten, und den Gläubigen ist alles offenbart worden (Kol 2,2.3). Dass mit der Offenbarung des Geheimnisses das Wort Gottes vollendet war, bedeutet nicht, dass Paulus der Letzte war, der einen inspirierten Text geschrieben hätte; wir wissen, dass er es nicht war. Denn der Apostel Johannes schrieb sein Evangelium, seine Briefe und die Offenbarung einige Jahre später. Dessen Schriften enthüllen jedoch keine neue Wahrheit über die Gemeinde – und genau darum geht es Paulus hier. Die Briefe des Johannes greifen nicht die Wahrheit über die Kirche auf, sondern über die Familie Gottes. Seine „Offenbarung Jesu Christi“ enthält viele Visionen und Offenbarungen im Zusammenhang mit zukünftigen Ereignissen, aber diese Dinge sind eine Erweiterung von Themen, die bereits im Alten Testament vorgestellt wurden. All diese prophetischen Lehren sind keine neuen Aspekte der Wahrheit.

Vers 26

Kol 1,26: … das Geheimnis, das von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen offenbart worden ist, …

Paulus vertieft dann die Tatsache, dass die Wahrheit des Geheimnisses nicht die Wahrheit des Alten Testamentes erweitert. Er macht deutlich, dass es sich bei dem Geheimnis um etwas handelt, was „von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen war“ (Röm 16,25; Eph 3,5) und erst jetzt, in der gegenwärtigen Gnadenzeit, „seinen Heiligen offenbart wurde“. Die Gläubigen des Alten Testaments konnten davon also nichts wissen. Es war ein „Geheimnis“ [secret] (Röm 16,25), das nicht im Alten Testament verborgen war (wie manche meinen), sondern etwas, was „in Gott verborgen“ war (Eph 3,9). Die alttestamentlichen Schriften enthalten Bilder von Christus und der Kirche – wie zum Beispiel Adam und Eva (1Mo 2), Isaak und Rebekka (1Mo 24), Jakob und Lea (1Mo 29), Joseph und Asnat (1Mo 41) –, aber diese Bilder lehren nicht die Wahrheit über die Kirche. Sie enthüllen nicht das Wesen ihrer Einheit usw. All dies bedurfte einer göttlichen Offenbarung, die das Geheimnis entfaltet. Wir hätten diese Vorbilder im Alten Testament nicht gesehen, wenn die Wahrheit der Kirche nicht im Geheimnis des Neuen Testaments offenbart worden wäre.

Vers 27

Kol 1,27: … denen Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist unter den Nationen, das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit; …

Paulus beschreibt dann, wie die Wahrheit des Geheimnisses unter den Gläubigen praktisch verwirklicht wird: Das Geheimnis besteht darin, dass „Christus in euch ist, die Hoffnung der Herrlichkeit“. Das Geheimnis enthüllt also, dass Gott hier und jetzt in dieser Welt – an ebendem Ort, wo Christus verstoßen und gekreuzigt wurde – Menschen haben will, in denen die Wesenszüge der Person Christi sichtbar werden. Es ist nicht so, dass Christus persönlich in denen wohnt, die diese neue Gesellschaft bilden (wie allgemein angenommen wird), sondern dass die Wesenszüge des Lebens Christi in ihnen gesehen werden. W. Kelly sagt:

Es ist Christi Leben in uns, wie es sich seit seiner Auferstehung in seinem vollen Charakter entfaltet.[19]

„Christus in euch“: „Euch“ ist Plural. Es ist also Gottes Absicht, dass die Gläubigen Christus in dieser Welt gemeinschaftlich widerspiegeln. Es ist ein starkes Zeugnis für das, was Gott gegenwärtig in der Welt durch das Evangelium tut, wenn gesehen wird, wie die Gläubigen in glücklicher Gemeinschaft zusammenkommen, obwohl sie unterschiedlich sind: in ihrem sozialen Status, ihren intellektuellen Fähigkeiten, ihrer Herkunft usw. Die „Hoffnung“, auf die Paulus sich hier bezieht, ist die aufgeschobene Gewissheit, dass wir einmal in einem verherrlichten Zustand bei Christus sein werden.

Vers 28

Nachdem Paulus über das Geheimnis in seinem gegenwärtigen Aspekt gesprochen hat, sagt er:

Kol 1,28: … den wir verkündigen, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, damit wir jeden Menschen vollkommen in Christus darstellen; …

Mit diesen Worten sagt Paulus, worin das Ziel seines zweifachen Dienstes besteht: Die Menschen sollen durch den Glauben an das Evangelium nicht nur für immer errettet werden, sondern sie sollen nach ihrer Errettung im Glauben voranschreiten und die volle christliche Reife erreichen. „Vollkommen“ in dem Sinne, wie Paulus das Wort hier verwendet, bezieht sich auf diese volle Reife. Es könnte auch mit „erwachsen“ übersetzt werden (vgl. 1Kor 14,20; Phil 3,15). Alle Christen sind „in Christus“, was ihre Stellung vor Gott in Christus betrifft, dem auferstandenen, verherrlichten Menschen; Gott hat sie angenommen. Aber „vollkommen in Christus“ zu sein, bedeutet, dass wir die Wahrheit des Geheimnisses kennen und danach streben, mit unseren Mitgeschwistern so zu leben, dass wir dadurch Christus darstellen. Paulus war also nicht daran interessiert, die Menschen einfach über die Schwelle des Seelenheils zu bringen und sie dort zu lassen, damit sie in göttlichen Dingen ihren eigenen Weg gingen – er setzte alles daran, sie in der Wahrheit zu befestigen, nachdem sie einmal errettet waren. Wenn die Kolosser also christliche Vollkommenheit anstrebten, dann sollten sie diese in der Wahrheit finden, die im Geheimnis enthüllt ist, und nicht in dem, was die Irrlehrer in ihrer Gegend verkündeten.

Beachten wir den Schwenk vom Plural („euch“, Kol 1,27) zum Singular („jeden Menschen“, Kol 1,28). Wachstum und Fortschritt in göttlichen Dingen ist eine individuelle Sache. Wir können nicht für jemand anderen wachsen und er wiederum kann nicht für uns wachsen. Der geistliche Fortschritt des Gläubigen erfordert Gehorsam, Eifer, Fleiß und Seelenübungen. Es ist auch hilfreich, von begabten Lehrern unterwiesen zu werden, so wie hier die Kolosser von Paulus unterwiesen wurden.

Der geistliche Kampf (V. 29)

Vers 29

Im Blick darauf, dass Paulus jeden Menschen in Christus vollkommen darstellen will, sagt er:

Kol 1,29: … wozu ich mich auch bemühe, indem ich kämpfend ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die in mir wirkt in Kraft.

„Kampf“ bezieht sich auf Kriegsführung. Paulus betrachtete seine Bemühungen als geistlichen Kampf. Er erkannte, dass der Teufel und seine Abgesandten hinter den Kulissen arbeiteten, um der Ausbreitung der Wahrheit zu wehren (2Kor 10,3-5; 1Thes 2,18; Eph 6,11-13). Auf dem zukünftigen Erdkreis – wenn Christus und seine Kirche dargestellt werden – wird es keine Kämpfe mit diesen bösen Feinden geben, denn sie werden alle im Abgrund gefangen sein (Jes 24,21.22; Off 20,1.2). Doch heute herrscht in der Welt noch ein geistlicher Kampf darum, die Eigenschaften Christi in den Gläubigen gemeinschaftlich darzustellen.


Übersetzt aus The Epistle of Paul to the Colossians. The Mystery – „Christ in You The Hope of Glory“
Hamer Bay, Kanada (Christian Truth Publishing) 2018
E-Book, Juli 2018 (Version 3.2)

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] “Geheiligt“ und „Heiligkeit“ haben im Griechischen denselben Wortstamm.

[2] F.B. Hole, Grundzüge des Neuen Testaments, Bd. 4: Galaterbrief – Philemonbrief, Hückeswagen (CSV) 1998, „Kapitel 1“, S. 145.

[3] Anm. d. Red.: So lautet die Anmerkung in der Fußnote der Elberfelder (CSV) zu Epheser 1,6. Im Bibeltext wird übersetzt mit: „begnadigt in“.

[4] W. Kelly, Bemerkungen über den Brief an die Kolosser, Hückeswagen (CSV) 1981, S. 14. Auch online auf: www.bibelkommentare.de.

[5] J.N. Darby, „How are we Saved?“ in Collected Writings, Bd. 21, S. 193.

[6] J.N. Darby, „Reading at Rochdale on Colossians 1“ in Notes and Jottings, S. 101.

[7] Anm. d. Red.: Den Plural kann man an der Endung -im erkennen.

[8] Anm. d. Red.: Wörtlich übersetzt aus dem Lied „O Head once full of bruises“, Lied Nr. 119 in Spiritual Hymns: Thou Countenance transcendent! | Thou life-creating Sun! | To worlds on Thee dependent— | yet bruised and spit upon. Auch in Hymns for the Little Flock. Original: „O Haupt voll Blut und Wunden“ von Paul Gerhard (1607–1676). Übersetzt ins Englische von John Gambold (1711–1771). Die zweite Strophe lautet im deutschen Original anders: Nun, was du, Herr, erduldet, | ist alles meine Last; | ich hab es selbst verschuldet, | was du getragen hast.

[9] Anm. d. Red.: In der Elberfelder (CSV) wird dieser Unterschied nicht deutlich, da hier mit „durch“ übersetzt wird, was hier jedoch die Bedeutung von „in“ hat. Im griechischen Grundtext unterscheidet sich das erste „durch“ von dem zweiten „durch“ in diesem Vers.

[10] Anm. d. Red.: Anstey benutzt die King-James-Bibel, wo in Offenbarung 4,11 steht, dass „alle Dinge zu seinem Wohlgefallen“ (for thy pleasure) geschaffen sind. Die Elberfelder (CSV) übersetzt hier anders: „Deines Willens wegen … sind alle Dinge erschaffen worden.“

[11] Christus als „Erstgeborener aus den Toten“ in Kolosser 1,18 darf nicht mit Christus als „Erstgeborener aller Schöpfung“ in Kolosser 1,15 verwechselt werden. Es handelt sich dabei um zwei verschiedene Sphären der Vorrangstellung. Als Erstgeborener aller Schöpfung ist Er das Haupt der natürlichen Schöpfung; als Erstgeborener aus den Toten ist Er das Haupt der neuen Schöpfung.

[12] Anm. d. Red.: Mit „kirchlicher“ Herrlichkeit ist nicht die Herrlichkeit einer bestimmten Kirche oder Konfession gemeint, sondern die Herrlichkeit, die Christus in seiner „Kirche“, das heißt in seiner Versammlung der Gläubigen hat.

[13] J.N. Darby, Synopsis of the Books of the Bible, Loizeaux Edition, „On Colossians“, S. 25; „Reading at Rochdale on Colossians 1“ in Notes & Jottings, S. 110.

[14] Versöhnung gilt nicht für Engel, die ihren ersten Zustand bewahrt haben; sie haben sich nicht von Gott entfernt.

[15] Matthäus 5,24 verwendet zwar das Wort versöhnt im Sinne von zwei Parteien, die zusammenkommen, aber es ist ein anderes Wort im Griechischen und steht nicht im Zusammenhang mit den Segnungen des Evangeliums, die wir hier betrachten.

[16] W. Kelly, Notes on the Second Epistle to the Corinthians, S. 114.

[17] Anm. d. Red.: Übersetzt aus dem Lied „Father, Thy sovereign love has sought“ von J.N. Darby (1800–1882): Father, Thy sovereign love has sought | captives to sin, gone far from Thee. | The work that Thine own Son hath wrought, | has brought us back in peace and free.|| And now as sons before Thy face, | with joyful steps the path we tread, | which leads us on to that blessed place | prepared for us by Christ our Head. Siehe: https://hymns.growingrace.com.

[18] W. Kelly, The Epistles to Titus and Philemon, S. 148.

[19] W. Kelly, Bemerkungen über den Brief an die Kolosser, Hückeswagen (CSV) 1981, „Kapitel 1,24–2,3“, S. 51. Auch online auf: www.bibelkommentare.de.

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