Der Brief des Paulus an die Epheser (1)
Kapitel 1

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 15.02.2023, aktualisiert: 14.01.2024

GOTTES EWIGER VORSATZ IN BEZUG AUF CHRISTUS UND DIE VERSAMMLUNG

Der Gruß (V. 1.2)

Verse 1.2

Eph 1,1.2: 1 Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, den Heiligen und Treuen in Christus Jesus, die in Ephesus sind: 2 Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Paulus beginnt den Brief mit seinem üblichen Gruß und bezeichnet sich selbst als „Apostel Christi Jesu“. Er richtet sich nicht an eine Versammlung, sondern an „die Heiligen und Treuen“, die „in Ephesus“ sind; daher werden andere Diener nicht mit ihm in den Gruß einbezogen.[1] Offensichtlich handelt es sich um einen Rundbrief, der unter den Gläubigen in dieser Gegend weitergegeben werden sollte (nach F.G. Patterson).

Nach der Begrüßung in den Versen 1 und 2 gliedert sich das Kapitel 1 in zwei Teile: Im ersten Teil preist der Apostel Gott (Eph 1,3-14); im zweiten Teil betet er zu Gott (Eph 1,15-23). Das zeigt uns, dass der Brief in einem priesterlichen Ton geschrieben ist und dass das erste Kapitel wirklich ein Lobpreis und ein Gebet ist. Es ist angemessen, dass solch erhabene Wahrheiten, die in diesem Brief offenbart werden sollen, in einer priesterlichen, anbetenden Weise mitgeteilt werden. In diesem Geist wurde er geschrieben und in diesem Geist sollte er auch gelesen werden.

Der Apostel preist Gott (V. 3-14)

Der Apostel preist den dreieinen Gott für seinen überaus weisen Plan, die Herrlichkeit seines Sohnes im Himmel und auf der Erde in der kommenden Welt (dem Tausendjährigen Reich) durch die Versammlung (Kirche), den Leib Christi, zu zeigen. Während er den Segen von Gottes großem Plan rühmt, haben wir das Vorrecht, zuzuhören und auf diese Weise zu lernen, wie reich wir in Christus gesegnet sind – in dem Menschen, der der Mittelpunkt von Gottes Plan und Ratschluss ist.

Vers 3

Eph 1,3: Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, …

Paulus spricht Gott in der doppelten Beziehung an, die auch der Herr Jesus zu Ihm hatte: als „Gott“ und „Vater“. Die beiden Gebete werden  in den Kapiteln 1 und 3 aufgezeichnet und decken sich mit diesen beiden Beziehungen. Paulus rühmt sich der Tatsache, dass wir „mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“ gesegnet sind. Diese Segnungen sind himmlisch, geistlich und ewig, im Gegensatz zu den Segnungen Israels, die irdisch, materiell und zeitlich sind. Unsere Segnungen befinden sich „in den himmlischen Örtern“. Das ist nicht ein konkreter Ort, wie das Wort „Örter“ nahelegt, sondern der Bereich der geistlichen Tätigkeit. Jede dieser christlichen Segnungen ist ein gegenwärtiger Besitz des Gläubigen. Wir warten nicht darauf, sie zu bekommen; sie gehören uns bereits jetzt. Dies wird durch den wiederholten Gebrauch der Worte „hat“ und „haben“ in diesem Kapitel deutlich.

Außerdem sagt Paulus, dass unsere christlichen Segnungen alle „in Christus“ sind – ein Ausdruck, der in den ersten drei Kapiteln mehrfach verwendet wird. Er bezieht sich auf die Stellung des Christen, die er vor Gott in Christus, dem Auferstandenen, einnimmt. „In Christus“ zu sein, bedeutet, an Christi Platz vor Gott zu stehen. Daher ist das Maß seiner Annahme vor Gott zugleich unser Maß! Das Wohlgefallen, das in der Gegenwart Gottes auf Ihm ruht, ist auch unser Teil, weil wir an seinem Platz sind.

Unsere christlichen Segnungen

Jede Segnung ist untrennbar mit unserer Annahme „in Christus“ verbunden:

  • erlöst in Christus Jesus (Röm 3,24)
  • Vergebung der Sünden in Christus – ein gereinigtes Gewissen (Röm 4,7; Eph 4,32; Heb 9,14)
  • gerechtfertigt in Christus Jesus (Röm 4,25–5,1; Gal 2,16.17)
  • die Gabe des Geistes in Christus: gesalbt, versiegelt und mit der Gabe des Geistes ausgestattet (Röm 5,5; 2Kor 1,21.22; Eph 1,13)
  • versöhnt in Christus Jesus: „nahe gebracht“ (Röm 5,10; Eph 2,13; Kol 1,21)
  • geheiligt in Christus Jesus (Röm 6,19; 1Kor 1,2)
  • ewiges Leben in Christus Jesus (Röm 6,23; 2Tim 1,1).
  • befreit (errettet) in Christus Jesus (Röm 8,1.2)
  • Sohnschaft in Christus Jesus (Röm 8,14.15; Gal 3,26; 4,5-7)
  • Erbteil des Erbes in Christus (Röm 8,17; Eph 1,10.11; Gal 3,29)
  • eine neue Schöpfung in Christus Jesus (Röm 8,29; Gal 6,15; 2Kor 5,17)
  • zugehörig zu dem „einen Leib“ in Christus (Röm 12,5; 1Kor 12,12.13)

Diese besonderen Segnungen „in Christus“ gehören nur der Versammlung (Kirche), dem Leib und der Braut Christi. Die Gläubigen des Alten Testamentes sind von Gott gesegnet, aber sie besitzen nicht diese christlichen Segnungen.

Das „Wohlgefallen“ Gottes

Beachten wir, dass der Schwerpunkt des vor uns liegenden Abschnitts auf dem ewigen Vorsatz Gottes liegt, seinen Sohn zu verherrlichen. Unsere Segnungen werden erwähnt, aber die Betonung liegt auf Gottes Seite der Dinge – was Er zu seinem eigenen Wohlgefallen und zur Befriedigung seines Herzens getan hat. Es gibt insbesondere zwei Dinge, von denen gesagt wird, dass sie nach Gottes Wohlgefallen geschehen:

  • Es ist sein „Wohlgefallen“, eine Gesellschaft von Söhnen vor sich zu haben, die an dem Platz seines Sohnes stehen und mit besonderen Segnungen gesegnet sind, die keine anderen gesegneten Menschen haben (Eph 1,5).
  • Es ist sein „Wohlgefallen“, dieser Gesellschaft von Söhnen einen besonderen Einblick in seinen großen Vorsatz zu geben: seinen Sohn zu verherrlichen. Diesen Vorsatz hatte Er von Anbeginn der Welt in seinem Herzen geheim gehalten.

Der Lobpreis Gottes durch Paulus im Zusammenhang mit seinem allweisen Vorsatz, Christus zu verherrlichen, wird unter drei Überschriften erwähnt und bezieht sich auf die drei Personen der Gottheit (der Dreieinigkeit), die diesen ewigen Plan gefasst und seine Verwirklichung beschlossen haben. Jeder Abschnitt endet mit einer passenden Note des „Preises“ (Eph 1,6.12.14).

Die Sohnschaft im Verhältnis zum Vater

Verse 4-6

Eph 1,4-6:  … 4 wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe; 5 und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens, 6 zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten, …

1. Der Apostel rühmt die Stellung, die wir als Söhne in Bezug zum „Vater“ haben (V. 4-7)

Gott hat uns zu Söhnen in seiner Familie erwählt. Die Formulierung „die Adoption/Annahme von Kindern“[2] sollte mit „Sohnschaft“ übersetzt werden (Eph 1,5; vgl. CSV-ELB). Das Wort im Griechischen bedeutet „Sohnesstellung“ und bezieht sich auf Gottes Handeln, uns vor sich selbst an den Platz seines eigenen Sohnes zu stellen. Die Sohnschaft ist der höchste verliehene Segen, den wir in Beziehung zum Vater haben! Wir haben diese Stellung jetzt als gegenwärtige Segnung durch den innewohnenden Geist (Gal 4,6; Röm 8,15).

Gott hätte uns an den privilegierten Platz der auserwählten Engel setzen können oder uns sogar in die hohe Position eines Erzengels erheben können, aber Er hat beschlossen, uns einen Platz zu geben, der viel höher und gesegneter ist als das: Er hat uns an den Platz seines eigenen Sohnes gesetzt! Die Sohnschaft ist ein Platz in der Familie Gottes, der denen vorbehalten ist, die in der gegenwärtigen Zeit durch den Ruf des Evangeliums errettet werden und somit die Kirche [Versammlung/Gemeinde] bilden. Abraham, Isaak und Jakob sowie alle Gläubigen des Alten Testamentes sind als Gottes Kinder Teil der Familie Gottes, aber sie haben nicht diesen bevorzugten Platz der Söhne (Gal 4,1-7). Als Teil der Familie Gottes sind die Christen „Kinder Gottes“ (Röm 8,16) und auch „Söhne Gottes“ (Röm 8,14).

Aus dem Lobgesang des Paulus über unsere Segnungen in Christus lernen wir, dass Gott uns „vor Grundlegung der Welt“ zur Sohnschaft erwählt hat. Wir sind also „auserwählt“ und „zuvorbestimmt“ für die engste Beziehung zu Gott, die ein Geschöpf haben kann! Erwählt zu sein (d.h. Auserwählung) bedeutet, dass wir ausgewählt wurden (Eph 1,4), und „zuvorbestimmt“ bezieht sich auf das, wofür wir auserwählt worden sind (Eph 1,5). Auserwählung hat mit Personen zu tun; Zuvorbestimmung hat mit dem Platz zu tun, den Gott für diese Personen vorgesehen hat. Wenn Gott ein Volk vor sich haben will, muss es in einem Zustand sein, in dem es Ihm ähnlich ist. Er ist „heilig“ in seinem Charakter und „untadelig“ in seinen Wegen. Deshalb hat Er sich vorgenommen, die Gläubigen in diesem Zustand an diesem Ort des Segens zu haben.

Gott hat diesen großen Segen für Christen „nach dem Wohlgefallen seines Willens“ geplant. Es wird seinem Herzen Befriedigung verschaffen, eine Gesellschaft von Söhnen vor sich in der Herrlichkeit zusammen mit seinem eigenen Sohn zu haben. Der große Segen der „Sohnschaft“ besteht darin, Folgendes miteinander zu teilen:

  • den Platz der Gunst des Sohnes (Eph 1,6)
  • das Leben des Sohnes – ewiges Leben (Joh 17,2)
  • die Freiheit des Sohnes vor dem Vater (Röm 8,14-16)
  • das Erbe des Sohnes (Röm 8,17)
  • die Herrlichkeit des Sohnes (Röm 8,18; Joh 17,22)

Dieser Ort, an dem wir vor Gott stehen, ist ein Ort der Begnadigung „in dem Geliebten“ (Eph 1,6). Wir haben ihn aufgrund unserer Verbindung mit Christus, „des Sohnes seiner Liebe“ (Kol 1,13). Dies geht über das „Ihm-angenehm-Sein“[3] hinaus und bedeutet, dass wir die Zuneigung des Vaters in besonderer Weise genießen.

Vers 7

Eph 1,7: … in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, …

Außerdem beruht dieser große Segen auf dem Werk Christi in der „Erlösung“. Die Tatsache, dass die Erlösung im ewigen Vorsatz Gottes erwähnt wird, zeigt, dass der Eintritt der Sünde und der Sündenfall (1Mo 3) für Ihn keine Überraschung darstellten. Die Erlösung ist also kein nachträglicher Gedanke Gottes.

Der „Reichtum seiner Gnade“ (Eph 1,7) unterstreicht, wie weit Er sich herabgelassen hat, um uns zu retten. Die „Herrlichkeit seiner Gnade“ (Eph 1,6) unterstreicht, wie hoch Er seine Hand gehoben hat, um uns an den Platz Christi zu bringen. Es ist kein Wunder, dass der Apostel sagt: „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“. Diese beiden Dinge werden in Lukas 15 vorgeschattet in der Aufnahme des Sohnes durch den Vater: Wenn er den verlorenen Sohn mit Küssen bedeckt, dann zeigt das „den Reichtum seiner Gnade“; wenn er ihn mit dem besten Gewand kleidet, ihm Schuhe an die Füße, einen Ring an die Hand und den Platz eines Sohnes in seinem Haus gibt, dann zeigt das „die Herrlichkeit seiner Gnade“.

Wir haben also drei große Dinge in Bezug auf den Vater:

  • Er hat uns „auserwählt“ (Eph 1,4).
  • Er hat uns „zuvorbestimmt“ (Eph 1,5).
  • Er hat uns „begnadigt“ oder „angenehm gemacht“ an den Platz seines eigenen geliebten Sohnes (Eph 1,5.6).

Miterben Christi

2. Der Apostel rühmt den Platz, den wir als Miterben „in dem Christus“ in der „Verwaltung der Fülle der Zeiten“ einnehmen (V. 8-12)

Verse 8.9

Eph 1,8.9: … 8 die er uns gegenüber hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht, 9 indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst …

Es ist Gottes Vorsatz, dass diese begünstigte Schar von Söhnen (die Kirche) Kenntnis hat über seinen ewigen Vorsatz und darüber, was Er jetzt in der Welt tut und was Er in der kommenden Welt, dem Tausendjährigen Reich, tun wird. Deshalb hat Er uns „überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht“ und „uns kundgetan das Geheimnis seines Willens“. Er hat der Versammlung (Kirche) einen besonderen Einblick in seinen Plan gegeben, die Herrlichkeit seines Sohnes am kommenden Tag des Tausendjährigen Reiches öffentlich zu zeigen. So ist die Kirche zum Aufbewahrungsort von Gottes Ratschluss bezüglich seines Vorsatzes für diesen kommenden Tag geworden. Auch davon wird gesagt, dass dies „nach seinem Wohlgefallen“ geschehen ist.

Es hat Gott gefallen, uns dieses Geheimnis über seinen Sohn zu offenbaren. Davon wussten die Gläubigen des Alten Testamentes nichts, weil es bis jetzt (am Tag der Gnade) „in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist“ (Eph 3,5; Kol 1,26; Röm 16,25).

Es gibt zwei Seiten des Geheimnisses:

  • Wenn es „das Geheimnis seines Willens“ (Eph 1,9) genannt wird, bezieht es sich auf Gottes Vorsatz, am kommenden Tag des Tausendjährigen Reiches alle Dinge unter die Herrschaft Christi zu stellen.
  • Wenn es „das Geheimnis des Christus“ genannt wird (Eph 3,4; 5,32; Kol 4,3), bezieht es sich auf die Verbindung der Versammlung mit Christus an diesem Tag der Offenbarung.

Vers 10

Eph 1,10: … für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm, …

Gott hat den Vorsatz, in der „Verwaltung [Dispensation] der Fülle der Zeiten“ (dem Tausendjährigen Reich) alles im Himmel und auf der Erde unter ein Haupt „zusammenzubringen in dem Christus“. Dieser Ausdruck bezieht sich auf die geheimnisvolle Vereinigung von Christus und den Gliedern seines Leibes durch den innewohnenden Geist (vgl. 1Kor 12,12.13).

Das Alte Testament spricht von einem jüdischen Messias, der an einem kommenden Tag über Israel herrschen wird, während die ganze Erde Ihn erhebt (Ps 8). Die Offenbarung des „Geheimnisses“ im Neuen Testament geht weit darüber hinaus und entfaltet Gottes Plan, das gesamte Universum (Himmel und Erde) unter die Herrschaft Christi zu stellen. Außerdem wird Christus an dem kommenden Tag des Tausendjährigen Reiches eine Ergänzung (seine Braut) an seiner Seite haben, um seine Herrlichkeit noch besser zur Geltung zu bringen (Joh 17,22.23; 2Thes 1,10; Off 21,9–22,5). Dies zeigt sich hier in der Formulierung: „in dem Christus“. Dieser technische Ausdruck wird in den Paulusbriefen verwendet und bezieht sich auf die geheimnisvolle Vereinigung von Christus und den Gliedern seines Leibes (1Kor 12,12.13). Außerdem zeigt Vers 10, dass es nicht Gottes Vorsatz ist, den Himmel vollständig von der Erde zu trennen, wie es jetzt der Fall ist. Sein Wille ist es, die Verwaltung aller Dinge im Himmel und auf der Erde unter Christus und der Kirche („dem Christus“) zu „leiten“, so dass es ein vereintes System himmlischer und irdischer Herrlichkeit unter Ihm und seiner Braut gibt.

Vers 11

Eph 1,11: … in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvor bestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens, …

Das „Erbteil“, über das wir mit Christus herrschen werden, ist die gesamte Schöpfung – alles Geschaffene. Es wird nicht zu unseren geistlichen Segnungen gezählt, da es sich um materielle Dinge handelt. Unsere Segnung im Zusammenhang mit dem Erbe besteht in der Erbschaft: dem Recht und Vorrecht, mit Christus in seiner Herrlichkeit über alle geschaffenen Dinge zu herrschen. Viele Christen denken fälschlicherweise, dass wir das Erbe sind, das Christus als Besitz übergeben wurde. Es stimmt zwar, dass wir das Geschenk des Vaters an den Sohn sind (Joh 17,2.6.9.11.12.24), aber wir sind nicht das Erbe. Dieser Vers sagt klar, dass uns das Erbteil gegeben wird. Wenn es uns gegeben wird, dann sind wir die Erben, nicht das Erbe. Eine Ehefrau – zu der wir bestimmt sind (Off 19,7; 21,9) – wird nicht zum Hab und Gut eines Mannes gerechnet.

Im Neuen Testament gibt es zwei Aspekte des Erbes. Erstens bezieht es sich in 1. Petrus 1,4 auf unsere geistlichen Segnungen, die für uns „in den Himmeln aufbewahrt“ sind. John Nelson Darby spricht von diesem Aspekt des Erbes als über unseren Köpfen (im Himmel), weil der erste Petrusbrief ein Wüstenbrief ist und die Gläubigen als Pilger auf der Erde betrachtet werden. Dieser Aspekt des Erbes wird an anderer Stelle als unser „Anteil“ in Christus übersetzt (Kol 1,12; Apg 26,18). Im Epheserbrief ist das Erbe jedoch die materielle Schöpfung. Darby spricht davon, dass sich dieser Aspekt unter unseren Füßen ausbreitet. In diesem Brief werden die Gläubigen in himmlischen Örtern in Christus sitzend gesehen (Eph 2,6), und alles im Universum ist unter ihnen – sogar die Engelwesen (Eph 1,20.21).

Dieser große Plan, Christus in der kommenden Welt mit und durch seine ewige Ergänzung (die Versammlung) öffentlich zu verherrlichen, ist „nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens“. Wir haben hier zwei Dinge: „Vorsatz“ und „Rat“. Der Vorsatz ist die Absicht des Willens Gottes, und der Rat(-schluss) ist die Weisheit, mit der die Gottheit ihn ausführt. Der Vorsatz ist das Ziel, das Gott vor Augen hat, und die göttlichen Personen haben darüber beraten, wie es erreicht werden soll; und die „Wege“ Gottes (Röm 11,33) setzen das alles in die Tat um. Bibellehrer und Liederdichter verwenden diese Begriffe oft im Plural (d.h. die „Vorsätze“ und die „Ratschlüsse“ Gottes), aber die Heilige Schrift tut das nie – sie werden immer im Singular erwähnt. Gott hat nur einen einzigen „Vorsatz“, nämlich seinen Sohn zu verherrlichen; und sein „Ratschluss“ ist immer nur einer, um diesen zu verwirklichen.

Vers 12

Eph 1,12: … damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben; …

Die Offenbarung von Gottes großem Vorsatz wird am Tag des kommenden Tausendjährigen Reiches für alle „zum Preise seiner Herrlichkeit“ beitragen. Wenn die Menschen sehen, was Gottes Gnade in Christus gewirkt hat, werden sie Gott für seinen allweisen Vorsatz preisen (Joh 17,23). Die Gläubigen aus den Juden („wir“ in  Eph 1,12), die „zuvor auf den Christus gehofft haben“, bevor ein Überrest Israels an einem kommenden Tag den Herrn als ihren Messias empfängt, und die Gläubigen aus den Heiden („ihr“ in Eph 1,13) werden an dem gemeinsamen Segen teilhaben, der darin besteht, Teil dieses neuen himmlischen Gefäßes des Zeugnisses zu sein – der Versammlung.

In Bezug auf den Sohn haben wir also drei große Dinge:

  • Wir haben in Ihm die „Erlösung“ (Eph 1,7).
  • Wir haben in Ihm die Offenbarung des „Geheimnisses“ (Eph 1,8-10).
  • Wir haben in Ihm ein „Erbteil“ (Eph 1,11).

Versiegelt mit dem Geist – lebendig gemacht, versiegelt und das Unterpfand des Heiligen Geistes

Vers 13

Eph 1,13: … in dem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils – in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung, …

3. Der Apostel rühmt das Wirken des Heiligen Geistes, der uns befähigt hat, diese Dinge zu erkennen und zu genießen, bevor Gottes großer Vorsatz, seinen Sohn öffentlich zu verherrlichen, in Erfüllung geht (Eph 1,13.14)

Der erhöhte Mensch zur Rechten Gottes wird nicht nur das Universum an einem kommenden Tag in Übereinstimmung mit Gott bringen, Er bringt schon jetzt die Gläubigen durch das Wirken des Heiligen Geistes in Übereinstimmung mit der Gottheit. Paulus sagt: „Nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils.“ Dies ist der Beginn des Wirkens Gottes in einem Menschen. „Hören“ bedeutet in diesem Sinn, dass das Wort Gottes in die Seele eindringt und durch die belebende Kraft des Geistes eine geistliche Fähigkeit in einem Menschen schafft, wodurch er auf die Stimme des Sohnes Gottes eingestimmt wird und fähig ist, göttliche Mitteilungen zu empfangen (Joh 5,25; 8,47; Spr 20,12; Röm 10,17). Paulus fährt fort und sagt: „in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt“. Nach dem Hören ist es für den Einzelnen notwendig, die Botschaft – „das Evangelium eures Heils“ – zu glauben. Dies bezieht sich darauf, dass der Mensch das vollbrachte Werk Christi versteht und im Glauben darauf ruht. Daraufhin wird er „versiegelt mit dem Heiligen Geist der Verheißung“, indem diese göttliche Person in ihm Wohnung nimmt (Joh 14,17; 1Thes 4,8; Jak 4,5; 1Joh 3,24; 4,13). Das Siegel des Geistes gibt dem Gläubigen die Gewissheit in seiner Seele, dass er wirklich gerettet ist.

Beachte: Ein Mensch wird vom Geist bewohnt, nicht indem er lebendig gemacht wird, sondern indem er an das Evangelium seiner Erlösung glaubt. Wie bereits erwähnt, ist die Erweckung der Beginn des Werkes Gottes in einer Seele; die Versiegelung ist die Vollendung dieses Werkes, wodurch der Mensch in die volle christliche Stellung vor Gott versetzt wird (Röm 8,9). Zwischen diesen beiden Vorgängen liegt eine Zeitspanne, die bei Gläubigen von Sekunden bis zu Jahren variiert – je nach den Umständen ihrer persönlichen Geschichte.

Vers 14

Eph 1,14: … der das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit.

Ein wunderbarer Ausblick liegt vor uns, wenn der Tag der Offenbarung (das Tausendjährige Reich) anbricht. Doch Gott möchte nicht, dass wir bis dahin warten, um diese Dinge zu erkennen und zu genießen. Deshalb wirkt der Heilige Geist, der in uns Wohnung genommen hat, zu diesem Zweck als „Unterpfand {Anzahlung}“. Die Versiegelung durch den Geist gibt uns die Gewissheit, dass wir zu Ihm gehören; das Unterpfand des Geistes gibt uns die Gewissheit, dass wir Dinge besitzen, die uns gehören. Das Siegel dient der Gewissheit unseres Heils; das Unterpfand dient dazu, dass wir unseren Anteil in Christus genießen können, bevor wir im verherrlichten Zustand bei Ihm sind.

Das Erbe (die materielle Schöpfung) ist am Kreuz „erworben“ worden und wartet nun auf die „Erlösung“. Die Erlösung geht über den Kauf hinaus und schließt die „Befreiung“ ein. Die Schöpfung ist jetzt unter der Knechtschaft des Verderbens (Röm 8,20-23) und befindet sich in den Händen Satans und der bösen Menschen (1Joh 5,19). Wenn der Herr kommt, um die Schöpfung bei seiner Erscheinung zu erlösen, wird Er jede feindliche Macht niederschlagen und sie für den Zweck freisetzen, für den sie bestimmt war (Off 11,15). Auch dies geschieht „zum Preise seiner Herrlichkeit“. Aber Achtung: Die Formulierung „seiner Gnade“ (wie in Eph 1,6) findet sich hier nicht, denn es geht um die Freimachung der seufzenden Schöpfung. Weil sie nicht gesündigt hat so wie wir, braucht sie nicht die Gnade Gottes, so wie wir sie nötig hatten. Die seufzende Schöpfung (Röm 8,22) braucht seine Macht zur Erlösung, nicht seine Gnade zur Erlösung.

Wir haben also drei große Dinge in und durch den Heiligen Geist:

  • Er hat uns belebt („gehört“; Eph 1,13).
  • Er hat uns „versiegelt“ (Eph 1,13).
  • Er ist das „Unterpfand“ unseres Erbes (Eph 1,14).

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Wenn wir diese Dinge betrachten, lernen wir, dass diejenigen, die dieses neue Gefäß des Werkes Gottes (die Kirche) bilden, Folgendes besitzen:

  • die Stellung von Söhnen vor „dem Vater“, die alttestamentliche und Gläubige des Tausendjährigen Reiches nicht haben (Eph 1,4-7)
  • die Vereinigung in dem Leib „Christi“ und die Aussicht, mit Christus über das Erbe zu herrschen, was die Gläubigen aus anderen Zeitaltern nicht haben (Eph 1,8-12)
  • die innewohnende Gegenwart des „Heiligen Geistes“, die alle anderen Gläubigen nicht haben (Eph 1,13.14)

Daher ist es ein großes Vorrecht, zu dieser besonderen Gemeinschaft von Gläubigen zu gehören.

Das Gebet des Apostels zu Gott (V. 15-23)

Verse 15.16

Eph 1,15.16: 15 Weshalb auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben an den Herrn Jesus, der in euch ist, und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, 16 nicht aufhöre, für euch zu danken, euch erwähnend in meinen Gebeten, …

Der Lobpreis des Apostels geht in ein Fürbittegebet über. Als er von ihrem „Glauben an den Herrn Jesus“ und ihrer „Liebe zu allen Heiligen“ hört, dankt er Gott, denn Glaube an Christus und Liebe zu allen Gläubigen ist ein Ausdruck wahren göttlichen Lebens. Diese Dinge bewiesen, dass die Epheser echt waren und in der Gnade wuchsen.

Vers 17

Eph 1,17: … damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst, …

Sein Gebet richtet sich an den „Gott unseres Herrn Jesus Christus“. Dies stimmt mit dem ersten Teil der in Epheser 1,3 erwähnten doppelten Beziehung des Herrn zu Gott überein. Es ist an „Gott“ gerichtet, denn es hat mit der Erkenntnis der Gläubigen und Gottes Macht zu tun, seinen großen Vorsatz zu verwirklichen: nämlich seinen Sohn in der kommenden Welt zu verherrlichen.

Vers 18a

Eph 1,18a: … damit ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisst, …

Beachte: Paulus betet nicht, dass die Gläubigen noch mehr gesegnet würden, denn gesegneter könnten sie nicht sein! (Siehe Epheser 1,3: „mit jeder geistlichen Segnung gesegnet“.) Unsere christlichen Segnungen sind ein Höhepunkt, dem selbst Gott nichts hinzufügen kann. Deshalb betet Paulus nicht um noch mehr Segen, sondern darum, dass die Gläubigen in der richtigen geistlichen Verfassung sind, um Gottes großen Vorsatz zur Verherrlichung seines Sohnes zu begreifen und die Segnungen, die sie in Ihm haben, zu schätzen. Er sehnt sich danach, dass die Gläubigen das Ausmaß des großen Vorsatzes Gottes begreifen und dass sie verstehen, wie reich sie in Christus gesegnet sind, in dem alles seinen Mittelpunkt hat. Er betet, dass „die Augen“ unseres „Herzens“ (nicht „Verstandes“) „erleuchtet“ werden, denn er möchte, dass wir diese Dinge nicht nur erkennen, sondern sie auch in unseren Seelen genießen.

Paulus betet vor allem um drei Dinge, damit die Gläubigen etwas in ihren Herzen „wissen“. Dies wird durch die dreimalige Verwendung des Wortes „welches“ in den Versen Epheser 1,18 und 19 deutlich. Diese drei Dinge entsprechen den drei Aspekten der Segnung, die der Apostel in den Versen 3 bis 14 bereits erwähnt hat. Sie lauten:

Verse 18b.19

Eph 1,18b.19: … 18b welches die Hoffnung seiner Berufung ist, welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen 19 und welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, …

„Welches die Hoffnung seiner Berufung ist“

Von dieser Hoffnung hat der Apostel in Epheser 1,4-6 gesprochen. Er möchte, dass wir die Stellung, zu der wir berufen sind, kennen und schätzen lernen. Unsere Berufung ist „nach oben“ (Phil 3,14), „heilig“ (2Tim 1,9) und „himmlisch“ (Heb 3,1). Wir hätten nicht zu einem höheren Ort berufen werden können, denn es ist in der Tat der nächstmögliche Ort der Beziehung, den seine Liebe bieten kann! Die „Hoffnung“ auf diesen Ort muss sich erst noch erfüllen. Es ist nicht die Hoffnung, dass der Herr kommt, um uns in den Himmel zu holen (die Entrückung), denn im Epheserbrief heißt es, dass wir bereits dort sind (Eph 2,6). Es handelt sich bei dieser „Hoffnung“ vielmehr um die aufgeschobene Gewissheit, mit Christus in der Herrlichkeit unserer hohen Berufung am Tag der Offenbarung (dem Tausendjährigen Reich) verherrlicht dargestellt zu werden. Die Verherrlichung der Söhne Gottes geschieht bei der Entrückung (Röm 8,17), die Darstellung der Söhne Gottes jedoch bei der Erscheinung Christi (Röm 8,19).

„Welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen ist“

Von diesem Reichtum hat der Apostel in Epheser 1,8-12 gesprochen. Er möchte, dass wir die Stellung, die wir als Erben im Zusammenhang mit dem Erbe haben, verstehen und schätzen. Die Berufung ist droben in Bezug auf unseren Platz bei göttlichen Personen, doch das „Erbe“ ist unten und betrifft die geschaffenen Dinge. Die „Herrlichkeit“ des Erbes wird sichtbar werden, wenn das Haupt der gesamten Schöpfung, ihr krönendes Juwel, an seinem Platz steht – Christus und die Kirche, die über die Schöpfung herrschen. Die Gläubigen sind nicht das Erbteil (wie allgemein angenommen wird); sie sind „Erben“ davon (Röm 8,17; Gal 3,29; 4,7).

Das Erbteil wird „in den Heiligen“ eingenommen werden. Das bedeutet: Der Herr wird das Erbe erst dann in Besitz nehmen, wenn Er uns bei sich hat, so dass wir es bei seiner Erscheinung gemeinsam mit Ihm einnehmen können (1Thes 3,13; 4,14; 2Thes 1,7). Ein alttestamentliches Beispiel dafür ist, als der HERR das Land Kanaan durch die Kinder Israels einnahm. Der HERR führte sie als Oberster des Heeres in das verheißene Erbe und sie nahmen das Land mit Ihm in Besitz (Jos 5,13-15).

„Welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, ist“

Von dieser Größe hat der Apostel in Epheser 1,13.14 gesprochen. Er möchte, dass wir wissen, dass es keinen Mangel an Macht gibt, um das Erbe zu erlösen (zu befreien). Der Mann des Ratschlusses Gottes (Christus) ging in den Tod, um alles für Gott zu sichern. Die Auferstehung Christi beweist Gottes große Macht und Fähigkeit, seinen großen Vorsatz zu verwirklichen. Paulus sagt: „Nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte.“ Alle Mächte des Bösen (Satans Reich) waren am Grab versammelt, um seine Auferstehung aus den Toten zu verhindern (Ps 18,7-19; Kol 2,15; Heb 2,14), doch die Macht Gottes durchbrach sie alle triumphierend und „erweckte ihn aus den Toten auf und setzte ihn zu seiner Rechten“ (Eph 1,20).

Die Politiker versprechen, die Bedingungen in der Gesellschaft zu ändern und zu verbessern, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, aber die Dinge bleiben in demselben verdorbenen Zustand. Die Welt hat sich moralisch nicht verbessert, denn die Politiker – so wohlmeinend sie auch sind – haben nicht die Macht, ihre Pläne umzusetzen. Im Gegensatz dazu hat Gott nicht nur verheißen, diese Welt in Ordnung zu bringen, indem Er seinen großen Vorsatz, seinen Sohn im Himmel und auf Erden zu verherrlichen, in die Tat umsetzt, sondern Er hat auch die Macht, dies zu tun! Er wird in der kommenden Welt alles unter der universalen Herrschaft „in dem Christus“ zusammenbringen (Eph 1,10). Er hat einen Beweis für „die überragende Größe seiner Kraft“ gegeben, die dies bewirken wird, indem Er Christus von den Toten auferweckt und Ihn zu seiner Rechten gesetzt hat. Christus sitzt derzeit dort weit „über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird“. Dies gilt „nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen“ (Eph 1,21).

Von dieser „Kraft“ heißt es, dass sie „an uns, den Glaubenden,“ ist (Eph 1,19). Das bedeutet: Während wir darauf warten, dass Gottes großer Vorsatz bei der Erscheinung Christi in Erfüllung geht, setzt Er dieselbe Kraft ein, um uns jetzt zu stärken und uns zu befähigen, unserer Berufung in praktischer Hinsicht würdig zu wandeln (Eph 3,16; 4,1).

Verse 20-23

Eph 1,20-23: … 20 in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern, 21 über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen, 22 und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, 23 die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt;).

Gott hat „alles seinen Füßen unterworfen“ (die universale Herrschaft Christi) und Ihn als „Haupt über alles“ (die universale Hauptschaft Christi) der Versammlung [Kirche] gegeben. Daher ist Christus nicht nur „das Haupt der Versammlung“ (Eph 5,23), Er ist auch „als Haupt über alles der Versammlung gegeben“ (Eph 1,22). Haupt über „alles“ zu sein bedeutet, dass Er die Kontrolle über alles hat, was im Leben der Glieder seines Leibes geschieht, während sie auf der Erde sind. Es gibt also nichts, was uns zufällig widerfährt; der Herr hat es aus einem guten Grund zugelassen oder angeordnet (Röm 8,28). Von Christus wird nie gesagt, dass Er das Haupt über die Versammlung wäre, sondern Er ist „das Haupt des Leibes“ (Kol 1,18); dennoch ist Er das Haupt „über“ alle Dinge, die unser Leben berühren.

Vers 23 weist darauf hin, dass die Kirche die Eva des letzten Adam ist (1Kor 15,45): „die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“. Wir sind seine himmlische Ergänzung und werden mit Ihm an seiner Seite am kommenden Tag der Offenbarung herrschen. Die Versammlung ist seine „Fülle“. Dies ist eine unfassbare Aussage. Im Epheserbrief wird Christus ohne uns als unvollständig angesehen (was das Ziel Gottes betrifft). Im Kolosserbrief werden wir als unvollständig ohne Ihn angesehen (Kol 2,10).

„Zeitalter“ und „Verwaltung {Dispensation}“

Paulus verwendet in diesem ersten Kapitel des Epheserbriefes die Worte „Verwaltung {Dispensation}“ und „Zeitalter“ (Eph 1,10.21). Sie sind nicht dasselbe und können wie folgt unterschieden werden:

Ein Zeitalter ist eine Epoche oder ein Zeitabschnitt, der auf der Erde abgelaufen ist, gerade abläuft oder ablaufen wird. Solche Zeiträume werden „die Zeitalter der Zeit“ genannt (siehe Tit 1,2 in der Darby-Übersetzung: ages of time). Der Herr spricht davon, dass es in seinem Dienst zwei Zeitalter gibt: „dieses Zeitalter“ und „das zukünftige [Zeitalter]“ (Mt 12,32). „Dieses Zeitalter“ ist das mosaische Zeitalter, das am Sinai begonnen hat und zur Zeit des ersten Kommens des Herrn im Gange war. Als Er verworfen und aus der Welt verstoßen wurde, wurde dieses Zeitalter zu „dem gegenwärtigen bösen Zeitalter“ (Gal 1,4[4]), da die „Fürsten dieses Zeitlaufs {Zeitalters}“ (2Kor 2,6.8) die größte Sünde begingen, indem sie den Herrn der Herrlichkeit kreuzigten.

Dieses mosaische Zeitalter dauert auch heute noch an. Weder hat das Kommen des Heiligen Geistes und die Einführung des Christentums das mosaische Zeitalter beendet noch hat damit ein neues Zeitalter begonnen. Gegenwärtig ruft Gott Gläubige aus den Juden und den Heiden in die Kirche (Apg 15,14; 26,17). Diejenigen, die heute an das Evangelium seiner Gnade glauben, sind „aus dem gegenwärtigen bösen Zeitlauf {Zeitalter}“ befreit und gehören, was ihre Stellung betrifft, nicht mehr zu dieser bösen Welt (Gal 1,4). Die Versammlung (Kirche) hat keine Verbindung mit der Erde und ihren Zeitaltern, und deshalb ist es lehrmäßig nicht korrekt, von der gegenwärtigen Zeit als von „dem Zeitalter der Kirche“ zu sprechen (wie es einige Christen tun).

Die Versammlung (Kirche) befindet sich gegenwärtig auf der Erde als Gast auf dem Weg zu ihrer himmlischen Heimat; ihre Berufung, ihr Charakter und ihre Bestimmung sind himmlisch. Da die Kirche noch auf der Erde ist und „dieses Zeitalter“ durchläuft, das vom Bösen geprägt ist, ermahnt der Apostel uns, dass wir uns von dem Charakter und den Wegen dieses Zeitalters fernhalten. Wir sollen „besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf {Zeitalter}“ (Tit 2,12). Die Gläubigen sollen die Weisheit dieser Zeit ablehnen, denn Gott hat „die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht“ (1Kor 1,20). Auch „die {materiell} Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf“ werden ermahnt, sich nicht von dem gegenwärtigen Zeitlauf prägen zu lassen und „auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen“ (1Tim 6,17). Sie sollen ihre Besitztümer verteilen und „sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln“ (1Tim 6,18.19). Leider wenden sich heute einige Christen von ihrer Standhaftigkeit ab und lieben den „jetzigen Zeitlauf“ und lassen sich infolgedessen in der Welt nieder. Demas ist ein Beispiel dafür (2Tim 4,10).

Einige denken, dass die gegenwärtige Berufung Gottes durch das Evangelium das mosaische Zeitalter vorläufig unterbrochen hätte und dass es erst an einem zukünftigen Tag wieder beginnen würde. Das mosaische Zeitalter läuft jedoch immer noch auf der Erde ab, und das Gesetz hat in diesem Zeitalter immer noch seine „Anwendung“ auf die Menschen im Fleisch in dem Sinne, dass es ihre Sünden vergrößert und ihnen zeigt, dass sie einen Erlöser brauchen (1Tim 1,8-10; Röm 3,19). Das Gesetz gilt natürlich nicht für Christen; von ihnen wird gesagt, dass sie mit Christus gestorben sind. Das Gesetz ist nicht tot; es ist der Christ, der ihm gegenüber tot ist. Das Gesetz hat ihnen also nichts mehr zu sagen (Röm 7,4.6).

Wir wissen aus den prophetischen Schriften, dass dieses Zeitalter noch mindestens sieben Jahre andauern wird, nachdem die Versammlung (Kirche) in den Himmel gerufen worden ist. Diese Jahre werden sich in der siebzigsten Woche von Daniel erfüllen (Dan 9,27). Dieses gegenwärtige Zeitalter steht gegenwärtig unter der Herrschaft Satans, der ihr Gott und Fürst ist (2Kor 4,4; Eph 2,2), und geht dem Gericht entgegen. Es wird mit der Erscheinung Christi enden, die als „Vollendung des Zeitalters“ bezeichnet wird (Mt 13,39.40.49; 24,3; 28,20). Zu diesem Zeitpunkt wird der Herr „das zukünftige Zeitalter“, das Tausendjährige Reich, einleiten (Mt 12,32; Mk 10,30; Eph 1,21; Heb 2,5; 6,5). Wenn das Tausendjährige Reich seinen Lauf von tausend Jahren vollendet hat, wird der ewige Zustand anbrechen. Die Schrift nennt dies „die Zeitalter der Zeitalter“ (Gal 1,5; Eph 3,21; 1Tim 1,17; 1Pet 5,11; Off 5,13; 22,5).

Das Wort „Verwaltung“ {engl. dispensation} bedeutet: „die Verwaltung eines Hauses“ oder „eine Ökonomie“ oder „Hausregeln“. In dem Sinn, wie es in der Heiligen Schrift verwendet wird, ist es ein öffentlich geordnetes Handeln Gottes mit den Menschen in der Verwaltung seiner Wege während verschiedener Zeitalter. Es scheint drei Hauptdispensationen zu geben:[5]

  1. Die erste Dispensation ist das Zeitalter des Gesetzes. Dies war ein geordneter Umgang Gottes mit den Menschen (dem Volk Israel), bei dem das Volk die gesetzlichen Anforderungen des Gesetzes erfüllen musste, damit es in Gemeinschaft mit Gott leben konnte. Es hat drei Phasen durchlaufen:
    • etwa vierhundert Jahre unter den Richtern (vom Einzug Israels in das Land Kanaan bis zum Ende der Richterzeit; vgl. Apg 13,19.20)
    • etwa fünfhundert Jahre Königtum (von Saul bis zur babylonischen Gefangenschaft) 
    • etwa sechshundert Jahre prophetisches Zeugnis während der Zeit der Nationen (von der Gefangenschaft bis zu Johannes dem Täufer; vgl. Lk 16,16)
  2. Die zweite große Dispensation ist die gegenwärtige „Verwaltung der Gnade Gottes“ (Eph 3,2). Sie kann auch als „Verwaltung des Geheimnisses“ bezeichnet werden (Eph 3,9). Die Offenbarung der Gnade hat eigentlich mit dem Wirken unseres Herrn Jesus Christus begonnen (Joh 1,17), aber als sein irdisches Volk Ihn verwarf, hat Gott mit der himmlischen Berufung der Kirche die gegenwärtige Verwaltung der Gnade begonnen, die mit dem Kommen des Heiligen Geistes an Pfingsten begann (Apg 2,1-4; 11,15). Dies ist eine ganz andere Anordnung Gottes für ein himmlisches Volk, das jetzt aus den Juden und Heiden herausgerufen wird, um Teil eines neuen himmlischen Gebildes zu sein – der Kirche Gottes (Apg 15,14; 26,17). Die Aufgabe des wahren christlichen Dienstes besteht heute darin, „die Verwaltung Gottes [zu] fördern“ (1Tim 1,4), indem den Gläubigen geholfen wird, ihre himmlischen Segnungen in Christus und die großen Vorrechte, die sie in Ihm haben, zu verstehen.
  3. Die dritte große Verwaltung oder Dispensation steht noch bevor – „die Verwaltung der Fülle der Zeiten“ (Eph 1,10). Dies wird eine besondere Ordnung Gottes für die Menschen während der tausendjährigen Herrschaft Christi sein.

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Paulus verwendet das Wort „Zeitalter“ in diesem Brief, um drei verschiedene Dinge zu bezeichnen:

  • „dieses Zeitalter“ (Eph 1,21): der heutige Tag
  • „das zukünftige [Zeitalter]“ (Eph 1,21): das Tausendjährige Reich
  • „das Zeitalter der Zeitalter“ (Eph 3,21): der ewige Zustand, in dem es keine Zeit mehr geben wird

Er spricht in diesem Brief auch von zwei Verwaltungen [Dispensationen]:

  • „die Verwaltung der Fülle der Zeiten“ (Eph 1,10): eine besondere Ordnung Gottes während der tausendjährigen Königsherrschaft Christi
  • „die Verwaltung der Gnade Gottes“ (Eph 3,2): eine besondere himmlische Ordnung Gottes für diejenigen, die an das Evangelium seiner Gnade glauben und somit Teil der Kirche Gottes sind

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein „Zeitalter“ ist eine Zeitspanne, und eine „Dispensation“ oder „Verwaltung“ stellt eine moralische und geistliche Ordnung Gottes dar, die sich auf die Menschen während einer bestimmten Zeitspanne bezieht.


Originaltitel: „God’s Eternal Purpose Regarding Christ and the Church: Ephesians 1“
aus The Epistle of Paul to the Ephesians. The Purpose of the Ages

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] Wenn Paulus sich an Versammlungen wendet, bezieht er nach 2. Korinther 13,1 in der Regel andere in den Gruß mit ein.

[2] Siehe zum Beispiel die engl. KJV-Übersetzung.

[3] Vergleiche die Anmerkung in der CSV-ELB zum Wort „begnadigt“ in Epheser 1,6.

[4] Anm. d. Red.: Siehe die Anmerkung zu Galater 1,4 in der CSV-Elberfelder.

[5] Siehe Concise Bible Dictionary, S. 216–217.

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