Der Irrtum der Bundestheologie
Ansichten und Folgen der Bundestheologie

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 20.08.2023, aktualisiert: 10.04.2024

Vergleich der unterschiedlichen Lehren vom Tausendjährigen Reich

Bundestheologie – eine Methode der Bibelauslegung

Die Bundestheologie ist eine Methode der Bibelauslegung, die die alttestamentlichen Verheißungen und Prophezeiungen über Israel als heute in der Kirche erfüllt ansieht. Weil die Bundestheologen nicht aufzeigen können, dass sie buchstäblich geschehen sind, haben sie ein falsches Auslegungsprinzip entwickelt; es ist als „Vergeistlichung“ bekannt. Sie behaupten, bestimmte Aussagen in diesen alttestamentlichen Verheißungen und Prophezeiungen würden sich heute nicht wörtlich, sondern geistlich oder allegorisch erfüllen.

Diese Auslegungsmethode wird „Bundestheologie“ genannt, weil sie sich angeblich auf die Bündnisse stützt, die Gott mit Adam, Abraham, Mose, David usw. geschlossen hat. Ihre Ursprünge lassen sich bis in die ersten Jahrhunderte der Kirchengeschichte zurückverfolgen, als Männer (wie Augustinus) begannen, diese Dinge zu lehren. Später wurden sie zu einem Lehrsystem ausformuliert und von den Reformatoren im 16. Jahrhundert bekanntgemacht. Daher wird die Bundestheologie manchmal als „reformierte Theologie“ bezeichnet, obwohl ihre Ursprünge lange vor der Reformation liegen. Diese falsche Auslegungsmethode hat zahlreiche Christen dazu verleitet, vieles zu glauben, was im Widerspruch zur Heiligen Schrift steht. Es ist schwierig, genau zu sagen, was Bundestheologen lehrmäßig vertreten, denn es gibt unter ihnen manche Unterschiede.

Was Bundestheologen im Allgemeinen glauben

Im Folgenden wird aufgezeigt, woran Bundestheologen im Allgemeinen glauben.

  • Die Gläubigen des Alten Testamentes, die Christen und die Gläubigen des Tausendjährigen Reiches gelten alle als ein Volk Gottes, das ohne Unterschied in gleicher Weise gesegnet wäre, und sie wären alle die Braut und die Frau Christi. Bundestheologen glauben nicht, dass es einmal eine himmlische Schar gesegneter, verherrlichter Gläubiger geben wird, die sich von den Menschen unterscheidet, die Gott auf der Erde in der Königsherrschaft Christi segnet. Stattdessen würden alle Gläubigen aller Zeitalter zu einem einzigen Volk verschmelzen, das die Erde erben und gemeinsam auf ihr leben würde. Alle diese Menschen werden als die Kirche bezeichnet. Bundestheologen behaupten sogar, die Kirche wäre Israel im Alten Testament und Israel wäre die Kirche im Neuen Testament.

  • Bundestheologen glauben nicht, dass das Kommen des Herrn unmittelbar bevorsteht, sondern dass sein Kommen erst nach dem Ende des Reiches Christi stattfände – und das geschähe erst dann, wenn die Christen große Teile der Welt ausreichend evangelisiert und bekehrt hätten. Daher glauben sie, dass die Welt durch den Einfluss des Evangeliums zurechtgebracht würde und nicht durch Gericht, wie es in der Schrift heißt (Jes 26,9). Die Kirche hätte die große Drangsal bereits erlebt, als Jerusalem durch Titus und die Römer (im Jahr 70 n.Chr.) zerstört wurde. Die Trübsal wäre also nicht etwas Zukünftiges. Ihrer Ansicht nach befänden wir uns jetzt in der Königsherrschaft Christi – das heißt im Tausendjährigen Reich –, doch in einer geistlichen Weise. Es gäbe kein buchstäbliches Reich mit materiellen Segnungen, wie die Juden es erwarteten. Dies wird als „Amillennialismus“ bezeichnet und ist ein Grundsatz der Bundestheologie.

  • Nach der Lehre der Bundestheologie fänden sowohl die Entrückung als auch die Erscheinung zur gleichen Zeit bei der Wiederkunft des Herrn statt. Der Herr würde die Toten auferwecken – die Gerechten gemeinsam mit den Bösen – und die Gerechten (mit den lebenden Gläubigen) in die Wolken entrücken, damit sie Ihm in der Luft begegnen. Er brächte sie dann unmittelbar auf die Erde zurück und sie wären bei Ihm, wenn Er die auferweckten Bösen richtet. Die Gerechten würden danach mit Christus auf der Erde leben – sie kämen nicht in den Himmel.

  • Was den gegenwärtigen Ruf des Evangeliums betrifft, so verwechselt die Bundestheologie das „Evangelium der Gnade Gottes“ (Apg 20,24) mit dem „Evangelium des Reiches“ Gottes (Mt 24,14). Daraus ergibt sich der Irrtum, dass man aus der Kirche das Reich Gottes macht. Die Kirche und das Königreich werden als ein und dasselbe angesehen; Christus wäre der König der Kirche und würde über sie herrschen. Daher wären Christen Kinder des Königs. Weil Bundestheologen glauben, Israel wäre die Kirche im Alten Testament und die Kirche wäre im Neuen Testament Israel, sind sie der Ansicht, dass Christen das Gesetz halten sollten. Sie wandeln den Sabbat fälschlicherweise in den Sonntag um und bestehen darauf, dass Christen den Sonntag „beachten“ und „halten“ müssten, als wäre er der Sabbat. Folglich denken sie sich nichts dabei, die jüdischen Methoden der Anbetung zu übernehmen, die Israel in alttestamentlichen Zeiten praktizierte.

  • Die Bundestheologie lehrt auch, dass „die Verheißungen“ an Abraham heute in der Kirche erfüllt worden wären. Ebenso, dass der „neue Bund“, den der Herr mit Israel zu schließen verheißen hatte (Jer 31,31-34), mit der Kirche geschlossen worden wäre, weil die Kirche (in ihren Augen) das geistliche Israel wäre.

Diese Auslegung ist jedoch voller Irrtümer und sehr problematisch, wenn man sie bis zu ihrem logischen Ende denkt.

Diagramm der Kirchen der Christenheit in Bezug auf die Dispensations- und Bundeslehre

 

Dieses Schaubild zeigt, dass der größte Teil der Christenheit eine bundestheologische Auslegung der Heiligen Schrift vertritt.

Wie die bundestheologische Auslegung die Grundsätze der Bibelauslegung verletzt

1. Sie würdigt den Charakter Gottes herab

Sie würdigt den Charakter Gottes herab. Gott wird so dargestellt, als hätte Er die Kinder Israels in die Irre geführt, indem Er sie hätte glauben lassen, dass es in der Zukunft ein buchstäbliches Königreich gäbe, an dem sie teilhätten; in Wirklichkeit hätte Er jedoch ein solches Königreich nie beabsichtigt. Während der vielen Jahrhunderte in alttestamentlicher Zeit hätte Er nicht versucht, ihre falsche Erwartung zu korrigieren. Gott wird also als ein Gott dargestellt, der falsche und irreführende Verheißungen macht.

Doch Gott sagte, was Er meinte, und Er meinte, was Er sagte – buchstäblich (4Mo 23,19). Als der Herr seinen Jüngern nach der Auferstehung erschien und sie Ihn fragten: „Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?“, leugnete Er nicht, dass das Reich buchstäblich aufgerichtet werden wird. Er sagte lediglich: „Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt hat“ (Apg 1,6.7). Der Vater hat seine eigene Zeit, wann Er das Reich mit seinen verheißenen Segnungen auf buchstäbliche Weise herbeizuführen wird, aber das wird erst später geschehen. Wenn es nicht so wäre, hätte der Herr ihre falschen Erwartungen zu diesem Zeitpunkt korrigiert, aber Er versuchte nicht, sie diesbezüglich zurechtzuweisen, denn sie hatten die richtige Erwartung.

2. Sie beraubt den Herrn Jesus der Möglichkeit, in dieser Welt die Herrlichkeit seines Königreiches darzustellen

Sie beraubt den Herrn Jesus der Möglichkeit, in dieser Welt die Herrlichkeit seines Königsreiches darzustellen (Hab 2,14; 2Thes 1,10; Off 1,7). Ebenso beraubt sie Gott den Vater der Genugtuung, seinen Sohn öffentlich an dem Ort verherrlicht zu sehen, wo Er entehrt wurde (Joh 5,23).

3. Sie leugnet die Heilige Schrift, die eindeutig sagt, dass Gott gegenwärtig die Kirche durch das Evangelium beruft

Sie leugnet die Schrift, die eindeutig sagt, dass den alttestamentlichen Gläubigen unbekannt war, dass Gott die Kirche gegenwärtig durch das Evangelium beruft; dies wurde erst im Geheimnis offenbart (Röm 16,25.26; Eph 3,3-10; Kol 1,25-27). Bundestheologen meinen, die gegenwärtige Berufung der Kirche durch das Evangelium wäre den alttestamentlichen Propheten bekannt gewesen; sie hätten diesen neuen Aufbruch Gottes prophezeit. Aber damit leugnen sie schlichtweg die klaren Aussagen der Schrift, die besagen, dass sie nichts davon wussten. Es war ein „Geheimnis“, das in den vergangenen Zeitaltern „verborgen“ war und erst offenbart wurde, als der Geist Gottes kam, um in der Gemeinde auf der Erde zu wohnen.

Die Lehre, die Kirche hätte bereits in alttestamentlichen Zeiten existiert (wie es die Bundestheologen tun), leugnet darüber hinaus die Aussage des Herrn in Matthäus 16,18: „Ich werde meine Versammlung bauen.“ Dass Er seine Versammlung bauen wird, zeigt: Als Er auf der Erde lehrte und predigte, existierte sie noch nicht. Sie begann erst zu Pfingsten, als der Geist Gottes gesandt wurde, um die Kirche, den Leib Christi, zu bilden (1Kor 12,13; Apg 2,1-4.47; 5,11). Dieses Wirken des Geistes wird als „Anfang“ bezeichnet, nicht als Fortsetzung (Apg 11,15).

4. Sie verschiebt das Kommen des Herrn

Sie schiebt das Kommen des Herrn hinaus und das öffnet die Tür für alle möglichen negativen Dinge, die sich praktisch auf das Leben eines Gläubigen auswirken (Mt 24,48).

5. Sie würdigt die Kirche herab

Die Kirche wird dadurch herabgewürdigt: von einer himmlischen Sache mit einzigartigen Segnungen, die nur ihr gehören (Eph 1,3), zu einem Gläubigen des Tausendjährigen Reiches auf der Erde. Nach der Lehre der Schrift ist die Kirche im Zeitalter der Gnade ein charakteristisches Gebilde innerhalb der Gemeinschaft der gesegneten Menschen. Sie wird die „Versammlung der Erstgeborenen“ oder „Gemeinde der Erstgeborenen“ genannt (Heb 12,22.23). „Erstgeboren“ ist ein Begriff, der sich auf etwas bezieht, was an erster Stelle steht und überragend ist; daher hat die Gemeinde einen herausragenden Platz unter den anderen Gläubigen Gottes. Die Gläubigen, die die Gemeinde bilden, werden als „Söhne“ im Haushalt Gottes betrachtet; ein alttestamentlicher Gläubiger dagegen wird als „Kind“ und „Knecht“ im Haus betrachtet (Gal 4,1-7). Der jüdische Hausbrauch der Bar-Mizwa veranschaulicht diesen Unterschied. Auch in Offenbarung 19 unterscheidet sich die „Frau“ des Lammes von den anderen himmlischen Heiligen, die „zum Hochzeitsmahl gerufen“ sind (d.h. die Freunde des Bräutigams; Joh 3,29). Als Ehefrau hat sie in Bezug auf das Lamm eine besondere Stellung, die die anderen nicht haben. In der Schrift heißt es, dass Gott im Himmel und auf der Erde viele Familien von gesegneten Wesen haben wird, die alle in unterschiedlichen Beziehungen zu Ihm stehen – sie sind nicht alle eine einzige Gesellschaft (Eph 3,15). Aber niemand hat einen Platz der Gunst und Nähe zu Christus wie die Christen, die Glieder seines Leibes sind (Eph 5,23-32).

6. Sie beraubt den Überrest Israels seines Erbes

Der Überrest Israels wird seines Erbes in seinem Heimatland beraubt. Die Schrift sagt, dass es ihnen trotz ihres Versagens nicht weggenommen worden ist (Röm 11,29).

Irrtümliche Auslegungen der Schrift durch die Bundestheologie

7. Sie weicht von gesunden Grundsätzen der Bibelauslegung ab

Sie weicht von gesunden Grundsätzen der Bibelauslegung ab und unterstellt, dass heute in der Kirche Dinge aus dem Alten Testament erfüllt wären, die der Heilige Geist im Neuen Testament zitiert. Aber das ist nur eine Annahme, und der der Geist Gottes hat das nicht zwangsläufig beabsichtigt.

Wenn eine alttestamentliche Stelle im Neuen Testament als eine Erfüllung zitiert wird, heißt es in der Regel, dass diese AT-Stelle erfüllt ist. Wenn der Geist Gottes jedoch eine alttestamentliche Stelle im Neuen Testament zitiert, ohne ausdrücklich zu sagen, dass sie „erfüllt“ ist, dann tut Er das nur, um den Charakter, das Wesen einer Sache zu zeigen oder dass der betreffende Grundsatz mit den moralischen Wegen Gottes übereinstimmt. Vergleiche zum Beispiel Johannes 19,36 mit Johannes 19,37; Apostelgeschichte 1,16.20 mit Apostelgeschichte 2,16-21; Apostelgeschichte 13,27 mit Apostelgeschichte 13,47. Die Bundestheologie beachtet diesen Grundsatz bei der Auslegung der Heiligen Schrift nicht und legt in verschiedene Stellen Dinge hinein, die nicht beabsichtigt sind. Daraus werden dann falsche Schlüsse gezogen.

Bundestheologen sind auch oft inkonsistent und widersprüchlich in ihrer Methode, wie sie die Schrift „vergeistlichen“. Sie lehren, dass die alttestamentlichen Prophezeiungen heute in der Kirche allegorisch erfüllt wären. Doch viele alttestamentliche Aussagen haben sich buchstäblich erfüllt. Das lässt sich nicht leugnen. Zum Beispiel die Flüche und Gerichte, die über Israel ausgesprochen wurden. Wenn sie ihren Verpflichtungen aus dem Bund nicht nachkamen, wurden sie gewarnt, dass sie von ihren Feinden vernichtet und als Gefangene aus ihrem Land verschleppt würden. Dies geschah tatsächlich; die zehn Stämme wurden nach Assyrien und die zwei Stämme nach Babylonien verschleppt. Auch die Prophezeiungen über das erste Kommen des Messias haben sich alle buchstäblich erfüllt: seine jungfräuliche Geburt, sein Leben und sein Dienst, seine Verwerfung, sein Tod und seine Auferstehung usw.

Aus diesem Grund müssen Bundestheologen zugeben, dass sich nur einige der alttestamentlichen Prophezeiungen allegorisch erfüllt haben. Doch das bringt den ernsthaften Bibelleser in eine Zwickmühle. Welche Teile sollte er wörtlich nehmen und welche sollte er allegorisch verstehen? Und welche Befugnis hat er, um zu entscheiden, was was ist? Bundestheologen werden sagen, dass die Segnungen allegorisch zu verstehen wären, die Gerichte aber wörtlich. Aber welche biblische Befugnis haben sie, um diese Unterscheidung zu treffen? Wenn das wahr wäre, warum hat Gott uns das nicht in seinem Wort gesagt?

Wenn wir diese Auffassung (dass die Segnungen des Alten Testamentes allegorisch erfüllt würden, die Gerichte aber wörtlich zu verstehen wären) untersuchen, stellen wir fest, dass sie in vielen Fällen nicht stimmig ist. Viele Segnungen, die Israel verheißen wurden, erfüllten sich buchstäblich. So wurden beispielsweise die Segnungen in 5. Mose 27 bis 31 in den Tagen Josuas und zur Zeit Davids und Salomos erfüllt. Auch die Verheißung, dass die Kinder Israels aus der Gefangenschaft geführt und wiederhergestellt würden, wenn sie sich demütigten, wurden in Esra und Nehemia buchstäblich erfüllt. Diese Auslegungsmethode ist also in sich nicht schlüssig. Und warum sollten wir glauben, dass einige Teile des Alten Testamentes geistlich oder allegorisch erfüllt sind, wenn Gott uns bereits gezeigt hat, wie Er diese Dinge zu erfüllen gedenkt, indem Er viele von ihnen buchstäblich in Erfüllung gehen ließ? Logischerweise erwartet man, dass Gott, wenn Er auf diese Weise begonnen hat, auch die übrigen Prophezeiungen auf diese buchstäbliche Weise erfüllen wird.

Rechtgläubige Bibelauslegung glaubt an eine wörtliche Erfüllung der Schrift

Rechtgläubige Bibelauslegung glaubt an eine wörtliche Erfüllung der Heiligen Schrift. Das bedeutet nicht, dass jedes Wort oder jeder Satz in der Bibel buchstäblich ist, sondern dass die Erfüllung dieser Dinge buchstäblich geschieht. Der Geist verwendet im Wort Gottes viele Bilder und Symbole; sie sind zwar nicht wörtlich zu verstehen, aber das, was sie symbolisieren, ist immer wörtlich zu verstehen. Zum Beispiel spricht die Schrift davon, dass „die Sonne“ nicht scheint und „die Sterne“ vom Himmel fallen (Mt 24,29). Dies kann man nicht wörtlich nehmen. Viele Sterne sind Tausende Male so groß wie die Erde; wenn einer von ihnen auf die Erde fiele, würde sie sofort zerstört werden. Diese Dinge sind offensichtlich symbolisch zu verstehen. Sie sollen andeuten, dass der große Glaubensabfall, den der Antichrist herbeiführen wird, den Menschen das göttliche Licht und die Wahrheit (die Sonne) nehmen wird und dass viele Führer (die Sterne) der geistlichen Finsternis erliegen und Gott nicht mehr anerkennen werden. Diese Dinge werden buchstäblich geschehen.

Bundestheologen haben kein Problem damit, Dinge in die Heilige Schrift hineinzulegen, damit sie ihren Vorstellungen entsprechen. Wir nennen das den „Fudge-Faktor“ , den „Korrekturfaktor“. Ein Beispiel dafür ist die Erfindung des „Werkbundes“ und des „Gnadenbundes“, die in der Schrift nicht erwähnt werden. Sie behaupten auch, der „neue Bund“ (Jer 31,31-34) wäre jetzt mit der Kirche geschlossen worden – aber es gibt keine Schriftstelle, die das sagt. Jedes Mal, wenn der neue Bund erwähnt wird, heißt es klar und deutlich, dass er mit „dem Haus Israel und dem Haus Juda“ geschlossen wurde, niemals mit der Kirche (Heb 8,10-12). Der Apostel Paulus bestätigt dies, indem er sagt, dass „die Bündnisse“ und „die Verheißungen“ seinen Volksgenossen gehören. Er beschreibt genau, wer sie sind, um keinen Zweifel aufkommen zu lassen: „Meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch“ (Röm 9,3.4). Darunter kann man unmöglich eine Schar von Gläubigen aus den Heiden heutzutage verstehen, wie reformierte Theologen lehren. In der Regel werden die christlichen Segnungen als gegenwärtiger Besitz der Gläubigen angesehen (Eph 1,3-14: „hat“), während die prophezeiten Segnungen Israels in der Zukunft liegen.

Die Bundestheologie weicht von gesunden Grundsätzen der Bibelauslegung ab

Ein weiteres Beispiel dafür, dass die Bundestheologie von gesunden Grundsätzen der Bibelauslegung abweicht: Die Bedeutung von „Israel“ wird vom Alten zum Neuen Testament umgewandelt, verändert. Dadurch wird die fortschreitende Offenbarung der Wahrheit in der Heiligen Schrift unterbrochen. Bibelleser sollten einen wichtigen Grundsatz der Bibelauslegung beachten: Neue Offenbarungen stehen niemals im Widerspruch zu früher gegebenen Offenbarungen. Ein Konzept, ein Begriff aus dem Alten Testament kann im Neuen Testament nicht als das Gegenteil verstanden werden, sonst wäre die Bibel voller Widersprüche.

Als die Schrift geschrieben wurde, gab Gott zusätzliches Licht auf bestimmte Dinge, aber diese neuen Offenbarungen widersprechen nicht den früheren Offenbarungen. Die Heilige Schrift entfaltet die Wahrheit wie ein Gebäude, das gebaut wird: Ein Fundament wird gelegt, dann wird ein Gerüst hinzugefügt usw. Eine Sache baut auf einer anderen auf; und jede neue Sache, die hinzugefügt wird, reißt nicht eine vorherige Sache nieder. Daher kann es nicht sein, dass das Volk Israel, das im Alten Testament wörtlich gemeint ist, im Neuen Testament nicht mehr wörtlich gemeint ist. Römer 9 bis 11 bestätigt dies. Der Begriff „Israel“ wird in diesen Kapiteln mehrmals für die natürlichen Nachkommen Abrahams (Paulusʼ Verwandte nach dem Fleisch) verwendet, nicht für die geistlichen Nachkommen Abrahams. Das Wort „Israel“ hat seine Bedeutung im Neuen Testament also nicht verändert.

Der Apostel Paulus zeigt, wie man mit der Heiligen Schrift richtig und angemessen umgeht: Er „unterredete sich an drei Sabbaten mit ihnen aus den Schriften“ (Apg 17,2). Er argumentierte nicht irgendwelche vorgefassten Meinungen in die Schrift hinein, sondern nahm seine Gedanken aus der Schrift heraus.

8. Sie widerspricht in vielen ihrer Auslegungen der Logik

Die Bundestheologie widerspricht in vielen ihrer Auslegungen der Logik. Wenn man sie logisch zu Ende denkt, ergeben viele ihrer „Vergeistlichungen“ keinen Sinn. Zum Beispiel wird uns gesagt, wir befänden uns jetzt im (tausendjährigen) Reich Christi. Aber die Beschreibungen in der Heiligen Schrift über das Reich Christi in Macht deuten darauf hin, dass Christus mit einem eisernen Stab herrschen wird (Off 2,27) und dass Gerechtigkeit die ganze Welt durchdringen wird (Jes 32,1-19). Außerdem werden Satan und seine gefallenen Engel im Abgrund gebunden sein und nicht mehr die Völker verführen können (Jes 24,21.22; Off 20,1-3). Darüber hinaus wird jeden Morgen das Gericht über die Übeltäter vollstreckt (Ps 101,8; Zeph 3,5). Der Wolf und das Lamm werden gemeinsam weiden und die Wüste wird blühen wie eine Rose (Jes 11,6; 35,1-7; 65,25). Wie auch immer man diese Dinge auslegen mag, allegorisch oder geistlich – es wäre sehr schwierig, jemand davon zu überzeugen, dass dies heutzutage geschieht.

Sollen wir etwa glauben, dass Gerechtigkeit jetzt in der Welt regiert? Ist Satan heute wirklich gebunden? Wie können wir das ernsthaft glauben, wenn wir sein böses Wirken in jeder Nation und in jedem Lebensbereich sehen können? Fällt das Gericht wirklich jeden Morgen über die Übeltäter, wie es in der Schrift heißt? Die Bundestheologen mögen diese Dinge „vergeistlichen“, aber damit nähmen sie ihre eigene Lehre zurück, dass die Gerichte in der Schrift wörtlich zu nehmen wären. Und ist das Tierreich in Frieden? Wenn sie sagen, dass der Leopard und das Böckchen sich heute geistlich gemeinsam lagern – was könnte das bedeuten?

9. Sie zerstört die Vorbilder und die Bilder der Heiligen Schrift

Die Bundestheologie zerstört die Vorbilder und die Bilder der Heiligen Schrift. Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament zeigen wunderbare dispensationale Bilder, dass Israel zeitweilig beiseitegesetzt und gegenwärtig die himmlische Berufung der Kirche zwischengeschaltet ist, bevor Gott sein Handeln mit einem Überrest Israels wieder aufnimmt. All diese Bilder müssten als bloße Phantasie abgeschrieben werden. Diese symbolischen Bilder erstrecken sich über etwa fünfzig oder sechzig Kapitel in unseren Bibeln!

10. Sie verändert die Reihenfolge der prophetischen Ereignisse

Die Bundestheologie verändert die Reihenfolge der prophetischen Ereignisse. Abgesehen vielleicht davon, dass der Herr kommt und der Böse endgültig in den Feuersee geworfen wird, sagt man uns, dass sich die Prophezeiungen im Alten Testament und in der Offenbarung bereits erfüllt hätten! Daher gäbe es keine kommende siebenjährige Trübsal, keinen kommenden Antichristen, kein Harmagedon usw.!

Die Entrückung und die Erscheinung

Ein weiteres Beispiel für diese Verwirrung ist die Vorstellung, beim Kommen des Herrn fänden die Entrückung und die Erscheinung zur gleichen Zeit statt. Die Heilige Schrift zeigt jedoch, dass zwischen der Entrückung und der Erscheinung zu viele Dinge geschehen müssen, als dass dies möglich wäre. Der Herr muss uns zuerst in das Haus des Vaters bringen (Joh 14,2.3) und uns an seinem Tisch sitzen lassen und uns himmlische Freude bereiten (Lk 12,37). Dann wird Er seinen Platz auf dem Richterstuhl einnehmen und unser Leben beurteilen (2Kor 5,10). Danach wird es eine Zeit der Anbetung um den Thron im Himmel geben und wir werden unsere Kronen zu seinen Füßen niederlegen (Off 4­­­­­–5). Dann findet die Hochzeit des Lammes statt (Off 19,7.8) und anschließend das Hochzeitsmahl (Off 19,9). Diese Dinge können unmöglich in dem Augenblick geschehen, den die Auslegung der Bundestheologie angibt.

Außerdem: Wenn das Kommen des Herrn, um „die Lebenden und die Toten“ (2Tim 4,1; 1Pet 4,5) zu richten, am Ende der Herrschaft Christi stattfände, nachdem die Kirche angeblich die Welt zu Gott bekehrt hat ­­–­­ wer von den Lebenden würde dann gerichtet werden?


Originaltitel: „Covenant Theology. Is this Method of Interpretation Scripturally Sound?“
Quelle: https://bibletruthpublishers.com

Weitere Artikel des Autors Stanley Bruce Anstey (42)

Weitere Artikel zum Stichwort Bundestheologie (31)

Weitere Artikel zum Stichwort Dispensationalismus (51)


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen