Ist Saul dreimal zum König gesalbt worden?
1. Samuel

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Leitverse: 1. Samuel 10,1.17-25; 11,14

1Sam 10,1.17-25: Und Samuel nahm die Ölflasche und goss sie auf sein [Sauls] Haupt aus, und er küsste ihn und sprach: Ist es nicht so, dass der HERR dich zum Fürsten über sein Erbteil gesalbt hat? … Und Samuel berief das Volk zu dem HERRN nach Mizpa. Und er sprach zu den Kindern Israel: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe Israel aus Ägypten heraufgeführt und euch errettet aus der Hand der Ägypter und aus der Hand aller Königreiche, die euch bedrückten; ihr aber habt heute euren Gott verworfen, der euch aus all euren Übeln und euren Drangsalen gerettet hat, und habt zu ihm gesagt: Einen König sollst du über uns setzen! Nun denn, stellt euch auf vor dem HERRN nach euren Stämmen und nach euren Tausenden! Und Samuel ließ alle Stämme Israels herzutreten; und es wurde getroffen der Stamm Benjamin. Und er ließ den Stamm Benjamin nach seinen Familien herzutreten; und es wurde getroffen die Familie Matri; und es wurde getroffen Saul, der Sohn des Kis. Und sie suchten ihn, aber wurde nicht gefunden. Und sie befragten nochmals den HERRN: Wird der Mann nach hierher kommen? Und der HERR sprach: Siehe, er hat sich beim Gerät versteckt. Da liefen sie hin und holten ihn von dort; und er stellte sich mitten unter das Volk, und er überragte alles Volk, von seiner Schulter an aufwärts. Und Samuel sprach zum ganzen Volk: Habt ihr den gesehen, den der HERR erwählt hat? Denn keiner ist wie er im ganzen Volk. Da jauchzte das ganze Volk, und sie sprachen: Es lebe der König! Und Samuel sagte dem Volk das Recht des Königtums, und schrieb es in eine Buch und legte es vor dem HERRN nieder. Und Samuel entließ das ganze Volk, jeden in sein Haus.

1Sam 11,14: Und Samuel sprach zum Volk: Kommt und lasst uns nach Gilgal gehen und dort das Königtum erneuern. Und das ganze Volk zog nach Gilgal, und sie machten dort Saul zum König vor dem HERRN, in Gilgal; und sie schlachteten dort Friedensopfer vor dem HERRN. Und Saul und alle Männer von Israel freuten sich dort sehr.

Frage

Ich habe vor kurzem etwas über die geistliche Bedeutung der dreimaligen Salbung Davids zum König gehört. Mir ist nun aufgefallen, dass auch Saul dreimal zum König „gemacht“ wurde: 1. Samuel 10,1; 10,17-25; 11,14. Nun würde mich interessieren, ob auch das geistlich ausgelegt werden kann.
(M.K.)

Antwort

Grundsätzlich ist zu beachten, dass Saul nur einmal gesalbt wird. Im Gegensatz dazu wird David dreimal gesalbt: das erste Mal inmitten seiner Brüder, das zweite Mal von den Männern Judas, das dritte Mal von den Ältesten Israels.

Man kann allerdings sechs Situationen ausmachen, in denen es um die Bestätigung des Königtums Sauls geht:

  1. Die erste Stelle ist in 1. Samuel 10,1: Hier wird Saul von Samuel gesalbt.
  2. Die zweite Stelle finden wir in 1. Samuel 10,17-24.
  3. Die dritte Stelle steht in 1. Samuel 11,14 .15,
  4. Die vierte Stelle finden wir in 1. Samuel 13,13, wo Gott sein Königtum bestätigen wollte, aber nun verkündigen muss, dass sein Königtum nicht bestehen wird.
  5. Die fünfte Stelle finden wir in 1. Samuel 14,47, wo uns berichtet wird, dass Saul das Königtum über Israel einnahm.
  6. In der sechsten Stelle geht es darum, dass Saul verkündigt wird, dass Gott ihm das Königtum genommen und es einem anderen gegeben hat.

Es ist sicher nicht von ungefähr, dass wir dieses Thema sechsmal bei Saul finden. Sechs ist die Zahl des Menschen, die Zahl der Unvollkommenheit und, wie sich an vielen Beispielen zeigen lässt, auch oft die Zahl des Bösen. Im Vergleich mit der dreimaligen Salbung Davids fällt besonders Folgendes auf: David wird immer in der Öffentlichkeit gesalbt. Es sind immer mehrere Personen als Zeugen zugegen. Bei der Salbung Sauls wird sogar in 1. Samuel 9,27 der Knabe Sauls weggeschickt. Gott konnte diesen Mann, der für Ihn ganz das Gegenteil Davids – des Mannes nach seinem Herzen – war, nicht in der Öffentlichkeit salben. Bei David dagegen finden wir, dass die Menge derer, die bei der Salbung dabei ist, immer größer wird und auch die Ehre der Männer, die zugegen sind, einen immer höheren Stand hat. Erst sind es „nur“ seine Brüder, dann sind es die Männer von Juda, und dann sind es gar die Ältesten von ganz Israel. Grade der Kontrast zwischen der letzten Bestätigung des Königtums Davids und des letzten Males, als es bei Saul um diese Bestätigung geht, könnte nicht größer sein. In beiden Fällen sind die Ältesten des Volkes Israel da. Bei David salben sie ihn, bei Saul wünscht er sich, vor diesen Ältesten geehrt zu werden, muss aber gerade hier erfahren, dass Gott ihn verworfen hat und er nicht mehr König sein soll. Man könnte sich nun fragen, warum Gott den Saul dann überhaupt gesalbt hat. Die Antwort dazu gibt uns unter anderem Römer 13,1: „Es ist keine Obrigkeit, außer von Gott.“ Das Volk konnte auch hier nicht machen, was es wollte. Es konnte nicht einmal Saul einfach absetzen, nachdem es erkannt hatte, dass seine Wahl böse war. Selbst David erkannte die Salbung Sauls an, wie wir das zum Beispiel in 1. Samuel 24,7 finden.

In all den Fällen, wo David gesalbt wird, sehen wir, wie Gottes Leitung dabei ganz besonders zutage tritt: In 1. Samuel 16 ist das die souveräne Auswahl Gottes; in 2. Samuel 2 geschieht es, nachdem Gott ihm befohlen hatte, in die Städte Judas hinaufzuziehen; in 2. Samuel 5 ist es, nachdem das Volk anerkannt hatte, dass Gott zu David gesagt hatte, er solle Israel, das Volk Gottes, weiden. In all den sechs Fällen, die wir bei Saul haben, ist Gott nie direkt selbst mitbeteiligt, außer in den letzten Fällen dadurch, dass ihm das Königtum weggenommen wird. Auch beim ersten Mal finden wir einen Unterschied zu David. Saul wird mit einer zerbrechlichen Flasche gesalbt, eine Andeutung darauf, dass sein Königtum keinen Bestand haben würde; David dagegen mit einem Horn, das von Dauerhaftigkeit zeugt. Selbst die zweite Bestätigung des Königtums Sauls (1Sam 10,17-24) steht damit in Verbindung, dass das Volk Gott verworfen hatte (1Sam 10,19); trotzdem lesen wir: „Da jauchzte das ganze Volk“ (1Sam 10,24). Statt Betrübnis über ihre böse Tat finden wir Freude. Und es ist bezeichnend, dass selbst in 1. Samuel 11, als Samuel zu dem Volk gesprochen hatte, in Gilgal das Königtum zu erneuern, wir wohl finden, dass Saul und alle Männer von Israel sich freuten; von Samuel jedoch lesen wir das nicht. Und selbst in 1. Samuel 14,47, wo es nichts Negatives zu geben scheint, folgt diese Begebenheit doch direkt auf die Erwähnung des dummen, gesetzlichen Handelns Sauls, bei der er beinahe seinen eigenen Sohn getötet hätte.

Herzliche Grüße
die SoundWords-Redaktion

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