Das Grinsen der Kürbisköpfe
Historie und Hintergründe zu Halloween

Martin von der Mühlen

© M. von der Mühlen, online seit: 20.10.2002, aktualisiert: 25.10.2022

Leitverse: 5. Mose 18,10-12

5Mo 18,10-12: Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, niemand, der Wahrsagerei treibt, kein Zauberer oder Beschwörer oder Magier oder Bannsprecher oder Totenbeschwörer oder Wahrsager oder jemand, der die Toten befragt. Denn ein Gräuel für den HERRN ist jeder, der diese Dinge tut; und um dieser Gräuel willen vertreibt der HERR, dein Gott, sie vor dir.

Seit einigen Jahren etabliert sich hinter Osterhasen und Weihnachtsmännern der Kürbiskopf als wiederkehrende Größe eines Festes, das man im kontinentalen Europa bisher kaum zur Kenntnis genommen hatte. „Explosionsartig“, so stellte unlängst das Amt für Rheinische Landeskunde in einer Studie fest, „breitet sich der Halloween-Brauch aus den USA bei uns aus.“[1] Kostümvertriebe, Einzel- und Süßwarenhändler meldeten im vergangenen Jahr [2001] derartige Verkaufsrekorde, dass der Lebensmittelhersteller Kraft das Nahziel ausgab, „Halloween als drittes Standbein neben Ostern und Weihnachten etablieren“[2] zu wollen. Die jährliche Steigerungsrate liegt im hohen zweistelligen Bereich. Deutschlandweit wurden mindestens 50 Millionen Euro umgesetzt und 5000 Halloween-Produkte auf den Markt geworfen. „Und dieses Jahr“, so verkünden Hersteller und Warenhäuser unisono, „läuft es noch besser.“

Was aber steckt hinter dem Grinsen des ausgehöhlten und von Kerzenschein erleuchteten Kürbisses?

In der vorchristlichen Zeit teilten die Kelten im alten Britannien und Irland das Jahr praktisch und einfach in zwei Hälften, den Sommer und den Winter. In der Nacht, die nach heutiger Rechnung vom 31. Oktober zum 1. November lag, verabschiedeten sich die druidischen Priester vom Sommer (Sinnbild des Lebens) und hießen den Winter (Sinnbild des Todes) willkommen. Nach Vorstellung der Kelten wurde das Winterhalbjahr vom Todesfürsten Samhain regiert. Die gedachte Trennwand zwischen dem Reich der Lebenden und Toten war nach Druidenlehre in der besagten Nacht hauchdünn und erlaubte den Verstorbenen mehr denn je, Kontakte zu den Lebendigen zu knüpfen. Man war der Überzeugung, dass die Wiederkehrenden sich für ein Jahr den Körper eines Lebenden als neue Bleibe suchen würden. Da die Menschen sich vor den umherirrenden Seelen der Untoten fürchteten und nicht als neue Wohnstätte der Geister enden wollten, verkleideten sie sich auf abstoßende und hässliche Weise, in der Hoffnung, die Geister so zu täuschen und nicht als Lebende erkannt zu werden.

Die aus den Tiefen der Finsternis gesteuerten Druiden wussten die Gunst der Stunde zur Festigung ihres Aberglaubens und zum Ausbau ihres Machtapparats zu nutzen, indem sie der verängstigten Bevölkerung glaubhaft versicherten, der beste Schutz, unbehelligt zu bleiben, sei ein Opfer, und zwar in aller Regel ein Kind oder eine Jungfrau. Dazu wählten die Druiden Familien aus, vor deren Häuser sie eine ausgehöhlte, erleuchtete Steckrübe stellten. Wurde der Junge oder das Mädchen ausgeliefert, blieb die Rübe zum Schutz des Hauses zurück, verweigerte die Familie das Kind, beschmierten die keltischen Priester die Tür mit Blut, was einem in gleicher Nacht folgenden Todesurteil gleichkam. Das Opfer selbst wurde dem Totengott Samhain dargebracht und meistens lebendig verbrannt. Während man Samhain gnädig gestimmt zu haben glaubte, sollten die auf vielen Hügeln gleichzeitig entflammten Feuer andere Geister abschrecken.

Im Zuge der Christianisierung Europas ließen sich die heidnischen Bräuche nicht so ohne Weiteres auflösen, so dass Papst Gregor IV. im Jahre 837 verfügte, „dass an Samhain ebenfalls Tote geehrt werden sollten“[3]. Der 1. November fand daraufhin als Allerheiligen und der Folgetag als Allerseelen seine Einsetzung. Der Begriff Halloween (All Hallow’s Eve) wurde erst im 16. Jahrhundert von der protestantischen Kirche eingeführt. Die Bezeichnung erklärt sich aus den englischen Worten hallow (altengl. für „heiligen“) und eve (engl. für „Vorabend“) in der Übersetzung als der Abend vor Allerheiligen. In diesem Zusammenhang ist es erstaunlich und betrüblich zugleich, dass es den evangelisch-christlichen Strömungen in Deutschland nicht gelungen ist, den 31. Oktober als historischen Beginn der Reformation Luthers vom 31. Oktober 1517 (Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg) als erinnerungswürdigen Gedenktag im Kalender zu verankern und damit für den keltischen Missbrauch zu blockieren.

Irische Auswanderer schließlich brachten ihre Halloween-Bräuche mit in die USA, wo sie im Geiste der Neuen Welt modernisiert und etabliert wurden. Besonderer Beliebtheit erfreut sich in den Vereinigten Staaten das sogenannte „Trick or Treat“. Dabei ziehen Kinder, wie einst die Druiden, von Haus zu Haus und fordern ein „Opfer“ (treat), zumeist Süßigkeiten. Wird ihnen die Leckerei verwehrt, spielen sie dem jeweiligen Hausbesitzer einen Streich (trick), nicht ahnend, dass das ursprüngliche „Trick or Treat“ der Druiden Tod und Verderben über die Menschen brachte und Teufelsanbetung in reinster Form darstellte.

Es waren auch die Amerikaner, die im Laufe der Zeit die irische Steckrübe durch den im neuen Siedlungsgebiet reichlicher gefundenen orangenen Kürbis ersetzten.[4] Rübe oder Kürbis wurden (und werden) „Jack-O-Lantern“ genannt.

Der irischen Legende nach war der Nachtwächter Jack-O-Lantern ein ziemlich übler Schuft, dem der Himmel aufgrund seiner Schlechtigkeit verwehrt wurde. Da es ihm gelang, den Teufel zu überlisten, wurde er im Gegenzug auch vor der Hölle verschont. Fortan war er ein Wanderer im Dunkelreich zwischen Seligkeit und Verdammnis. Um seinen Weg erhellen zu können, wurde ihm eine ausgehöhlte Rübe mit einer glühenden Kohle als Licht gereicht. Seitdem, so der Mythos weiter, schreckt die erleuchtete und mit einer dämonischen Fratze versehene Rübe Geister ab.

Nun schwappt Halloween auf der Medien- und Kommerzwelle mächtig auf den Wogen des Atlantiks in die Alte Welt zurück. Jeder zweite Deutsche zwischen 12 und 35 Jahren hat inzwischen an einer Halloweenparty teilgenommen. Auf der nach unten offenen Hässlichkeitsskala scheinen dabei keine Grenzen gesetzt zu sein. Monster, Hexen und Geister, Grusel, Spuk und eine nur dem Karneval vergleichbar fratzenhafte Kostümierungsparade prägen alljährlich zum 31. Oktober Kinderzimmer und Klassenräume. Wie zu keltischen Zeiten streckt die Dunkelheit ihre Hände nach den Schutzlosen und Kleinen aus. In den USA verschwinden regelmäßig zu Halloween Kinder, die vermutlich Opfer satanischer Zirkel werden. Orgien und Vandalismus feiern Hochkonjunktur.

Wie steht der gläubige Christ zum alten Kult in neuem Gewand? Wie soll er sich zum oberflächlich scheinbar harmlosen Partyspiel stellen?

Es ist offensichtlich, dass Halloween, wohl mehr als jedes andere Ereignis des Jahres, tief im Okkulten verwurzelte Ursprünge hat. Selbst wenn es sich hinter Masken und Schokoladenkürbissen verbirgt, bleibt es ein dem Totengott Samhain und damit dem Teufel geweihtes Fest. „Wenn wir“, so schreibt E. Sticker, „an Halloween mitmachen und unsere Kinder bei den Umzügen und Kostümpartys teilnehmen, anerkennen wir diesen Totengott bzw. Satanskult.“[5] Es gilt, eine klare Trennlinie zu ziehen und sich scharf abzugrenzen, um nicht mitgerissen zu werden beim Tanz um den grinsenden Kürbis.

Die Bibel verbietet eindeutig alle okkulten Praktiken: „Es soll unter dir niemand gefunden werden, der … Wahrsagerei treibt, kein Zauberer oder Beschwörer … oder der die Toten befragt. Denn ein Gräuel für den HERRN ist jeder, der diese Dinge tut“ (5Mo 18,10-12). Halloween darf nicht die Hintertür zum (Wieder-)Eintritt ins Heidnische werden. Es mahnt vielmehr, diejenigen herauszurufen, die sich in den Fängen der dunklen Verirrung der Samhainnacht verstrickt haben. Jede teuflische Gewalt und Macht hat Christus besiegt, indem Er am Kreuz über sie triumphierte (Kol 2,15). Er hat durch seinen Tod auf Golgatha „den zunichtegemacht, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, um alle die zu befreien, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren“ (Heb 2,14.15).

Niemand muss sich mehr vor dem Teufel fürchten, sich ihm verschreiben oder Opfer bringen, wenn er Vergebung und Freiheit in Christus Jesus gefunden hat.


Mit freundlicher Genehmigung des Verlages www.cv-dillenburg.de
(aus Perspektive 10/2002)

Anmerkungen

[1] „Halloween – das neue Geschäft zwischen Ostern und Weihnachten“, Hamburger Abendblatt, 31. Oktober 2001.

[2] Ebd.

[3] Nadine Höltgen, It’s Halloween again. Gleichnamige Internetseite, Zugriff: 17. August 2001.

[4] Margarethe Kummer, „Halloween“, Journal des Hamburger Abendblatts, 21./22. Oktober 2000.

[5] Erika Sticker, „Was ist Halloween?“ in der Zeitschrift ethos, Oktober 2000.

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