Die Gabe des Heiligen Geistes
Apostelgeschichte 1,8

Frank Binford Hole

© Beröa-Verlag, online seit: 04.06.2003, aktualisiert: 30.10.2022

Leitvers: Apostelgeschichte 1,8

Apg 1,8: Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein.

Einleitung

Die Sünde hat den Menschen zu einem Zustand der Kraftlosigkeit erniedrigt. Wir sind nicht nur unter die Knechtschaft der Sünde gefallen, sondern wir sind auch völlig kraftlos, um Gott zu gefallen oder Ihm zu dienen. Nun ist aber eines gewiss: Das Geschöpf ist dazu berufen, innerhalb seiner eigenen Grenzen dem Schöpfer vollkommen zu dienen.

Wir brauchen Kraft

Wir brauchen Kraft, sowohl um uns von der inneren Lähmung zu befreien, die durch die Sünde verursacht wurde, als auch um uns zu befähigen, in den äußeren Umständen richtig zu wandeln als solche, die dem Willen Gottes dienen. Kraft ist uns verliehen worden, und das Wunderbare ist, dass dies durch die Innewohnung des Geistes Gottes erfolgt ist. Etwas viel Geringeres hätte uns genügen können, aber Gott hat uns nicht weniger als das gegeben. Als der auferstandene Christus im Begriff war, aufzufahren, sagte Er zu seinen Jüngern: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein“ (Apg 1,8). Wie wir in Apostelgeschichte 2 sehen, wurde diese Verheißung zehn Tage später am Pfingsttag erfüllt.

In Hesekiel 36 und 37 haben wir die Prophezeiungen gesehen, die das Werk der Neugeburt und des Lebendigmachens betreffen, das im Überrest Israels an jenem zukünftigen Tag geschehen wird, um sie für den Segen des Tausendjährigen Reiches zuzubereiten. In beiden Kapiteln wird auch die Gabe des Heiligen Geistes erwähnt:

  • Hes 36,27: Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, dass ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechte bewahret und tut.

  • Hes 37,14: Und ich werde meinen Geist in euch geben, dass ihr lebet.

Als Folge davon wird geistliches Leben in Israel sein, das im tätigen Gehorsam gegenüber Gottes Willen zum Ausdruck kommen wird. Sie werden die Anordnungen Gottes befolgen. In anderen alttestamentlichen Schriften finden wir ähnliche Voraussagen, besonders das Kapitel Joel 3, das Petrus am Pfingsttag anführte, indem er sagte, dass das, was gerade in ihrer Mitte geschah, ein Beispiel sei von dem, was Joel vorausgesagt hatte. Wir werden jedoch sehen, dass die Gabe des Geistes an Pfingsten eine Fülle und Beständigkeit umschließt, die in alttestamentlichen Zeiten kaum erwartet waren.

Die Neugeburt wird durch den Heiligen Geist bewirkt, und wie Johannes 3,6 sagt, haben wir als Ergebnis davon eine neue Natur, die in ihrem Wesen „Geist“ ist. Das, was durch die Wirkung des Heiligen Geistes hervorgebracht wird, ist ein Teil seiner eigenen Natur. Das müssen wir natürlich unterscheiden von dem Heiligen Geist, der in den Menschen, die bereits von neuem geboren sind, Wohnung nimmt, so wie es an Pfingsten geschah. Es ist sehr wichtig, zu beachten, dass Kraft nicht mit der durch den Geist hervorgebrachten neuen Natur in Verbindung steht, sondern mit dem Heiligen Geist als Person, der im Leib des Gläubigen wohnt. Das ist aus Römer 7,7–8,4 klar ersichtlich.

In Römer 7 lesen wir von der Erfahrung eines Menschen, der von neuem geboren ist, denn er besitzt „den inneren Menschen“, der am Gesetz Gottes Wohlgefallen hat (Röm 7,22). Daher anerkennt er das, was gut ist, und begehrt es ernstlich, ist aber unfähig, es zu tun. Erst wenn wir in „Jesus Christus, unserem Herrn“, den Befreier kennen (Röm 7,25) und, wie wir weiterlesen, das „Gesetz (oder die Beherrschung) des Geistes des Lebens in Christo Jesu“, finden wir Kraft, um „das Gesetz (oder die Beherrschung) der Sünde und des Todes“ (Röm 8,2) zu überwinden und die gerechten Forderungen des Gesetzes zu erfüllen (Röm 8,4). Die Kraft, die befreit, wird in Christus und in seinem Geist gefunden, der uns gegeben wurde.

Diese Stelle im Römerbrief zeigt uns die Kraft, die uns von der inneren, durch die Sünde herbeigeführten Lähmung befreit, und das ist selbstverständlich eine Voraussetzung, wenn wir als Zeugen für unseren auferstandenen Herrn durch Kraft gekennzeichnet sein sollen, wie dies in Apostelgeschichte 1,8 und auch in Lukas 24,49 gesehen wird. Es sollte für uns alle ein ernüchternder Gedanke sein, dass uns selbst als Gläubigen keine Kraft verliehen worden ist. Alle Kraft für uns ist im Geist Gottes enthalten, der uns gegeben worden ist.

Die elf Männer, zu denen der Herr sprach, waren Apostel und bildeten eine Grundlage, auf welche die Versammlung gebaut wurde. Ein mächtiges Werk des Geistes war in ihnen geschehen, und während drei Jahren waren sie in besonderer Weise unterwiesen worden, so wie es nie zuvor einem Menschen gegeben war. Aber nichts von alledem verlieh ihnen die nötige Kraft. So sehr sie auch darauf gebrannt haben mögen, das große Werk als Zeugen zu beginnen, sie mussten warten, bis der Geist gegeben wurde. Bis dahin sprachen sie kein Wort zum Zeugnis aus. Aber dann wurde ihr Mund unverzüglich geöffnet – und mit welch erstaunlichen Ergebnissen!

Erfüllt mit Heiligem Geist

Wir dürfen die Tatsache nicht übersehen, dass die Jünger am Pfingsttag nicht nur den Geist empfingen, damit Er in ihnen wohne, sondern dass „sie alle mit Heiligem Geiste erfüllt“ wurden (Apg 2,4); und wenn ein Gläubiger mit Ihm erfüllt ist, dann gibt es keine wirksame Kraft in ihm, die die Kraft des Geistes eindämmen könnte. Dieses Erfülltsein vom Geist ist nicht dauernd wie sein Innewohnen, denn Petrus wurde in Apostelgeschichte 4,8 wieder mit Heiligem Geist erfüllt und im 31. Vers des gleichen Kapitels nochmals. Wenn der Geist einen Gläubigen auf diese Weise erfüllt, ist das Fleisch in ihm gerichtet und nicht in Tätigkeit und die Kraft des Geistes unwiderstehlich. Stephanus gibt uns ein Beispiel davon, denn indem er voll Heiligen Geistes war, war er „voll Gnade und Kraft“, und seine Gegner „vermochten nicht der Weisheit und dem Geiste zu widerstehen, womit er redete“ (Apg 6,8.10). Unfähig, ihm zu widerstehen, nahmen sie Zuflucht zur Gewalt, und ihre Steine, die seinen Körper zu Tode schlugen, zerstörten diesen „Tempel“ des Heiligen Geistes.

Obwohl wir aus den Berichten in der Apostelgeschichte sehen, dass das Erfülltsein mit dem Geist selbst bei den Aposteln nur gelegentlich geschah, dürfen wir nicht vergessen, dass in Epheser 5,18 alle Christen ermahnt sind, mit dem Geist erfüllt zu werden. Es überrascht uns vielleicht, so etwas in Gegensatz zum „Berauschen mit Wein“ gestellt zu sehen. Aber Tatsache ist, dass Wein, im Übermaß genossen, dem Menschen die Kontrolle über sich selbst entreißt und ihn außer sich bringt. Das ist alles von unten und böse. Der Geist Gottes kann einen Menschen jedoch auf eine Weise beherrschen und außer sich bringen, die gut und göttlich ist. Das wahrhaft Gute steht hier im Gegensatz zum wahrhaft Bösen. Wenn man mit dem Geist erfüllt ist, dann ist alles, was nicht Er selbst oder nicht von Ihm ist, offensichtlich ausgeschlossen.

Den Geist betrüben

Gerade in diesen anderen Dingen, die so viel von unseren Gedanken, unserer Zeit und Energie in Anspruch nehmen, sind die Hinderungsgründe für die Verwirklichung der Kraft; sie bestehen nicht nur in wirklich Bösem, sondern auch in vielen Dingen, die unbedeutend und nutzlos sind. Darum lesen wir in Epheser 4,30: „Betrübt nicht den Heiligen Geist.“ Wenn wir Ihn betrüben, verlieren wir seine innewohnende Gegenwart nicht, denn der Vers fährt fort: „durch welchen ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung“. Wir verlieren jedoch viel vom Genuss seiner Gegenwart. Sowohl geistliche Freude wie geistliche Kraft sind verloren, bis das, was Ihn betrübt, hinweggetan ist. Einiges von dem, was Ihn betrübt, wird in den vorangehenden und den nachfolgenden Versen erwähnt. Wie oft ist der Geist durch Bosheit, üble Nachrede oder Verbitterung unter Heiligen betrübt worden. Es ist ein Wunder, dass seine Kraft bei all dem überhaupt sichtbar wird!

Die Wirksamkeit des Geistes in einem Diener

Der Apostel Paulus war berufen und errettet worden, um ein Vorbild für uns zu sein. Das lernen wir aus 1. Timotheus 1,16. So sehen wir in seinem Leben des Dienstes und des Zeugnisses, wie die Kraft des Geistes wirksam war.

Römer 15,19 zeigt uns die außerordentliche Ausdehnung seines Arbeitsfeldes. Von Jerusalem an und ringsumher bis nach Illyrikum – dem heutigen Albanien – hat er das Evangelium völlig verkündigt. In einer Zeitspanne von ungefähr 25 Jahren hat er den Menschen, die in Gebieten von Hunderttausenden von Quadratkilometern wohnten, das volle Evangelium verkündigt. Meistens reiste er zu Fuß, hie und da mit dem Schiff auf dem Meer, oder er ritt zu Land auf einem Tier. In der Tat eine großartige Leistung! Sie war nur in der Kraft des Geistes Gottes möglich.

1. Korinther 2,1-5 zeigt die Einfachheit seiner Predigt. Er schloss alle menschliche Redeweisheit aus, damit die zentrale Tatsache des Kreuzes Christi umso klarer hervortrete. Seine Predigt war dadurch gekennzeichnet, dass der Geist Gottes sich in Kraft erwies, damit der Glaube derer, die seine Botschaft aufnahmen, sich nicht auf „Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft“ gründe.

2. Korinther 3,1-6; 4,1-7 zeigt uns die lebenspendende Kraft des Dienstes des neuen Bundes, der Paulus anvertraut war. Die zum Glauben Gekommenen waren „ein Brief Christi“, geschrieben „mit dem Geiste des lebendigen Gottes“; und er bezeugt, dass „der Geist lebendig macht“. Leben und Licht sind in diesem Abschnitt miteinander verbunden, denn er sagt, dass „der Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi“ durch irdene Gefäße leuchte, damit „die Überschwänglichkeit der Kraft sei Gottes und nicht aus uns“.

2. Korinther 10,1-6 zeigt uns die Kraft der geistlichen Waffen im Angriffskampf des Evangeliums. Satanische Mächte haben sich in den Gedanken der Menschen verschanzt und Festungen menschlicher Vernunftschlüsse und Einbildungen errichtet, die nur durch Waffen, wie sie der Geist Gottes benützt, überwältigt werden können.

1. Thessalonicher 1 und 2 gibt uns ein liebliches Bild der geistlichen Früchte im Charakter und Leben der Bekehrten, wenn das Evangelium „nicht … im Wort allein, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geiste und in großer Gewissheit“ gebracht wird. Die gläubigen Thessalonicher wurden Nachahmer des Herrn, Vorbilder für alle ändern Gläubigen und Verkündiger des Wortes, das sie errettet hatte, indem sie dem lebendigen und wahren Gott dienten und seinen Sohn aus den Himmeln erwarteten.

2. Timotheus 1 zeigt uns den Heiligen Geist als „einen Geist … der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2Tim 1,7), so dass der Gläubige befähigt ist, „mit dem Evangelium Trübsal zu leiden nach der Kraft Gottes“ (2Tim 1,8) und auch „durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt“, das schöne anvertraute Gut zu bewahren (2Tim 1,14). Der Geist Gottes ist die Kraft zum Ausharren und zur Treue.

Die Gabe Gottes, sowohl sein Sohn als auch der Heilige Geist, kann in der Tat „unaussprechlich“ genannt werden (2Kor 9,15).

Fragenbeantwortung

Frage: Anfänglich war die Kraft des Geistes oft durch Zeichen und Wunder sichtbar. Sollte es nicht heute noch so sein, da Er doch Gott und unwandelbar ist?

Gott ist in der Tat der Unwandelbare, aber das bedeutet nicht, dass Er seine Wege und Handlungen nicht entsprechend seiner Weisheit ändern könnte, um den verschiedenen Zuständen, die unter den Menschen entstehen können, gerecht zu werden. Das hat Er in vergangenen Zeitaltern offensichtlich getan. Er hat seine Macht nicht immer in Wundern geoffenbart. Das war tatsächlich nur in drei großen Zeitabschnitten so. Zuerst, als Er durch Moses eingriff, um Israel aus Ägypten nach Palästina zu bringen und um das Gesetz einzuführen. Dann, als Er durch Elia und Elisa dazwischentrat, um das Volk zum Gesetz, welches es gebrochen hatte, zurückzurufen und seine Güte zu bezeugen. Und drittens, als Er seinen Sohn sandte und in der Folge durch die Apostel die Versammlung gebildet wurde. Sozusagen alle Wunder, die in der Schrift aufgezeichnet sind, fallen in eine dieser drei Zeitperioden. Von Johannes, dem Täufer, lesen wir: „Johannes tat zwar keine Zeichen“ (Joh 10,41). Sein Los fiel gerade in die Zeit vor der dritten großen Wunderperiode, die in Verbindung mit dem Herrn Jesus begann.

Frage: Aber sind diese Wunderzeichen nicht die allergrößte Offenbarung seiner Kraft?

Keinesfalls! Die meisten dieser sichtbaren Zeichen wunderbarer Kraftentfaltung waren in ihrer Wirkung nur zeitlich. In Apostelgeschichte 9 finden wir zum Beispiel dass der gelähmte Aeneas geheilt und die gestorbene Dorkas auferweckt wurden. Aber in beiden Fällen mussten sie im Lauf der Zeit doch durch den Tod gehen, und es war, wie wenn die Wunder nie geschehen wären. Das gleiche Kapitel beginnt mit der Bekehrung des Saulus von Tarsus. Seine Mitreisenden waren sprachlos vor Erstaunen, und doch scheinen sie das Wunder nicht erkannt zu haben. Es war natürlich in erster Linie ein geistliches Wunder, dessen Auswirkungen noch heute – neunzehn Jahrhunderte später – auf der ganzen Erde spürbar sind. Jede wahre Bekehrung ist ein Wunder, das in Ewigkeit bleibt – und Wunder dieser Art geschehen heutzutage noch.

Frage: Die Predigt des Paulus geschah in Erweisung des Geistes und der Kraft. Können wir das auch von der Predigt heutzutage sagen?

Wir fürchten, nur in sehr beschränktem Maß. Tatsache ist, dass die Verkündigung heutzutage oft gerade durch die Dinge gekennzeichnet ist, von denen Paulus sagt, dass er sie mied, damit seine Predigt in der Kraft des Geistes geschehe. Er verzichtete nicht nur auf Arglist und Fälschungen, wie er uns in 2. Korinther 4,2 sagt, sondern auch auf sehr achtbare Dinge wie Vortrefflichkeit der Rede oder Menschenweisheit.

Frage: Aber selbst da, wo das Evangelium treu verkündigt wird, ohne zu solch menschlichen Mitteln Zuflucht zu nehmen, scheint wenig Kraft geoffenbart zu werden. Wie kann man das erklären?

Es gibt zwei Stellen, die uns helfen können, das zu erklären: Epheser 4,30 und 1. Thessalonicher 5,19. Nur zu oft ist der Geist in dem Diener Gottes, der den Dienst ausübt, betrübt, und daher entsteht wenig Frucht aus dem, was er tut. Und selbst wenn das nicht der Fall ist, so ist der Geist doch betrübt durch den Zustand der Dinge, wie er unter der großen Masse der bekennenden Christen vorherrscht. Der Geist wird oft auch durch die Einführung menschlicher Organisation ausgelöscht, die dem Geist keinen Raum zur freien Wirksamkeit lässt. Darüber hinaus finden wir den schrecklichen Unglauben und oft äußerste Untreue bei vielen, die sich als Diener Gottes bekennen und praktisch alles verleugnen, was sie hochzuhalten verpflichtet wären. Der Geist wird innerhalb der Versammlung betrübt und ausgelöscht, und diese Tatsache allein würde zur Erklärung genügen, warum Er jegliche große Offenbarung seiner Macht zurückhält. Aber glücklicherweise ist es eine Tatsache, dass Er immer noch wirkt und Seelen gesegnet werden, auch wenn sein Werk ruhiger und weniger auffällig vor sich geht.

Frage: Kraft für den Dienst – obgleich wichtig – ist sicher nicht alles. Wie können wir die Kraft des Geistes zum Sieg in unserem Leben erfahren?

Durch das Wandeln im Geist, zu dem Galater 5,16 uns auffordert. Aus Epheser 1,13 wissen wir, dass der Geist uns gegeben wird, wenn wir dem Evangelium unseres Heils glauben. Er versiegelt uns als Gott gehörend. Aber wir müssen auch in Ihm wandeln, das heißt, Er muss in praktischer Weise die Quelle und Kraft unseres Lebens und Handelns sein. Wandeln (Gehen) ist das Erste und Frühste, das ein Mensch tut, darum wird es zum bildlichen Ausdruck all unserer Tätigkeiten gebraucht. Unsere Gedanken, unser Reden und Handeln, alles muss unter der Führung des Geistes geschehen. Dann werden wir die Lust des Fleisches nicht vollbringen, wie das sonst der Fall wäre. Das ist es, was wir in Galater 5,16.17 finden. Der Geist Gottes übt eine Macht über uns aus, die höher ist als die Anziehungskraft des Fleisches, das uns herunterziehen will; und das erfahren wir, wenn wir im Geist wandeln.

Frage: Einige von uns sagen vielleicht: Wir wünschen wohl, „im Geist zu wandeln“, aber wissen nicht, wie wir das im praktischen Leben tun sollen. Wie geht das praktisch vor sich?

Galater 6,7-9 hilft uns, diese Frage zu beantworten. In praktischem Sinn besteht unser Leben aus Säen und Ernten. Es ist, als gingen wir jeden Tag hinaus, an jeder Seite einen Korb mit Samen tragend. Wir können unsere Hand auf die eine Seite, in den Korb mit Samen des Fleisches, ausstrecken und für das Fleisch säen oder auf die andere Seite, in den Korb mit Samen des Geistes greifen und für den Geist säen: Das heißt, wir können den Dingen nachgeben, die nur das Fleisch befriedigen, und so den Samen des Fleisches ausstreuen, oder wir können uns den Dingen des Geistes hingeben und so Samen säen, der Frucht zur Ehre des Herrn bringen wird.

Das ist nicht etwas, was Gott für uns tut. Das müssen wir selbst tun. Wir tun es den ganzen Tag in der einen oder andern dieser beiden Richtungen. In welcher Richtung liegt unsere Wahl? In welchen Korb greift unsere Hand? Das Geheimnis liegt darin, den einen entschlossen zu meiden, den ändern dagegen zu pflegen. So müssen wir es machen.

Frage: Und doch ist mancher Christ, der sich in seinem äußeren Wandel keine schlimmen Fehler zuschulden kommen lässt, nicht besonders durch Freiheit oder Kraft des Geistes gekennzeichnet. Wie erklärt sich das?

Solche sind wahrscheinlich durch Mangel an Konzentration auf die Dinge Gottes oder durch ausgeprägte Faulheit gekennzeichnet. Sie werden leicht durch unbedeutende Dinge abgelenkt. Der Geist ist da, um die Dinge Christi zu nehmen und sie uns zu zeigen, und Er kann betrübt werden, weil wir unaufmerksam oder träge sind. Wenn du zu einem Bekannten gingest, um ihm wichtige Nachrichten von einem vielgeliebten Freund zu erzählen, und er würde dich nach wenigen Augenblicken mit belanglosen Bemerkungen über Nebensächlichkeiten unterbrechen, oder du entdecktest, dass er schläfrig in seinem Stuhl sitzt, so hörtest du auf mit deiner Erzählung, betrübt und entrüstet.

Der Geist Gottes ist empfindlich, was die Ehre Christi betrifft. Sowohl Unaufmerksamkeit wie offene Sünde betrüben Ihn. Möchten wir uns doch alle von Gott zeigen lassen, wie viel von unserer geistlichen Armut und Kraftlosigkeit auf diesen Mangel zurückzuführen sind!


Aus Das große Heil Gottes, Beröa-Verlag, 1990, S. 103–115

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