Was bedeutet Weihnachten für dich?

Dirk Schürmann

© SoundWords, online seit: 18.12.2006, aktualisiert: 27.12.2022

Leitverse: Lukas 2,1-20

Lk 2,1-20: Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben. Die Einschreibung selbst geschah als erste [oder geschah erst], als Kyrenius Statthalter von Syrien war. Und alle gingen hin, um sich einschreiben zu lassen, jeder in seine Stadt. Es ging aber auch Joseph von Galiläa aus der Stadt Nazareth hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus und dem Geschlecht Davids war, um sich einschreiben zu lassen mit Maria, seiner verlobten [Frau], die schwanger war. Es geschah aber, als sie dort waren, dass die Tage erfüllt wurden, dass sie gebären sollte; und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Raum für sie war.
Und es waren Hirten in derselben Gegend, die auf freiem Feld blieben und in der Nacht Wache hielten über ihre Herde. Und [siehe,] ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie, und sie fürchteten sich mit großer Furcht. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird; denn euch ist heut in der Stadt Davids ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr. Und dies sei euch das Zeichen: ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge des himmlischen Heeres, das Gott lobte und sprach: Herrlichkeit Gott in der Höhe und Friede auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen!
Und es geschah, als die Engel von ihnen weg in den Himmel auffuhren, dass die Hirten zueinander sagten: Lasst uns nun hingehen nach Bethlehem und diese Sache sehen, die geschehen ist, die der Herr uns kundgetan hat. Und sie kamen eilends und fanden sowohl Maria als auch Joseph, und das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, machten sie das Wort kund, das über dieses Kind zu ihnen geredet worden war. Und alle, die es hörten, verwunderten sich über das, was von den Hirten zu ihnen gesagt wurde. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten zurück und verherrlichten und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.

Was bedeutet Weihnachten für dich?

Weihnachten hat für die meisten Christen und selbst für die meisten Agnostiker eine besondere Bedeutung. Nicht nur, dass es die letzten Tage des Jahres mit einer besonderen Zeit der trauten Familiengemeinschaft verbindet oder wenigstens mit dem Gedanken daran – nein, durch die allgegenwärtigen Krippendarstellungen und Weihnachtslieder wird auch der Gedanke an die Geburt des Herrn Jesus wachgehalten.

Dennoch muss man sich die ernste Frage stellen, wie viele Menschen wohl bei dem Gedanken an Weihnachten wirklich beeindruckt sind von dem, was damals in Bethlehem geschah. Diese Frage müssen sich auch solche stellen, die aufgrund des leider allzu deutlichen Kommerzgedankens bei Weihnachten und seines heidnischen Ursprungs dieses Fest ignorieren (vielleicht ist die Bescherung davon ausgenommen ;-)). Auch diejenigen, die sagen: Wir feiern jeden Sonntag Weihnachten, Ostern und Pfingsten zusammen, sollten sich fragen, ob sie denn wirklich im vergangenen Jahr wenigstens einen Tag hatten, an dem die Begeisterung über die Inkarnation, die Menschwerdung unseres gepriesenen Heilands, so groß war, dass sie dadurch zur Anbetung Gottes gekommen sind. Von den anderen einundfünfzig Sonntagen möchte ich jetzt gar nicht reden.

Wann warst du das letzte Mal wirklich darüber bewegt, dass der große Gott Mensch geworden ist; dass Er sich so erniedrigt hat, dass Er ein kleines Kind in der Krippe wurde; dass Der, der einmal Himmel und Erde wie ein Gewand zusammenwickeln wird (Heb 1,12), als Säugling in Windeln gewickelt war? Johannes spricht in seinem ersten Brief davon und leitet ihn ein mit diesem Wunder:

  • 1Joh 1,1.2: Was von Anfang war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens (und das Leben ist offenbart worden, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns offenbart worden ist).

Aus der Welt der Ewigkeit vor der Zeit kam eine Person auf diese Erde, die in Person selbst das ausmacht, was die Sphäre der Gemeinschaft zwischen Vater und Sohn in Ewigkeit kennzeichnet: das ewige Leben. Das ist es, was wir Menschen hören, sehen, anschauen und sogar betasten konnten. Welch eine Gnade Gottes, dass Er sich so seinen Geschöpfen gezeigt hat! Das ist es, was damals in Bethlehem geschah.

Der Zeitpunkt der Geburt Jesu

Welch eine Zeit war das damals, als diese Geburt geschah? Hier interessiert es uns jetzt nicht, ob die Geburt im Oktober oder im Dezember stattfand. Das wollen wir jetzt einmal nicht analysieren (siehe hierzu den Artikel „Weihnachten im Oktober“). Uns interessiert jetzt mehr, welcher Zeitpunkt es war, als nach Galater 4,4 „die Fülle der Zeit gekommen war“ und Gott seinen Sohn sandte, „geboren von einer Frau“.

Schon der erste Vers unseres Kapitels in Lukas 2 zeigt uns, wer zu jener Zeit in Palästina das Sagen hatte: Es war kein König Israels, es war der Kaiser Augustus, der Herrscher über das Römische Reich, der zu befehlen hatte, und in Jerusalem saß ein Nachkomme Esaus, Herodes, auf dem Thron. Der eigentliche Thronerbe, Joseph, war Zimmermann in einem galiläischen Dorf. Kanaan, das dem Volk Israel verheißene Land, war von den Römern besetzt. So sah es äußerlich aus zu jener Zeit. Und innerlich? Wie sah es da aus? Schrien die Juden nach dem verheißenen Messias? Flehten und beteten sie zu Gott, dass Er doch endlich den Erretter bringen solle?

In der Parallelstelle in Matthäus 2,4 lesen wir, dass die Schriftgelehrten – also diejenigen, die noch am meisten mit dem Wort Gottes in Verbindung standen – zwar sehr wohl genau wussten, wo der verheißene König geboren werden sollte, aber sogar die überraschende Ankunft von Weisen aus dem Osten, die den Stern des verheißenen Erlösers gesehen hatten und Ihn aufsuchen wollten, brachte sie nicht dazu, einen Schritt nach Bethlehem zu machen, um selbst den Erlöser zu sehen. Es war wie bei David. Auch er war weder erbeten worden noch hatte man mit ihm gerechnet. Selbst sein eigener Vater hatte ihn vergessen.

So ist auch hier kein Interesse für den Messias vorhanden. Das war die allgemeine Haltung. Dennoch bringt Gott den ganzen Erdkreis in Bewegung, als Er vorhat, seinen Sohn zu offenbaren. Dazu nutzt Er die Verordnung des Kaisers Augustus. Eigentlich ging es nur darum, Joseph und Maria dazu zu bewegen, nach Bethlehem zu gehen. Deshalb musste diese Verordnung auch einige Jahre, bevor vermutlich (Lk 2,2) die eigentliche Einschreibung geschah, erlassen werden. Das zeigt, dass hier nicht Augustus am Werk ist, sondern Gott. Gott hätte Maria und Joseph auch anders nach Bethlehem bringen können, dennoch setzt Er damit, dass Er zu diesem Zeitpunkt jeden in Bewegung setzt, ein besonderes Zeichen: dass hier etwas geschah, was alle anging – „und alle gingen hin“ (Lk 2,3).

Der Himmel hat Interesse

Wenn auch auf der Erde kein Interesse für den Messias vorhanden war, so hatte doch der Himmel Interesse. Es war noch weit realer als damals bei Mose, als der HERR zu Mose sagte: „Gesehen habe ich das Elend meines Volkes … und sein Schreien … habe ich gehört; denn ich kenne seine Schmerzen. Und ich bin herabgekommen, um es … zu erretten“ (2Mo 3,7.8). Ganz besonders das Lukasevangelium zeigt uns, wie Gott in souveräner Gnade zu dem Menschen kommt. Deswegen geht hier alles vom Himmel aus. Hier finden wir keine Träume und Visionen wie im Matthäusevangelium. In Lukas geht nichts von der Erde aus. Engel kommen vom Himmel. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, dass Gott den zweiten Menschen offenbart. Sicher hatte es nach Adam noch weitere Menschen gegeben. Aber sie waren alle aus demselben Holz wie Adam: Sie waren alle Sünder. Doch der zweite Mensch ist vom Himmel (1Kor 15,47). Er ist ein Mensch einer völlig neuen Ordnung, und wir sehen: Sobald dieser Mensch da ist, kann es nicht anders sein, als dass die himmlischen Heerscharen ihre Freude kundtun. Dieser Mensch verbindet uns direkt mit dem Himmel.

Niedrige Umstände

Der natürliche Mensch hätte es niemals erwartet, das größte Handeln Gottes gerade da zu sehen, wo die Schwachheit am größten und die Armut am deutlichsten war. Wenn Gott mit seinem größten Geschenk kommt, dann offenbart Er das nicht im Palast des Kaisers in Rom, nicht im Haus des Königs in Jerusalem, nicht bei den Schriftgelehrten und Pharisäern in der Synagoge, sondern bei dem einfachen Zimmermann Joseph und seiner Frau Maria, die etwas später das Opfer der Armen brachten. Die Offenbarung ging an die Hirten, die einen der geringsten Dienste damals verrichteten. Doch das ist gerade die Weisheit Gottes, dass Er den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade gerade da offenbart, wo unsere Armut offenbar wird. Er schenkt den mächtigen Erretter da, wo unsere Schwachheit unübersehbar ist. Doch nur der Glaube konnte Gottes Werk erkennen.

Die Herberge

Wie würde nun Gottes wunderbares Geschenk, sein Retter, empfangen werden? Das, was hier in Bethlehem geschieht, ist symptomatisch für das, was weiterhin geschehen sollte. In der Herberge ist kein Raum für Christus. Sicher war der Herbergsbesitzer nicht schlechter als jeder andere. Das ist nun einmal so auf der Erde: Jeder bekommt nach dem, was er bezahlen kann. Nach diesem Maßstab war für Maria und Joseph und das ungeborene Kind nicht mehr als die Krippe möglich, die noch dazu außerhalb der Herberge lag. Hier war kein Gewinn zu machen. (Leider findet sich das auch heute selbst in manchen Evangeliumsverkündigungen, wenn es darum geht, dem Menschen zu zeigen, wie sich seine irdischen Umstände verbessern können, wenn er das Heil annimmt, weil sonst der Mensch nicht willens ist, das Evangelium anzunehmen. Das heißt nicht, dass sich unsere Umstände nicht auch bessern können. Aber das sollte nicht das Ziel sein, sonst werden wir das Geschenk Gottes nicht erkennen können.) Das, was hier in Bethlehem in der Herberge geschah, ist das, was auch die Welt im Allgemeinen kennzeichnet. Dort ist kein Raum für Christus.

Aber es geht noch weiter. Diese Herberge ist auch ein Bild von unserem eigenen Herzen. Selbst wenn wir jetzt Christus aufgenommen haben, so gab es doch eine Zeit, wo auch bei uns kein Raum für Christus war. Wie kann es denn überhaupt dazu kommen, dass es irgendwo Raum für Ihn gibt, dass irgendjemand Interesse an Christus bekommt? Johannes 3,27 gibt die Antwort. Es muss ihm „aus dem Himmel gegeben sein“. Die Hirten sind dafür ein Beispiel.

Die Hirten

Wenn Gott nun Menschen auserwählt, die Zeugen seiner Botschaft werden und die Ankündigung seines Geschenkes hören sollen, dann wählt Er, wie schon gesagt, nicht Schriftgelehrte, sondern arme, niedrige Hirten. Seine Auswahl richtet sich nicht nach dem, was wir haben, sondern nach dem, wessen wir bedürfen. Da, wo wir nichts anzubieten haben, will Er seine Gnade großmachen, und da, wo unser Elend offenbar wird, will Er Barmherzigkeit schenken. Diese Hirten bekommen nun aus dem Himmel verkündet, dass Gott einen Erretter vom Himmel gesandt hat. Das Geschenk Gottes umfasst weit mehr als Errettung. Dennoch ist das Erste und Wichtigste, was der Mensch braucht, Errettung, denn er ist verloren, und alle anderen Segnungen würden ihm nichts nützen, wenn er nicht die Errettung bekäme. Diese Errettung ist nicht nur für die Hirten, sondern sie ist für das ganze Volk. Auch wenn nur die Hirten aufnahmebereite Herzen haben, so beschränkt Gott sein Heil doch nicht nur auf einige wenige. Es ist für das ganze Volk Israel, aber nicht nur dafür. Schon dasselbe Kapitel 2 zeigt uns, dass dieses Kind „ein Licht zur Offenbarung für die Nationen“ (Lk 2,32) sein sollte. Gottes Retter kam für die ganze Menschheit.

Der Lobpreis der Engel

Es sind wunderbare Dinge, die die Engel hier verkündigen. Aber wie können sie so etwas sagen! „Herrlichkeit Gott in der Höhe“ – das können wir vielleicht noch verstehen. Aber „Frieden auf Erden“? Wo es selbst heute, zweitausend Jahre später, noch immer so viele Kriege gibt und noch so viel Unfrieden da ist? Und wie kann Gott „an Menschen ein Wohlgefallen“ haben? All das war in diesem kleinen Kind erfüllt, das dort in der Krippe lag. Doch lasst uns jetzt genauer auf die einzelnen Elemente dieses Lobpreises der Engel eingehen.

1. Herrlichkeit Gott in der Höhe

Wenn auch für den Menschen das erste Wichtige die Errettung ist, so ist dennoch mit dem Kommen des Herrn Jesus noch weitaus Höheres verbunden und das Höchste wird uns hier zunächst vorgestellt. Es geht um die Verherrlichung Gottes. Wie wurde Gott durch diesen Menschen, der jetzt geboren war, verherrlicht? In Psalm 22 lesen wir, dass für Ihn schon von Geburt an galt, dass Gott sein Gott war, dass Er schon von Mutterleib an auf Gott vertraute. Wie das gewesen ist, können wir uns nicht vorstellen, aber Gottes Wort sagt es so. Wenn wir dann von dem Herrn Jesus im Alter von zwölf Jahren hören, dann lesen wir von Ihm, dass Er sagt: „Wusstet ihr nicht, dass sich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ (Lk 2,49). Und wie hat der Herr Jesus dann in den drei Jahren seines Dienstes Gott verherrlicht in allem, was Er tat!

Doch die größte Verherrlichung geschah am Kreuz auf Golgatha. Dort wurde Gott durch den Herrn Jesus verherrlicht in Bezug auf die Sünde. Das, wodurch Gott so verunehrt worden war und womit seine Majestät so herausgefordert war, wird nun der Anlass, Gott über alle Maßen zu verherrlichen. Die Sünde hatte die Herrlichkeit Gottes in Frage gestellt. War Gott wirklich ein Gott der Liebe? War Er wirklich gerecht? Würde Er wirklich den Tod als Lohn der Sünde bringen? All diese Fragen hatten sich schon im Garten Eden gestellt und jetzt auf Golgatha wurden sie durch den Herrn Jesus in einer wunderbaren Art und Weise beantwortet. Nie vorher ist Gottes Herrlichkeit so ans Licht gekommen wie dort. Und niemals wieder wird es eine Gelegenheit geben, dass sie so ans Licht kommt wie dort. Hier wurde der große, gewaltige Nutzen, den wir von Golgatha haben, mit der Verherrlichung Gottes verbunden. Jetzt kann ich sagen: Ich bin nicht nur von aller Schuld gereinigt, sondern der heilige Gott ist auch in Bezug auf alles, was ich getan habe und was ich bin, verherrlicht worden. Und durch dieses Werk besteht auch für uns die Möglichkeit, dass wir Gott durch unser Leben, durch unseren Wandel verherrlichen können, das heißt seine Herrlichkeit großmachen können. Nicht umsonst werden wir aufgefordert: „Verherrlicht nun Gott in eurem Leib!“ (1Kor 6,20).

2. Friede auf Erden

Dieser Friede war, wie schon gesagt, in dem Kind in der Krippe gesichert. Bei dem Herrn Jesus gab es kein störendes Element, das irgendwie seine Beziehung zu Gott verdunkelt hätte. Jeder Wunsch, den Er hatte, war mit Gott in Übereinstimmung. So konnte Er auch in den schwierigsten Umständen von „meinem Frieden“ reden, und als die Städte, in denen Er seine meisten Wunderwerke getan hatte, Ihn ablehnten, konnte Er in völligem Frieden sagen: „Ja, Vater, denn also war es wohlgefällig vor dir“ (Mt 11,26). Hierin war Er allein. Dennoch konnte Er sagen: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“ (Joh 14,27). Durch sein Werk am Kreuz hat Er die Grundlage dafür gelegt, dass auch wir Frieden haben können, Frieden mit Gott, Frieden als Geschwister untereinander, Frieden auch in den Umständen. Und wenn wir sein Joch auf uns nehmen, dann können wir auch in widrigen Umständen sagen: Ja, Vater!

Leider ist der Mensch nach dem Fleisch nicht geneigt, seinen Willen aufzugeben. Und das Fleisch ist auch noch in uns und deswegen haben wir so viel Mühe damit, uns unter das Joch des Willens Gottes zu stellen. Leider ist es bei uns nicht so wie bei dem Herrn Jesus, dass es nie ein störendes Element zwischen uns und unserem Vater gibt. Der Stellung nach ist das zwar so, Gott sieht uns in Christus und deswegen gibt es für Ihn nichts Störendes mehr, aber wir können dadurch, dass wir das Fleisch nicht im Tod halten, es zulassen, dass eine Wolke unsere Beziehung zu unserem Vater stört. Wie sehr sollten wir darauf achten, dass solche Wolken schnell wieder verschwinden! Wie sollten wir auch alles, was an uns liegt, daransetzen, dass nichts den Frieden unter uns als Geschwister stört. Wenn es irgendetwas gibt, wo wir eine Unstimmigkeit beseitigen können, sollten wir es tun. Die Versammlung Gottes sollte doch in erster Linie ein Platz sein, wo der Friede auch auf Erden schon sichtbar ist (Eph 4,3). Gott möchte, in Ehrfurcht gesprochen, nicht so lange warten, bis dies einmal im tausendjährigen Friedensreich auf der ganzen Erde sichtbare Realität wird. Dann wird es keine Kriege mehr geben, werden Schwerter in Pflugscharen verwandelt werden, wenn der Fürst des Friedens regiert. Dann wird es dieses ganze schreckliche Waffenarsenal, mit dem man die Erde gleich zigfach vernichten kann, nicht mehr geben.

Noch eine kurze Bemerkung zu dem Gegensatz zwischen dieser Schriftstelle und Lukas 19,38: Jerusalem hatte nicht die Dinge erkannt, die zu seinem Frieden dienten, und von der Zeit an sollte der Friede „im Himmel“ sein, nicht „auf Erden“. Der Herr sollte bald verworfen werden; es sollte fortan kein Friede auf Erden sein, sondern im Himmel, weil Jesus dort war. Damit ist das universelle Programm von „Friede auf Erden“ ausgesetzt, bis Er wiederkommt, um sein Reich aufzurichten.

3. An Menschen ein Wohlgefallen

Man könnte auch übersetzen: „an Menschen des Wohlgefallens“. Jahrtausende lang hatte Gott auf die Erde herabgeblickt, und das, was Er sah, schildert Psalm 14: „Der Herr hat vom Himmel herniedergeschaut auf die Menschenkinder, um zu sehen, ob ein Verständiger da sei, einer, der Gott suche. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.“ Doch jetzt war endlich ein Mensch da, bei dem es völlig anders war. An diesem Menschen hatte Gott vollkommenes Wohlgefallen. Das macht Er jetzt hier bei der Geburt deutlich; das macht Er nach den dreißig Jahren verborgenen Lebens am Jordan deutlich, und das macht Er nach Jahren des Dienstes auf dem Berg der Verklärung deutlich: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.“

Als der Mensch nach dem Fleisch sichtbar geworden war, lesen wir, dass es Gott reute, dass Er ihn gemacht hatte. Und die Fenster des Himmels taten sich auf und eine Flut des Gerichtes brach herein. Alle Menschen wurden vernichtet (bis auf die acht Menschen in der Arche). Als der zweite Mensch in die Öffentlichkeit tritt, lesen wir: „An dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ Und wieder öffnet sich der Himmel. Und jetzt kommt das ganze Gegenteil dessen herab, was damals herabgekommen war – keine Fluten des Gerichts, sondern der Heilige Geist kommt herab, und ein gewaltiger Segen steht dadurch für die Menschen bereit. Doch das, was einmal nur für Christus galt, gilt – o Wunder der Gnade und Weisheit Gottes – heute auch für uns. Durch den Tod Christi sind wir nicht mehr mit Adam verbunden, sondern vor Gott mit Christus. Wir sind „alle von einem“ (Heb 2,11), wir sind „angenehm gemacht in dem Geliebten“ (Eph 1,6) und nach dem „Wohlgefallen seines Willens“ (Eph 1,5) zu Söhnen Gottes für Ihn selbst gemacht worden. Was für ein Ansporn sollte das für uns sein, auch ganz praktisch „ihm wohlgefällig zu sein“ (2Kor 5,9) und „Gott wohlgefällig“ zu dienen (Heb 12,28).

Der Lobpreis der Hirten

Die Herrlichkeit des Herrn, die die Engel umleuchtete, und die Botschaft der Engel hatten einen solchen Eindruck auf die Hirten gemacht, dass sie ihre Umstände völlig vergaßen und sofort zu jener Krippe hineilten, um diesen Heiland Gottes zu sehen. Und was war dann das Ergebnis? „Die Hirten kehrten zurück und verherrlichten und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.“

Wie ist es bei uns? Führt die Beschäftigung mit Weihnachten – und jetzt komme ich darauf zurück, was ich zu Beginn gefragt habe – dazu, dass wir solch einen Eindruck von der Herrlichkeit dieser unaussprechlichen Gabe Gottes (2Kor 9,15) und von dem Gott, der diese Gabe gegeben hat, bekommen haben, dass wir Gott verherrlichen und Ihn loben?

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