Das Geschlechtsregister des Herrn Jesus
Matthäus 1,1-17 und Lukas 3,23-38

Cor Bruins

© EPV, online seit: 25.11.2004, aktualisiert: 01.08.2016

Leitverse: Matthäus 1,1-17; Lukas 3,23-38

Nur zwei Evangelien, nämlich die nach Matthäus und Lukas, geben uns ein Geschlechtsregister des Herrn Jesus, und das steht ganz im Einklang mit der besonderen Absicht der einzelnen Evangelien.

Markus und Johannes teilen uns kein Geschlechtsregister mit, und zwar, wie uns scheint, aus folgenden Gründen:

Markus stellt Christus als den niedrigen Diener vor. Wer fragt schon nach dem Stammbaum eines Dieners? Von einem Diener wird lediglich erwartet, dass er treu seine Arbeit tut.

Johannes: Wie sollen wir die Linie dessen aufspüren, der im Anfang, ehe ein Geschöpf existierte, schon bei Gott war und selbst Gott war? Er ist in der Tat der Ursprung aller Geschlechtsregister! Wenn also sein Dienst das Geschlechtsregister aus dem Bericht von Markus auszuschließen scheint, so ist es seine Gottheit – die vorherrschende Wahrheit des Johannesevangeliums –, die es hier unpassend erscheinen lässt. Doch was ist über Matthäus und Lukas zu sagen?

Matthäus (Mt 1,1-17) verfolgt in seinem Evangelium vom Königreich die Vorfahren Christi zurück über den König David bis hin zu Abraham, weil alle Hoffnungen Israels mit dem zusammenhingen, was diesen beiden Personen geoffenbart worden war. Christus kam mit all den Kennzeichen des Königreichs, wie es dem Sohn Davids verheißen war. Würde Er jedoch als Sohn Davids abgelehnt werden, so brächte Er als Sohn Abrahams immer noch Segen, nicht nur für die Juden, sondern auch für die Nationen. Deshalb beginnt Matthäus mit dem Geschlechtsregister des Herrn Jesus bei Abraham und lässt uns die königliche Linie über Salomo (Mt 1,6) sehen. Zwei Bedingungen musste der Messias unbedingt erfüllen: Erstens musste Er von einer Jungfrau geboren werden, und zweitens musste Er Erbe der königlichen Rechte sein. Das war Er nur als Nachkomme von Salomo, dem Sohn Davids. Durch Joseph, den Mann von Maria, erbte Christus das Anrecht auf den Königstitel, denn Joseph war direkter Nachkomme Salomos.

Lukas (Lk 3,23-38) schrieb sein Evangelium für die Nationen, von denen nicht zu erwarten war, dass sie gleichermaßen an dem Messias der Juden und seiner Verwandtschaft interessiert waren. Aber wenn sie nach den ersten drei Kapiteln etliches darüber erfahren hatten, wer Jesus war, würde es für sie doch interessant sein, seine Abstammung als Mensch zu sehen. So finden wir hier denn auch ein Geschlechtsregister bis auf Adam, den Vater des ganzen Menschengeschlechts.

Es fällt auf, dass der Stammbaum Christi hier erst nach seiner Taufe erscheint. Der Jude würde beim Lesen des Berichts von Matthäus zuallererst gefragt haben: „Entsprach die Geburt Jesu den Prophezeiungen des Alten Testaments?“, bevor er weitergelesen hätte! Beim Lukasevangelium kann der Leser sich fragen: Wer ist denn nun dieser getaufte Mann? Das nachfolgende Geschlechtsregister wird nicht mit seiner Geburt verbunden, sondern damit, dass Er in Erscheinung tritt, um von Johannes im Jordan getauft zu werden. Und bemerkenswerterweise geht sein Geschlechtsregister nicht nur zurück auf Adam, sondern bis auf Gott. Christus, der Mensch, war der Sohn Gottes.

Ein anderer wichtiger Punkt ist, dass die Linie hier über Nathan läuft, der auch ein Sohn Davids war (Lk 3,31), aber ohne Anrecht auf den Königsthron. Dieses Recht hatte nämlich Salomo. Was wir hier vor uns haben, ist ohne Zweifel das Geschlechtsregister von Maria.

William Kelly schreibt:

Die richtige Weise, Lukas 3,23 zu lesen, ist: „Und er selbst, Jesus, begann ungefähr dreißig Jahre alt zu werden, (und war, wie man meinte, ein Sohn Josephs), des Eli, des Matthat, des Levi, usw.“ Maria war, wie selbst der Talmud bestätigt, eine Tochter Elis aus der Nachkommenschaft Nathans. „Und war, wie man meinte, ein Sohn Josephs“ ist die richtige Wiedergabe dieses Zwischensatzes. Es verwundert nicht, dass Satan versucht, die beiden Geschlechtsregister, das von Joseph und das von Maria, die in der Tat verschieden sind, in Widerspruch zueinander zu setzen. Doch beide sind für die Wahrheit notwendig. Der Fehler, der meistens gemacht wird, ist, dass man den Hinweis auf Joseph nicht als Einschiebung ansieht, was er offenkundig ist, sondern als Anfangspunkt der Linie, die in Wirklichkeit mit Eli beginnt, dem Vater der Maria!

Joseph ist als ihr Mann Elis Sohn (eigtl. Schwiegersohn). In dem Evangelium von Christus als Mensch [Lukas] haben wir Maria vor uns, im Evangelium vom Königtum [Matthäus] dagegen Joseph.

Vergleiche:

  1. Bei Matthäus: die königliche Linie, von Abraham über den König David und den König Salomo hin zu Joseph (siehe Jeremia 22,24-30, wonach Jekonja – oder Konja – bezüglich des Thrones „kinderlos“ sein sollte.
  2. Bei Lukas: die gesetzliche Linie, von Joseph durch die Heirat mit Maria zu Eli und damit zum Prinzen Nathan (1Chr 3,5).

Obwohl Salomo seinem Vater als König folgte, war Nathan älter als Salomo und hätte vom Gesetz her Salomos Recht auf die Thronfolge anfechten können! Dieses „Anrecht“ Nathans auf den Thron warf einen Schatten auf den Königstitel Salomos.

Maria, die Mutter Jesu, gehörte zu den direkten Nachkommen Davids durch Nathan, den gesetzlichen Thronerben! Doch sie kommt in der königlichen Linie der Nachkommen über Salomo nicht vor. Auf welche Weise konnte nun das Recht Jesu auf den Thron Davids herbeigeführt werden? Durch die Heirat der Maria. Gott selber sorgte dafür, dass Maria (nach der Empfängnis ihres Sohnes) einen Mann heiratete, der wegen eines Fleckens bei seinen Vorfahren nicht der natürliche Vater Jesu sein konnte. Joseph war ja ein direkter Nachkomme Davids durch die königliche Linie Salomos. Aber in dieser Linie gab es einen gewissen Jekonja (Mt 1,11.12), der in Jeremia 22 Konja genannt wird, den Gott verflucht hatte. Kein Nachkomme Konjas, also auch nicht Josephs, würde auf dem Thron Davids sitzen und über Juda regieren.

Dies bringt für immer die Behauptung zum Schweigen, Joseph sei der „natürliche“ Vater Jesu, und bestätigt die Tatsache seiner übernatürlichen Geburt. Die Heirat von Joseph und Maria machte Jesus zum angenommenen Sohn und gesetzlichen Erben Josephs. Der Titel wurde so – unbeeinflusst vom Fluch, der über Konja ausgesprochen worden war – an den weitergegeben, auf den sich durch Nathan und Salomo das ausschließliche Recht auf den Thron Davids konzentriert.


Originaltitel: „Das Geschlechtsregister Jesu“
aus Hilfe und Nahrung, Ernst-Paulus-Verlag, 1995, S. 358–363


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