Das Brandopfer
3. Mose 1

Charles Stanley

© SoundWords, online seit: 10.01.2024

Leitverse: 3. Mose 1

Der Opfernde kann ein Rind, ein Schaf, eine Ziege oder ein Geflügel, nämlich eine Turteltaube oder eine junge Taube, darbringen. Aber in allen Fällen muss der Tod eintreten. Kains Opfer – das heißt ein Opfer ohne den Tod des Sühnopfers [vgl. 1Mo 4,3] – kann nicht angenommen werden. Wie viel oder wie wenig wir von Christus verstehen: Wir müssen anerkennen, dass sein Sühnopfer absolut notwendig ist.

3Mo 1,5: Er {der Opfernde} soll das junge Rind schlachten vor dem HERRN; und die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut herzubringen und das Blut ringsum an den Altar sprengen, der am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft ist.

Das Rind muss vor dem Herrn geschlachtet werden. Das Blut muss vergossen und gesprengt werden. Nur durch das Blut Jesu können wir Gott nahen. Das dürfen wir niemals vergessen. Das Blut gibt uns die Freimütigkeit, in das Heiligtum einzutreten [Heb 10,19]. Wenn wir versuchen, auf irgendeine andere Weise hineinzugehen als durch Blut, werden wir mit Sicherheit nicht angenommen, so wie Kain nicht angenommen wurde [1Mo 4,3-5].

Betrachten wir nun die Einzelheiten, die uns der Heilige Geist vor Augen führt. Das Brandopfer wird zubereitet:

3Mo 1,6: Er soll dem Brandopfer die Haut abziehen und es in seine Stücke zerlegen.

Was war das für eine Nacht – die Nacht, bevor Jesus zum Kreuz geführt wurde! Welche Leiden, Leiden, die wir kennen, und Leiden, die wir nicht kennen! Wie empfand Er den Abschied; wie empfand Er den Verrat; wie empfand Er die Verleugnung und das Verlassenwerden – den brutalen Spott der Soldaten und den unbändigen Hass des Teufels und der Menschen! O Herr Jesus, was war das für eine Nacht für Dich! Aber was war das alles gegen das Feuer auf dem Altar, das prüfende Gericht Gottes, und doch war alles „ein lieblicher Geruch dem HERRN“ (3Mo 1,9)!

Das Opfer musste gewaschen werden, damit es ein geeignetes Bild für den Heiligen Gottes [Christus] sein konnte:

3Mo 1,9: Sein Eingeweide und seine Beine soll er mit Wasser waschen.

Die innersten Gedanken seines Herzens wie auch jeder Schritt seines äußeren Wandels, alles war göttlich rein: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17). Der Kopf und alle Stücke der Opfergabe wurden auf das Holz gelegt, das heißt auf das Feuer, das auf dem Altar ist. Ja, der Kopf, das heißt die ganze Majestät und Herrlichkeit Immanuels, wurde auf das Holz und das Feuer gelegt. Was für ein Opfer „lieblichen Geruchs“. Was für ein Opfer für einen lieblichen Geruch. So wird die Kostbarkeit der Person Christi auf dem Altar dargebracht, ein lieblicher Geruch für Gott. Aber was bedeutet all dies?

Es ist sicher hilfreich, wenn wir uns vor Augen führen, dass es hier nicht um die Erlösung aus Ägypten geht, sondern um Gottes Verordnung für ein erlöstes Volk. Wenn wir das gut verstehen, dann werden die Opfer äußerst interessant und sehr hilfreich für uns. Vielleicht sagst du: Als ich zum ersten Mal an das Evangelium glaubte, wusste ich, dass ich durch das Blut Christi erlöst bin, ja dass sogar meine Sünden vergeben sind; aber wenn ich an all mein Versagen und meine Fehltritte seither denke, wie kann ich dann weiterhin in der Gunst Gottes stehen?

Das Gesetz des Brandopfers ist die Antwort auf die Frage, wie ich weiterhin in der Gunst Gottes stehe:

  • 3Mo 6,2.5: Dies ist das Gesetz des Brandopfers. Dieses, das Brandopfer, soll auf seiner Feuerstelle sein, auf dem Altar, die ganze Nacht bis zum Morgen; und das Feuer des Altars soll darauf in Brand erhalten werden. … Und das Feuer auf dem Altar soll darauf in Brand erhalten werden, es soll nicht erlöschen.

Auf diese Weise lehrt uns unser Gott, dass Er für uns Vorsorge trifft; dass unsere Annahme in dem lieblichen Geruch Christi immerwährend ist. Wir dürfen dies nicht mit der Auferstehung verwechseln, denn hier im Brandopfer geht es um Sühnung; doch bei der Auferstehung Christi geht es nicht um Sühnung, sondern um unsere völlige Rechtfertigung. Die Hand wurde auf den Kopf des Brandopfers gelegt, damit es [von Gott] angenommen wurde. Das ist unsere Einsmachung mit Christus, und zwar im lieblichen Geruch seines Opfers; und das gilt fortwährend.

Was für eine erstaunliche Gnade! Nicht, dass sie bis zu unseren Segnungen in den himmlischen Örtern in Christus reicht; aber hier auf der Erde – die ganze dunkle Nacht hindurch, bis der Morgen ohne eine Wolke anbricht – lernen wir, wie wir fortwährend mit Ihm einsgemacht sind in dem „lieblichen Geruch“ seines Opfers: von unserer Erlösung bis zu dem Zeitpunkt, wenn wir sein Angesicht sehen.

Wenn wir uns nun Hebräer 10 zuwenden, sehen wir dies sehr deutlich. Wir lernen, dass diese beständig wiederholten und fortwährenden Opferungen an sich den Anbeter niemals vollkommen machen können. Denn wenn sie es könnten, dann wären sie nicht mehr dargebracht worden. Die Israeliten waren erlöst, sie hatten das Schilfmeer durchquert, aber dennoch gab es immer wieder „ein Erinnern an die Sünden“ (Heb 10,3), und das Gewissen war nie vollkommen. Diese Schatten konnten weder das Herz Gottes befriedigen noch den Anbeter vollkommen machen. Sie dienten dazu, auf den hinzuweisen, der kam, um den Willen Gottes zu tun [Heb 10,7]:

  • Heb 10,10: Durch diesen Willen sind wir geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi.

Das ist weder unsere Erlösung noch unsere Wiedergeburt noch unsere Bekehrung, sondern unsere völlige Absonderung zu Gott hin in dem lieblichen Geruch des Opfers Christi für Gott – alles durch dasselbe Opfer.

Die Opfergaben des Gesetzes konnten niemals eine dauerhafte Vollkommenheit bewirken.

  • Heb 10,12: Er aber, nachdem er ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht hat, hat sich auf immerdar gesetzt zur Rechten Gottes.

Die Opfer des Gesetzes werden in Kontrast dazu gesetzt, denn nichts Endliches konnte das Bild sein von dem, was unendlich ist. Das Werk der Priester war nie vollendet. Das Werk Jesu dagegen ist vollbracht: Er „hat sich gesetzt zur Rechten Gottes“.

  • Heb 10,14: Mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden.

Betrachten wir vorerst nur den Brandopferaspekt dieses kostbaren Verses. Christus hat seinen Willen freiwillig Gott übergeben, wie Er sagt:

  • Heb 10,6.7: An Brandopfern und Opfern für die Sünde hast du kein Wohlgefallen gefunden. Da sprach ich: Siehe, ich komme (in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben), um deinen Willen, o Gott, zu tun.

In der makellosen Reinheit seiner Person hat Er Sühnung getan und uns in dem lieblichen Geruch dieses Opfers mit sich selbst einsgemacht, so dass wir beständig vollkommen sind – die ganze dunkle Nacht hindurch, bis der Morgen kommt, wenn wir, auferweckt in Herrlichkeit, Ihn sehen werden, wie Er ist, und Ihm gleich sein werden.

Verstehst du nun, dass dies nichts mit deiner Bekehrung zu tun hat, sondern mit deinem ganzen Weg von dem Augenblick deiner Bekehrung bis zum Ende deiner Reise?  […] Was auch immer nach deiner Bekehrung kommt, der erste Gedanke Gottes ist, dss wir, die Erlösten, durch dieses eine Opfer für immer vollkommen gemacht sind. Der Heilige Geist ist der Zeuge für diese Tatsache:

  • Heb 10,15: Das bezeugt uns aber auch der Heilige Geist.

Viele meinen irrigerweise, sie müssten etwas Großartiges tun, um diese Vollkommenheit zu erlangen. Noch einmal: Musst du etwas tun oder hat Er etwas getan? Die Antwort: „Mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden“ (Heb 10,14).

In dem Opfer ist Christus alles. Er kam aus der höchsten Herrlichkeit und brachte sich selbst ohne Makel Gott dar. Er war der Priester und Er war das makellose Opfer. Er opferte sich selbst Gott zum lieblichen Geruch, um Sühnung zu tun. Das Feuer des göttlichen Gerichts brachte nur den lieblichen Geruch für Gott hervor. Und Gott hat uns geheiligt, uns abgesondert durch dieses eine Opfer. Und indem Christus sich selbst geopfert hat, hat Er unser Gewissen ein für alle Mal für immer gereinigt, denn das bedeutet dieses [griechische] Wort, das mit „auf immerdar“ übersetzt wird.

Hast du das Zeugnis des Heiligen Geistes? Glaubst du seinem Zeugnis über Jesus? Kann sich der liebliche Geruch der Person, die sich für dich hingegeben hat, jemals ändern? Und bist du durch das Blut Christi, das die Grundlage von allem ist, nicht nur erlöst, sondern bleibst du ein immerwährender Anbeter in dem unveränderlichen Wert und der Vollkommenheit dieses einen Opfers?

Der liebliche Geruch dieses einen Opfers wird niemals vergehen. Vielleicht besteht die dreisteste Bosheit, zu der der Mensch fähig ist, darin, zu leugnen, dass dieses eine Opfer für immer wirksam ist, und es zu wagen, eine Nachahmung dieses Opfers für die Lebenden und die Toten darzubringen, jedoch ohne Blut. In den finsteren Zeiten [im finsteren Mittelalter], als die Menschen die Heilige Schrift nicht kannten, wurde dies hingenommen. Aber wer den Heiligen Geist hat, erkennt, dass Menschen, die die Heilige Schrift besitzen, heute dennoch ihr Äußerstes tun, um das falsche Messopfer wieder einführen. Dies muss das Vorspiel zum Gericht Gottes über eine abgefallene Christenheit sein.

Es ist ein ernster Augenblick. Glaubst du Gott – sowohl in der typologischen Lehre von 3. Mose 1 als auch in der Erklärung des Geistes in Hebräer 10?

Vielleicht verstehen wir wenig und unser Glaube ist nur schwach. Aber beachte: Ob der Mann ein Rind, ein Schaf, eine Ziege oder ein Geflügel darbrachte, die Wahrheit ist dieselbe:

3Mo 1,9: Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN.

Ja, das ist die Liebe Gottes, unseres Vaters. Er möchte, dass die Geringsten, die Schwächsten seiner bluterkauften Kinder wissen, dass sie mit seinem geliebten Sohn einsgemacht sind in dem lieblichen Geruch seines Werkes und seiner Person. Sie sollen nicht bloß darauf hoffen, sondern es wissen. Wir sind bei Gott angenommen; das heißt, wir sind auf immer vollkommen gemacht in Bezug auf unser Gewissen, auf Sündenanklage oder das Böse. Das war der Wille Gottes. Christus kam, um den Willen Gottes zu tun. Sein Wille ist geschehen. Er hat die, die geheiligt sind, für immer vollkommen gemacht.

Die Einzelheiten der Gedanken Gottes in den verschiedenen Anwendungen des Brandopfers sind sehr kostbar. […] Es ist vielleicht genug gesagt worden, um dem Leser den Gegensatz zwischen dem Passah und dem Brandopfer aufzuzeigen. Als wir zum ersten Mal zu Gott gebracht wurden, war das wie bei Israel, das durch das Blut des Lammes aus Ägypten erlöst wurde. Aber wie viel haben wir danach auf unserem Weg durch die Wüste von dem Reichtum seiner Gnade zu lernen. Und wie viel wird uns in den Schriften des dritten Buches Mose offenbart. Sogar bei den großen Festen des HERRN steht das Passahfest an erster Stelle (vgl. 3Mo 23).

Die vollkommene Ordnung des Wortes Gottes ist wunderbar. Oft übersehen wir diese Ordnung, weil unsere Gedanken durcheinander und verworren sind. Wer kann schon sagen, wie gesegnet wir sind, wenn wir verstehen, dass das Brandopfer für uns wirksam ist, während wir auf dem Weg durch die Wüste sind? Nun, wir können nur sagen, dass wir uns über einen solchen Gott und Vater freuen. […]


Aus „Short Papers on the Offerings: No. 4 – the Burnt Offering“
in Things New and Old, Jg. 28, 1885, S. 288–295
Quelle: www.bibletruthpublishers.com

Übersetzung: Stephan Isenberg

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