Nichts außer Christus
Jesus im Hebräerbrief

John Gifford Bellett

© SoundWords, online seit: 30.10.2023

Der Hebräerbrief ruft uns dazu auf, alles für Christus zu verlassen. Was auch immer die Dinge sein mögen, derer wir uns bisher gerühmt haben – es ist notwendig, sie jetzt aufzugeben und an ihrer Stelle Jesus, den Sohn Gottes, zu empfangen:

  • Die Engel müssen dem Sohn Platz machen.
  • Mose, der Diener des Hauses, weicht Christus, der der Baumeister ist.
  • Josua, der alte Heerführer, der Israel nach Kanaan führte, wird von Christus abgelöst, dem Anführer des Heils, der jetzt die Kinder zur Herrlichkeit führt.
  • Aaron, der fleischliche und sterbliche Priester, wird durch den wahren Melchisedek abgelöst, der im himmlischen Heiligtum für immer lebt und dient.
  • Der alte Bund weicht dem neuen, den Jesus verwaltet, und gleichzeitig weichen die alten fleischlichen oder irdischen Ordnungen den geistlichen und wirksamen Diensten des himmlischen Priesters.
  • Und schließlich weicht das Blut der Opfer dem Blut Christi, das durch den ewigen Geist dargebracht wird.

Dies sind einige der Hauptmerkmale dieses göttlichen und herrlichen Briefes, der damit alles zunichtemacht, worauf der Mensch sein Vertrauen gesetzt hat. Stattdessen führt er den Herrn Jesus, den Sohn Gottes, als den Gegenstand der Herrlichkeit und die einzige Zuflucht der armen Seelen ein.

Doch das war eine schwer zu ertragende Lehre, besonders für ein Volk wie die Juden, die ihr Vertrauen in so vielerlei Hinsicht auf das Gesetz gesetzt hatten sowie auf die Gerechtigkeit durch das Gesetz. Auch bei uns in der heutigen Zeit, wo Menschen inmitten so vieler religiöser Ausprägunen mit Autorität andere Grundlagen des Glaubens und der Zuversicht als Jesus vorstellen und wo Menschen diese blindlings annehmen, müssen wir sorgfältig prüfen, was die Grundlagen dieser Lehre sind.

In diesen Tagen, in denen die ganze Schöpfung seufzt, dürstet die Seele nach diesem schlichten Evangelium, das uns verkündet, dass Jesus vollkommen ausreicht; und es ist die Absicht des Heiligen Geistes im Hebräerbrief, der dürstenden Seele zu offenbaren, warum sie Jesus als alles, was den Gegenstand ihres Vertrauens und ihrer Herrlichkeit bildet, annehmen kann. Der Brief erklärt, was ihn ermächtigt, Jesus auf diese Weise zu würdigen – Ihn als unvergleichlich wertzuschätzen – und zu urteilen, dass Er, mit einem Wort gesagt, der einzige Halt für den armen Sünder ist.

Wie aber versichert uns der Heilige Geist in diesem Brief diese Wahrheit? Wie zeigt der Geist uns, dass es zu unserem eigenen Heil dient, jede andere Stütze fahren zu lassen, um niemand anders als Christus allein als Halt zu haben? Er zeigt es uns auf die einzige Art und Weise, wie das möglich ist: nämlich indem Er unserer Seele die Wertschätzung vor Augen führt, die Gott Christus entgegenbringt.

Das, was den Wert rechtfertigt, den ich Christus beimessen soll, ist, dass Gott uns schon vorher den Wert bekanntgemacht hat, den Christus besitzt. Wenn meine Seele ihr Vertrauen nur auf Ihn setzt, kann ich mich nur darauf stützen, indem ich die Grundlage des Vertrauens Israels zur Zeit der Blutbesprengung in Ägypten sehe. Gott hatte dieses Blut verordnet: Das ist meine göttliche Zusicherung; und der Hebräerbrief garantiert sie mir. Er spricht zu mir von dem hohen Wert, den Gott in Christus sieht; er sagt mir, wie klar, einfach und ausschließlich Gott alles, was die Seele erleichtern kann, auf Christus gelegt hat.

Das ist der Grund, warum dieser herrliche Brief mit so viel Wohlgefallen auf Christus verweilt in all seinen gegenwärtigen Beziehungen zu uns, in all den Diensten, die Er für uns vollbringt. Das erklärt die zahlreichen Zitate (Heb 1), die Jesus weit über die Engel erheben; das erklärt den herrlichen Bericht, den Hebräer 2 über die Würde des Menschensohnes abgibt; das erklärt die Aussagen über seine große Überlegenheit über Mose (Heb 3); das erklärt die reichlichen und vielfältigen Zeugnisse (Heb 4) über sein Priestertum, das auf ganz andere Weise das ersetzt, womit Aaron geehrt wurde oder was das Gesetz gewährte (Heb 7). Das ist der Grund, warum Christus dargestellt wird als gesalbt und durch einen Eidschwur geweiht und sitzend in den Himmeln inmitten des Heiligtums sowie zur Rechten der Majestät (Heb 7–8).

In all dem haben wir die Hand Gottes selbst, die das Verdienst Jesu verherrlicht und Ihn in seiner Würde erhebt, die im Himmel und auf Erden erkannt wird. Die Seele wird auf das Eindringlichste eingeladen, bei diesem großen Werk, bei diesem göttlichen Beweis des Verdienstes Jesu zugegen zu sein. Ebenso wurde der Gemeinde Israels befohlen, an der Tür der Stiftshütte zu warten, damit jeder für sich selbst betrachte und wisse, wie zufrieden Gott mit dem Priester war, damit jeder, wie groß die Gemeinde auch sein mochte, persönlich, individuell alle Freiheit habe, sich der Fürsorge und Fürbitte Aarons zu überlassen (3Mo 8–9). Es war eine Angelegenheit, die jeden Einzelnen betraf; und dieselbe Freiheit sollte auch jedem Einzelnen von uns zustehen.

Die Seele ist eine Sache, die uns selbst betrifft; denn es steht geschrieben: „Keineswegs vermag jemand seinen Bruder zu erlösen“ (Ps 49,8), und wir selbst sind es, die das göttliche Heilmittel kennen und es besitzen sollen. Kein gläubiger Bruder kann für uns hören und glauben; keine Kirche kann uns vertreten; wir müssen selbst an der Tür der Stiftshütte stehen; wir müssen selbst den Wert Jesu erkennen, den Er in den Augen Gottes hat, und der Hebräerbrief ist damit betraut, dieses Geheimnis im Allerheiligsten zu offenbaren. Er wendet sich nicht an eine bestimmte Gruppe von Privilegierten, sondern an uns alle, damit wir dort die gesegneten Früchte dieses gesicherten Vorrats, der in Christus aufbewahrt ist, sammeln können.

Es geht in diesem Brief nicht um eine bestimmte Kirche, auch nicht um eine Klasse von Privilegierten, so wie man sehr oft glaubt und sagt; sondern die Stimme des Geistes wendet sich unmittelbar an die Seele, damit sie den kennenlernt, in den Gott die für sie notwendige Hilfe gelegt hat. In diesem Brief atmet unsere Seele gewissermaßen den Duft eines Ortes, den der Herr gesegnet hat, und der Glaube atmet den Duft Christi; die Seele erfreut sich an Christus, wie Gott selbst sich an Ihm erfreut, und wir haben das göttliche Licht in unserem Herzen, wir sind aus der Finsternis zum Licht Gottes bekehrt. Mit einem Wort: Gott wird unser Eigen.

Und noch etwas anderes enthält dieser Brief: Er lässt uns verstehen, in welchen Charakteren Gott diesen ausschließlichen Wert auf Christus gelegt hat; und diese Charaktere entsprechen unseren Bedürfnissen voll und ganz:

  • das Opfer oder die Opfergabe (Heb 9,14
  • der Priester (Heb 7)
  • der Prophet oder Lehrer (Heb 2,1-4)
  • der Anführer, der die Seinen zur Herrlichkeit führt (Heb 2,10)

In all diesen Eigenschaften, wie auch in jeder einzelnen von ihnen, sehen wir, wie Christus von Gottes Hand genauestens wertgeschätzt wird, und wir finden Ihn vollkommen so, wie es für Menschen, die so erbärmlich sind wie wir, notwendig ist. Gott zufolge ist Jesus

  • ein Opfer, das vollkommen geeignet ist, um Reinigung zu vollbringen;
  • ein Priester, der vollkommen geeignet ist, um Fürsprache zu halten;
  • ein Prophet, der vollkommen geeignet ist, um zu belehren; und
  • ein Führer, der vollkommen geeignet ist, um uns sicher und tadellos in die Herrlichkeit zu bringen.

Das ist genau das, was wir brauchen.

Dieser Brief zeichnet den Weg nach, den wir zurückgelegt haben: von unserem Verbannungsort als Sünder bis hin zu unserer Wohnstätte in der Herrlichkeit, wo wir in der Gemeinschaft mit Jesus sein werden. Ja, wir lesen dort deutlich von unseren Anrechten, und wir ruhen auf Jesus als unserem Opfer, unserem Priester, unserem Propheten und unserem Führer, denn Gott hat Ihm alles gegeben, was an diesen Eigenschaften, mit denen Er für uns ausgestattet ist, von Wert sein kann, und Gott hat Ihn hochgeschätzt aufgrund seines Werkes, seiner Person und seines Gehorsams, weil Christus sein Blut vergossen und den Willen Gottes für uns vollständig erfüllt hat. In diesem Brief kann die Seele seine Titel lesen, nicht nach der Einschätzung, die sie selbst von ihnen macht, sondern nach der, die Gott von Christus macht.


Engl. Originaltitel: „Nothing but Christ“
aus Musings of Scripture, Bd. 1
Quelle: https://stempublishing.com

Übersetzung: Stephan Isenberg

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