Der Brief an die Hebräer (11)
Kapitel 11

David Willoughby Gooding

© CV Dillenburg, online seit: 06.02.2018, aktualisiert: 13.04.2023

Glaube

Wenn wir die Bedeutung dieses Kapitels für den gan­zen Brief richtig einschätzen wollen, dann müssen wir als Erstes beachten, dass es von der Tugend des Glaubens spricht. Das mag banal klingen, ist aber von großer Trag­weite. Das eine große Bedürfnis der Empfänger dieses Briefes war Glauben. Was ihr Benehmen in Frage stellte, war nicht ihre mangelnde Gottseligkeit, sondern ihr man­gelnder Glaube.

Wir erinnern uns noch daran, wie der Schreiber als Bei­spiel die Erfahrung der Väter in der Wüste anführte und darauf verwies, dass die Israeliten aus Mangel an ebendie­ser Haltung nicht in das Erbe eingehen konnten. Sie konn­ten ihres Unglaubens wegen nicht eingehen. Nachdem der Schreiber die lehrhaften Fragen behandelt und seinen Volksgenossen die Frage unmissverständlich vorgelegt hat, fasst er am Ende von Kapitel 10 noch einmal alles wie folgt zusammen: Entweder geht man voran und wartet gedul­dig auf das Kommen des HERRN, indem man im Glau­ben lebt (denn Gott hat gesagt: Der Gerechte wird aus Glauben leben), oder aber man zieht sich zurück, gibt also jedes Bekenntnis des Glaubens auf und geht verloren.

Was ist Glaube?

Kapitel 11,1.2

Heb 11,1.2: 1 Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht. 2 Denn in diesem haben die Alten Zeugnis erlangt.

Er beginnt damit, zu definieren und zu veranschauli­chen, was Glaube ist und was Glaube tut. Wir haben wie­derholt bemerkt, dass der in diesem Brief erwähnte Glaube der Glaube ist, ohne den kein Mensch Gott gefallen kann, ohne den man gar kein Gläubiger ist. Die Israeliten, von denen wir in den Kapiteln 3 und 4 lasen, glaubten dem Evangelium nicht. Sie waren damit überhaupt keine Gläu­bigen. Wir bleiben auch im Kapitel 11 bei dieser Definition des Glaubens. Wer diesen Glauben nicht hat, kann Gott nicht gefallen, ist ein Ungläubiger und wird verlo­rengehen.

Wir wollen gleichzeitig beachten, dass man Glauben nicht fein säuberlich in Fächer einteilen kann. Wir begin­nen unser Leben mit Gott durch Glauben. Dann ist es nicht eine andere Sorte Glauben, die uns weiterträgt, son­dern immer noch ganz einfach Glauben. Ich lese in der Schrift nirgends von verschiedenen Sorten des Glaubens, von einer Sorte etwa, durch die man Vergebung erlangt, und dann von einer anderen Sorte, durch die man das Christenleben meistert. Die Schrift kennt nur eines: Glau­ben. Der Glaube, mit dem wir begannen, ist auch der Glaube, der uns durchträgt. Und der Glaube, mit dem wir beginnen, enthält bereits alle Möglichkeiten und Fä­higkeiten zur Tat und zum Ausharren, die in diesem Ka­pitel illustriert werden. Wahrer Glaube ist aktiv, mutig, voller Energie, harrt aus und wächst.

Ja, der Glaube, durch den wir anfänglich Vergebung erhielten, hat diese Eigenschaft, sich unweigerlich im Le­ben zu manifestieren. Es gibt keinen Glauben, den man vollständig verbergen kann. Es gibt auch keinen Glauben, der nicht unser Leben umzugestalten vermag. Denn wah­rer Glaube ist etwas Lebendiges, das zu einem veränder­ten Leben führt, Mut in den Dingen Gottes weckt, handelt und ausharrt.

Wir lasen im Kapitel 6 dieses Briefes, wie Gott Abra­hams Glauben erprobte, und Abraham musste durch sein Benehmen seinen Glauben vor Gott demonstrieren. Gott schreckte nicht davor zurück, diesen Glauben zu erpro­ben. Gott wusste, dass dieser Glaube echt war, und es war Ihm eine Freude, diesem Glauben die Möglichkeit zu ge­ben, sich durch die Tat zu beweisen. Manchmal ist es mir nicht ganz wohl (es liegt mir allerdings fern, irgendjemand kritisieren zu wollen – ich weiß, wie schwer es ist, das Evangelium zu predigen), wenn ich höre, man müsse überhaupt nichts tun, um gerettet zu werden. Natürlich kann man sich das Heil nicht durch Leistung erwerben. Natürlich ist Glaube ein Ruhen im vollbrachten Werk Christi. Natürlich heißt Glauben Empfangen, nicht Geben.

Aber wahrer Glaube ist immer aktiv. Die gefallene Frau glaubte an die Botschaft des Heilandes, und weil sie glaub­te, kam sie und weinte zu Seinen Füßen. Ein Glaube, der sie nicht in Bewegung gesetzt hätte, wäre gar kein Glau­be gewesen. Die blutflüssige Frau glaubte an den Heiland, und weil sie glaubte, kämpfte sie sich durch die Menschen­menge und berührte den Saum Seines Gewandes. Ein Glaube, der nicht kommt und ergreift, ist gar kein Glau­be. Das gilt auch für die Bekehrung. Wahrer Glaube ist aktiv, kommt zum Retter und streckt bewusst die Hand aus, um das vom Retter Verheißene in Empfang zu nehmen.

Nicht im Schauen

Wenn wir jetzt weiterlesen, wollen wir es wiederum mit den Augen der Hebräer tun. Der Schreiber hat jetzt ge­nug geschrieben, um ihnen klarzumachen, dass sie, wenn ihr Bekenntnis des Glaubens an Christus echt ist, die jü­dische Religion bedingungslos hinter sich lassen müssen. Vielleicht hatten sie diese ganzen Jahre den geheimen Wunsch gehegt, dass man irgendwie Judentum und Chri­stentum miteinander vereinbaren könne, dass sie irgend­wie am Tempelsystem mit den Opfern, prächtig gekleideten Priestern, dem herrlichen Tempel festhalten und gleichzeitig an Jesus, als den jüdischen Messias, glau­ben könnten. Gewiss war der Patriotismus einiger so groß, dass sie meinten, sie könnten die Führer der Juden zur Nachfolge Jesu Christi bewegen und so ihre Stellung als angesehene Bürger innerhalb des jüdischen Gemeinwesens behalten.

Der Schreiber hat es überaus deutlich gesagt, dass das unmöglich war. Wahrer Glaube an den Herrn Jesus als Messias bedeutete die Preisgabe der jüdischen Religion, um hinauszugehen und außerhalb des Lagers einem ver­worfenen Messias nachzufolgen. Sie mussten also einen Tempel mit erhebender Tempelmusik, die man hören konnte, Weihrauch, den man riechen, und Gewänder, die man sehen, und Opfer, die man anfassen konnte, aufge­ben und stattdessen – wohin gehen? Vielleicht in einen kleinen Obersaal, wo man beinahe in Angst vor seinen Landsleuten zusammenkam, um sich dort einem Haufen Verachteter anzuschließen, die in den Augen der Weisen und Mächtigen dieses Zeitlaufs größtenteils verächtliche Leute waren. Damit waren sie von ihren eigenen Lands­leuten hinausgestoßen und verworfen und galten nicht mehr als Mitbürger des jüdischen Gemeinwesens; wurden als Tote angesehen, die keine irdische Heimat mehr hat­ten, von Familien getrennt wie ein Paulus, der sagen konn­te: Um Christi willen habe ich alles eingebüßt. Ja, sie würden damit möglicherweise ihre Häuser, all ihren Be­sitz verlieren und vielleicht ins Gefängnis geschleppt werden.

Ich kann es mir gut vorstellen, dass einige sich voller Bitterkeit fragten: „Und wo stehen wir heute? Unsere Vä­ter vor alters waren gesegnet und geehrt, und Gott über­schüttete sie mit irdischen Segnungen, solange sie Seinem Wort gehorchten; und wir, die wir Seinem Sohn nachge­folgt sind, was haben wir davon?“ Ja, sie hätten von An­fang an wissen müssen, dass das zum Glauben an Christus gehört. Es bedeutete, im Glauben zu wandeln, und sei es unter Verlust aller Güter.

Zuerst merken wir uns drei Dinge, die uns in den Ver­sen Hebräer 11,1.2.6 als Beschreibung des Glaubens genannt werden. Glaube ist die Überzeugung oder Gewissheit von Dingen, die man hofft (die man also noch nicht besitzt); eine Gewissheit, die mir sagt, dass sie mir gehören, so dass ich ler­ne, mit ihnen zu rechnen, als besäße ich sie schon. Glaube ist die Gewissheit, das Erproben und Erfahren von Din­gen, die man nicht sieht. Wir sind in Hoffnung gerettet, und viele Verheißungen Gottes betreffen zukünftige Dinge und können nicht gesehen werden. Der Glaube ist das, was uns diese Dinge zur erlebten Wirklichkeit werden lässt, so dass wir mit ihnen rechnen, als besäßen wir sie schon. Wir haben uns schon so an die Anwendung des Glaubens gewöhnt, dass wir überrascht sind, wenn wir uns einmal über all die Dinge Rechenschaft geben, mit denen wir ganz selbstverständlich, wie mit Realitäten, umgehen; dabei glauben wir sie nur. Wir glauben doch, dass Er wieder­kommt. Er ist noch nicht hier! Wir glauben, dass Er im Himmel ist, aber wir haben Ihn dort nie gesehen! Wir glauben, dass Er täglich für uns betet, aber wir haben Ihn noch nie gehört. Wir haben alles, was wir sind und ha­ben, von Seinem Opfer abhängig gemacht, aber wir wa­ren nicht dabei, als es gebracht wurde. Und woher wissen wir, dass Er auferstanden ist? Ja, wir haben uns schon so daran gewöhnt, unseren Glauben anzuwenden, dass die­se Dinge zu einem Teil unseres Lebens und unseres All­tags geworden sind. Seit wir gläubig wurden, haben wir allerdings auch festgestellt, dass diese Dinge real sind und der Probe der Erfahrung standhalten. Glaube ist die Gewissheit von Dingen, die man hofft, das Erproben von Dingen, die man nicht sieht.

Notwendig, um Gott zu gefallen

Kapitel 11,3-6

Heb 11,3-6: 3 Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist. 4 Durch Glauben brachte Abel Gott ein vorzüglicheres Opfer dar als Kain, durch das er Zeugnis erlangte, dass er gerecht war, wobei Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben; und durch diesen redet er noch, obgleich er gestorben ist. 5 Durch Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehe, und er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor der Entrückung hat er das Zeugnis gehabt, dass er Gott wohlgefallen habe. 6 Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner ist.

Jetzt werden drei grundlegende Dinge gesagt:

  1. Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten erschaffen wur­den – das hat etwas mit der Schöpfung zu tun.
  2. Durch Glauben brachte Abel ein besseres Opfer dar als Kain – das hat etwas mit Erlösung zu tun.
  3. Durch Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehen sollte – das hat etwas mit der kommenden Herrlichkeit zu tun: Er wurde verherrlicht, wie du und ich es eines Tages auch entrückt werden.

Dann folgt im Vers Hebräer 11,6 eine allgemeine Aussage, welche diese drei Dinge zu einer gesonderten Gruppe zu­sammenschließt. Das ist natürlich gewollt; denn die drei umschließen die gesamte Offenbarung Gottes: Schöpfung, Erlösung und Verherrlichung. Damit ist der Kreis ge­schlossen.

  1. Schöpfung. Durch Glauben verstehen wir, dass die Wel­ten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist. Die Dinge sind nicht, wie sie uns erscheinen. Wir stehen hier auf solider Terra firma; wir spüren das. Wir sind von Din­gen umgeben, die wir berühren, riechen, schmecken und sehen können. Und weil wir diese Dinge sinnlich wahr­nehmen, erscheinen sie uns wirklich. Und manchmal ha­ben wir große Mühe, sie zugunsten der unsichtbaren, geistlichen Welt hinter uns zu lassen, denn diese können wir nicht berühren. Aber überlege einmal einen Augen­blick. Woher kamen all diese Dinge, das Holz, das Ei­sen, diese Erde und all ihre Erzeugnisse? Existierten sie schon immer? Nein. Alles Sichtbare kam aus dem Un­sichtbaren. Die sichtbaren Dinge entstanden aus unsicht­baren Dingen.

    Du stehst auf etwas, was einst weder gesehen, berührt, geschmeckt noch gerochen werden konnte. Das ganze Uni­versum, in dem wir leben, ist also eine gigantische Ge­genstandslektion für den Glauben. Wärest du einige Augenblicke, bevor die Schöpfung ins Dasein gerufen wurde, neben Gott gestanden, dann hättest du gewalti­gen Glauben gebraucht, um überhaupt zu glauben, dass aus diesem Nichts etwas werden würde. Darum sollten wir es nie zulassen, dass die materielle Welt uns realer erscheint als die geistliche.

  2. Erlösung. Aber die einst ins Dasein gerufene Schöpfung fiel. Der erste Mensch in der Bibel, der öffentlich seine Überzeugung, dass mit der Welt etwas schiefgegangen war, zum Ausdruck brachte, war Abel. Er tat es, indem er ein besseres Opfer darbrachte als Kain. Obwohl er so früh in der Menschheitsgeschichte lebte, bewies er, dass er Gott glaubte, dass die Erde verflucht war. Er brachte ein blutiges Opfer, weil die Schöpfung durch Sünde verderbt worden war. Kain kümmerte das nicht. Er nahm das nicht ernst, dass die Schöpfung unter einem Fluch lie­gen sollte. So brachte er sein blutloses Opfer, als ob er mit Gott weitermachen könnte, als ob nichts geschehen wäre. Es brauchte einiges an Glauben, um angesichts ei­ner noch nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogenen Schöpfung, die noch beinahe in ihrer ursprünglichen Pracht glänzte, zu glauben, dass der Erdboden verflucht war.

  3. Verherrlichung. Wenn wir glauben, dass Gott diese Welt aus nichts schuf, dann ist das Nächste, das wir glauben müssen (und zwar weil Gott es gesagt hat und weil die Folgen ersichtlich sind), dass diese gegenwärtige Welt un­ter einem Fluch steht und dass wir deshalb erlöst werden müssen. Dann werden alle, die an Gott geglaubt haben, freudig das nächste große Ereignis abwarten. Der HERR wird kommen, und wir werden wie Henoch in Gottes Himmel entrückt werden. Das wird der Anfang jenes herr­lichen Zeitalters sein, des Tages des HERRN, an dem schließlich die gegenwärtigen Himmel und die gegenwär­tige Erde aufgelöst und eine ganz neue Schöpfung einge­führt werden wird.

Wir verstehen das alles durch Glauben, denn ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen, und wer Gott naht, muss glauben, dass Er ist und dass Er denen, die Ihn suchen, ein Belohner ist.

Somit schließen die drei ersten über den Glauben aus­gesagten Dinge Gottes gesamte Ratschlüsse und Absich­ten ein: Schöpfung, verderbte Schöpfung, Erlösung und Ziel, die Entrückung in einen anderen Bereich. Der Glau­be, der das wirklich glaubt, wird sich entsprechend ver­halten. In den nächsten vier Beispielen sehen wir, was solcher Glaube bei den Glaubenden bewirkte.

Auswirkungen des Glaubens

Kapitel 11,7-19

Heb 11,7-19: 7 Durch Glauben bereitete Noah, als er einen göttlichen Ausspruch über das, was noch nicht zu sehen war, empfangen hatte, von Furcht bewegt, eine Arche zur Rettung seines Hauses, durch die er die Welt verurteilte und Erbe der Gerechtigkeit wurde, die nach dem Glauben ist. 8 Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam, auszuziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme. 9 Durch Glauben hielt er sich in dem Land der Verheißung auf wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung; 10 denn er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. 11 Durch Glauben empfing auch selbst Sara Kraft, einen Samen zu gründen, und zwar über die geeignete Zeit des Alters hinaus, weil sie den für treu erachtete, der die Verheißung gegeben hatte. 12 Deshalb sind auch von einem, und zwar Erstorbenen, geboren worden wie die Sterne des Himmels an Menge und wie der Sand am Ufer des Meeres, der unzählig ist. 13 Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht empfangen, sondern sahen sie von fern und begrüßten sie und bekannten, dass sie Fremde und ohne Bürgerrecht auf der Erde seien. 14 Denn die, die solches sagen, zeigen deutlich, dass sie ein Vaterland suchen. 15 Und wenn sie an jenes gedacht hätten, von dem sie ausgegangen waren, so hätten sie Zeit gehabt, zurückzukehren. 16 Jetzt aber trachten sie nach einem besseren, das ist himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet. 17 Durch Glauben hat Abraham, als er geprüft wurde, Isaak geopfert, und der, der die Verheißungen empfangen hatte, brachte den Eingeborenen dar, 18 über den gesagt worden war: „In Isaak wird dir eine Nachkommenschaft genannt werden“; 19 wobei er urteilte, dass Gott auch aus den Toten aufzuerwecken vermag, von woher er ihn auch im Gleichnis empfing.

Durch Glauben bereitete Noah, nachdem er einen gött­lichen Ausspruch empfangen hatte, von Furcht bewegt die Arche, durch welche er die Welt verurteilte und Erbe der Gerechtigkeit wurde, die durch Glauben ist. Es war un­vermeidlich, dass er auf diese Weise die Welt verurteilen würde. Gott hatte Noah gesagt, dass diese Welt im Was­ser ertränkt, also untergehen würde. Darum war Noah weise und gehorsam und baute die Arche. Er dachte an seine eigene Sicherheit und an die seiner Familie. Ich den­ke nicht, dass es seine Absicht war, damit seine Zeitge­nossen zu verurteilen, obwohl er natürlich predigte und die Gottlosen vor dem kommenden Gericht warnte. Aber die bloße Tatsache, dass er eine Arche baute, verurteilte die Welt. Es hätte die Welt verurteilt, wenn Noah auch keine Silbe gesprochen hätte. Die bloße Tatsache, dass er eine Arche zur Errettung seines Hauses baute, erinnerte die Welt um ihn her, dass Gericht im Verzug war.

Das ist heute noch genau gleich. Wir sind nicht gewie­sen, eine Arche zu bauen, und das kommende Gericht wird ein anderes sein als in den Tagen Noahs. Aber man kann nicht ein wahrer Christ sein, ohne die Welt zu ver­urteilen. Ich habe Leute sagen hören: „Ja, ich glaube an Jesus Christus, aber viele meiner Freunde und Nachbarn glauben nicht. Ich möchte deshalb nicht behaupten, sie hätten unrecht.“ Man kann nicht auf diese Weise an Je­sus Christus glauben. Wenn man wirklich an das Evan­gelium glaubt, dann muss man auch glauben, dass alle, die das Evangelium von sich weisen, verlorengehen. Denn das Evangelium, das wir bekennen, ist ein Evangelium, das uns von dem kommenden Zorn rettet. Es rettet die Glau­benden, die Ungläubigen aber werden umkommen. Wenn dem nicht so wäre, wozu noch ein Evangelium? Wozu würde man dann noch Rettung brauchen? Nicht, dass wir Feinde der Welt sind; aber die bloße Tatsache, dass wir gerettet zu sein bekennen, dass wir auf einen Retter aus dem Himmel warten, auf den Herrn Jesus, der uns vor dem kommenden Zorn rettet, bezeugt, dass die Welt bei Seinem Kommen von Seinem Zorn heimgesucht werden wird.

Nach Noah kommt Abraham. Auch er glaubte. Er sag­te: „Diese Welt ist eigentlich kein Ort für mich; ich drehe ihr den Rücken zu.“ Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam und zog aus. Es war dabei nicht so wichtig, wohin er ging; ja, er wusste nicht, wo­hin er ging. Was er aber wusste, war, dass er auf Gottes Befehl hin auszog. Die Gesellschaft dieser Welt, die vom Fürsten dieser Welt beherrscht ist, geht ihrem Gericht ent­gegen; das sah er ganz klar. Darum verließ er sie und wur­de ein Pilger und Fremdling. Wahrer Glaube wird uns immer dazu bewegen; wenn nicht, dann haben wir das Evangelium, das wir bekennen, nicht begriffen.

Positv

Aber wahrer Glaube ist nicht nur negativ. Wahrer Glau­be nimmt nicht nur Gottes Stimme wahr, die uns sagt, diese Welt liege unter dem Fluch und der Fürst dieser Welt werde sie dem Untergang zuführen. Wahrer Glau­be ist positiv und sieht, was Gott an ihre Stelle gesetzt hat. Gott verlangt von uns nicht, dass wir etwas aufgeben, ohne uns zuerst vor Augen zu stellen, was Er bereitet hat. Als Abraham Ur in Chaldäa verließ, schaute er nicht bloß nach dem Land Kanaan im vorderen Orient aus; er sah weiter, nämlich die Stadt, die Grundlagen hatte, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.

Die ganze Welt, Palästina eingeschlossen, wird eines Ta­ges vergehen, sagte sich Abraham. Ich suche etwas Bes­seres, das auf besseren Grundlagen beruht und nie untergehen wird. Ich suche eine Stadt, eine Gemeinschaft, deren Planer und Erbauer Gott ist. Ich bin bereit, hier ein Pilger und Fremdling zu sein, bis es Gott gefällt, mich in meine himmlische Heimat zu nehmen.

Wahrer Glaube handelt immer so. Wir werden uns dann nicht in griesgrämiger Manier der Welt verschließen, wäh­rend wir uns insgeheim mit all dem brüsten, was wir auf­gegeben haben. Wahrer Glaube gebraucht die Welt und freut sich an den guten Gaben Gottes; aber er denkt im­mer daran, dass die Welt vergeht und dass wir einem hö­heren Ziel entgegeneilen. Glaube lässt uns im Herzen die Welt bereits verlassen.

Und in der Zwischenzeit? Verschränken wir die Arme und tun nichts? Nein. Durch Glauben hat Sarah – denn sie glaubte mindestens so viel wie Abraham – sich auch auf diese wunderbare Stadt gefreut, auf jene herrliche Ge­meinschaft der Erlösten, die einst die Himmel bevölkern wird … Durch Glauben bekam Sarah die Kraft, Mutter der unzählbaren Scharen zu werden, die jene herrliche Stadt einst bevölkern sollen. Das heißt positiv sein. Nicht Isolierung, mönchische Absonderung von der Welt. Sie glaubte so sehr daran, dass Gott einen wunderbaren Plan für die Zukunft hatte, eine weit bessere Welt; dass sie hier und jetzt anfingen, etwas für die Bevölkerung jener Welt zu tun.

Und das nicht bloß im physischen Sinn. Abraham und Sarah sind die geistlichen Eltern aller, die glauben. Abra­ham löste eine Bewegung aus, die auch uns ergriffen hat. Wir können Gott für Abrahams und Sarahs Glauben dan­ken. Wir „verdanken“ es ihnen, dass wir heute gläubig sind. Glaube besteht also nicht allein im Aufgeben, ob­wohl das zu wahrem Glauben gehört, sondern auch Im-sich-Ausstrecken nach Zukünftigem.

Im Glauben sterben

Lasst uns innehalten, bevor wir uns weitere Beispiele des Glaubens ansehen, uns jene allgemeine Aussage beach­ten: Diese alle sind im Glauben gestorben … (lies bitte die Verse Hebräer 11,13-16). Abraham biss nicht widerwillig in den sau­ren Apfel. Er hätte ja zurückgehen können. Er wurde aus Ur in Chaldäa nicht hinausgeworfen. Ich habe die Mei­nung schon gehört, wir seien nicht wie die Hebräerchri­sten, da sie ja keine Wahl gehabt hätten: Als Christen wurden sie ja aus dem Judentum hinausgeworfen. Aber heutigen Tages, da die Welt uns Christen gegenüber tole­ranter ist, ist es ganz angebracht, dass wir uns in ihre po­litischen Geschäfte und religiösen Ziele mischen, es sei denn, wir werden auch hinausgeworfen. Ich möchte aber auf vorliegende Tatsache aufmerksam machen: Abraham hätte zurückkehren können, wenn er gewollt hätte. Sie hätten ihn aufgenommen. Er wollte aber nicht. Er hatte das Bessere vor Augen: Sein Vaterland war ein himm­lisches.

Abraham gab sehr viel auf, denn er war kein armseli­ger Kleinbauer. Er entstammte einer fürstlichen Familie in Ur. Auch auf seinen Wanderungen in der Wildnis war er kein armer Mann. Er war reich, hatte einen riesigen Haushalt und sogar eine schlagkräftige Privatarmee. Er war auch als Pilger ein außergewöhnlich reicher Mann. Darum müsst ihr euch nicht vorstellen, ich riefe euch zu einem Bettlerleben, wenn ich sage, wir müssten seinen Fuß­stapfen folgen. Aber dennoch gab Abraham sehr viel an weltlicher Ehre, an Rang und an Ansehen auf.

Was wäre nun, wenn Abraham, endlich in der oberen Heimat angelangt, an den Mauern des Neuen Jerusalem entlangspaziert und enttäuscht feststellen müsste, er hät­te Größeres erwartet? Wenn es Abraham tatsächlich ent­täuschend finden sollte – was natürlich undenkbar ist –, aber gesetzt den Fall, er wäre enttäuscht, ja, dann hätte Gott allen Grund, sich zu schämen. Wenn Gott diesen Mann aus Ur in Chaldäa herausgerufen, ihn auf vieles hat verzichten lassen und ihn dann derlei enttäuscht, dass Er ihn nicht gebührend entschädigt, dann wäre es nur recht, dass Gott selbst sich schämte.

Aber ich beeile mich festzuhalten, was das Kapitel sagt, dass nämlich Gott keine Ursache haben wird, sich zu schä­men: Darum schämt sich Gott nicht, ihr Gott genannt zu werden; denn er hat ihnen eine Stadt bereitet. Gott hat alle ihre Wanderungen, alle ihre Tränen, ein jedes ihrer Opfer gezählt. Er kennt bis auf das letzte Zucken einen jeden Schmerz und bis auf den letzten Heller ein jedes Op­fer, das wir Seinetwegen auf uns genommen haben. So wird Gott sich freuen, wenn wir endlich bei Ihm sind. Er wird sich nicht schämen müssen, unser Gott genannt zu werden, der Gott, der alles vermag und der all ihr Seh­nen stillen und all ihre Wünsche erfüllen kann. Er wird sich nicht schämen, ihr Gott genannt zu werden, denn Er hat ihnen eine Stadt bereitet, die der Liebe und der All­macht Gottes würdig ist. Darum dürfen wir getrost in die Zukunft blicken, wie viel wir auch um des Evangeliums willen aufgegeben haben.

Glaubensproben

Wahrer Glaube ist kein Wunschdenken; wahrer Glau­be klammert sich immer an ein Wort, das Gott gegeben hat. Und wahrer Glaube wird durch viele Prüfungen ge­führt werden: Prüfungen durch Gott selbst, durch die Welt, durch die Umstände, seien diese Erfolge oder Misserfolge. Der Glaube wird immer gefordert werden, sei­nen Grund und seine Logik, seinen Mut und seine Entschiedenheit zu manifestieren, Erfolg und Katastro­phen zu tragen.

Darum erzählt uns das Kapitel im Folgenden, dass Abra­ham auf die Probe gestellt wurde. Er opferte seinen ein­zigen Sohn, an dem alle Verheißungen hingen. Gott gab Abraham gewaltige Verheißungen; und diese lagen alle auf Isaak. Und dann forderte Gott von Abraham die gan­ze Herrlichkeit zurück, um einer absolut unbekannten Zu­kunft in die Augen zu schauen.

Ich frage mich, was diese Hebräerchristen gedacht ha­ben mögen, als sie diesen Brief bekamen. Wurden sie nicht aufgefordert, es Abraham gleichzutun? Sie hatten so lange im Glauben gelebt, ihr einzigartiges nationales Erbe sei eine Gabe Gottes. Es war voll herrlicher Verheißungen. Und wurden sie jetzt nicht aufgefordert, das alles aufzu­geben, um sich in ein Nichts hinauszuwagen? Gott erwar­tete von ihnen, dass sie Ihm vertrauten, Er würde ihnen weit Größeres geben, als sie je aufgeben konnten. Was? Das Land verlieren, aus dem geliebten Jerusalem hinaus­gestoßen werden, die Religion, die Väter, die Priester, alles verlieren? Ja, antwortete Gott. So wie ich damals Abra­ham bat, alles zurückzugeben und mir zu vertrauen, ob­wohl es unmöglich und widersinnig schien, so bitte ich jetzt euch, göttlich erwählte Juden, das Gleiche zu tun: Verlasst euer Judentum, lasst alles hinter euch, und zieht aus in ein scheinbares Nichts mit meinem Wort als einzi­ger Garantie. Und irgendwie und zu Meiner Zeit werde Ich alle jene alttestamentlichen Verheißungen, die eure Na­tion betreffen, in Erfüllung bringen, auch wenn ihr das jetzt nicht verstehen und nach vollziehen könnt.

Kapitel 11,20-22

Heb 11,20-22: 20 Durch Glauben segnete Isaak in Bezug auf zukünftige Dinge Jakob und Esau. 21 Durch Glauben segnete Jakob sterbend jeden der Söhne Josephs und betete an über der Spitze seines Stabes. 22 Durch Glauben dachte Joseph sterbend an den Auszug der Söhne Israels und gab Befehl wegen seiner Gebeine.

Durch Glauben … Isaak – und durch Glauben … Ja­kob … Wie wenige Dinge werden in ihrem Leben als durch Glauben geschehen genannt! So viel wird hervor­gehoben, dass sie in die Zukunft blickten, was auch sonst in ihrem täglichen Leben passiert sein mag. Jakob schmie­dete sein Leben lang Pläne und arbeitete, um Reichtum und Ehre aufzuhäufen. Aber letztendlich lernte er, wie nichtig das alles ist. Er starb in einem fremden Land, auf seinen Wanderstab gestützt. Gratulierte er Joseph und be­wunderte er dessen Rang in Ägypten? Erfüllte ihn nur noch das Wissen, dass er selbst letztendlich größer war als Pharao? (Denn ohne allen Widerspruch wird das Gerin­gere vom Größeren gesegnet; und Jakob segnete den Pha­rao.) Nein, er ließ das alles hinter sich. Seine Augen waren auf die ferne Zukunft gerichtet, in der Gott alle Verhei­ßungen voll erfüllen würde. Und Jakob sagte: Der En­gel, der mich bewahrt hat, segne diese beiden Jünglinge. Sie haben eine große Zukunft vor sich.

Auch als Joseph schließlich an das Ende seiner glän­zenden Karriere als Verwalter Ägyptens kam, sagte er nicht: „Ich habe hier Großes geleistet; ich hoffe, meine Söhne werden es mir gleichtun.“ Nein, er sagte vielmehr: „Ägypten ist nicht das Eigentliche. Ich habe auch nicht die Absicht, hier eine Dynastie zu gründen. Nein; ihr Israeliten werdet zurückkehren. Bitte nehmt dann meine Ge­beine mit. Ich will kein herrliches Grab hier in Ägypten. Ich habe kein Verlangen, als einer der Großen in die Ge­schichte Ägyptens einzugehen, damit nachkommende Ge­nerationen mein Grab verehren. Nein. Nehmt meine Gebeine mit zurück. Ägypten ist nur ein Zwischenspiel. Gott wird Seine Verheißungen in der Zukunft noch er­füllen.“

Lohn des Glaubens

Kapitel 11,23-30

Heb 11,23-30: 23 Durch Glauben wurde Mose, als er geboren war, drei Monate von seinen Eltern verborgen, weil sie sahen, dass das Kind schön war; und sie fürchteten das Gebot des Königs nicht. 24 Durch Glauben weigerte sich Mose, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter des Pharaos zu heißen, 25 und wählte lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, als den zeitlichen Genuss der Sünde zu haben, 26 indem er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens; denn er schaute auf die Belohnung. 27 Durch Glauben verließ er Ägypten und fürchtete die Wut des Königs nicht; denn er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren. 28 Durch Glauben hat er das Passah gefeiert und die Besprengung des Blutes, damit der Verderber der Erstgeburt sie nicht antaste. 29 Durch Glauben gingen sie durch das Rote Meer wie durch trockenes Land, was die Ägypter versuchten und verschlungen wurden. 30 Durch Glauben fielen die Mauern Jerichos, nachdem sie sieben Tage umzogen worden ware.

Auch Mose gab alles auf – und das erforderte keinen geringen Mut. Es begann mit seinen Eltern … Sie verbar­gen ihn als Kind. Wie sie sich das vorstellten, dass sie ihn verstecken sollten, wenn er größer wurde und immer lau­ter schreien würde, ich weiß es nicht. Sie aber sagten: „Das ist ein Mensch, den Gott gebrauchen kann. Und sie ver­trauten, dass Gott einen Ausweg zeigen würde. Als dann Mose erwachsen geworden war, weigerte er sich, ein Sohn der Tochter des Pharao zu heißen und wählte lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, denn er hielt die Schmach Christi für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens. Habt ihr beachtet: die Schmach Christi. „Aber“, wendest du ein, „Christus war doch damals noch gar nicht geboren. Was wusste schon ein Mose von Jesus?“ Sehr wenig, wenn überhaupt etwas. Aber Mose wusste et­was von Christus. Er wusste um einen kommenden Mes­sias. Er wusste, dass der Messias eines Tages über die ganze Welt herrschen würde. Also sagte sich Mose: „Ich will bereit sein, wenn Er kommt; ich verlasse Ägypten. Ich will hier keine große Stellung. Wenn der Christus Seine Herrschaft aufrichtet, möchte ich auf Seiner Seite sein.“

Ich stelle mir vor, dass Mose vor seine Majestät, den Pharao, trat mit seinem Anliegen und dann der Pharao antwortete: „Was soll das Mose? Du willst Ägypten ver­lassen? Warum?“ – „Weil ich glaube, dass unsere Nation das Haupt der Nationen sein wird. Ich glaube, dass Gott eines Tages den Messias senden wird, und der Messias wird über allen stehen.“ – „So? Und wann soll Er denn kommen?“ – „Das weiß ich auch nicht.“ – „Warum gehst du dann jetzt schon? Warum nicht den Posten hier behal­ten, bis dein Messias kommt; dann kannst du immer noch hinüberwechseln.“ – „Nein, danke“, antwortete Mose, „ich weiß nicht, wann Er kommt, verstehst du. Er könnte je­derzeit kommen. Ich möchte von Anfang an auf Seiner Seite sein, und auf der Seite Seines niedrigen, verachte­ten Volkes.“

Natürlich war der Pharao böse; es war eine Beleidigung, dass jemand von Ägypten so wenig halten sollte. Aber Mo­se kümmerte sich nicht um die Wut des Pharao; er blieb bei seiner Überzeugung, indem er nicht auf Pharao blick­te, sondern auf „den Unsichtbaren“.

Denke nur nicht, du könntest in der Politik dieser Welt mitmischen, um dann beim Kommen Christi schnell die Seite zu wechseln. So wird das nicht gehen. Meinst du denn, die Politik dieser Welt werde die Seite wechseln, wenn Christus kommt? Lies im letzten Buch der Bibel. Wenn Christus kommt, wird die Weltpolitik mit aller Macht Ihm ins Angesicht trotzen und mit allen Mitteln Sein Kommen zu verhindern suchen. So steht es geschrie­ben. Wir, die wir an Ihn geglaubt haben, wollen Mut be­weisen und treu auf Seine Seite treten, jetzt schon. Wenn wir jetzt mit Ihm leiden, werden wir dann mit Ihm herrschen.

Durch Glauben feierte Mose das Passah. Durch Glau­ben zogen sie durch das Rote Meer. Wir lesen nicht von ihrem Glauben bei der Wüstenwanderung. Dort bewie­sen sie viel eher Unglauben als etwas anderes. Aber schließlich wurden alle Hindernisse überwunden, und durch Glauben fielen die Mauern Jerichos. Glaube kann Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, materielle Schwie­rigkeiten. Ihr könnt mir einzureden versuchen, so viel ihr wollt, die Mauern Jerichos seien durch ein Erdbeben ge­fallen. Sei es so. Es war Glaube an Gottes Wort, der Gott handeln ließ, so dass die Mauern dort und dann fielen. Wenn Gott sich eines Erdbebens bediente, dann stört mich das nicht. Er tat es als Antwort auf ihren Glauben; und das ist das Entscheidende.

Glaube ohne Befreiung

Kapitel 11,31-40

Heb 11,31-40: 31 Durch Glauben kam Rahab, die Hure, nicht mit den Ungläubigen um, da sie die Kundschafter in Frieden aufgenommen hatte. 32 Und was soll ich noch sagen? Denn die Zeit würde mir fehlen, wenn ich erzählen wollte von Gideon, Barak, Simson, Jephta, David und Samuel und den Propheten, 33 die durch Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen erlangten, der Löwen Rachen verschlossen, 34 des Feuers Kraft auslöschten, des Schwertes Schärfe entgingen, aus der Schwachheit Kraft gewannen, im Kampf stark wurden, der Fremden Heere zurücktrieben. 35 Frauen erhielten ihre Toten wieder durch Auferstehung; andere aber wurden gefoltert, da sie die Befreiung nicht annahmen, damit sie eine bessere Auferstehung erlangten. 36 Andere aber wurden durch Verhöhnung und Geißelung versucht und dazu durch Fesseln und Gefängnis. 37 Sie wurden gesteinigt, zersägt, [versucht,] starben durch den Tod des Schwertes, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach; 38 sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Höhlen und den Klüften der Erde. 39 Und diese alle, die durch den Glauben Zeugnis erlangten, haben die Verheißung nicht empfangen, 40 da Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns vollkommen gemacht würden.

Wir müssen die Übrigen, die durch Glauben große Tri­umphe feierten, Triumphe, die zu ihren Lebzeiten schon offenbar wurden, übergehen: Gideon und David und Simson und Jephtah. Wunderbare Siege krönten ihren Glau­ben. Aber wir müssen sie hier übergehen und uns einige Augenblicke mit dem größeren Heer all jener beschäfti­gen, die wegen ihres Glaubens an Gott und an Sein Wort verfolgt und eingekerkert wurden, heimatlos waren, in Höhlen hausten und zersägt wurden. Anstatt dass Gott eingriff und sie befreite, ließ Er sie all das durchstehen. Der Himmel schien ehern zu ihren Häuptern, die Verhei­ßungen schienen sie zu höhnen. Scheinbar hörte niemand ihre Gebete, und sie gingen unter. Und die Welt sagte: „Das hat man vom Glauben, seht ihr jetzt! Alles ein Bluff. Ihr betrügt euch doch nur selber, wenn ihr euch einbil­det, Gott sei auf eurer Seite und helfe euch.“

Wir wollen uns das gleich merken, dass es Gott nicht immer gefällt, jene, die an Ihn glauben, zu befreien. Pe­trus wurde aus dem Gefängnis befreit, aber Jakobus wur­de geköpft. Manchmal erfordert der Glaube einen Weg, der zum Äußersten führt, zum totalen Desaster in dieser Welt, im alleinigen Vertrauen auf Lohn und Ehre in der zukünftigen Welt.

Anfänger und Vollender

Kapitel 12,1.2

Heb 12,1.2: 1 Deshalb nun, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, lasst auch uns, indem wir jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde ablegen, mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf, 2 hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der, die Schande nicht achtend, für die vor ihm liegende Freude das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.

Alle, die durch den Glauben in dieser Welt bis zum Äu­ßersten gehen mussten, sind namenlos, außer Einem. Von Ihm lesen wir in Kapitel 12. Wenn die ganze Wolke der Zeugen an uns vorbeigezogen ist, kommt Einer, der un­sere uneingeschränkte Aufmerksamkeit beschlagnahmt. Wir schauen auf zum Anfänger und Vollender des Glau­bens. Und was stellen wir fest? Ein gewaltiger Erfolg im Leben? Menschen, die sich gratulierend um Ihn scharen und bezeugen, dass sich Sein Weg als der einzig richtige erwiesen hat? Nein. Wir folgen dem Mann des Glaubens auf den Hügel Golgatha, wie Er Gottes Führung vertraut, bis sie Ihn ans Kreuz bringt. Wir sehen, wie Ihm die Nä­gel durch die Glieder getrieben werden, und wir sagen uns: Jetzt wird Gott Seinen Knecht vor den Augen aller recht­fertigen und Ihn vom Kreuz holen. Die Volksmengen zie­hen vorüber und höhnen: Andere hat er gerettet. Sich selbst kann er nicht retten. Wenn er Gottes Sohn ist, so steige er vom Kreuz herab.

Aber nichts dergleichen geschieht. Die Stunden verstrei­chen, und Er stirbt. Und die Welt sagt: „Seht ihr jetzt! Er war ein Betrüger.“ Und wie können wir das Gegenteil beweisen? Er, der ans Kreuz ging, ist auferstanden und sitzt jetzt zur Rechten des Thrones Gottes. Und Er, der einst das hilflose Opfer der Umstände schien, sitzt auf eben dem Thron, der alle Umstände des Universums be­herrscht. Nur Mut! Eines Tages werden auch wir dort sein. Wenn du es wagst, diesem Christus zu glauben und Ihm nachzufolgen, koste was es wolle, dann wirst auch du dich eines Tages auf Seinen Thron setzen, sowie Er überwand und sich gesetzt hat auf den Thron Seines Vaters.

Die Logik des Glaubens

Das ist das vernünftige Kalkül des Glaubens. Glaube ist nicht bloßes Gefühl, und schon gar nicht Wunschdenken. Wahrer Glaube ist mutig, aber gewiss nicht kopflos. Wahrer Glaube rechnet ganz genau. Wir wollen uns de­nen anschließen, die durch Glauben richtig rechneten. Sa­rah rechnete mit der Treue Gottes. Sie überlegte sich, dass Gott Sein Wort nicht verleugnen kann. Sie hielt Ihn für treu, und weil sie so rechnete, tat sie Großes für Gott. Mose dachte sich alles logisch durch: Er wägte die Schmach des Christus und die Reichtümer Ägyptens ge­geneinander ab; und als er erkannte, dass die Schmach Christi besser und wertvoller ist, wählte er das Bessere.

Gott bat Abraham, den Isaak herzugeben. Abraham sagte sich: „Ich verstehe zwar nicht, wie das aufgehen soll, denn Du hast mir verheißen, dass Du mich durch Isaak segnen werdest. Aber auch wenn Du Isaak forderst, so kannst Du trotzdem Dein Wort nicht brechen. Du kannst die Verheißung nicht rückgängig machen. Du hast ver­heißen, mich durch ihn zu segnen; wenn Du mich nun bit­test, ihn zu töten, töte ich ihn. Du musst ihn dann ganz einfach aus dem Tod auferwecken.“ Wie gewaltig ist die Logik des Glaubens! Ich sehe Abraham vor mir, wie er jenen Hügel hinanging. Gewiss sang er nicht „Ich bin so glücklich, so sehr glücklich …“ den ganzen Weg. Vielmehr stelle ich mir einen geraden, entschlossenen Mann vor. Er hatte die Sache glaubenslogisch durchdacht. Gott musste den Jungen aus dem Tod auferwecken. So war er bereit, seinen Sohn auf den Altar zu legen; die Emotionen muss­ten sich dem Regiment der Logik des Glaubens beugen.

Und der Herr Jesus und die Logik Seines Glaubens? Anstelle der vor Ihm liegenden Freude war Er bereit, das Kreuz zu erdulden und der Schande nicht zu achten. Die Schande erachtete Er als ein Nichts: Er verachtete sie. Das Kreuz aber nicht. Das Kreuz war etwas. Das musste Er erdulden. Aber vor Ihm lag die Freude, und Er erachtete sie alles wert. Er bedachte die Freude, dich und mich als Erlöste ewig bei sich zu haben, und das war Ihm sogar die Leiden des Kreuzes wert. Gott gebe uns gleicherweise diese Logik des Glaubens und helfe uns, das Beste zu wäh­len. Um Seines Namens willen.

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Aus dem Buch Ein unerschütterliches Reich,
Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg, 1987


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