„Abba, Vater“

John Thomas Mawson

© SoundWords, online seit: 09.07.2022, aktualisiert: 29.08.2022

Wir wollen uns noch einmal mit dem Namen beschäftigen, der die Sprache eines Menschen ist, sobald er Christ geworden ist: Schon die kleinen Kinder – die, die jung sind im Glauben – „haben den Vater erkannt“ (1Joh 2,14), und „Abba“ sagen die kleinen Kinder in Israel. Und doch liegt in diesem Namen eine Lieblichkeit und ein Reichtum an Bedeutung, den sogar der älteste Heilige auf Erden nicht völlig versteht. Bemerkenswerterweise ist dieses Wort nicht in unsere Muttersprache übersetzt worden, und tatsächlich benutzt Paulus, vom Heiligen Geist inspiriert, in Römer 8,15 und Galater 4,6 nicht das entsprechende griechische Wort. Es steht dort so, wie der Herr selbst es benutzte, als Er sich in ringendem Kampf im Garten Gethsemane zum Gebet niederwarf. So können wir ebendas Wort vernehmen, das aus seinem Mund kam, als Er sich dort an seinen Vater wandte.

Wir wollen nun sehen, wie und wann der Herr dieses Wort gebrauchte, denn dann können wir besser verstehen, welche Bedeutung es hat. Seine Jünger waren nicht in der Lage, in jener feierlichen Stunde mit Ihm zu wachen, doch wir können jetzt auf diese Stunde zurückschauen und Ihn dort betrachten. Welch heilige, bedingungslose Unterwerfung, welch ein Vertrauen durchdrang sein Gebet! Er schrak zurück vor dem, was vor Ihm lag, und wenn es möglich gewesen wäre, hätte Er darum gebetet, davor bewahrt zu werden. Aber der Wille des Vaters stand über allem; sein Wille musste erfüllt werden, koste es, was es wolle. Und deshalb sagte Er, nachdem das blutige Ringen im Garten vorüber war: „Den Kelch, den mir mein Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“ (Joh 18,11).

Es ist Markus, der uns berichtet, dass der Herr „Abba, Vater!“ sagte (Mk 14,36) – Markus, der Ihn als den vollkommenen Diener beschreibt. Sein Weg des Dienens hatte Ihn in diese finstere Stunde gebracht, als Er sagen musste: „Meine Seele ist sehr betrübt, bis zum Tod“ (Mk 14,34). An wen konnte Er sich wenden? Nur an den, dem Er mit so heiliger und vollkommener Hingabe diente und dem Er sein ganzes Vertrauen schenkte. Und so legte Er dem Vater die ganze Angelegenheit in seine Hände und sagte: „Doch nicht, was ich will, sondern was du willst!“ (Mk 14,36). Welch gesegnete Unterwerfung, welche Zuversicht, welches Vertrauen und welche Vertrautheit! Und wer kann die Liebe ermessen, womit der Vater Ihn dort betrachtete. Der Herr hatte gesagt: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse … Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen“ (Joh 10,17.18). Kam nicht ebendiese Liebe in dem Garten auf Ihn herab und wusste der Herr nicht um diese Liebe? Gewiss war das so. Und es scheint uns, dass wir etwas über die Bedeutung des Namens „Abba“ erfahren, wenn wir sehen, wie vonseiten des Herrn Vertrauen und heilige Unterwerfung unter den Willen des Vaters hinaufströmen und wie wiederum vonseiten des Vaters unaussprechliche Liebe herabfließt. Der Name „Abba“ beschreibt eine Beziehung, in der vollkommene Liebe mit vollkommenem Vertrauen beantwortet wird. Auf ebendiese Weise sehen wir diesen Namen offenbart. In Ihm und durch Ihn ist dieser Name vollkommen offenbart worden.

Durch unfassbare Gnade sind wir in diese Beziehung gebracht worden, und deshalb dürfen wir „Abba“ sagen, wenn wir zu Gott beten. Dieser Name beschreibt den Charakter unserer Beziehung zu Gott. Sie ist nicht von Knechtschaft oder Angst geprägt. Wir stehen nicht in der Ferne, sondern sind ganz nah. Der Name „Abba“ beinhaltet eine heilige Nähe, verbunden mit tiefster Ehrfurcht. Er beschreibt eine Liebe zu uns und eine Fürsorge für uns, die uns anzieht und uns mit unzerreißbaren Banden an den bindet, der diesen Namen trägt – eine Liebe und Fürsorge, die in uns ein immer größer werdendes Vertrauen und wahren Gehorsam bewirkt. In Anbetracht der Leiden der Jetztzeit, von denen Römer 8 spricht und die viele Kinder Gottes sehr stark empfinden, ist dieser Name, Abba, sehr lieblich, sehr gesegnet. In diesem Sinn können wir sagen: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind“ (Röm 8,28).

Und Galater 4,6 ermuntert uns: „Weil ihr aber Söhne seid, so hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der da ruft: Abba, Vater!“ Dieser Geist ist der Geist Gottes, aber in diesem besonderen Charakter als Geist seines Sohnes und in dieser besonderen Weise wirksam. Wenn wir also die Bedeutung dieses Ausrufs verstehen wollen, müssen wir den Sohn betrachten.

„Ihr werdet mir zurufen: ‚Mein Vater!‘, und ihr werdet euch nicht von mir abwenden“ (Jer 3,19) – das war Gottes Wort an ein abtrünniges Volk in alten Zeiten, und es scheint, dass dieser Name, Abba, uns vor dem Umherirren genauso  bewahrt wie vor Sorgen. Wir ruhen in der Erkenntnis seiner vollkommenen Liebe und Fürsorge für uns, was auch immer unser Schicksal in der Zukunft ist. Die Unterwerfung unter seinen Willen und das Vertrauen in seine Liebe durchdringen unser Leben, bis die Leiden dieser Zeit der Herrlichkeit Platz machen, die an uns, den geliebten Kindern und vorbestimmten Erben Gottes, offenbar werden wird (Röm 8,18).


Engl. Originaltitel: „Abba, Father“
Quelle: www.stempublishing.com


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen