Nehemia – ein treuer Dienstknecht Gottes (1)
Nehemia 1

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 15.04.2014, aktualisiert: 10.01.2021

Leitverse: Nehemia 1

Einleitung

Nehemia schreibt in diesem Buch seine eigene Geschichte auf. Er war nicht aus königlichem Haus wie Serubbabel und er war auch kein Priester wie Jeschua oder ein Schriftgelehrter wie Esra. Nehemia ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „Normalo“, einer wie du und ich. So liegt seine Hauptaufgabe auch nicht im Bereich des Altars oder des Tempels, sondern im Bereich des alltäglichen und bürgerlichen Lebens in Jerusalem. Und weil Nehemia so ein ganz normaler Typ war, wird es uns leichter fallen, seine Geschichte auf unser Leben zu übertragen. Nehemia hatte eine schöne Stellung am königlichen Hof: Er war Mundschenk bei König Artasasta (Neh 1,11b „Ach, Herr, lass doch dein Ohr aufmerksam sein auf das Gebet deines Knechtes und auf das Gebet deiner Knechte, die Gefallen daran finden, deinen Namen zu fürchten; und lass es doch deinem Knecht heute gelingen und gewähre ihm Barmherzigkeit vor diesem Mann! – Ich war nämlich Mundschenk des Königs.“). Ein Mundschenk ist ein Vertrauter des Königs, der die Aufgabe des Verkosters hatte und sich um die Belange des Königs kümmerte; später machte der König Nehemia zum Statthalter von Juda (Neh 5,14 „Auch von dem Tag an, als er mich bestellt hatte, um ihr Statthalter im Land Juda zu sein, vom zwanzigsten Jahr bis zum zweiunddreißigsten Jahr des Königs Artasasta, zwölf Jahre lang, habe ich mit meinen Brüdern die Speise des Statthalters nicht gegessen.“).

Nehemias Eigenschaften 

Das ist übrigens immer die Weise Gottes, dass man sich in dem, worin man ist, bewährt. Der Herr Jesus sagt in einem Gleichnis:

  • Mt 25,21: Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen.

  • Lk 16,10: Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu.

Nehemia hatte jedoch noch andere wertvolle Eigenschaften, die uns zum Vorbild dienen können:

Sich interessieren

Wenn du ein treuer Mitarbeiter Gottes werden willst, dann interessiere dich für deinen Nächsten und die Gemeinde. Von Nehemia heißt es:

Neh 1,2: Und ich fragte sie nach den Juden, den Entronnenen, die von der Gefangenschaft übriggeblieben waren, und nach Jerusalem.

Nehemia fragte nach, er interessierte sich für den Nächsten (die Juden) und für die Sache Gottes: seine heilige Stadt Jerusalem, die Stadt des großen Königs. Womit beschäftigen wir uns in der Freizeit? Haben wir noch unsere Mitgläubigen im Auge? Interessieren wir uns noch für die Sache Gottes? Was bedeutet dir das neue Jerusalem (so wird die Versammlung im ewigen Zustand genannt [vgl. Off 21]), die Versammlung oder Kirche Gottes auf der Erde? Fragen wir noch nach dem Ort, wo der Herr seinen Namen wohnen lassen wollte? Hast du den Geist Nehemias?

Leid tragen

Als Nehemia von dem erbärmlichen Zustand Jerusalems hört, trifft ihn das ins Herz:

Neh 1,3.4: Und sie sprachen zu mir: Die Übriggebliebenen, die von der Gefangenschaft dort in der Landschaft übriggeblieben sind, sind in großem Unglück und in Schmach; und die Mauer Jerusalems ist niedergerissen, und seine Tore sind mit Feuer verbrannt. Und es geschah, als ich diese Worte hörte, setzte ich mich hin und weinte und trug Leid tagelang …

Nehemia hatte den Geist Christi. Wie oft war der Herr Jesus „innerlich bewegt“, wenn Er sah, was für einen Schaden die Sünde im Menschen angerichtet hatte (vgl. Mk 1,41 „Und innerlich bewegt streckte er seine Hand aus, rührte ihn an und spricht zu ihm: Ich will; werde gereinigt!“). Nehemia schmerzte es so tief, das er sich hinsetzte und weinte und über den Zustand Jerusalems „Leid trug tagelang“ (Neh 1,4).

Wenn wir wirklich ein offenes Auge für Gottes Sache haben, dann hecheln wir nicht von einer Evangelisationsveranstaltung zur nächsten, sondern dann setzen wir uns mal hin und trauern darüber, dass die Christenheit (und damit auch jeder von uns) so sehr versagt hat. Alle Evangelisationsverkündigungen werden nichts ausrichten, wenn wir nicht mehr nach den Interessen Gottes fragen und danach, was Ihm wirklich wichtig ist. Viele sind so sehr davon überzeugt, dass Evangelisation das Einzige ist, woran Gott in dieser Zeit Interesse hat, dass sie nicht einmal bereit sind, auf ihre Knie zu gehen, das Wort Gottes zu lesen und den Herrn wirklich aufrichtig zu fragen: „Herr, zeige mir aus deinem Wort, was dir wirklich wichtig ist.“

Wenn wir die Sache Gottes auf dem Herzen haben, dann werden wir natürlich auch evangelisieren, aber zuerst geht es um den Wohnplatz Gottes und darum, wie wir Ihm Lob, Preis und Anbetung bringen können. Die Verherrlichung Gottes muss immer und zu jeder Zeit höchste Priorität haben, sonst verkommt unser Dienst für Gott zu reinem Humanismus. Und aus dieser Gemeinschaft mit Gott heraus laden wir die Menschen ein, sich diesem großen Gott zu ergeben, sich vor Ihm freiwillig zu beugen, bevor sie es einmal gezwungenermaßen tun müssen (vgl. Phil 2).

Es geht hier im Übrigen nicht darum, dass wir in einer Sonntagsmorgenstunde oder während eines Vortrages oder eines Jugendtages einen emotionalen Gefühlsausbruch erleben. Nehemia trauerte und weinte tagelang. Vielleicht haben wir mal tagelang geweint, als wir eine schlimme Nachricht bekamen, dass ein geliebter Mensch von uns gegangen ist, oder als wir die Nachricht über eine unheilbare Krankheit bekamen. Viele von uns werden es vielleicht noch nie erlebt haben, was es bedeutet, über Tage hinweg zu weinen. Und wir können annehmen, dass die Trauer Nehemias fast vier Monate andauerte (vgl. Neh 1,1; 2,1 (1:1) Geschichte Nehemias, des Sohnes Hakaljas.Und es geschah im Monat Kislew des zwanzigsten Jahres, als ich in der Burg Susan war,“ „(2:1) Und es geschah im Monat Nisan, im zwanzigsten Jahr des Königs Artasasta, als Wein vor ihm war, da nahm ich den Wein und gab ihn dem König; ich war aber nie traurig vor ihm gewesen.“; das ist die Zeit zwischen dem Monat Kislew und Nisan). Nehemia weinte jedenfalls nicht, weil er einen persönlichen Rückschlag verkraften musste, sondern weil Jerusalem, die heilige Stadt, in Schutt und Asche lag!

Beten und Fasten

Neh 1,4: Und ich fastete und betete vor dem Gott des Himmels.

Nehemia ist ein Mann des Gebetes, das finden wir im gesamten Buch immer wieder bestätigt. Es sind echte Perlen, die wir im Buch Nehemia immer wieder finden können, wenn wir sehen, wie dieser Mann mit Gott lebte (vgl. Neh 2,4.8.12.18.20; 3,36; 4,3.14; 5,9.15; 6,9.12; 13,11.14 (2:4) Und der König sprach zu mir: Um was bittest du denn? Da betete ich zu dem Gott des Himmels;“ „(2:8) und einen Brief an Asaph, den Hüter des königlichen Forstes, dass er mir Holz gebe, um die Tore der Burg, die zum Haus gehört, mit Balken zu versehen und für die Mauer der Stadt, und für das Haus, in das ich ziehen werde. Und der König gab es mir, weil die gute Hand meines Gottes über mir war.“ „(2:12) Und ich machte mich in der Nacht auf, ich und wenige Männer mit mir; ich hatte aber keinem Menschen mitgeteilt, was mein Gott mir ins Herz gegeben hatte, für Jerusalem zu tun; und kein Tier war bei mir, außer dem Tier, auf dem ich ritt.“ „(2:18) Und ich teilte ihnen mit, dass die Hand meines Gottes gütig über mir gewesen war, und auch die Worte des Königs, die er zu mir geredet hatte. Da sprachen sie: Wir wollen uns aufmachen und bauen! Und sie stärkten ihre Hände zum Guten.“ „(2:20) Und ich gab ihnen Antwort und sprach zu ihnen: Der Gott des Himmels, er wird es uns gelingen lassen; und wir, seine Knechte, wollen uns aufmachen und bauen. Ihr aber habt weder Teil noch Recht noch Gedächtnis in Jerusalem.“ „(3:36) Höre, unser Gott, denn wir sind zur Verachtung geworden; und bring ihren Hohn auf ihren Kopf zurück und gib sie dem Raub hin in einem Land der Gefangenschaft!“ „(4:3) Da beteten wir zu unserem Gott und stellten aus Furcht vor ihnen Tag und Nacht Wachen gegen sie auf.“ „(4:14) An den Ort, woher ihr den Schall der Posaune hören werdet, dahin versammelt euch zu uns. Unser Gott wird für uns kämpfen!“ „(5:9) Und ich sprach: Nicht gut ist die Sache, die ihr tut! Solltet ihr nicht in der Furcht unseres Gottes wandeln, dass wir nicht den Nationen, unseren Feinden, zum Hohn seien?“ „(5:15) Aber die früheren Statthalter, die vor mir gewesen waren, hatten das Volk beschwert und Brot und Wein von ihnen genommen, dazu vierzig Sekel Silber; auch ihre Diener herrschten willkürlich über das Volk. Ich aber tat nicht so, aus Furcht vor Gott.“ „(6:9) Denn sie alle wollten uns in Furcht versetzen, indem sie sprachen: Ihre Hände werden von dem Werk ablassen, und es wird nicht ausgeführt werden.Und nun, stärke meine Hände!“ „(6:12) Und ich merkte, dass nicht Gott ihn gesandt hatte, sondern er sprach diese Weissagung gegen mich, und Tobija und Sanballat hatten ihn gedungen.“ „(13:11) Da stritt ich mit den Vorstehern und sprach: Warum ist das Haus Gottes verlassen worden? Und ich versammelte sie und stellte sie an ihre Stelle.“ „(13:14) Gedenke meiner deshalb, mein Gott, und tilge meine guten Taten nicht aus, die ich am Haus meines Gottes und an dessen Dienst erwiesen habe!“). Wenn wir uns auf der horizontalen Ebene mit den Problemen der Menschen beschäftigen wollen, dann muss zuerst unsere vertikale Beziehung zu Gott stimmen.

Zudem lesen wir in Vers 4, dass Nehemia fastete. Treue Dienstknechte Gottes haben gelernt zu verzichten. Enthaltsamkeit ist eine Frucht des Geistes (Gal 5,22.23 (22) Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, (23) Sanftmut, Enthaltsamkeit; gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz.“), etwas, was der Geist Gottes in uns bewirken kann. Dann verzichten wir nicht auf weltliche oder gar böse Dinge – das sollte für einen Christen sowieso klar sein –, sondern dann verzichten wir auf Dinge, die Gott an sich vielleicht sogar als Segen für den Menschen geschenkt hat. Bei Paulus ging es so weit, dass er auf die Ehe verzichtete, obwohl sie von Gott zum Segen eingerichtet wurde.

Ehrfurcht und Schuldbewusstsein

Neh 1,5: Ach, HERR, Gott des Himmels, du großer und furchtbarer Gott …

In Vers 5 lesen wir dann, dass ein treuer Mitarbeiter Gottes jemand ist, der in ehrfurchtsvoller Weise Gott lobt, der aber auch gelernt hat, seine eigene Schuld zu bekennen und sich mit der Schuld anderer einszumachen: „Auch … ich … habe gesündigt … Wir haben sehr böse … gehandelt“ (Neh 1,6.7). Wie sieht es bei uns aus? Wenn wir von der Sünde eines Mitbruders hören, stellen wir uns dann darüber? Denken wir dann heimlich: „Das hätte mir nicht passieren können!“?

Kenntnis des Wortes Gottes

Ein letzter Charakterzug Nehemias in diesem Kapitel ist, dass er auch das Wort Gottes gut kannte. Sein Gebet ist deshalb sehr einsichtsvoll, weil er Gott an das erinnert, was Er selbst verheißen hatte (Neh 1,8-10 (8) Gedenke doch des Wortes, das du deinem Knecht Mose geboten hast, indem du sprachst: Werdet ihr treulos handeln, so werde ich euch unter die Völker zerstreuen. (9) Wenn ihr aber zu mir umkehrt und meine Gebote haltet und sie tut: Sollten eure Vertriebenen am Ende des Himmels sein, so würde ich sie von dort sammeln und sie an den Ort bringen, den ich erwählt habe, um meinen Namen dort wohnen zu lassen! (10) Sie sind ja deine Knechte und dein Volk, das du erlöst hast durch deine große Kraft und deine starke Hand.“). Er erinnert Gott an die Worte, die durch Mose aufgeschrieben wurden:

Neh 1,8: Gedenke doch des Wortes, das du deinem Knecht Mose geboten hast.

Willst du ein brauchbarer Dienstknecht Gottes sein? Dann musst du das Wort Gottes kennen. Psalm 1 drückt es so aus:

„Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen und nicht steht auf dem Weg der Sünder und nicht sitzt auf dem Sitz der Spötter, sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!“ (Ps 1,1.2).

Gottesfurcht

Neh 1,11: Ach, Herr, lass doch dein Ohr aufmerksam sein auf das Gebet deines Knechtes und auf das Gebet deiner Knechte, die Gefallen daran finden, deinen Namen zu fürchten; und lass es doch deinem Knecht heute gelingen und gewähre ihm Barmherzigkeit vor diesem Mann! – Ich war nämlich Mundschenk des Königs.

„Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang“, so heißt es in Sprüche 9,10 „Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang; und die Erkenntnis des Heiligen ist Verstand.“. Nehemia dachte nicht groß von sich selbst, sondern überaus groß von Gott. Er betete in Vers 4 „du großer und furchtbarer Gott“. Marco Leßmann definiert Gottesfurcht wie folgt: 

Gottesfurcht ist die Hochachtung vor der Größe und Autorität Gottes und das tiefe Bewusstsein seiner Heiligkeit verbunden mit dem Wunsch, ein Leben zu führen, das die völlige Zustimmung Gottes findet und seinen Willen und seine Ehre über alles stellt.[1]

Obwohl Nehemia kein Schriftgelehrter war, hatte er eine tiefe Kenntnis und Ehrfurcht vor Gottes Wort. Er wurde sehr wahrscheinlich in der Gefangenschaft, weit weg von der Stadt Jerusalem, geboren. Seine Eltern mussten ihm eine liebe zu Gottes Wort und zu „der Stadt des großen Königs“ ins Herz gelegt haben. Gottesfurcht zeigt sich dadurch, dass wir Gottes Wort ernst nehmen, dass wir zittern vor seinem Wort (Jes 66,2 „Hat doch meine Hand dies alles gemacht, und dies alles ist geworden, spricht der HERR. Aber auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor meinem Wort.“). Sie zeigt sich aber auch in einer konsequenten Haltung dem Bösen gegenüber (Spr 8,13; 16,6 (8:13) Die Furcht des HERRN ist: das Böse hassen. Stolz und Hochmut und den Weg des Bösen und den Mund der Verkehrtheit hasse ich.“ „(16:6) Durch Güte und Wahrheit wird die Ungerechtigkeit gesühnt, und durch die Furcht des HERRN weicht man vom Bösen.“; 2Kor 7,1 „Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so lasst uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.“), die wir im weiteren Verlauf auch bei Nehemia finden. Gottesfurcht ist das tiefe Bewusstsein seiner Heiligkeit.

 

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Anmerkungen

[1] Quelle: https://www.bibelstudium.de/articles/3022/gottesfurcht.html

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