Nehemia – ein treuer Dienstknecht Gottes (9)
Nehemia 9

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 11.07.2017, aktualisiert: 10.09.2018

Leitverse: Nehemia 9

Wahre Buße

Neh 9,1-3: Und am vierundzwanzigsten Tag dieses Monats versammelten sich die Kinder Israel unter Fasten und in Sacktuch gekleidet und mit Erde auf ihren Häuptern. Und die Nachkommen Israels sonderten sich ab von allen Kindern der Fremde; und sie traten hin und bekannten ihre Sünden und die Ungerechtigkeiten ihrer Väter. Und sie standen auf an ihrer Stelle und lasen im Buch des Gesetzes des HERRN, ihres Gottes, ein Viertel des Tages. Und ein anderes Viertel des Tages bekannten sie ihre Sünden und warfen sich nieder vor dem HERRN, ihrem Gott.

Nachdem in Kapitel 8 das Wort Gottes als Autorität wieder eingeführt wurde, lesen wir nun, welche Auswirkungen es hat oder haben sollte, wenn wir das Wort Gottes als Autorität für unser Leben anerkennen.

Das Volk Gottes erkannte durch das Lesen des Gesetzes, wie weit sie sich von Gott und seinem Willen entfernt hatten. Die siebzigjährige Gefangenschaft hatte ihre Spuren hinterlassen. Eine ganze Generation war nahezu ohne das Wort Gottes aufgewachsen. Die Überraschung war groß, als sie zum ersten Mal sahen, wie weit sie von Gottes Wort abgewichen waren. Das führte sie dazu, von ganzem Herzen Buße zu tun, sich vor Gott in den Staub zu demütigen, ihre Schuld zu bekennen und sich von den bösen Wegen abzusondern und schlussendlich Gott für seine große Treue, Macht und Stärke zu loben und zu preisen.

Die Tatsache, dass das Volk sich von den „Kindern der Fremde“ (Neh 9,2) absonderte, ist der Beweis, dass sie sich zuvor in einer verkehrten Verbindung befanden. Wir können aus der Geschichte des Volkes sehr viel über den Charakter wahrer Buße lernen.

Demütigung

Zuerst ist wahre Buße dadurch gekennzeichnet, dass man darüber betrübt ist, vom Wort Gottes abgewichen zu sein. Wahre Buße wird auch von aufrichtiger Demütigung begleitet sein. Davon spricht hier das Fasten, das Kleiden in Sacktuch und die Erde auf ihren Häuptern. Sie waren erschrocken, wie weit sie sich von den Gedanken Gottes entfernt hatten und wie sie Gott durch ihren Ungehorsam verunehrt hatten. Echte Demütigung kann man auch daran erkennen, dass man seinen eigenen schlechten Zustand nicht schönredet. Das Volk hatte seinen eigenen Zustand nicht geschönt, sondern es so anerkannt, wie er war (vgl. Neh 9,36.37).

Absonderung

Als sie ihr Abweichen erkannten, lesen wir unmittelbar die Worte:

Neh 9,2: Und die Nachkommen Israels sonderten sich ab von allen Kindern der Fremde.

Wahre Buße wird vom Abstehen der Ungerechtigkeit und vom Wegreinigen von den Gefäßen zur Unehre gekennzeichnet (vgl. 2Tim 2). Mit anderen Worten: Eine Buße, bei der man zwar über seinen Zustand traurig ist, aber nicht bereit ist, von der Sünde abzustehen, ist keine wahre Buße.

Mit echter Buße gehen auch immer die Trennung und das Wegtun dessen einher, was zur Sünde geführt hat. Als die Epheser in Apostelgeschichte 19,17.18 erkannten, dass ihre Zauberei böse gewesen war, da bekannten sie ihre Taten und verbrannten ihre Bücher. Diese Bücher hatten einen Wert von „fünfzigtausend Stück Silber“ (Apg 19,19). Die Folge war jedoch:

  • Apg 19,20: So wuchs das Wort des Herrn mit Macht und nahm überhand.

Wir lesen nicht, dass das Wort des Herrn durch Evangelisation überhandnahm, sondern durch konsequente Trennung vom Bösen. Das sollte uns sehr zu denken geben. Wir können noch so sehr evangelisieren, es wird verpuffen, wenn unser Leben nicht mit unserer Botschaft übereinstimmt. Sind wir bereit, unseren Fernseh-, Kino-, Internet- oder Musikkonsum oder was auch immer einmal anhand dieser Dinge zu hinterfragen?

Bekenntnis

Außerdem findet bei wahrer Buße immer auch ein Bekenntnis statt, und zwar immer in dem Rahmen, wie und wo eine Schuld nach außen sichtbar wurde. Bei dem Volk Gottes handelte es sich um eine öffentliche und gemeinsame Schuld, und so wurde sie auch öffentlich vor allen bekannt.

Es ist dabei sehr interessant, dass auch die Ungerechtigkeiten der Väter dabei bekannt wurden (Neh 9,2b). Wenn wir als Gemeinde oder Versammlung eine gemeinsame Schuld auf uns geladen haben – und liegt sie auch Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zurück –, dann müssen wir diese Ungerechtigkeiten beim Namen nennen und wegtun, zumindest dann, wenn sie uns bewusst geworden ist. Die Lässigkeit, die man heute schon mal zu hören bekommt, indem man sagt: „Was haben wir mit dem Versagen der Väter zu tun?“, ist völlig fehl am Platz.

Als viele Versammlungen im Zweiten Weltkrieg einen Bund errichteten, der es einem messiasgläubigen Juden unmöglich machte, darin aufgenommen zu werden, leugnete dieser Bund auf schreckliche Weise eine der großartigsten Wahrheiten des Neuen Testamentes, nämlich dass im Leib Christi ein gläubiger Jude und ein gläubiger aus den Nationen eins sind. Wer sich heute noch in diesem Bund befindet, sollte zumindest sichergestellt haben, dass die eigene Gruppe sich von diesem Bösen distanziert hat – zumindest dann, wenn einem diese Schuld ins Bewusstsein gekommen ist. Ebenso ist es mit vielen Trennungen, die im Volk Gottes stattgefunden haben, die keine Grundlage im Wort Gottes hatten. Versagen aus der Geschichte der eigenen Gruppe oder Gemeinschaft darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Die Haltung „Schwamm drüber“ kennt Gottes Wort nicht.

Wenn wir nicht bereit sind, unsere Schuld oder eine gemeinsame Schuld vor Gott mit Namen zu bekennen (die uns bewusst ist), können wir auch nicht mit der Vergebung unserer Sünden rechnen. In 1. Johannes 1,9 hießt es:

  • 1Joh 1,9: Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.

Hinwendung zum Wort Gottes

Neh 9,3: Und sie standen auf an ihrer Stelle und lasen im Buch des Gesetzes des HERRN, ihres Gottes, ein Viertel des Tages.

Wahre Buße ist auch immer mit einer aufrichtigen Hinwendung zum Wort Gottes verbunden. Ich habe noch nie jemand echte Buße tun sehen, der nicht anschließend auch wieder neu das Wort Gottes als Nahrung und Speise für sein Leben liebgewonnen hat.

Nachdem man sich vor Gott und Menschen gedemütigt, seine Schuld bekannt und sich vom Bösen weggewendet hat, wird man sich mit Freude dem Wort Gottes zuwenden. Wir wollen ja nicht gleich wieder vom Wort Gottes abweichen und eine neue Sünde begehen; deshalb ist es notwendig, dass wir den Willen Gottes kennen, den wir in der Heiligen Schrift niedergelegt finden.

Lob, Dank und Anbetung

In Nehemia 9,5.6 kommt noch ein weiterer Aspekt wahrer Buße hinzu:

Neh 9,5.6: Und die Leviten Jeschua und Kadmiel, Bani, Haschabneja, Scherebja, Hodija, Schebanja, Petachja sprachen: Steht auf, preist den HERRN, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und man preise deinen herrlichen Namen, der erhaben ist über allen Preis und Ruhm! Du bist, der da ist, HERR, du allein; du hast die Himmel gemacht, der Himmel Himmel und all ihr Heer, die Erde und alles, was darauf ist, die Meere und alles, was in ihnen ist. Und du machst dies alles lebendig, und das Heer des Himmels betet dich an.

Das Volk Gottes konnte nach der Demütigung, dem Bekenntnis und der Absonderung auch Gott für das preisen, was Er in sich selbst ist und was Er für sie als Volk getan hat. Wenn wir das Wunder der Vergebung erleben, dann sollte uns das zu Lob und Dank bringen. Wenn wir uns vom Bösen abgewandt haben, dann haben wir Freimütigkeit vor Gott. Aber wenn sündige Dinge in unserem Leben nicht bereinigt wurden, dann haben wir auch keine Freimütigkeit, um Gott „stets die Opfer des Lobes“ zu bringen.

Die Frucht wahrer Buße ist, dass wir Gott so erkennen, wie Er wirklich ist:

  • Gott ist unveränderlich: „Du bist der da ist, HERR, du allein“ (Neh 9,6).
  • Gott ist der Schöpfer: „Du hast die Himmel gemacht …, die Erde und alles (Neh 9,6).
  • Gott ist der Erhalter: „Du machst dies alles lebendig (erhältst alles am Leben; Neh 9,6).
  • Gott ist allmächtig: „Der du Abram erwählt“ (Neh 9,7).
  • Gott gibt bedingungslose Verheißungen; Erinnerungen an den Bund mit Abraham (Neh 9,8).
  • Gott ist treu: „Du hast deine Worte erfüllt“ (Neh 9,8b).
  • Gott wird anerkannt in seinen Wegen (Neh 9,9-15).

Fazit

Wir sollten weder bei uns selbst noch bei jemand anderem damit zufrieden sein, wenn ein Fehler lediglich eingesehen wird. Wie oft sind schon Fehler bereut worden, weil der Fehler schlimme Folgen hatte, die man bereute, ohne das aber der Herzenszustand, der zu diesem Fehler geführt hatte, verurteilt wurde. Achten wir bei uns selbst auf obige fünf Prinzipien wahrer Buße (Betrübnis, Absonderung, Bekenntnis, Hinwendung zum Wort Gottes, Lob und Dank), und helfen wir unseren Mitgeschwistern, wahre Buße zu tun, wenn sie gesündigt haben. Das ist es was Paulus schreibt:

  • Gal 6,1: Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen wieder zurecht im Geist der Sanftmut, wobei du auf dich selbst siehst, dass nicht auch du versucht werdest.

  • 2Kor 7,9.10: Jetzt freue ich mich, nicht, dass ihr betrübt worden seid, sondern dass ihr zur Buße betrübt worden seid; denn ihr seid Gott gemäß betrübt worden, damit ihr in nichts von uns Schaden erlittet. Denn die Betrübnis Gott gemäß bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil; die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod.

Es ist sehr wichtig, dass Gott uns im praktischen Umgang nur für das verantwortlich macht, was wir wissen oder wissen könnten, wenn wir auf Gottes Wort achten. Das Volk hatte sein Versagen in Kapitel 8 noch nicht gesehen, und so war es möglich, sich im Herrn zu freuen. Aber als sie durch das Lesen des Wortes ihr Abweichen erkannten, mussten sie darüber Buße tun, sonst wäre die Freude im Herrn nicht mehr möglich gewesen. Je mehr wir unser Abweichen aus dem Wort Gottes erkennen, desto mehr sind wir verpflichtet, unsere Schuld zu bekennen. In dem Maß, wie das Volk Dinge aus dem Wort erkannte, bekannten sie auch ihre Schuld.

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