Der erste Brief des Paulus an die Korinther (12)
Kapitel 12

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 10.04.2023, aktualisiert: 13.04.2023

UNKENNTNIS ÜBER DIE NATUR UND DEN GEBRAUCH VON GABEN IN DER GEMEINDE
(1Kor 12–14)

Nachdem der Apostel die Missstände im Zusammenhang mit dem Abendmahl angesprochen hat, worin das Priestertum des Gläubigen ausgeübt wird, spricht er nun einige Missstände im Bereich der Gaben an. Wie bereits erwähnt, sind Priestertum und Gaben zwei verschiedene Bereiche in der Gemeinde. Gebet, Lobpreis und Anbetung sind an Gott gerichtet und gehören zum Bereich des Priestertums, doch der Dienst am Wort ist an Menschen gerichtet und gehört zum Bereich der Gaben. Unsere Vorrechte in beiden Bereichen sind nicht auf die Zeit beschränkt, wenn die Gläubigen „als Versammlung“ zusammenkommen. Jeder sollte seine Gabe ausüben, wo und wann immer er vom Geist dazu geführt wird, ohne dabei irgendwelche Grundsätze zu verletzen. Aber das ist hier nicht das Thema; in diesen Kapiteln geht es dem Apostel um das Wesen und den Gebrauch der Gaben in der Versammlung.

Es gibt einige Unterschiede zwischen diesen beiden Bereichen in der Versammlung. Zum Beispiel sollten sich alle Brüder darin üben, sich im Bereich des Priestertums öffentlich vom Geist leiten zu lassen. Wenn es jedoch um den Bereich der Gaben in der Versammlung geht, sollten unter normalen Umständen nur diejenigen (Brüder) im Bereich des Dienstes tätig sein, die die Gabe haben, am Wort zu dienen. Während alle Brüder eine öffentliche Funktion in der Versammlung im Bereich des Priestertums haben (weil alle Priester sind), haben nicht alle eine Gabe für den öffentlichen Dienst des Wortes. Deshalb sollten wir nicht darauf bestehen, dass sich alle Brüder in der Versammlung im Bereich des Dienstes am Wort äußern. Die Schrift unterstützt nicht die Idee eines „Jedermann-Dienstes“ am Wort. Das ist ein Missverständnis vieler, die mit der Wahrheit des Priestertums aller Gläubigen bekanntgemacht worden sind. Sie denken fälschlicherweise, dass jeder Bruder auch das Wort öffentlich in der Versammlung ausüben sollte, weil er sein Priestertum in der Versammlung ausüben soll. Das ist jedoch eine Verwechslung dieser beiden Bereiche.

In den Kapiteln 12 bis 14 sehen wir, wie die Gaben wirken sollen, wenn die Versammlung zusammenkommt. Kapitel 12 spricht von der Ausrüstung der Versammlung mit Gaben. Kapitel 14 beschreibt die Ausübung der Gaben in der Versammlung. Aber dazwischen, in Kapitel 13, haben wir eine Klammer, die das Motiv für die Ausübung der Gaben angibt, nämlich die Liebe. Kapitel 12 gibt uns die Maschinen, Kapitel 13 das Öl, das die Maschinen zum reibungslosen Funktionieren bringt, und in Kapitel 14 sind die Maschinen in Aktion und tragen zur Erbauung aller bei. Das ist das normale Christentum. Leider ist das moderne Christentum weitgehend abgewichen von der Ordnung der Dinge, wie sie in diesen Kapiteln dargestellt wird.

Die großen Grundsätze der Wirkungen des Geistes im Dienst in der Versammlung (V. 1-11)

Das Thema von Kapitel 12 ist nicht der Leib Christi, sondern die geistlichen „Wirkungen“[1] in der Versammlung. Der Leib Christi wird eingeführt, weil er das Instrument ist, das der Geist für seine Wirkungen oder Offenbarungen benutzt. Und was ist es, was der Geist zu offenbaren sucht? Es ist Christus! Der Leib ist das Gefäß des Geistes, um Christus darzustellen. Gott hat der Versammlung in seiner Gnade eine Vielzahl von Gaben zu dem einen Zweck verliehen: Christus zu verherrlichen.

Verse 1.2

1Kor 12,1.2: 1 Was aber die geistlichen Gaben {Wirkungen od. Offenbarungen} betrifft, Brüder, so will ich nicht, dass ihr unwissend seid. 2 Ihr wisst, dass ihr, als ihr von den Nationen wart, zu den stummen Götzenbildern hingeführt wurdet, wie ihr irgend geleitet wurdet.

Da die Korinther aus dem Götzendienst errettet wurden, der mit ekstatischen Äußerungen und Gebrabbel einhergeht, gab es unter ihnen einige Missverständnisse darüber, wie der Geist in der Versammlung wirkt bzw. sich offenbart. Deshalb stellt der Apostel dies in den ersten Versen des Kapitels klar, indem er einige allgemeine Grundsätze festlegt. Ein Götzendiener, der seine Andacht vor seinen „stummen Götzenbildern“ verrichtet, wird auf eine ganz andere Weise „geführt“, als wenn er im christlichen Dienst vom Geist Gottes geleitet wird. Die Götzenanbetung im Heidentum war geprägt von ekstatischen Äußerungen und Durcheinander (Apg 19,34). Die Korinther mussten unbedingt die wahre Natur der „geistlichen Offenbarungen“ in der Versammlung verstehen.

1. Wahre „geistliche Wirkungen“ verherrlichen Christus (V. 3)

Vers 3

Der erste große Grundsatz des Dienstes, den der Apostel festlegt, ist, dass alle „Wirkungen“ des Geistes Jesus als Herrn verherrlichen. Er sagt:

1Kor 12,3: Deshalb tue ich euch kund, dass niemand, der im Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus!, und niemand sagen kann: Herr Jesus!, als nur im Heiligen Geist.

Der Herr sagt auch: „Er [der Geist] wird mich verherrlichen“ (Joh 16,14). Daher ist der Beweis für die Leitung des Geistes im Dienst in der Versammlung, dass Christus immer verherrlicht und niemals herabsetzend über Ihn gesprochen wird. Der Geist führt immer zum Bekenntnis von Jesus als Herrn.

Es ist bezeichnend, dass kein böser Geist, der in den Berichten über das Leben des Herrn in den vier Evangelien erwähnt wird, Ihn jemals „Herr“ genannt hat. Das bedeutet jedoch nicht, dass böse Menschen das Wort „Herr“ nicht aussprechen könnten (z.B. Mt 7,21-23; 25,11). Worauf Paulus hier hinauswill: Sie erkennen seine Autorität als Herr nicht an.

Mit diesem großen Grundsatz an der Hand sind wir sofort in der Lage, den Geist zu prüfen, in dem Menschen in der Versammlung sprechen. Es geht nicht darum, zu unterscheiden, ob jemand gläubig ist oder nicht, sondern darum, den Geist zu prüfen, in dem die Menschen sprechen. Die große Frage lautet: „Verherrlicht das, was sie im Dienst sagen, Christus als Herrn?“ Das war damals wichtig, denn das Neue Testament gab es noch nicht und daher waren die Gläubigen auf den mündlichen Dienst angewiesen. Der Teufel versuchte, diesen Dienst in der frühen Kirche zu verderben, indem er falsche Lehren in die Versammlung einführte. Daher war es notwendig, das Gesagte zu beurteilen – und das ist auch heute noch der Fall. Um es einfach auszudrücken: Wenn jemand in der Versammlung das Wort Gottes verkündet und Christus in diesen Ausführungen geehrt wird, ist es von Gott. Wenn Christus nicht verherrlicht wird, ist es nicht von Gott.

2. Wahre „geistliche Wirkungen“ gehen von Gott aus (V. 4-6)

Verse 4-6

1Kor 12,4-6: 4 Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist; 5 und es sind Verschiedenheiten von Diensten, und derselbe Herr; 6 und es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber derselbe Gott, der alles in allen wirkt.

Der zweite große Grundsatz, der mit „geistlichen Wirkungen“ in der Gemeinde zu tun hat: Es kommt nichts vom Menschen (oder vom Teufel) darin vor, obwohl es Gott gefällt, Menschen als seine Werkzeuge zu gebrauchen. Alles, was mit dem Menschen im Fleisch zu tun hat, ist im wahren christlichen Dienst völlig ausgeschlossen.

Wir sehen, dass die ganze Gottheit von Anfang bis Ende an den Offenbarungen des Geistes beteiligt ist. Es gibt zwar eine Vielfalt von „Gaben“, „Diensten“ und „Wirkungen“, aber alle gehen von Gott aus und haben ein einziges Ziel: Christus zu verherrlichen. Ob es sich nun um das Geben der Gabe handelt oder um das Leiten der Gabe oder um das Ergebnis ihres Wirkens in den Seelen – alles ist von Gott (1Kor 12,4-6).

  • 1Kor 12,4: Der Geist gibt die „Gaben“.
  • 1Kor 12,5: Der Herr leitet die Gaben in verschiedenen „Diensten“.
  • 1Kor 12,6: Gott erzeugt die Ergebnisse in den Seelen durch seine „Wirkungen“.

Beachte: Es wird nicht erwähnt, dass eine theologische Ausbildung und die Ordination erforderlich sind, bevor jemand seine Gabe und seinen Dienst in der Versammlung ausüben kann. Alle diese Vorstellungen sind von Menschen gemacht und greifen in Gottes Ordnung für den Dienst ein. Gottes Ordnung für den christlichen Dienst besteht darin, dass diejenigen, die eine geistliche Gabe für die Verkündigung des Wortes besitzen, die Freiheit haben sollten, diese Gabe in der Versammlung so auszuüben, wie sie vom Geist dazu geleitet werden. Der Besitz einer geistlichen Gabe ist Gottes Ermächtigung, sie zu gebrauchen (1Pet 4,10.11).

3. Wahre „geistliche Wirkungen“ konzentrieren sich nicht auf einen Menschen (V. 7-10)

Verse 7-10

1Kor 12,7-10: 7 Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben. 8 Denn dem einen wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist; 9 einem anderen aber Glaube in demselben Geist, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in demselben Geist, 10 einem anderen aber Wunderwirkungen, einem anderen aber Weissagung, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister; einem anderen aber Arten von Sprachen, einem anderen aber Auslegung der Sprachen.

Der dritte große Grundsatz des Dienstes in der Versammlung: Christus teilt durch den Geist Gaben an die verschiedenen Glieder seines Leibes aus und diese Gaben sind nicht alle in der Hand eines einzigen Menschen. Der Apostel sagt: „Dem einen wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist.“ Daraus geht eindeutig hervor, dass ein einziger Mensch nicht über alle Gaben verfügt. Das bedeutet: Die Versammlung benötigt mehr als einen einzigen Mann zum Dienst, wenn sie den vollen Nutzen aus den Gaben in ihrer Mitte ziehen will. Die Versammlung braucht für den Dienst am Wort die Beteiligung aller, die eine Gabe haben.

In Vers 7 heißt es: „Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben.“ Das könnte man übersetzen mit: „zum Nutzen aller“. Gott möchte, dass jeder Bruder, der die Gabe hat, das Wort zu verkündigen, seine Gabe in der Versammlung ausübt, damit alle davon profitieren können. Es liegt in der Natur des Christentums, dass die geistliche Gabe eines Menschen nicht für ihn selbst, sondern zum Nutzen der anderen Glieder des Leibes ist.

Jemand kann mehr als eine einzige Gabe haben, aber aus diesem Abschnitt geht klar hervor, dass er nicht alle Gaben hat. In 1. Korinther 14,31 heißt es: „Ihr könnt einer nach dem anderen alle weissagen, damit alle lernen und alle getröstet werden.“ Das bedeutet: Alle, die dazu in der Lage sind, sollten in der Versammlung die Freiheit haben, das Wort zu verkünden.

Es gibt einen Unterschied zwischen den Gaben, die hier erwähnt werden, und denen in Epheser 4,11. Hier geht es um die eigentliche geistliche Gabe, die der Geist Gottes dem Gläubigen bei seiner Errettung verleiht oder in ihn einpflanzt und die ihn befähigt, in einer bestimmten Funktion zu dienen. Die Gaben in Epheser 4 sind Personen, die der Kirche für das Werk des Dienstes und für die Erbauung der Gläubigen im allerheiligsten Glauben gegeben worden sind. Die Person selbst wird als Gabe für die Versammlung betrachtet. Diejenigen, die in Epheser 4 erwähnt werden, werden eine oder mehrere der hier erwähnten geistlichen Gaben besitzen. Zum Beispiel ist „das Wort der Weisheit“ die geistliche Gabe, die ein Hirte haben sollte (1Kor 12,8). Das „Wort“ ist hier nicht das Wort Gottes, sondern die Fähigkeit, geistliche Gedanken zu vermitteln. Alle Gläubigen sollten Weisheit haben (1Kor 1,30; Jak 1,5), aber nicht alle Gläubigen haben das „Wort“ der Weisheit, das eine Gabe ist, die Weisheit Gottes in klaren Worten auszudrücken. Ebenso ist „das Wort der Erkenntnis“ die geistliche Gabe, die ein Lehrer haben sollte. Er hat die Fähigkeit, die Wahrheit Gottes in einer geordneten und verständlichen Weise auszudrücken. Auch hier sollten alle Gläubigen die Wahrheit kennen (Eph 1,17-23; Jud 3.20), aber sie werden nicht alle das „Wort“ der Erkenntnis haben, um sie zum Nutzen aller mit Worten auszudrücken.

In den Versen 9 bis 10 nennt der Apostel einige der „Zeichen“-Gaben (1Kor 14,22), die der Geist in der frühen Kirche wirkte, bevor die Offenbarung des geschriebenen Wortes Gottes abgeschlossen war. Diese Gaben dienten der Einführung des christlichen Zeugnisses, während Hirten, Lehrer und Evangelisten, wie in Epheser 4 beschrieben, der geistlichen Erbauung dienen. Es wird uns gesagt, dass die Zeichengaben „aufhören“ (1Kor 13,8), aber es wird nicht erwähnt, dass die Gaben zur Erbauung aufhören. Sie sind auch heute in der Kirche vorhanden.

Diejenigen, die heute behaupten, solche Gaben wie „Zungenrede“ und die „Gabe der Heilung“ usw. zu haben, sind Betrüger. Paulus sagt uns, dass es in den letzten Tagen solche Hochstapler im christlichen Zeugnis gibt. Sie ahmen wie Jannes und Jambres Zeichen und Wunder nach und verführen die Herzen der Einfältigen (2Tim 3,8; 2Thes 2,9). Die Gabe der „Zungenrede“ ist die Fähigkeit, in einer verständlichen Fremdsprache zu sprechen (Apg 2,6-8; 1Kor 14,10). Die Menschen, die heute behaupten, in Zungen zu reden, reden in keiner bekannten Sprache. Einige von ihnen behaupten sogar, Apostel zu sein, sind aber in Wirklichkeit „falsche Apostel“ (2Kor 11,13; Off 2,2). Das Apostelamt (Eph 4,11) ist keine Gabe, die es heute in der Kirche gibt. Es wurde gegeben, um das Fundament der Kirche zu bauen, und das ist bereits gelegt (Eph 2,20). Der Dienst der Apostel ist jedoch immer noch bei uns in dem, was der Geist Gottes ihnen gab, um das Neue Testament zu schreiben.

4. Der Geist Gottes soll in der Versammlung die Freiheit haben, zu gebrauchen, wen Er will, um „geistliche Wirkungen“ hervorzubringen (V. 11)

Vers 11

Der vierte große Grundsatz des christlichen Dienstes: Wenn die Gläubigen als Versammlung zusammenkommen, hat der Geist Gottes das Ihm gebührende Recht, denjenigen zu gebrauchen, den Er will, damit jener ein Wort sage. Die Gaben sollen in der Versammlung durch „denselben“ Geist wirken, der die Gaben an den Einzelnen bei seiner Errettung verteilt hat. Paulus sagt:

1Kor 12,11: Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will.

Das Neue Testament kennt keine andere Ordnung des Dienstes als die der souveränen Leitung des Heiligen Geistes in der Versammlung. Die Heilige Schrift geht davon aus, dass die Gläubigen den notwendigen Glauben haben, um der Leitung des Heiligen Geistes im Dienst zu vertrauen. Wenn wir Ihm erlauben, in der Gemeinde zu leiten, wird Er die Gaben, die in der Versammlung vorhanden sind, zur Erbauung aller einsetzen.

Der Grundsatz ist einfach. Der Heilige Geist ist in der Versammlung und gebraucht die Gaben so, wie Er sie zur Erbauung aller einsetzen will. Das ist die Ordnung Gottes für den christlichen Dienst. Leider behindert das von Menschen geschaffene Klerus-Laien-System, das heute in der Kirche besteht, dieses freie Wirken des Heiligen Geistes. Er kann nicht jeden nach seiner Wahl gebrauchen, weil der Denominationalismus eine Ordnung eingeführt hat, in der ein Mann den Platz des Leiters der Versammlung einnimmt. Die Menschen sprechen von der „Leitung“ der Anbetung oder der „Leitung“ eines Gottesdienstes! Die Leitung des Heiligen Geistes wird bei einer solchen Praxis verleugnet. Er möchte vielleicht eine Person in der Versammlung zum Dienst berufen, aber das wird durch die menschliche Ordnung blockiert und behindert. In vielen kirchlichen Konfessionen werden heute die Gottesdienste im Voraus festgelegt – manchmal Tage im Voraus. Das mag mit guten Absichten geschehen, aber das ist nicht Gottes Ordnung für den Dienst in der Versammlung.

Das Instrument, durch das der Geist sich offenbart – der Leib Christi (V. 12-31)

Der Apostel fährt fort, von dem Instrument zu sprechen, durch das der Geist seine „Wirkungen“ entfalten möchte: dem Leib Christi mit seinen vielen Gliedern. Er geht ganz an den Anfang zurück und spricht davon, wie der Leib überhaupt entstanden ist.

Die Bildung des Leibes Christi (V. 12.13)

Verse 12.13

1Kor 12,12.13: 12 Denn so wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: so auch der Christus. 13 Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.

Paulus verwendet das Bild des menschlichen Leibes und schließt mit den Worten: „so auch der Christus“. „Der Christus“ ist ein Begriff, den der Apostel in seinen Briefen verwendet, um die geheimnisvolle Einheit von Christus und seiner Gemeinde zu bezeichnen: das Haupt in Einheit mit dem Leib. Sie ist „geheimnisvoll“ in dem Sinne, dass sie mit dem menschlichen Auge nicht gesehen werden kann. Bemerkenswerterweise wird das Wort „Leib“ in diesem Kapitel zwar viele Male verwendet, der Leib Christi aber wird nur zweimal erwähnt! In Vers 13 wird er in seinem universalen Aspekt erwähnt und in Vers 27 in seinem örtlichen Aspekt. Jede andere Erwähnung eines „Leibes“ in diesem Kapitel bezieht sich auf einen menschlichen Leib als Bild.

Paulus spricht davon, wie der Leib Christi zuerst entstanden ist, indem er sagt: „In einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“ Es war eine korporative Aktivität des Geistes, die historisch am Tag von Pfingsten (Apg 2) stattfand und in Apostelgeschichte 10 auf die Heiden ausgeweitet wird. Der Geist Gottes erfasste die einzelnen Gläubigen, die sich im Obergemach versammelt hatten, und verband sie durch seine innewohnende Gegenwart zu einer Einheit. So wurden sie in eine Einheit gebracht mit Christus, dem aufgefahrenen Haupt im Himmel. Dies war eine einmalige Sache. John Nelson Darby bemerkt, dass die Wirkung der Taufe in den Geist in diesem Vers im Griechischen im Aorist steht, was bedeutet, dass es eine einmalige Handlung war. Der Geist Gottes wirkt heute nicht mehr in der Funktion des Taufens, weil sein Werk des Taufens darin bestand, den Leib Christi zu bilden. Das ist einmal und für alle Zeiten geschehen. Wenn Er heute noch taufen würde, würde Er mehr und mehr Leiber formen, was natürlich nicht der Fall ist, denn „da ist ein Leib“ (Eph 4,4).

Die Tatsache, dass die Taufe in den Geist eine historische Handlung ist, um den einen Leib Christi zu bilden, und nicht eine gegenwärtige Handlung, wird deutlich, wenn man die sieben Hinweise auf die Taufe in den Geist in der Heiligen Schrift betrachtet. Fünf dieser Hinweise verweisen von dem Zeitpunkt an, an dem sie geäußert wurden, auf ein kommendes Wirken des Geistes, ohne zu sagen, wann (Mt 3,11; Mk 1,8; Lk 3,16; Joh 1,33; Apg 1,5). Die sechste und siebte Stelle (Apg 11,16; 1Kor 12,13) verweisen auf ein Wirken des Geistes in der Vergangenheit. Das einzige bedeutende Wirken des Geistes, das zwischen diesen beiden Verweisen liegt, ist das Pfingstereignis, als der Geist Gottes kam, um die Kirche zu bilden und in ihr zu wohnen.

Entgegen einer weitverbreiteten Meinung ist die Taufe mit dem Geist weder eine Erfahrung nach der Errettung noch eine Wirkung des Geistes, die einen Gläubigen in den einen Leib einfügt, wenn er gerettet wird. In der Heiligen Schrift wird die Taufe mit dem Geist nicht als eine individuelle Erfahrung betrachtet. Es gibt in der Heiligen Schrift keinen einzigen Hinweis darauf, dass ein Einzelner mit dem Geist getauft wird! Das Wort „euch“ in Matthäus 3,11 ist kollektiv und bezieht sich auf eine Gruppe von Gläubigen. In 1. Korinther 12,13 steht nicht, wie manche meinen: „In einem Geist sind wir alle zu dem einen Leib getauft worden“; der Artikel „dem“ steht nicht im Text. Die Hinzufügung des Artikels („dem“) verändert die Bedeutung erheblich und setzt voraus, dass der Leib schon vor der Taufe existierte. Wenn das der Fall wäre, würde das bedeuten, dass die Menschen heute durch die Taufe mit dem Geist in den Leib aufgenommen werden.

Der Vers sagt jedoch, dass sie „zu einem Leib getauft“ wurden, was bedeutet, dass die Taufe den einen Leib bildete. Die heutigen Christen sind Teil des „einen Leibes“, aber sie sind nicht durch die Taufe mit dem Geist dazu gekommen. Sie wurden in den Leib aufgenommen, als sie an das Evangelium glaubten und „versiegelt wurden … mit dem Heiligen Geist der Verheißung“ (Eph 1,13). Sie wurden also zu einem bereits getauften Leib hinzugefügt.

Manch einer mag sich fragen, warum Paulus dann von „Juden“ und „Griechen [Heiden]“ spricht, die zu einem Leib getauft werden, wenn zu Pfingsten keine Griechen anwesend waren. Das liegt daran, dass Paulus stellvertretend spricht. Er sagt: „Wir“ – die christliche Gemeinde als Ganzes – „sind alle zu einem Leib getauft worden.“ Nicht alle waren an jenem Tag der Einweihung dabei, aber alle sind Teil des Leibes Christi, der damals getauft [gebildet] wurde.

Es ist so ähnlich wie bei der Gründung eines Unternehmens. Es wurde einmal gegründet – und das mag vor hundert Jahren gewesen sein. Und nun, da das Unternehmen einmal gegründet ist, muss es nicht jedes Mal, wenn es einen neuen Mitarbeiter einstellt, erneut gegründet werden. Es ist auch nicht so, dass jeder neue Mitarbeiter des Unternehmens neu gegründet werden muss. Der neue Mitarbeiter wird lediglich zu einem bereits gegründeten Unternehmen hinzugefügt.

Nehmen wir einmal an, wir hören bei einer Vorstandssitzung dieses Unternehmens zu und hören einen der Direktoren sagen: „Wir wurden vor hundertfünfundzwanzig Jahren gegründet.“ Wir hätten keine Schwierigkeiten zu verstehen, was er meint. Aber jemand, der die englische Sprache nicht sehr gut versteht, könnte sagen: „Was meint er? Keiner der Anwesenden ist über sechzig Jahre alt. Wie kann er über das sprechen, was sie vor hunderfünfundzwanzig Jahren getan haben?“ Nun, das liegt natürlich daran, dass der Direktor stellvertretend für das gesamte Unternehmen spricht. In ähnlicher Weise spricht Paulus in 1. Korinther 12,13 von dem, was für den Leib Christi gilt, von dem er und die Korinther ein Teil waren. Als eine christliche Gemeinschaft sind Paulus und die Korinther (und auch wir) alle in die Taufe einbezogen, die zu Pfingsten stattfand, als wir gerettet und durch die Versiegelung des Geistes in den einen Leib aufgenommen wurden.

Zwei Feinde der Einheit des Leibes Christi (V. 14-24)

In den Versen 14 bis 24 benutzt der Apostel das Bild des menschlichen Leibes, um uns einige praktische Lektionen im Zusammenhang mit den Offenbarungen des Geistes im Leib Christi zu lehren. Er warnt vor zwei besonderen Feinden, die die Einheit stören und damit die Wirkungen des Geistes in der Gemeinde behindern.

1. Unzufriedenheit

Verse 14-19

1Kor 12,14-19: 14 Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. 15 Wenn der Fuß spräche: Weil ich nicht Hand bin, so bin ich nicht von dem Leib – ist er deswegen nicht von dem Leib? 16 Und wenn das Ohr spräche: Weil ich nicht Auge bin, so bin ich nicht von dem Leib – ist es deswegen nicht von dem Leib? 17 Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo der Geruch? 18 Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat. 19 Wenn aber alle ein Glied wären, wo wäre der Leib?

Der erste Feind der Einheit ist die Unzufriedenheit. Der Apostel benutzt das Bild eines menschlichen Leibes, um dieses Problem anzusprechen. Er zeigt, dass es in einem menschlichen Körper absurd wäre, wenn „der Fuß“ sagte, dass er nicht die gleiche Funktion wie „die Hand“ hätte und deshalb aufhören würde, Teil des Körpers zu sein. Aber leider besteht im Leib Christi die Gefahr, dass einige Glieder mit ihrem Platz unzufrieden werden. Wenn eine solche Unzufriedenheit in einem Glied des Leibes Christi auftritt, führt sie dazu, dass er nach einer Funktion im Leib strebt, die ihm nicht gegeben wurde. Zum Beispiel könnte ein Evangelist die Rolle eines Lehrers anstreben.

Der Apostel begegnet diesem Problem, indem er zeigt, dass Gott die Vielfalt in der Einheit des Leibes gewollt hat, indem er sagt: „Der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele“ (1Kor 12,14). Mit anderen Worten: Der menschliche Leib besteht nicht nur aus Händen und Füßen; ebenso sind die Glieder des Leibes Christi nicht nur Lehrer oder Evangelisten. Wenn das so wäre, würde die Vielfalt des Leibes verlorengehen.

Das Heilmittel dagegen ist die Anerkennung des souveränen Handelns Gottes. Er, nicht der Mensch, hat den Platz der Glieder in einem menschlichen Körper bestimmt, „wie es ihm gefallen hat“. Und so ist es auch im Leib Christi. Das Heilmittel dagegen ist, im Gebet in die Gegenwart Gottes zu kommen und von Ihm zu erfahren, was unser Platz im Leib Christi ist, und damit zufrieden zu sein. Wir werden erst dann glücklich sein, wenn wir den Platz und die Funktion, die Gott uns gegeben hat, annehmen. Solange wir uns in dieser Hinsicht nicht der Souveränität Gottes unterwerfen, werden wir unseren Brüdern im Dienst wahrscheinlich ein Ärgernis sein und so die Einheit stören.

2. Verachtung

Verse 20-24

1Kor 12,20-24: 20 Nun aber sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer. 21 Das Auge aber kann nicht zu der Hand sagen: Ich brauche dich nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht; 22 sondern vielmehr die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig; 23 und die wir für die unehrbareren des Leibes halten, diese umgeben wir mit reichlicherer Ehre; und unsere nichtanständigen haben desto reichlichere Wohlanständigkeit; 24 unsere wohlanständigen aber benötigen es nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt, indem er dem Mangelhafteren reichlichere Ehre gegeben hat, …

Der zweite Feind ist die Verachtung. Der Apostel benutzt wieder das Bild des menschlichen Leibes, um diesem Feind zu begegnen, indem er sagt: „Nun aber sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer.“ Das zeigt, dass Einheit in der Verschiedenheit der Glieder des Leibes bestehen soll. In einem menschlichen Leib schauen die wichtigeren Glieder nie mit Verachtung auf die weniger wichtigen herab und sagen: „Ich brauche dich nicht.“ Aber leider besteht diese Gefahr im Leib Christi. Diese Haltung zerstört die [praktische] Einheit.

Der Apostel warnt vor dieser Gefahr, indem er darauf hinweist, dass Gott bei der Gestaltung unseres Leibes den unsichtbaren Gliedern absichtlich „reichlichere Ehre“ gegeben hat als den sichtbaren. Die weniger auffälligen Glieder des menschlichen Körpers sind wichtiger als die auffälligen! Ein Mensch kann ohne eine Hand oder einen Fuß auskommen, aber er kann nicht ohne ein Herz oder eine Leber usw. leben. Der Apostel veranschaulicht damit, dass wir nicht auf die weniger wichtigen Glieder des Leibes Christi herabsehen sollen.

Das Heilmittel für dieses Problem ist wiederum die Unterwerfung unter die Souveränität Gottes. „Gott hat den [menschlichen] Leib zusammengefügt“ (1Kor 12,24). Er hat ihn so gestaltet, dass jedes Glied wertvoll ist und etwas zum Ganzen der Person beitragen kann. In ähnlicher Weise hat Gott den Leib Christi so gestaltet, dass der Beitrag eines jeden Gliedes für das Wohlergehen des Ganzen notwendig ist (Eph 4,16). Wir müssen dies daher anerkennen und jedem Glied erlauben, in seiner von Gott gegebenen Rolle zu funktionieren.

Leider behandelt die von Menschen geschaffene klerikale Ordnung in der heutigen Kirche die Glieder des Leibes Christi, die das Wort öffentlich verkünden könnten, so, als ob sie nicht wichtig wären. (Wir beziehen uns auf das Klerus-Laien-System, bei dem jemand – ein sogenannter „Pastor“ oder „Pfarrer“ – den öffentlichen Dienst im Namen der Gemeinde ausübt.) Das ist zwar unbeabsichtigt, aber dennoch ist dies das Ergebnis dieser Ordnung. Indem es solche Glieder vom öffentlichen Dienst in der Versammlung ausschließt, sagt dieses System im Wesentlichen: „Ich brauche dich nicht.“ Wie erwähnt, geschieht dies nicht in böser Absicht gegenüber den anderen Gliedern des Leibes Christi; dennoch behindert es die Glieder, die eine Gabe für den Dienst am Wort in der Versammlung haben könnten, indem es den Dienst auf eine Person beschränkt, die offiziell das Recht dazu hat.

Verse 25-27

1Kor 12,25-27: … 25 damit keine Spaltung in dem Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten. 26 Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit. 27 Ihr aber seid Christi Leib und Glieder im Einzelnen.

So wie es im menschlichen Leib keine „Spaltung“ gibt und alle Glieder „dieselbe Sorge füreinander hätten“, so sollen auch die Glieder des Leibes Christi in Harmonie zusammenarbeiten. Wie es im menschlichen Körper Mitleiden und Unterstützung gibt – „wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit“ –, so soll es auch unter den Gliedern des Leibes Christi dasselbe Mitleiden und dieselbe Unterstützung geben. Wir könnten uns fragen, wie es möglich ist, Mitgefühl für ein Glied des Leibes Christi zu haben, wenn wir noch nie von dieser Person gehört haben. Vielleicht lebt das leidende Glied auf einem anderen Kontinent und ist in einer anderen Glaubensgemeinschaft. Wir glauben, dass die Antwort im folgenden Vers zu finden ist. Der Apostel schränkt seine Ausführungen ein, indem er vom Leib Christi in seinem örtlichen Aspekt spricht (1Kor 12,27). Wenn alle in einer Stadt oder einem Ort in derselben Gemeinschaft zusammen wären (wie es damals der Fall war und heute der Fall sein sollte), wüssten sie von jedem Mitglied, das leidet, und sie würden alle mit dieser Person leiden.

Vers 27 sagt: „Ihr seid Christi Leib.“ Man beachte, dass hier nicht „wir“, sondern „ihr“ steht, was sich auf die Korinther bezieht. Der Vers wird in einigen Bibelübersetzungen mit Artikel wiedergegeben: „Ihr seid der Leib Christi.“ Das ist falsch. Der Artikel „der“ sollte weggelassen werden, denn er würde den ganzen Leib Christi bedeuten, was die Korinther nicht waren. Keine örtliche Gruppe von Christen kann von sich behaupten, der Leib Christi zu sein; der Leib besteht aus allen auf der Erde, die an den Herrn Jesus Christus glauben und mit dem Heiligen Geist versiegelt sind.

Der Bibelausleger Hamilton Smith veranschaulicht die Ermahnung des Apostels an dieser Stelle, indem er uns auffordert, uns vorzustellen, dass wir einen General einer örtlichen Kompanie von Soldaten sehen, der seine Männer ermahnt. Er würde vielleicht sagen: „Denkt daran, Männer, ihr seid Coldstream Guards.“ Er würde nicht sagen: „Ihr seid die Coldstream Guards“, denn sie sind nur eine örtliche Kompanie in diesem großen Regiment. In diesem Vers sagt Paulus einfach, dass die örtliche Versammlung in Korinth den ganzen Leib Christi repräsentiert. Und was eine örtliche Gemeinschaft anbelangt, so sollte sie wissen, welche Glieder des Leibes an diesem Ort leiden, und mit ihnen mitleiden.

Der erste Feind zerstört also die Vielfalt und der zweite Feind bricht die Einheit. In Wirklichkeit ist kein Glied übergeordnet und alle Glieder sind gleich wichtig.

Dieser Abschnitt ist nicht auf Versammlungen anzuwenden, sondern auf einzelne Glieder des Leibes. Das ist wichtig zu sehen, weil man auf die Idee kommen könnte, dass jede örtliche Versammlung sich mit den anderen örtlichen Versammlungen beraten müsste, bevor sie administrativ – das heißt in Fragen der Gemeindezucht – handelt. Eine biblisch versammelte örtliche Versammlung ist der Repräsentant aller in ähnlicher Weise versammelten Versammlungen auf dem Boden des ganzen Leibes Christi und handelt im Namen des Leibes insgesamt.

Die Reihenfolge der Gaben nach ihrer Wichtigkeit (V. 28-31)

Verse 28-31

1Kor 12,28-31: 28 Und Gott hat einige in der Versammlung gesetzt: erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wunderkräfte, dann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, Arten von Sprachen. 29 Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer? Haben alle Wunderkräfte? 30 Haben alle Gnadengaben der Heilungen? Reden alle in Sprachen? Legen alle aus? 31 Eifert aber nach den größeren Gnadengaben; und einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch. 

Die Korinther hatten eine verzerrte Vorstellung von der Bedeutung bestimmter Gaben in der Gemeinde. Sie zogen die Wundergaben vor, weil sie auffällig waren und den Betreffenden ins Rampenlicht stellten. Um sie diesbezüglich zurechtzuweisen, gibt der Apostel die von Gott festgelegte Reihenfolge der Gaben an. Es ist keine vollständige Liste. Gott hat die nicht übernatürlichen, grundlegenden Gaben an die erste Stelle gesetzt. Danach folgen die Gaben zur Auferbauung, und die Wunder- und Zeichengaben werden zuletzt genannt. Bei den Korinthern war es andersherum. Alle Gaben sind wichtig, aber es ist bezeichnend, dass jedes Mal wenn der Apostel die Gaben aufzählt, die „Zungenrede“  – die Gabe, in die die Korinther verliebt waren – am Ende der Liste steht (1Kor 12,6-10; 12,28; 13,8; 14,26).

Er schließt mit den Worten: „Eifert aber nach den größeren Gnadengaben.“ Das Verb in diesem Vers steht im Original im Plural, und deshalb bezieht sich die Ermahnung auf die Gemeinde als Ganzes und nicht auf Einzelne, die die besten Gaben begehren. Wäre es eine Ermahnung an Einzelne, würde er uns ermutigen, die Gabe eines anderen zu begehren, was im Widerspruch zu dem stünde, was er zuvor in diesem Kapitel gelehrt hat, nämlich dass wir mit der Gabe zufrieden sein sollen, die uns gegeben wurde. Paulus ermahnt sie, gemeinsam zu „eifern“ und zu beten, dass Gott in ihrer Mitte einen guten Vorrat an aufbauenden Gaben („die größeren Gaben“), wie Lehre und Weissagung, erweckt. Dann würde die Gemeinde erbaut und in dem „allerheiligsten Glauben“ (Jud 20) befestigt werden.

Er sagt weiter, dass es in einer Versammlung etwas gibt, was noch wichtiger ist als „die größeren Gnadengaben“: Es ist die „Liebe“. Einander in Liebe zu dienen, ist wirklich der „vorzüglichere Weg“.


Übersetzt aus: First Epistle Of Paul To The Corinthians: The Maintenance Of Order In The Local Assembly
Quelle: www.bibletruthpublishers.com

Übersetzung: Stephan Isenberg

Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: spiritual manifestations; vgl. JND-Übersetzung.

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