„Hinabgestiegen in die unteren Teile der Erde“
Psalm 69

Dirk Schürmann

© SoundWords, online seit: 30.07.2013, aktualisiert: 16.04.2022

Leitverse: Psalm 69

Psalm 69 ist einer der bekanntesten messianischen Psalmen von David. Er führt uns besonders in die Leiden unseres Heilands ein. In Psalm 68 lesen wir von der Erhöhung des Herrn Jesus (siehe auch den Artikel „Hinaufgestiegen in die Höhe“). Der folgende Psalm nun zeigt uns, dass der, der hinaufgestiegen ist, der ist, der „auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde“ (Eph 4,9). Er führt uns zwar nicht so weit wie der Psalm 22. Das Sühnungswerk in den drei Stunden der Finsternis finden wir in Psalm 69 nicht, daher auch die Verse, die in diesem Psalm von Vergeltung reden und die wir in Psalm 22 nicht finden. Dennoch werden auch die Leiden, die mit dem Ertragen des Zornes Gottes in Verbindung stehen, vorempfunden; sie stellen eine besondere Form der Leiden dar, die weder Leiden der Versöhnung noch Leiden um der Gerechtigkeit willen sind (siehe hierzu den Artikel „Die unterschiedlichen Leiden Christi“).

Verse 2.3

Ps 69,2.3: Rette mich, o Gott, denn die Wasser sind bis an die Seele gekommen! Ich bin versunken in tiefen Schlamm, und kein Grund ist da; in Wassertiefen bin ich gekommen, und die Flut überströmt mich.

Hier finden wir das zusammengefasst, was in diesem Psalm das Hauptthema ist: Es geht um die Tiefe der Leiden und vor allem um die Tiefe der Leiden der Seele. Wir finden manches, was äußerliche Leiden sind, aber letztlich ist das Schlimme nicht die äußeren Leiden, sondern das innere Leiden der Seele. Deswegen geht es darum, dass „die Wasser bis an die Seele gekommen“ sind und „kein Grund da ist“. Das wird auch einmal für den Überrest der Fall sein, dass sie keinen festen Boden vor Gott haben. Ein festes Fundament, wie wir das kennen, ein für alle Mal gerechtfertigt vor Gott, angenehm gemacht in dem Geliebten, Kinder und Söhne Gottes, die in der Gunst des Vater stehen – all das werden sie nicht kennen. Deswegen ist ihre Not natürlich besonders groß.

Vers 4

Ps 69,4: Ich bin müde vom Rufen, entzündet ist meine Kehle, meine Augen schwinden hin, während ich auf meinen Gott harre.

Für den Überrest wird es in der Zukunft ein sehr schreckliches Harren auf Gott sein in dieser schrecklichen Drangsalszeit, die ohnegleichen ist. Aber wir dürfen auch wieder an den denken, von dem dieser Psalm besonders handelt: an den Herrn Jesus. Er hat es ganz tief in seiner Seele – rein zeitlich dauerte es ja nicht so lange – doch vollkommen empfunden, was es einmal für sie sein würde, als Er dreimal hinging in Gethsemane und dreimal dasselbe Wort sprach, immer wieder seine Not vor Gott brachte. Wir wissen, dass Er sich auch mit starkem Geschrei und Tränen an seinen Gott wandte. Wegen dieses starken Geschreis finden wir: „Entzündet ist meine Kehle.“ Wir finden die Tränen: „Meine Augen schwinden hin.“ Denken wir daran: Weil sein Empfinden nicht durch die Sünde verhärtet war wie bei uns, war Er überaus empfindsam in seiner reinen, heiligen Seele und konnte das alles viel stärker empfinden. Und Er empfand es auch stärker, als wir Leid empfinden können, wenn wir in Not sind.

Vers 5a

Ps 69,5a: Mehr als die Haare meines Hauptes sind die, die ohne Ursache mich hassen.

Einige Stellen dieses Psalms werden ja im NT zitiert. Auch dieser Vers – „Man hat mich ohne Ursache gehasst“ – wird in Johannes 15,25 zitiert. Da werden für diesen Hass ohne Ursache zwei Gründe angeben, die uns zeigen, was der Herr Jesus empfunden hat. In Johannes 15,22.24 heißt es:

  • Joh 15,22.24: Wenn ich nicht … zu ihnen geredet hätte, so hätten sie keine Sünde. … Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, … so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie gesehen und doch gehasst sowohl mich als auch meinen Vater.

Die Werke und Worte, die werden uns dort vorgestellt, die waren der Grund, warum Er sagen musste: „Sie haben mich ohne Ursache gehasst.“ Diese Worte und diese Werke zeugten von Gnade und Liebe. Sie mussten sich schon ganz zu Beginn, bei seinem ersten öffentlichen Dienst, verwundern über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorkamen. Hatte Er nicht die gute Botschaft der Rettung verkündigt, hatte Er nicht mit Sünden Beladenen Vergebung ausgesprochen und Trauernden Trostworte gesagt? Und doch hasste man Ihn. Und seine Werke kennen wir auch, diese Werke der Liebe. Hatte Er nicht Kranke geheilt, Aussätzige gereinigt, Schwache aufgerichtet, Besessene befreit, Hungernde gespeist, Blinde sehend gemacht und Tote auferweckt? Und doch hasste man Ihn.

Vers 5b

Ps 69,5b: Mächtig sind meine Vertilger, die ohne Grund mir feind sind; was ich nicht geraubt habe, muss ich dann erstatten.

Natürlich denken wir dabei daran, dass der Herr Jesus das, was nicht Er, sondern wir geraubt haben, auf Golgatha erstatten musste: die Ehre, die wir Gott geraubt haben; die Schuld, die wir aufgehäuft haben; das, was wir alles auf unserem moralischen Konto an Minus aufgesammelt haben – dafür musste Er geradestehen. Das stand sicherlich auch in Gethsemane vor seinen Blicken. Insbesondere geht es allerdings wohl auch darum, dass Er die ganze Ungerechtigkeit des Gerichtsprozesses so stark empfand. Seien es die Ankläger, die Zeugen, der Richter, die Zuschauer: Alle leisteten ihren Beitrag zu dieser Ungerechtigkeit.

Vers 6

Ps 69,6: Du, o Gott, weißt um meine Torheit, und meine Vergehungen sind dir nicht verborgen.

Als der Herr Jesus in Gethsemane den Kelch von dem Vater gereicht bekam, den Er trinken sollte, da vergegenwärtigte Er sich, was das bedeuten würde, diesen Kelch des Zornes Gottes leeren zu müssen: wie Er sich einsmachen würde mit unseren Sünden, mit unserer Torheit und unseren Vergehungen und was das Gericht Gottes und sein Verlassensein bedeuten würde. Wie schrecklich das für Ihn war, können wir ein wenig erahnen, wenn wir von dem „ringendem Kampf“ lesen, von dem „Schweiß wie große Blutstropfen“ und von seinen wiederholten Bitten an den Vater, dass doch der Kelch an Ihm vorbeigehen möge.

Psalm 69 führt uns nicht bis zu dem Tragen des Gerichtes selber wie Psalm 22, sondern behandelt die Zeit, wo Er sich noch im Gebet an seinen Vater wenden konnte, denn es war noch „die Zeit der Annehmung“ (Ps 22,14) und nicht die Zeit der drei Stunden des Verlassenseins. Daher sind die Leiden, in die Er hier eingeht, solche Leiden, die in einer anderen Weise auch einmal der gläubige Überrest Israels in der Zukunft haben wird. Sie werden den Zorn Gottes über ihre Sünden fürchten, auch wenn sie ihn, im Gegensatz zu unserem Herrn, nicht erfahren werden.

Vers 7

Ps 69,7: Lass nicht durch mich beschämt werden, die auf dich harren, Herr, Herr der Heerscharen! Lass nicht durch mich zuschanden werden, die dich suchen, Gott Israels!

Der Herr dachte schon damals an diese Situation des Überrestes und wollte nicht, dass sie durch das, was mit Ihm geschah, einmal verzweifeln. Sie sollten durch das Handeln Gottes mit Ihm Mut bekommen und nicht gerade das Gegenteil. Es ist schon erstaunlich, dass der Herr Jesus in all diesen Leiden noch so an andere dachte. (Siehe zu diesen beiden Versen auch den Artikel „Die unterschiedlichen Leiden Christi“.)

Vers 8

Ps 69,8: Denn deinetwegen trage ich Hohn, hat Schande bedeckt mein Angesicht.

Es ging Ihm um die Ehre Gottes, dafür war Er hier, und dafür war Er bereit, Hohn, Schmach und Verachtung zu ertragen. Um seines Gottes willen wollte Er alles auf sich nehmen. Und Gott hat das hat auch sehr hoch geschätzt, dass Er dazu bereit war.

Vers 9

Ps 69,9: Entfremdet bin ich meinen Brüdern, und ein Fremder geworden den Söhnen meiner Mutter.

Wir lesen im Johannesevangelium, dass auch seine Brüder nicht an Ihn glaubten. Wir lesen an anderer Stelle, dass, als man zu Ihm kam und sagte: „Deine Mutter und deine Brüder warten auf dich“, Er von denen sagte, die an Ihn glauben: „Das sind meine Mutter und meine Brüder.“ Er wusste, dass seine Brüder Ihn damals noch überhaupt nicht verstanden. Zum Glück wissen wir, dass sie hinterher an Ihn glaubten. Aber damals, als Er seinen Weg hier ging, ging Er Ihn ganz einsam.

Vers 10a

Ps 69,10a: Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt.

Den Herrn Jesus kennzeichnete der Eifer für Gottes Haus. Zweimal finden wir, dass Er den Tempel reinigt, und in diesem Zusammenhang wird auch diese Stelle zitiert. Letztlich war auch das, was Er in Verbindung mit der letzten Tempelreinigung sagte, eines der Argumente, das man gegen Ihn vorbrachte, als Er verklagt wurde. Auch hier sehen wir wieder, dass Er sich für Gott einsetzte: für das Haus Gottes, für das Haus seines Vaters. Doch es ging noch weiter:

Vers 10b

Ps 69,10b: Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.

Zur Zeit des Herrn Jesus gab es keinen Götzendienst in Israel. Daher mögen wir uns fragen, inwiefern Gott denn damals geschmäht wurde, wenn mir einmal davon absehen, dass der Herr Jesus selbst auch Gott war. Wir sprechen also von dem Gott im Himmel, zu dem Israel sich bekannte. Sie schätzten Gott als ihren Bundesgott, der ihnen besondere Verheißungen gegeben hatte. Auch dafür, dass sie von Ihm das Gesetz bekommen hatten, schätzten sie Ihn. Aber es gab etwas an Gott, das sie nicht schätzen, und das war seine Gnade. Wenn Er durch den Herrn Jesus am Sabbat heilte, dann freuten sie sich nicht über die Gnade, die Er schenkte, sondern „hielten Rat gegen“ den, durch den Er diese Heilung vollzogen hatte, „wie sie ihn umbrächten“ (Mt 12,14). Man könnte immer noch denken, dass sich der Hass ja nicht auf Gott im Himmel bezog. Doch das wird noch deutlicher, als der Herr Jesus darauf hinweist, wie Gott in seiner Gnade sich sogar den Nationen zuwendet. In Lukas 4 ab Vers 16 lesen wir die Geschichte, wo der Herr Jesus aus dem Buch Jesaja Evangeliumsworte von Befreiung, Heilung und Freiheit liest und diese dann auslegt. Er kommt dann darauf zu sprechen, wie unumschränkt die Gnade Gottes schon im Alten Testament gehandelt und sich dort solchen aus den Nationen gegenüber offenbart hat, weil Gnade eben ein Geschenk ist, das nichts voraussetzt. So lesen wir in Lukas 4,25-27:

  • Lk 4,25-27: Viele Witwen waren in den Tagen Elias in Israel, … und zu keiner wurde Elia gesandt als nur nach Serepta im Gebiet von Sidon [also nicht in Israel] zu einer Frau, einer Witwe. Und viele Aussätzige waren zur Zeit des Propheten Elisa in Israel, und keiner von ihnen wurde gereinigt als nur Naaman, der Syrer.

Drei Verse vorher, in Lukas 4,22, können wir noch lesen, dass die Zuhörer sich über seine Worte der Gnade verwunderten. Aber jetzt müssen sie hören, dass die Gnade Gottes über alle Grenzen hinausgeht, über die Grenzen Israels, seines Volkes hinaus. Diese Gnade erbarmt sich über solche, die in dem Bewusstsein, dass sie seine Hilfe brauchen, zu Ihm kommen. So bekam eine sidonische Witwe Errettung vor dem Hungertod und ein syrischer Feldherr Heilung von seinem Aussatz. Auf Gnade gibt es kein Anrecht, daher stehen solche aus den Nationen auf demselben Boden wie die Israeliten ohne Anrecht. Und so konnte der Segen selbst auch auf Menschen aus einer israelfeindlichen Nation kommen. Doch diese große Gnade Gottes, die hier gezeigt wurde, die wollten die Menschen nicht. Und an diesem Handeln Gottes in Gnade war sogar der Herr Jesus als Mensch gar nicht beteiligt gewesen. Das war die Schmach, die auf Gott selbst lag: seine unumschränkte Gnade.

Und was war die Reaktion der Zuhörer? „Alle in der Synagoge wurden von Wut erfüllt“ (Lk 4,28), von Wut statt von Freude! Hätten wir nicht Freude erwarten können, wenn wir sehen, dass Gott so gnädig ist? Aber nein, sie waren „von Wut erfüllt, als sie dies hörten. Und sie standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn bis an den Rand des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, um ihn hinabzustürzen“ (Lk 4,28.29). „Die Schmähungen derer, die dich schmähen“, dich Gott, wegen deiner Gnade, „sind auf mich gefallen“ (Ps 69,10). Das musste Christus aushalten; wenn Er Gott in seiner Gnade darstellte, dann musste Er sogar noch leiden für das Handeln Gottes Jahrhunderte zuvor.

In Römer 15,3 wird dieser Vers „Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen“ zitiert, und dieses Zitat wird eingeleitet mit der Bemerkung: „Denn auch der Christus hat nicht sich selbst gefallen.“ Er achtete nicht darauf, dass es Ihm gut ging, lebte in keiner Weise sich selbst, sondern war darauf bedacht, dass Gott dargestellt wurde, wie Er ist. Dafür war Er bereit, sogar die Schmach, die damit in Verbindung stand, zu erdulden. So wird Er uns dann auch in Römer 15 als Vorbild hingestellt. Gott sagt gleichsam: Schaut Christus an, der hat, um mich in Gnade darzustellen, so viel mitgemacht, hat sogar für meine Schmach, die mit meiner Gnade in Verbindung stand, gelitten. Wollt nicht auch ihr mich darstellen in Gnade und diese Gnade den Schwachen zeigen? Sie schränken eure Freiheit etwas ein, das kann unangenehm sein, aber was ist das gegenüber dem, was Christus dafür erduldet hat, meine Gnade zu offenbaren? Wenn ihr so handelt, wird das dazu führen, dass ihr „untereinander gleichgesinnt“ sein werdet (Röm 15,5), und das wird dann dazu führen, dass eure Gemeinschaft untereinander ungetrübt ist und „ihr einmütig mit einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht“ (Röm 15,6).

Verse 11.12

Ps 69,11.12: Als ich weinte und meine Seele fastete, da wurde es mir zu Schmähungen; als ich mich in Sacktuch kleidete, da wurde ich ihnen zum Sprichwort.

Als der Herr Jesus in Lukas 19,41 die Stadt Jerusalem sieht, da lesen wir, wie Er über sie weinte wegen dem, was sie abgelehnt hatten, und dem, was sie dafür ernten würden. Und nur sechs Verse weiter finden wir, wie die Führer in dieser Stadt Ihn umbringen wollen. Im allgemeineren Sinn zeigt der Vers aber auch, wie man mit seinen schmerzlichen Empfindungen Spott trieb. Nachdem Er in der größten Not des Verlassenseins von Gott ausgerufen hatte: Eli, Eli lama sabachthani – Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, da spotten sie: „Halt, lasst uns sehen, ob Elia kommt, um ihn herabzunehmen.“

Vers 13

Ps 69,13: Die im Tor sitzen, reden über mich, und ich bin das Saitenspiel der Zecher.

Ob es nun die oberste Klasse in der Gesellschaft war, das sind die, die im Tor sind, das sind die, welche die Regierungs- und Stadtgeschäfte ausführen, die in der Verwaltung sind, eine hohe Position haben, Richter sind – ob es um diese Leute oder um die Zecher ging, die niedrigste Gesellschaftsklasse: Es war egal. Die Vorübergehenden lästerten Ihn, aber die Hohenpriester genauso. Da war kein Unterschied mehr.

Vers 14a

Ps 69,14a: Ich aber, mein Gebet ist zu dir, HERR, zur Zeit der Annehmung.

Der Herr wendet sich nicht an die Menschen, die Ihn so schändlich behandelten. Er nimmt alles von Gott und wendet sich an Ihn. Es war noch nicht das Kreuz, es war noch nicht die Zeit, wo keine Annehmung da war. Deswegen kann Er sich an seinen Gott wenden. Wie oft mag unser Herr sich im stillen Gebet an seinen Gott gewandt haben, wenn Er gerade geschmäht wurde! Wie viele solcher stillen Gebete stiegen zu Gott empor auf dem Weg von Gethsemane nach Golgatha!

Vers 14b

Ps 69,14b: O Gott, nach der Größe deiner Güte, erhöre mich nach der Wahrheit deines Heils!

Wir wissen, wie Gott auf das Gebet antwortete: Er wurde vor diesen Dingen nicht gerettet, aber Er ist aus dem Tod errettet worden. Das war der Weg Gottes, das war die Erhörung seines Gebetes.

Verse 15.16

Ps 69,15.16: Zieh mich heraus aus dem Schlamm, dass ich nicht versinke! Lass mich errettet werden von meinen Hassern und aus den Wassertiefen! Lass die Flut der Wasser mich nicht überströmen und die Tiefe mich nicht verschlingen; und lass die Grube ihren Mund nicht über mir verschließen!

Die ganze Not wird zusammengefasst in dem „Schlamm“. Wer im Schlamm versinkt, ist völlig von Schlamm umgeben. Keine Körperstelle bleibt mehr frei, und wenn auch der Kopf untergegangen ist, hat der Schlamm alles aufgenommen. So überwältigend war die Not, in die der Herr kam. Hier sehen wir, wie die geistliche Not, wie das Empfinden dessen, was von Gott auf Ihn kam, mit dem, was von Menschen kam, ineinander in einem einzigen Satz verschmilzt: „von den Hassern {das sind die Menschen} und aus den Wassertiefen {das war das Gericht Gottes}“. Er nahm letztlich, wie wir uns schon erinnert haben, auch das, was von den Menschen kam, als aus der Hand Gottes an. In 1. Petrus 2,23 lesen wir, dass Er „sich dem übergab, der gerecht richtet“, und in Jesaja 50,6, dass Er „seinen Rücken den Schlagenden und seine Wangen den Raufenden bot“. Wenn es nach Gottes Gedanken war, dass das auf Ihn zukommen sollte, dieser Hass, diese Qual vonseiten der Menschen, dann wollte Er das von dem nehmen, der gerecht richtet. So übergab Er all das in die Hand Gottes. Das können wir natürlich auch von Ihm lernen, dass wir in den Dingen, die uns begegnen, in der Lage sind, zu sagen: „Vater, wenn das so ist, dann will ich es aus deiner Hand nehmen.“ Da war Er ein unerreichbares Vorbild.

Verse 17.18

Ps 69,17.18: Erhöre mich, HERR, denn gut ist deine Güte; wende dich zu mir nach der Größe deiner Erbarmungen! Und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knecht, denn ich bin bedrängt; eilends erhöre mich!

Da wird in verschiedenen Ausdrücken und in abgewandelter Form das aus den vorigen Versen wieder vor Gott gebracht: die Not der Seele, um aus diesen Leiden errettet zu werden. Doch finden wir auch, obwohl alles dagegenspricht, das tiefe Vertrauen auf die Hilfe Gottes. Unser Herr hatte diese Empfindungen gerade zu dem Zeitpunkt, als Gott sich anschickte, uns die „Größe seiner Erbarmungen“ zu zeigen, indem Er den strafte, der „unsere Übertretungen tilgen“ würde (Ps 51,3). Er, „der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit Er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht“ (Eph 2,4.5).

Vers 19

Ps 69,19: Nahe dich meiner Seele, erlöse sie; erlöse mich um meiner Feinde willen!

Einige hat das irritiert, dass sich das auf den Messias beziehen soll. Des Herrn Seele sollte erlöst werden? Unsere Seele muss doch erlöst werden, aber seine doch nicht. Das Wort „Erlösung“ hat aber verschiedene Bedeutungen. Es gibt eine Erlösung durch Blut und eine Erlösung durch Macht, und um letztere geht es in diesem Vers. Auch in Psalm 72,14 wird dieses Wort benutzt, und hier bezieht es sich eindeutig auf die Erlösung durch Macht.

Vers 20

Ps 69,20: Du kennst meinen Hohn und meine Schmach und meine Schande; vor dir sind alle meine Bedränger.

Hohn, Schmach und Schande bezeichnen all das, was den Herrn Jesus neben den physischen Leiden vor allem an seelischem Schmerz traf. Natürlich war es grausamer physischer Schmerz, als Er mit der Dornenkrone gekrönt wurde und man Ihn dann auf den Kopf schlug, so dass die Dornen eindrangen. Aber was für ein seelischer Schmerz war damit verbunden, dass man sein Königtum damit so verspottete. Was für ein seelischer Schmerz war es auch, die Schande zu erdulden, von diesen Menschen ausgezogen zu werden und entblößt am Kreuz zu hängen. Was für ein seelischer Schmerz war es, auf die Vorstellung von Pilatus „Siehe, euer König!“ die Antwort seines Volkes zu hören: „Hinweg, hinweg!“ (Joh 19,14.15). Was war es für Ihn, für unfähig gehalten zu werden, sich selbst zu retten, wo Er doch nur deswegen am Kreuz blieb, um das Werk zu vollbringen, damit sogar solche, die Ihn an dieses Kreuz brachten, errettet werden könnten.

Die Leiden, die hier vonseiten der Menschen geschildert werden, werden uns dennoch nicht im Blick auf diese Menschen geschildert, sondern im Blick auf Gott. Er nimmt nämlich all diese Leiden, auch wenn sie vonseiten der Menschen kommen, nicht als von den Menschen kommend an, sondern Er nimmt sie als von Gott. Das ist ein Gedanke, der in Jesaja 50 besonders entfaltet wird:

  • Jes 50,5.6: Der Herr, HERR, hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht widerspenstig gewesen, bin nicht zurückgewichen. Ich bot meinen Rücken den Schlagenden und meine Wangen den Raufenden, mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.

Wenn es nach dem Willen Gottes war, dass Menschen Ihn schlagen konnten, dann wollte Er das aushalten. Wenn es nach dem Willen Gottes war, dass Menschen Ihn anspucken konnten, dann wollte Er sich anspucken lassen. Er wollte in keiner Weise dem Willen Gottes gegenüber widerspenstig sein. Alles, was Er von Menschen bekam, nahm Er aus Gottes Hand an. Er bringt all das, was hier Menschen tun, zu Gott und nimmt es aus dessen Hand.

Vers 21a

Ps 69,21a: Der Hohn hat mein Herz gebrochen und ich bin ganz elend.

Der, der in den Jahren seines Dienstes immer wieder die zerbrochenen Herzen geheilt hatte, dessen Herz wurde jetzt durch Hohn und Spott gebrochen. Gehen wir mal zu Matthäus 27,28-43:

  • Mt 27,28-43: 28 Und sie zogen ihn aus und legten ihm einen scharlachroten Mantel um. 29 Und sie flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie ihm auf das Haupt und gaben ihm einen Rohrstab in die Rechte; und sie fielen vor ihm auf die Knie und verspotteten ihn und sagten: Sei gegrüßt, König der Juden! 30 Und sie spien ihn an, nahmen den Rohrstab und schlugen ihm auf das Haupt. 31 Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an … Und sie brachten oben über seinem Haupt seine Beschuldigungsschrift an: Dieser ist Jesus, der König der Juden. 40 … Wenn du Gottes Sohn bist, so steige herab vom Kreuz! 42 … Er ist Israels König; so steige Er jetzt vom Kreuz herab, und wir wollen an ihn glauben. 43 Er vertraute auf Gott, der rette ihn jetzt, wenn Er ihn begehrt; denn Er sagte: Ich bin Gottes Sohn.

Man hatte schon den Herrn Jesus als Prophet verspottet: „Weissage uns, Christus, wer ist es, der dich schlug?“ (Mt 26,68). Jetzt am Kreuz wird der Spott noch viel schlimmer: Alles, was der Mensch irgendwie an dem Herrn Jesus finden konnte, um Ihn zu verhöhnen, das nahm Er. Als Erstes wurde Er als König verspottet. Da gab man Ihn dem Gespött preis, indem man Ihm diesen Mantel anzog und diese Dornenkrone aufsetzte. Er war doch als König für sein Volk gekommen, um es zu segnen, um dem Volk den schon Abraham verheißenen Segen zu schenken; dafür war Er gekommen und umhergegangen, segenspendend, Gott geweiht, und jetzt endete das so: ein Gefangener in einem Königsmantel mit einem Zeichen nicht des Segens, sondern des Fluches, der Dornen, auf seinem Haupt. Wie traf Ihn dieser Hohn! Dann diese Überschrift: Da seht ihr, das ist euer König, der da am Holz hängt, in der Mitte, das ist der König. Wie traf Ihn diese Beleidigung seiner Königswürde.

„Wenn du Gottes Sohn bist, dann steige herab vom Kreuz!“ Man zweifelte an, dass Er Gottes Sohn wäre. So hat man auch noch seine Gottessohnschaft verhöhnt. Er konnte es ihnen da nicht beweisen, und wie dankbar sind wir, dass Er es ihnen nicht bewiesen hat, sonst hätten wir nicht errettet werden können. Und dann wieder: „Er ist Israels König; so steige Er jetzt vom Kreuz herab, und wir wollen an ihn glauben.“ Was für ein Hohn, was für ein Hohn!

Und das Schlimmste dann ist sicherlich Vers 43: „Er vertraute auf Gott, der rette ihn jetzt, wenn Er ihn begehrt; denn Er sagte: Ich bin Gottes Sohn.“ Da geht es noch weiter: Da geht es um seine Beziehung zu seinem Gott und Vater; selbst die stellte man in Frage. Das kann doch nicht sein, dass das der Geliebte des Vaters ist, sonst hätte Gott Ihn doch gerettet. Sonst hätte Er ihn doch da herausgeholt. – Ist das nicht das, was um am meisten weh tut, wenn jemand unsere vertrautesten Beziehungen antastet, die Wertschätzung im Kreis derer, die uns lieben? Das trifft uns am meisten. Und da können wir verstehen, wenn der Herr Jesus sagt: „Der Hohn hat mein Herz gebrochen.“ Selbst vor dieser Beziehung nahm man keine Rücksicht, selbst da wurde noch hineingeschlagen.

Vers 21b

Ps 69,21b: Und ich habe auf Mitleid gewartet, und da war keins, und auf Tröster, und ich habe keine gefunden.

Wie einsam war der Herr doch in seiner großen Not. So einsam, dass Er kein Mitleid erfuhr, alle Jünger verließen Ihn und flohen. In Gethsemane muss Er klagen: „Vermochtet ihr nicht eine Stunde mit mir zu wachen?“ Es war keiner da, der Ihn trösten konnte. Und dann das Letzte vor seinem Sterben:

Vers 22

Ps 69,22: Und sie gaben in meine Speise Galle, und in meinem Durst gaben sie mir Essig zu trinken.

Das ist das Letzte, was man Ihm dann noch antun konnte. Die Not des Durstes ist wohl an physischen Leiden eines der schlimmsten für die Gekreuzigten. Man hatte dann nur noch Essig für Ihn übrig und für seine Speise Galle oder Gift. Das ist übrigens auch etwas, was dann tatsächlich auch einmal noch als Gericht über Israel kommen muss. In Jeremia (Jer 9,14; 23,15) lesen wir, dass Gott ihnen Giftwasser zu trinken geben wird, dass Er Wermut geben wird. Das ist natürlich auch wieder etwas, was der gläubige Überrest empfinden wird, dass so etwas über Israel kommen wird. Dann dürfen sie sich daran erinnern: Es hat jemand gegeben, der schon in solch einer Not war und der in Sicherheit gesetzt worden ist, wie wir das dann in Psalm 69,30.31 finden.

Es folgt nun ein Abschnitt, der zeigt, was an Konsequenzen auf Israel zukommen wird. Das Gericht wird unausweichlich über dieses Volk kommen. Das zeigen uns die Verse Psalm 69,23-29; es wird ein ganz schreckliches Gericht sein über Israel. Der Olivenbaum Israel wird abgeschlagen werden, und es werden nur ein Paar von den Oliven übrigbleiben. Nach dem Abschlagen der Oliven werden nur ganz wenige hängenbleiben (Jes 17,6.7). Ein ganz kleiner Überrest wird übrigbleiben, alle anderen Israeliten werden vernichtet. Die vielen Menschen, die wir jetzt dort in Israel sehen – der größte Teil davon wird ein schreckliches Ende haben, wenn diese Zeit bald hereinbricht.

Vers 23

Ps 69,23: Ihr Tisch werde vor ihnen zur Schlinge, und ihnen, den Sorglosen, zum Fallstrick!

Das ist kein Segen, das ist Gericht. Und das ist das, was wir in dem Zitat diese Verses in Römer 11,9 auch finden, was über Israel gekommen ist: Ihr Tisch, also das, was eigentlich für sie zum Segen sein sollte, das ist ihnen zum Fallstrick geworden. Das, was der Herr erworben hat, das haben sie abgelehnt, und dadurch ist es zum Fallstrick geworden, und Israel wurde verworfen und beiseitegesetzt.

Dann kamen die Nationen unter den Segen Gottes, wovon wir ja heute noch profitieren dürfen. Natürlich hat das auch eine praktische Bedeutung für uns. Es kann sein, dass der Segen, den Gott uns schenkt, uns zum Fallstrick wird, und das ist, glaube ich, eine besondere Sache in unserer Zeit, wo wir an irdischen Dingen sehr gesegnet sind. Sicherlich gibt es da auch wieder Unterschiede, der eine hat mehr, der andere weniger. Und je nach dem, mit wem man sich vergleicht, bekommt man den Eindruck, man hätte ja doch nicht so viel; aber im Grunde genommen geht es uns allen sehr, sehr gut, und wir haben einen reich gesegneten Tisch an irdischen Dingen. Das kann uns zum Fallstrick werden, und leider ist es in vielen Fällen auch zum Fallstrick geworden. Deshalb müssen wir sehr aufpassen, dass der Segen, den Gott uns schenkt, uns nicht zum Fallstrick wird. Wie wir damit umgehen, zeigt uns zum Beispiel 1. Timotheus 6, aber es weist uns auch darauf hin, dass wir aufpassen müssen:

  • 1Tim 6,6-11.17-19: 6 Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn; 7 denn wir haben nichts in die Welt hereingebracht, so ist es offenbar, dass wir auch nichts hinausbringen können. 8 Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen. 9 Die aber, die reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, die die Menschen versenken in Verderben und Untergang. 10 Denn die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen, der nachstrebend einige von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben. 11 Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; … 17 Den Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein noch auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss; 18 Gutes zu tun, reich zu sein an guten Werken, freigebig zu sein, mitteilsam, 19 indem sie sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln, damit sie das wirkliche Leben ergreifen.

Vers 24

Ps 69,24: Lass ihre Augen dunkel werden.

Jetzt folgt die Strafe der Verblendung: Das finden wir auch in Römer 11,8, dass Israel die Verstockung erfahren hat und das Heil nicht mehr sehen kann.

Vers 25

Ps 69,25: Schütte deinen Grimm über sie aus.

1. Thessalonicher 2 zeigt uns, dass der Zorn Gottes schon damals über Israel gekommen war, und in den vergangenen zweitausend Jahren gingen immer wieder solche Wellen über das Volk hin, und er wird in der Drangsalszeit noch in weitaus schlimmerem Maße kommen, wenn sie den Antichristen angenommen haben werden.

Vers 26

Ps 69,26: Verwüstet sei ihr Zeltlager, in ihren Zelten sei kein Bewohner!

Im Jahr 70 wurde Jerusalem verwüstet. Dieser Vers wird aber auch in Apostelgeschichte 1,20 zitiert, über Judas, und das ist auch über Israel gekommen als System unter dem alten Bund, das keine Zukunft mehr hat. Es wurde nicht nur Jerusalem verwüstet; nein, das ganze jüdische System als solches und der alte Bund haben keine Zukunft mehr.

Vers 27

Ps 69,27: Den, den du geschlagen hast, haben sie verfolgt, und vom Schmerz deiner Verwundeten erzählen sie.

Sie haben das, was Gott getan hat, gesehen. „Und wir, wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt“ (Jes 53,4). Aber sie haben noch etwas dazugetan, sie haben auch noch draufgehauen, und daran haben sie sich besonders schuldig gemacht. Sie werden das auch noch einmal tun mit den Menschen aus dem gläubigen Überrest, das sind die Verwundeten, über deren Schmerz sie dann erzählen werden. Da sehen wir auch wieder diese Einsmachung des Herrn mit dem Überrest. Hier sehen wir übrigens auch: Auch wenn dieses Schlagen effektiv auf Golgatha und in diesen drei Stunden der Finsternis war, steht doch schon die ganze Nacht unter diesem Schatten. Denn auch das Zerstreutwerden ist nach Sacharja 13,7 die Folge dieses Schlagens: „Schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen.“ Die Herde hatte sich schon vor Golgatha zerstreut; also geht es bei diesem Schlagen nicht um die Versöhnung, sondern darum, dass der Messias weggetan wurde und was das für Ihn bedeutete. Und da ist die Folge dann auch nicht die Sammlung, sondern die Zerstreuung.

Vers 28

Ps 69,28: Füge Ungerechtigkeit zu ihrer Ungerechtigkeit.

Das bedeutet so viel wie: Lass es als das gelten, was es war: als Ungerechtigkeit. Rechne ihnen das als Ungerechtigkeit an, so wie uns als Gläubigen Gerechtigkeit angerechnet wird.

Vers 29

Ps 69,29: Lass sie aus dem Buch des Lebens ausgelöscht und nicht mit den Gerechten eingeschrieben werden!

Siehe doch zu, Gott, dass am Ende Gerechtigkeit sein wird und dass solche Menschen nicht weiter ihr Leben führen können.

Aber dieser Psalm endet nicht mit dem Gericht. Erst kommt noch die Rettung:

Vers 30

Ps 69,30: Ich aber bin elend und mir ist wehe; deine Rettung, o Gott, setze mich in Sicherheit.

Man könnte hier auch übersetzen: „Setze mich in die Höhe!“ Der Herr Jesus ist auferstanden, ist gen Himmel gefahren. Und was finden wir als Nächstes direkt wieder? Lob in Vers 31! Opfer des Lobes statt Tieropfer in Vers 32! Das ist die Auferstehung. Und dann wird das Lob Gottes die Folge sein:

Verse 31.32

Ps 69,31.32: Rühmen will ich den Namen Gottes im Lied und ihn erheben mit Lob. Und es wird dem HERRN wohlgefälliger sein als ein Rind, ein Stier mit Hörnern und gespaltenen Hufen.

Der Herr Jesus selbst sorgt dafür, dass Gott nach seiner Auferweckung Lob dargebracht wird. Hier dürfen auch wir uns mit eingeschlossen sehen. Wenn Christus in Hebräer 2,12 das Lob anstimmt in der Versammlung, dann sind wir in Ihm dort, um Gott zu loben. Und wir bringen in Ihm dieses Lob zum Ausdruck, wie wir es auch in der Anbetung tun dürfen. Und diese Opfer des Lobes werden Gott mehr wert sein als die höchsten Opfer im alten Bund, von denen im Vers 32 die Rede ist.

Vers 33

Ps 69,33: Die Sanftmütigen [der Überrest] werden es sehen, sie werden sich freuen; ihr, die ihr Gott sucht, es lebe euer Herz!

Das zu sehen, was mit Christus geschah, und zu sehen, dass Gott Rettung geschafft hat, wird solche, die einmal auch in großer Not nach Rettung schreien, ermuntern und aufleben lassen.

Vers 34

Ps 69,34: Der HERR hört auf die Armen, und seine Gefangenen verachtet er nicht.

Und so wird auch der Augenblick kommen, dass der Überrest, der entweder in Jerusalem oder außerhalb in der Wüste und den Bergen „gefangen“ sitzt, befreit werden wird. Und dann wird es so sein:

Vers 35

Ps 69,35: Ihn sollen loben Himmel und Erde, die Meere und alles, was in ihnen wimmelt!

Die Rettung des Überrestes wird eine Auswirkung haben, nicht nur auf Israel, sondern auf die ganze Erde, und auch der Himmel wird einbezogen sein; so universell wird das sein. Es wird Lob sein, Lob für Gott. Darauf wird alles hinauslaufen.

In den letzten beiden Versen werden die zwei Gruppen der Gefangenen (siehe auch den Artikel „Die verschiedenen Gruppen des Volkes Israel in der Zukunft“) auch wieder erwähnt:

Verse 36.37

Ps 69,36.37: Denn Gott wird Zion retten [das sind die, die in Jerusalem gefangen sind] und die Städte Judas bauen; und sie [die aus diesen Städten flüchten mussten, die Gruppe der Gefangenen, die außerhalb des Landes leben mussten] werden dort wohnen und es besitzen. Und die Nachkommenschaft seiner Knechte wird es erben; und die seinen Namen lieben, werden darin wohnen.

Solche, die an dem Ort, den Gott sich erwählt hat, so lange ausgehalten und schrecklich gelitten haben, und solche, die so lange darauf verzichten mussten, Gott an diesem Ort zu dienen – sie werden dort Ruhe finden. An diesem Ort haben sie Gemeinschaft mit Gott; und sie lieben den Namen des Herrn Jesus. Deswegen ist uns dieser Name ja auch so wert und deshalb singen wir diesem Namen zur Ehre. Diese Liebe unserer Herzen wird da im letzten Vers des Psalms angesprochen; der Psalm endet mit der Liebe zum Herrn Jesus. Möge Er diese Liebe vermehrt auch bei uns finden, insbesondere wenn wir daran denken, was wir auch in diesem Psalm gefunden haben: in welche Leiden hinabzusteigen Er auch für uns bereit war!

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