Ist die Trinität oder Dreieinigkeit biblisch?
Römer 11,33-36

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 08.05.2006, aktualisiert: 18.05.2020

Leitverse: Römer 11,33-36

Röm 11,33-36: O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind seine Gerichte und unausspürbar seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm zuvorgegeben, und es wird ihm vergolten werden? Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.

Einleitung

Über die „Trinität“ oder die „Dreieinigkeit“ ist schon viel diskutiert worden. Dies ist an und für sich auch sehr verständlich, weil es beide Begriffe so in der Bibel nicht gibt. Viele meinen überdies, dass diese Trinität erst auf dem Konzil von Nicäa unter Kaiser Konstantin als Dogma oder Glaubensgrundsatz festgestellt wurde. Es mag sein, dass die Lehre von der Dreieinigkeit eine Rolle auf diesem Konzil gespielt hat, ähnlich der Frage der Kanonizität des Neuen Testamentes oder der Sabbat-/Sonntag-Frage. Doch auf diesem Konzil wurde weder die Dreieinigkeit noch die Sabbat-/Sonntag-Frage bestimmt noch festgelegt, welche Bibelbücher zum neutestamentlichen Kanon gezählt wurden, sondern es wurde einfach festgehalten, was bis dahin von den meisten Christen geglaubt wurde.

Was verstehen Christen unter dem Begriff „Trinität“ oder „Dreieinigkeit“? Die Begrifflichkeit ist für die allermeisten Christen wohl eher zweitrangig. Worauf es ankommt ist, dass Gott seinem Willen und seiner Natur nach einer ist, aber nicht offenbart werden kann als nur in drei Personen. Selbstverständlich stehen diese dann gleichrangig nebeneinander. Deshalb sprechen Christen auch von Gott dem Vater, Gott dem Sohn und Gott dem Heiligen Geist.

Gott der Vater

Dass der Vater Gott ist, daran hat es nie Zweifel gegeben. Unzählige Briefe beginnen mit den Worten „Gott, unser Vater“, bis auf wenige Ausnahmen: Hebräerbrief; Jakobusbrief; 1. und 3. Johannesbrief; 2. Petrusbrief.

Gott der Sohn

Interessanter wird es hier schon bei dem Sohn Gottes, dem Herrn Jesus Christus. Hier liegt es bei oberflächlichem Lesen nicht direkt auf der Hand, dass der Sohn auch Gott ist. Doch bei etwas genauerem Schriftstudium werden wir auch diese Tatsache schnell bestätigt finden.

Eine umfangreiche Wortstudie findet man im Artikel „Die Gottheit des Herrn Jesus“.

Wir fassen hier nur mal einige wesentliche Punkte zusammen:

Das Johannesevangelium beginnt mit den Worten:

Joh 1,1: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.

Diese Botschaft ist klar. Das Wort war Gott. Doch nun lesen wir weiter in Vers 14, dort heißt es:

Joh 1,14: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater), voller Gnade und Wahrheit;

Diese Botschaft ist ebenso klar. Das Wort wurde Mensch. Nehmen wir also beide Verse zusammen, die zudem auch in unmittelbarem Zusammenhang stehen, dann muss die Schlussfolgerung sein, dass Jesus Christus Gott und Mensch in einer Person war und ist. In Johannes 1,1 ist das Wort Gott und in Vers 14 wurde demnach Gott Mensch und wohnte unter uns. Das ist an Schönheit und Emotionalität nicht mehr zu überbieten. Der große Gott wird Mensch. Er kommt in einer Krippe zur Welt und macht sich abhängig von einer irdischen Mutter, der Er gleichzeitig die Kraft geben muss, um Ihn in den Armen zu halten. Kann man das verstehen? Nein, das kann man nur anbeten.

In Kolosser 2,9 heißt es:

Kol 2,9: Denn in ihm (dem Herrn Jesus Christus) wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.

Wenn also die ganze Fülle der Gottheit in dem Menschen Jesus Christus lebt, dann muss dieser Sohn Gottes auch Gott selbst sein.

Die Juden klagten Christus an, weil Er sagte, dass Er Gottes Sohn sei. Den Juden war damals völlig klar, was das bedeutet. Es bedeutete, dass Jesus sich selbst zu Gott machte. Und wäre Jesus Christus nicht der Sohn Gottes gewesen, dann wäre dies wirklich die größte aller Gotteslästerungen gewesen und die Juden wären im Recht gewesen.

Neben vielen weiteren Belegstellen finden wir noch die vielleicht mit am deutlichsten sprechende Stelle in 1. Johannes 5,20:

1Joh 5,20: Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, auf dass wir den Wahrhaftigen kennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und [das] ewige Leben.

Gott der Heilige Geist

Kommen wir nun zu der sogenannten dritten Person der Gottheit, dem Heiligen Geist. Eigentlich ist es schon nicht ganz glücklich, dass man von der ersten, zweiten und dritten Person der Gottheit spricht. Unmerklich führt man so wieder eine gewisse Hierarchie ein. Auf der anderen Seite nehmen wir es aber beim Lesen der Bibel so wahr, dass am deutlichsten von Gott dem Vater gesprochen wird, dann auch von Gott dem Sohn, und eher selten lesen wir direkt etwas davon, dass auch der Heilige Geist Gott ist.

Eine deutliche Stelle für die Beweisführung, dass der Heilige Geist eine Person und gleichzeitig Gott ist, finden wir in Apostelgeschichte 5 in der Geschichte von Ananias und Sapphira. Dort heißt es in Kapitel 5,3:

Apg 5,3: Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und von dem Kaufpreis des Feldes beiseitegeschafft hast?

Zuerst wird hier einmal deutlich, dass Ananias den Heiligen Geist belogen hat. Das zeigt schon mal, dass es sich bei dem Heiligen Geist nicht allein um eine Kraft handelt, sondern um eine Person. Eine Kraft kann man nicht belügen, eine Person schon. Versuchen Sie einmal, den Strom aus der Steckdose zu belügen ;-). Das geht natürlich nicht!

Im Weiteren kann der Heilige Geist betrübt werden (Eph 4,30). Man kann den Heiligen Geist lästern (Mt 12,31). Man kann den Heiligen Geist beleidigen (Heb 10,29). Auch wird der Heilige Geist als Fürsprecher, Sachwalter und Tröster bezeichnet (Joh 14). Er kann Diener des Herrn hindern, etwas zu tun oder die Gläubigen in die ganze Wahrheit leiten – siehe Apostelgeschichte 16,6 und Johannes 15,26. Das spricht alles davon, dass der Heilige Geist eine Person ist.

Dann lesen wir weiter in Apostelgeschichte 5:

Apg 5,4: Blieb es nicht dein, wenn es so blieb, und war es nicht, nachdem es verkauft war, in deiner Gewalt? Was ist es, dass du dir diese Tat in deinem Herzen vorgenommen hast? Nicht Menschen hast du belogen, sondern Gott.

Sicher muss man immer vorsichtig sein mit Schlussfolgerungen, doch stehen beide Verse nicht nur im gleichen Kapitel, sondern sie stehen unmittelbar zusammen. Ananias und Sapphira haben also nicht nur den Heiligen Geist als Person belogen, sondern sie haben damit Gott den Heiligen Geist belogen.

Dem Heiligen Geist werden auch Eigenschaften zugeschrieben, die nur Gott in sich selbst vereinigt. Der Heilige Geist ist ewig, Er wird der „ewige Geist“ genannt (Heb 9,14). Der Heilige Geist ist allgegenwärtig (Ps 139,7). Der Heilige Geist ist allmächtig (Lk 1,35) und der Heilige Geist ist allwissend (1Kor 2,10.11; Joh 14,26; Joh 15,26). Und nicht zuletzt wird dem Heiligen Geist auch eine Schöpfertätigkeit zugeschrieben denn es heißt in Hiob 33,4: „Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen belebt mich.“

Worin kommt die „Einigkeit“ zum Ausdruck?

Wenn wir von der Dreieinigkeit reden, dann müssen wir noch nachweisen, worin die „Einigkeit“ besonders zum Ausdruck kommt. Natürlich denken wir, was den Vater und den Sohn angeht, zuerst an die Stelle in Johannes 10,30: „Ich und der Vater sind eins.“ Diese Stelle sagt nicht nur aus, dass der Vater und der Sohn eines Sinnes sind, das ist sowieso klar, sondern dass, „wer mich (Jesus) gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9).

Die „Einigkeit“ kommt aber noch in anderen Punkten zum Ausdruck. Oben haben wir schon angemerkt, dass der Heilige Geist beim Schöpfungsakt eine Rolle gespielt hat. Hiob sagt in 33,4: „Der Geist Gottes hat mich gemacht“, und so finden wir auch den Geist Gottes bei der Schöpfung über dem Wasser schweben und wir finden den Geist Gottes bei der Neuschöpfung eines Menschen im Neuen Testament bei Nikodemus, wo es heißt, dass wir aus „Wasser und Geist geboren“ werden müssen. In Johannes 1,1.2 wird dem Herrn Jesus dieser Schöpfungsakt zugeschrieben und in unzähligen Psalmen wird der Schöpfungsakt Gott selbst zugeschrieben. Hier finden wir also völlige Harmonie und Einigkeit.

Auch in der Opferung des Herrn Jesus sehen wir diese Einigkeit. Zum einen hat der Sohn sich selbst geopfert. Er sagte: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse“ (Joh 10,17). Der Herr Jesus hatte die Gewalt, sein Leben von sich selbst aus zu lassen. Dann wiederum heißt es auch, dass Gott seinen Sohn geopfert hat: „Er [Gott], der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat.“ Und wiederum heißt es in Hebräer 9,14: „… der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat.“ Auch hier sehen wir also, dass eine völlige Harmonie und Einigkeit in der Gottheit besteht.

Ein weiteres Beispiel ist die Auferweckung des Herrn Jesus. Einerseits ist Jesus Christus Kraft seiner eigenen Macht auferstanden. Er sagte seinen Jüngern: „Ich habe Gewalt, es [mein Leben] zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen.“ Doch heißt es auch in Römer 6,4: „… so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters“, und wiederum heißt es von Gott dem Heiligen Geist in Römer 8,11: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.“

Die Einigkeit in der Gottheit kommt außerdem in dem Taufauftrag an die Jünger zum Ausdruck, wenn es heißt: „Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, oder auch in der Verteilung und Ausübung der Gaben, denn es heißt auf der einen Seite, dass der Herr Jesus in den Himmel gegangen ist und dem Menschen Gaben gegeben hat (Eph 4), und andererseits heißt es in 1. Korinther 12,4-6: „Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist; und es sind Verschiedenheiten von Diensten, und derselbe Herr; und es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber derselbe Gott, der alles in allen wirkt.“

Eine erstaunliche Stelle ist auch Johannes 14. Dort richtet der Herr Jesus seine Abschiedsrede an seine Jünger und tröstet sie mit den Worten: „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Sachwalter geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr [aber] kennet ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich werde euch nicht als Waisen lassen, ich komme zu euch.“ Wer würde also zu den Jüngern kommen, wenn der Herr die Erde verlassen würde? Natürlich der „Geist der Wahrheit“, der auch tatsächlich zu Pfingsten auf diese Erde kam. Doch wenn wir genau lesen, heißt es in Johannes 14 auch: „Ich komme zu euch“, das heißt, der Herr Jesus ist nicht nur „eins mit dem Vater“, sondern Er ist auch eins mit dem Heiligen Geist.

Schluss

Wir sehen also, dass es nicht des Konzils zu Nicäa bedurfte, um festzustellen, dass die Bibel deutlich von der sogenannten Trinität oder Dreieinigkeit redet. Es gehört zu den wundersamsten Erscheinungen des Christentums, wenn wir über die Bedeutung dieser Dreieinigkeit nachdenken; es ist eine anbetungswürdige Sache und kann mit dem menschlichen Verstand niemals ausgelotet werden. Diese Trinität gibt es nur im Christentum, und sie ist das Fundament unseres christlichen Glaubens. Wer diese Säule umstößt, verliert alle Segnungen und zieht sich selbst den Boden unter den Füßen weg. So finden wir zwar nicht die Begriffe Trinität und Dreieinigkeit, jedoch überdeutlich das Wesen dieser Sache selbst. Bei dieser Ausarbeitung möge der Leser bedenken, dass ich nur einige wenige Beispiele bringen konnte und es noch weitaus mehr Bibelstellen und schriftgemäße Beweise gibt als die hier aufgeführten.

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