Leitverse: Johannes 3,13.14
Joh 3,13.14: Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, [der im Himmel ist]. Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden.
In Johannes 3 finden wir den Bericht über das nächtliche Gespräch des Herrn Jesus mit Nikodemus. In dieser Unterredung bezeichnete sich der Herr wiederholt als „der Sohn des Menschen“ (Joh 3,13.14). Für den Bibelkenner Nikodemus war es ein Leichtes, darin eine Anspielung auf Daniel 7,13 und Psalm 8,4 zu erkennen. In den beiden genannten Stellen geht es um den verheißenen Messias, den zukünftigen Weltherrscher.
Der Ausdruck „der Sohn des Menschen“ betont die Tatsache, dass es sich beim Messias um einen wirklichen Menschen handelt. Zugleich findet sich hier noch ein versteckter Hinweis auf die Jungfrauengeburt. Alle Menschen, außer Adam und Eva, stammen gemäß unumgänglichem Naturgesetz immer von einem Elternpaar ab. Deshalb werden die Menschen in Gottes Wort „Söhne der Menschen“ genannt (Eph 3,5; Mk 3,28). Im Gegensatz dazu stammte unser Herr nur von einem Menschen ab, von Maria. Dies liefert eine Erklärung für die Einzahlform „Sohn des Menschen“.
Es mag einen erstaunen, dass der Herr Jesus, während Er auf der Erde mit Nikodemus redete, von sich als dem „Sohn des Menschen, der im Himmel ist“ sprach. Man würde es gut verstehen, wenn anstelle von „Sohn des Menschen“, „Sohn Gottes“ stünde. Dann läge in der Benennung ein Bezug zur Gottheit Christi und damit auf seine Allgegenwart. Als Mensch war der Herr Jesus jedoch nicht allgegenwärtig; und dennoch sagte Er: „der Sohn des Menschen, der im Himmel ist“.
Diese Schriftstelle hat schon früh aufmerksame Bibelleser stutzig gemacht. Das hat sogar dazu geführt, dass in manchen griechischen Handschriften der Satzteil „der im Himmel ist“ einfach weggelassen worden ist. Es ist sicher nützlich, wenn man in diesem Zusammenhang darauf hinweist, dass die wissenschaftliche Erforschung der griechischen Handschriften des Neuen Testamentes gezeigt hat, dass es eine allgemeine Tendenz bei den Abschreibern war, schwer verständliche Bibelstellen durch Zusätze, Weglassungen oder Veränderungen „zu vereinfachen“. Das ist offensichtlich auch in Johannes 3,13 der Fall. Der größte Teil der Handschriften hat in unserem Fall jedoch die ursprüngliche Version beibehalten.
Wie ist diese Schriftstelle nun zu verstehen? Es geht in Johannes 3,13 um die wunderbare, unergründliche Person unseres Herrn Jesus, der wahrer Mensch geworden ist, aber nie aufgehört hat, Gott zu sein. Wir lernen aus dieser Stelle das überaus Wichtige bezüglich seiner Person: Die Gottheit und die Menschheit unseres Herrn können nicht voneinander getrennt werden! Im Herrn Jesus sind beide völlig miteinander vereint. Er ist einzigartig. Je mehr wir uns in das Unbegreifliche seiner Person vertiefen, desto mehr erfüllt uns dies mit Freude, Bewunderung und Anbetung!
Originaltitel: „Der Sohn des Menschen, der im Himmel ist“
aus Halte fest, Jg. 34, 1991, S. 155–157.
Mit freundlicher Genehmigung des Beröa-Verlages, Zürich.