Wir alle kennen sogenanntes „Junkfood“. Obwohl der Begriff wahrscheinlich schon älter ist, findet er etwa seit 1972 weite Verbreitung. Man schreibt ihn gewöhnlich Michael Jacobson aus den USA zu, dem damaligen Direktor des Center for Science in the Public Interest (CSPI). Junkfood sind Nahrungsmittel, die wenig Nährwert, aber oft viel Fett, Zucker, Salz und Kalorien haben.[1] Die Massenproduktion solcher Nahrungsmittel begann etwa Mitte des 20. Jahrhunderts als Folge der Technisierung, als die Nahrungsmittelhersteller begannen, verarbeitete Nahrungsmittel mit billigeren Zutaten und geringerem Nährwert zu produzieren. Der Nährwert der Nahrungsmittel wurde durch die Herstellungsmethoden zusätzlich verringert.
Es versteht sich von selbst, dass solche Nahrungsmittel leicht zu beschaffen, einfach zuzubereiten und zumindest für eine Weile satt machen. Doch sie machen auch süchtig, haben einen geringen Nährwert und sind in der Regel kalorienreich. Die Folge ist eine fast epidemieartige Verbreitung von Fettleibigkeit, die verbunden ist mit schlechter Ernährung. Damit gehen Erkrankungen einher wie Diabetes, Gallenblasenerkrankungen und Bluthochdruck.
Geistliches „Junkfood“
Ich würde sagen, dass es zu all dem auch ein geistliches Gegenstück gibt – wir könnten es „geistliches Junkfood“ nennen. So wie wir eine ausgewogene natürliche Ernährung brauchen, so brauchen wir auch eine ausgewogene geistliche Ernährung. Wir brauchen das, was Christus unseren Seelen nahebringt und was unsere Herzen mit Ihm erfüllt. Vielleicht nehmen wir gerade geistliche Nahrung zu uns, die uns für den Moment „sättigt“, uns vielleicht süchtig macht und auch gut „schmeckt“ und dennoch unsere Seelen nicht auf eine gesunde Weise nährt. Was ist denn „geistliches Junkfood“? Ich würde sagen, es ist eine Ernährung, die uns ständig mit uns selbst beschäftigt: mit unserem Lebensstil, unseren Problemen, unseren Beziehungen. Kurz gesagt: Geistliches Junkfood ist eine Reihe von Dingen, die nicht Christus in den Mittelpunkt stellt, sondern uns. Christus mag zwar mit einbezogen sein, aber hauptsächlich wird Er als Menschenfreund dargestellt, der da sei, um uns zu leiten, für unsere Bedürfnisse zu sorgen, uns in Krisen zu helfen und uns aus Schwierigkeiten herauszuholen.
Selbstverständlich ist unser Herr Jesus Christus da, um uns in unseren Nöten zu helfen und uns in den Schwierigkeiten des Lebens zu leiten. Er möchte, dass wir mit unseren Problemen zu Ihm kommen, denn Er sagt: „Rufe mich an am Tag der Bedrängnis: Ich will dich erretten, und du wirst mich verherrlichen!“ (Ps 50,15). Aber wenn wir nur dann zu Ihm kommen, wenn wir ein Bedürfnis haben, dann verpassen wir eine der wichtigsten Segnungen des Christentums. Die Schrift sagt uns, dass wir eins sind mit Christus, dass wir jetzt „in Christus“ sind [Röm 8,1; 1Kor 1,30; Eph 2,13], was unsere ewige Sicherheit betrifft. Wir sind sein Leib, denn wir sind „Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen“ (Eph 5,30). Wir sind auch seine Braut, denn Paulus konnte schreiben: „Ich habe euch ... als eine keusche Jungfrau dem Christus verlobt“ (2Kor 11,2). Gott hat uns erworben, um uns seinem Sohn zu geben, und Er sehnt sich vor allem nach Gemeinschaft mit uns.
Gottes Vorsatz
Mehr noch: Gottes Vorsatz hat seinen geliebten Sohn im Mittelpunkt, und Er ist es, der den ersten Platz haben muss. Wenn wir alles nur aus unserer Perspektive betrachten, können sich unsere Gedanken nie über uns erheben – über unsere Bedürfnisse, unsere Wünsche und unsere Probleme. Aber wenn wir vom Geist dazu geleitet werden, alles aus Gottes Perspektive zu sehen – welch ein Ausblick eröffnet sich uns dann! Wir sehen seinen Vorsatz in Christus und wie Er dazu bestimmt ist, das Haupt über alle Dinge zu sein, sowohl im Himmel als auch auf der Erde [Eph 1,10]. Wir sehen, dass Gott durch das Werk Christi verherrlicht ist, nicht nur um unseretwillen, sondern indem Er die Sünde für immer aus dem gesamten Universum entfernen wird. (Dies ist noch nicht geschehen, aber das Werk ist vollendet, damit die Sünde einmal für immer entfernt werden kann.) Wir sehnen uns nicht nur danach, dass Christus für uns kommt [1Thes 4,17], sondern wir sehnen uns auch nach seiner Erscheinung [2Tim 4,8], wenn Er seinen rechtmäßigen Platz einnehmen wird. All dies nimmt uns nicht unsere geistliche Nahrung, sondern bereichert sie vielmehr. Eine ausgewogene geistliche Ernährung wird uns immer mit Christus beschäftigen. Wer mit sich selbst beschäftigt ist, wird nie glücklich sein.
Natürlich ist es nicht immer verkehrt, wenn wir mit uns selbst beschäftigt sind, genauso wie es in Ordnung ist, ab und zu einen Donut oder Pommes frites zu essen. Inmitten von Schwierigkeiten oder wenn wir gesündigt haben, ist es notwendig, dass wir uns mit der Schwierigkeit in unserem Leben beschäftigen und damit zum Herrn gehen. Aber selbst dabei sollte uns die Ehre und die Herrlichkeit Christi wichtig sein und nicht ausschließlich unser eigenes Bedürfnis. Was wir inmitten einer Prüfung lernen, ist wichtiger als die Prüfung selbst.
Segnungen und Barmherzigkeiten
Wir sind „mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus gesegnet“ (Eph 1,3), und deshalb ist es nicht falsch, dass wir uns mit diesen Segnungen beschäftigen. Beachten wir jedoch, dass es sich hierbei um Segnungen handelt, nicht um Barmherzigkeiten, und dass sie sich in den himmlischen Örtern befinden. Daher sind sie mit dem auferstandenen Christus in Herrlichkeit verbunden, und wenn wir uns mit ihnen beschäftigen und sie genießen, dann bringt uns das in eine Sphäre, wo Christus erhöht ist. Die Freude an diesen Segnungen beschäftigt uns niemals mit uns selbst oder mit unseren Problemen und Schwierigkeiten, sondern sie erhebt uns über sie.
Die guten Dinge, die mit dem Leben auf der Erde verbunden sind, werden in der Schrift als „Erbarmungen“ bezeichnet, nicht als „Segnungen“, denn Erbarmungen sind vergänglich. Sie werden uns natürlich von Gott gegeben, denn Er ist der „Vater der Erbarmungen“ (2Kor 1,3), und wir danken Ihm für seine Erbarmungen. Wir müssen jedoch erneut daran denken, dass unsere Seele nicht genährt wird, wenn wir uns ständig mit vorübergehenden Erbarmungen beschäftigen; das bringt uns Christus nicht näher. Erbarmungen sind sicherlich ein weiterer Aspekt der Fürsorge des Herrn für uns, aber diese Erbarmungen werden uns „nebenbei“ als Hilfe und Ermutigung gegeben. Unsere eigentliche Aufgabe ist es, uns mit Christus zu beschäftigen und mehr von Ihm zu lernen.
In weiten Teilen der heutigen Christenheit gibt es eine Fülle von geistlichem Junkfood in Form von verschiedenen Selbsthilfebüchern, Videos, oberflächlicher Lektüre, Internetseiten, Musik und Ähnlichem. Ich möchte noch einmal betonen, dass sie einen gewissen Nährwert haben und hilfreich sein können. Manchmal sind ein schneller Donut und eine Tasse Kaffee ein gutes Stärkungsmittel! Aber als regelmäßige Ernährung sind sie nicht gut für uns. Die Schrift erinnert uns daran, dass wir „achtgeben“ müssen, wie wir hören (Lk 8,18), und uns geistlich ausgewogen ernähren. Nur dann wird es echtes Wachstum in unserem geistlichen Leben geben.
Originalartikel: „Junk Food“
in The Christian, Jg. 13, August 2017.
Quelle: www.bibletruthpublishers.com
Übersetzung: Gabriele Naujoks
Anmerkungen
[1] Anm. d. Übers.: Der Begriff Junkfood wurde erstmals wohl 1951 erwähnt. Der Ernährungswissenschaftler und Mikrobiologe Michael F. Jacobson (*1943) bezeichnete mit Junkfood alle Nahrungsmittel, die hauptsächlich hochverarbeitet sind und wenige Nährstoffe enthalten, dafür aber umso mehr Kalorien aus Zucker in allen Formen, ungesundem Fett und Weißmehl. Oft enthalten sie bedenkliche Zusatzstoffe, Farbstoffe und chemische Konservierungsmittel. Zu Junkfood gehört ein Großteil von Fertiggerichten, Süßigkeiten, salzigen Snacks, Eisprodukten, Fast Food, Softdrinks, Limonaden und gesüßten Tees.