Heutzutage prägt besonders ein falscher Denkansatz die allgemeine Meinung über den Selbstwert: Ein gesundes Selbstwertgefühl setze Stolz voraus und Stolz an sich sei gut. Ein Artikel im Readerʼs Digest spricht davon, dass wir „stolz auf unser Selbstbild“ sein sollten, damit wir „selbstbewusst und frei sind, um wir selbst zu sein“. Der Geist des Stolzes hat unsere Welt heute so sehr durchdrungen, dass er in fast jeden Lebensbereich eindringt, vielleicht ohne dass wir es bemerken. Wir müssen im Licht des Wortes Gottes verstehen, dass jede Form von Stolz falsch und Sünde gegen Gott ist [s. Spr 21,4; 1Joh 2,16].
Damit wir das Thema Selbstwertgefühl richtig verstehen, müssen wir erkennen, dass Stolz die falsche Reaktion auf Erfolg ist. Wir neigen dazu, auf unsere natürlichen Fähigkeiten stolz zu sein, aber wir müssen erkennen, dass sie uns von Gott gegeben sind. Wir sind geneigt, sogar auf unsere sündigen Wege stolz zu sein, und denken möglicherweise, dass sie uns noch etwas Gutes bringen könnten.
Geringes Selbstwertgefühl
Man sagt, dass manche ein „geringes Selbstwertgefühl“ und andere ein „hohes Selbstwertgefühl“ haben. Oft handelt es sich dabei um die zwei Seiten ein und derselben Medaille: Stolz. Derjenige mit „geringem Selbstwertgefühl“ ist deprimiert und traurig, weil sein Bild von sich selbst nicht so ist, wie es seiner Ansicht nach sein sollte. In Wirklichkeit hat er ein sehr hohes Selbstwertgefühl – nur stimmt die Wirklichkeit nicht mit seinen Wunschvorstellungen überein. Er akzeptiert nicht, wie Gott ihn geschaffen hat. (Wir sprechen jetzt von seinen gottgegebenen Fähigkeiten, nicht von Sünde.)
Wie oft haben wir schon in den Spiegel geschaut und uns von Herzen gewünscht, größer zu sein, eine andere Haarfarbe zu haben, klüger zu sein oder vielleicht andere Eigenschaften zu besitzen, die der Herr uns nicht gegeben hat! Wie oft habe ich anderen beim Sport zugeschaut und mir gewünscht, ich hätte etwas von ihren Fähigkeiten! Im Laufe des Lebens habe ich festgestellt: Viele von denen, die so gut im Sport waren, wünschten sich, sie wären auf akademischem Gebiet besser gewesen, wo sich einige von uns vielleicht etwas wohler gefühlt haben. Wir scheinen immer das zu wollen, was wir nicht haben. Leider wirkt Satan durch unsere sündige Natur auf uns ein, damit wir unzufrieden sind mit dem, was Gott uns gegeben hat, und damit wir aufgezehrt werden von Gedanken über Fähigkeiten, die Gott uns nicht gegeben hat.
Hohes Selbstwertgefühl
Wer ein „hohes Selbstwertgefühl“ hat, denkt, er sei an einem bestimmten Punkt angelangt; in Wirklichkeit ist er es jedoch gar nicht. Er hat ein unrealistisches Bild von sich selbst, während andere ihn in der Regel viel realistischer einschätzen! Wir alle kennen solche Leute, die immer nur von sich selbst und ihren Fähigkeiten reden. Wir finden sie unausstehlich und wollen nicht in ihrer Nähe sein.
Aber vielleicht sagst du: „Ich bin mit mir zufrieden. Ich bin mittendrin und habe weder ein hohes noch ein geringes Selbstwertgefühl.“ Genau das will uns der Artikel in Readerʼs Digest sagen: Wir sollen erkennen, was unser Selbstbild ist, und stolz darauf sein. Auch das ist falsch, denn Stolz wird im Wort Gottes immer verurteilt. Wir sollen unsere gottgegebenen Fähigkeiten zwar anerkennen, aber wir müssen uns bewusst sein, dass wir niemals glücklich sein werden, wenn wir uns mit uns selbst beschäftigen, denn der Stolz wird immer eine Rolle spielen. Man sagt, es gebe heute in unserer Gesellschaft eine Epidemie des geringen Selbstwertgefühls. Seien wir ehrlich und geben wir zu, dass es eine Epidemie des Stolzes gibt. Diese Epidemie ist die Folge davon, dass der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht Gott.
Die Weisheit dieser Welt sagt, dass wir das Selbstwertgefühl des Einzelnen aufbauen müssten. Wir müssten den Leuten zeigen, dass sie gute Eigenschaften haben; dass sie wertvolle Menschen sind; dass sie Fähigkeiten haben, die sie entwickeln können; und dass sie stolz auf sich sein können. Wir müssten ihnen zeigen, dass sie nützliche Mitglieder der Gesellschaft sind; dass sie in der Welt eine Aufgabe zu erfüllen haben und einen wichtigen Beitrag leisten können. So weit, so gut, denn viele können ihre natürlichen Fähigkeiten nicht entfalten, weil es ihnen an der richtigen Förderung, an Liebe und Verständnis fehlt. Aber wenn ich bei diesem Denkansatz meine Aufmerksamkeit auf mich selbst richte, werde ich immer mit mir selbst beschäftigt sein, entweder auf positive oder negative Weise. Wenn ich der Gegenstand meines eigenen Herzens bin, wird sich immer Stolz einschleichen.
Unseren Blick nach oben richten
Was ist die Antwort darauf? Das Wort Gottes lehrt uns, dass wir unseren Blick über alles hinaus auf Christus selbst richten sollen. Wenn wir Ihn im Blickfeld haben, sind wir für unser Glück nicht von irgendetwas auf der Erde abhängig. Christus ist unwandelbar, und wenn unser Herz mit Ihm beschäftigt ist, gibt es eine Beständigkeit, eine Ruhe, einen Frieden, den nichts erschüttern kann. Wenn unsere Freude von irgendetwas auf der Erde abhängig ist – auch wenn es die besten Dinge sind –, gibt es in unserer Seele ein ständiges Auf und Ab, je nachdem, wie die Dinge auf der Erde laufen. Gott will uns über all das erheben.
Jemand hat treffend bemerkt, dass das Wunderbare für einen Christen darin besteht, weder hoch noch gering von sich zu denken. Vielmehr sollte er überhaupt nicht an sich selbst denken.
Führt die Beschäftigung mit Christus dazu, dass wir unsere irdischen Pflichten vernachlässigen? Nein, denn der Gedanke, dass wir Ihm in allem gefallen wollen, bringt uns dazu, alles für Ihn zu tun, und zwar so gut wie möglich. Wir werden weder unsere Arbeit vernachlässigen noch unsere Familie, die Gemeinde oder uns selbst. Aber diese Dinge werden nicht unser Ziel sein; sondern wir werden alles für Christus tun wollen.
Die glücklichsten Christen sind diejenigen, die nicht an sich selbst denken, sondern deren Herz von Christus erfüllt ist und die Ihm gefallen wollen und sich dann um das Wohl und den Segen anderer kümmern. Aber noch einmal: Tu es nicht, um glücklich zu sein, sondern um dem Herrn zu gefallen! Denk an sein Glück, nicht an dein eigenes. Du wirst sehen, dass dein Gesicht leuchten wird; dass dein Schritt beflügelt wird und dass du jene Zuversicht haben wirst, mit der wir als Christen wandeln sollen. Mose wusste nicht, dass sein Gesicht leuchtete, aber die anderen sahen es. Wenn wir mit dem Herrn wandeln, werden wir eine moralische Würde an uns haben, die andere sehen werden, und sie werden erkennen, dass wir mit Jesus wandeln.
Aus Self-Esteem
Quelle: https://bibletruthpublishers.com
Übersetzung: Gabriele Naujoks