Leitvers: Römer 11,33
Röm 11,33: O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege!
Ist es nicht wunderbar, welche Fülle von Verheißungen, Prophezeiungen und Vorbildern, die offensichtlich sehr verschiedenartig sind, sich erfüllt hat in einer einzigen Person? Sieh einmal von Christus ab und gib das Alte Testament irgendeinem gelehrten Mann und sage ihm: „Setzen Sie sich hin und entwerfen Sie eine ideale Persönlichkeit, in der sich all das erfüllt, was hier vorausgesagt wird. Vergessen Sie nicht, es muss ein Prophet sein wie Mose und ein Kämpfer wie Josua, er muss die Funktionen Aarons übernehmen und die Qualitäten eines Melchisedek haben, er muss zugleich David und Salomo sein, Noah und Jona, Juda und Joseph. Er soll nicht nur das Opferlamm sein, der Sündenbock, die Turteltaube oder der Priester, der opfert, er muss ebenso der Altar, die Stiftshütte, der Gnadenstuhl und das Schaubrot sein.“
Wir erinnern den Gelehrten noch an die Prophezeiungen, die einander offensichtlich zu widersprechen scheinen, so dass es undenkbar erscheint, sie könnten sich in einem Menschen erfüllen. Etwa: „Alle Könige werden vor ihm niederfallen, alle Nationen ihm dienen“ (Ps 72,11), und andererseits: „Er war verachtet und verlassen von den Menschen (den Hochgestellten), ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt; er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet“ (Jer 53,3).
Für Menschen wäre diese Aufgabe unlösbar. Das Kreuz Christi und der eingeborene Sohn Gottes, der Mensch wurde – das ist die Lösung! Alles ist in Ihm zusammengefasst! Sein Kreuz ist der Altar, sein Leib und seine Seele sind das Opfer, Er selbst ist der Priester! „O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes!“ (Röm 11,33).
Originaltitel: „Die Einzigartigkeit Jesu Christi“
aus Hilfe und Nahrung, Ernst-Paulus-Verlag, 1988, S. 264–265