Die ewige Verdammnis
... oder gibt es doch eine zeitliche Begrenzung der „ewigen“ Verdammnis?

Charles Henry Mackintosh

© J. Das, online seit: 30.11.2002, aktualisiert: 11.01.2018

Leitvers: Johannes 3,36

Joh 3,36: Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohne nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.

In letzter Zeit habe ich sehr viel über den letzten Vers von Johannes 3 nachgedacht. Er scheint mir eine sehr kraftvolle Antwort zu zwei der führenden Irrlehren unserer Tage – nämlich zur Allversöhnung und zur Allvernichtung – zu geben. „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohne nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“  

Die Leugner einer ewigen Verdammnis sind, wie wir wissen, in zwei Gruppen einzuteilen, die in wesentlichen Einzelheiten ihrer Lehren voneinander abweichen. Die einen bekennen den Glauben, dass letztlich alles wiederhergestellt und in einen Zustand ewiger Glückseligkeit gebracht wird. Das sind die Allversöhner. Die anderen vertreten die Ansicht, dass all jenen, die ohne Christus sterben, sowohl Seele als auch Leib vernichtet werden. Mit ihnen ist es dann ganz und gar aus; sie kommen um wie ein Tier. 

Ich denke, dass du mit mir übereinstimmen wirst, dass Johannes 3,36 diese beiden verhängnisvollen Irrtümer vollständig widerlegt. Der Allversöhner wird mit der durchgreifenden und beweiskräftigen Aussage konfrontiert, dass der Ungläubige „das Leben nicht sehen“ wird. Sie setzt die Ansicht vollständig beiseite, dass alle Menschen wiederhergestellt und ewig errettet werden. Jene, die sich weigern, dem Sohn zu glauben, werden in ihren Sünden sterben und das Leben niemals sehen. 

Doch wenn das alles wäre, könnte der Allvernichter sagen: „Genau so ist es; das ist, was ich glaube. Nur diejenigen, die an den Sohn glauben, werden ewig leben. Ewiges Leben ist ausschließlich im Sohn; und folglich müssen alle, die außerhalb Christus sterben, umkommen. Sowohl Seele als auch Leib müssen zugrunde gehen.“ 

„So ist es keineswegs“, sagt die Heilige Schrift. Es ist wirklich wahr, dass sie das Leben nicht sehen werden. Doch – welche furchtbare Tatsache! – „der Zorn Gottes bleibt auf ihm“. Dieser Satz liefert ohne Frage eine glatte Widerlegung der Allvernichtungslehre. Wenn der Zorn Gottes auf dem Ungläubigen bleiben soll, dann ist es völlig unmöglich, dass Ersterer sein Dasein verlieren könnte. Allvernichtung und bleibender Zorn sind unvereinbar. Uns bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir radieren das Wort „bleibt“  aus dem inspirierten Kapitel aus oder geben die Vorstellung einer Allvernichtung gänzlich auf. Es ist unmöglich, beides festzuhalten. 

Ich beziehe mich hiermit natürlich nur auf diese eine Stelle der Heiligen Schrift. Sie reicht völlig aus, in sich selbst das ganze Problem hinsichtlich der ernsten Frage nach der ewigen Verdammnis für jede Seele, die sich der Stimme Gottes beugt, zu lösen. Doch darum geht es gerade. Die Menschen wollen sich nicht der Belehrung und der Autorität der Heiligen Schrift unterwerfen. Sie maßen sich an, festzusetzen, welches Tun Gottes würdig sei und welches nicht. Sie bilden sich ein, dass die Leute in Sünde, in Torheit, in Rebellion gegen Gott und in der Verwerfung Seines Christus leben  dürfen,  ohne  dafür bestraft zu werden. Sie maßen sich an festzusetzen, dass es mit ihrer Vorstellung von Gott nicht zusammenpasst, wenn Er so etwas wie eine ewige Verdammnis zulässt. Sie setzen bei den Regierungswegen Gottes voraus, was man bei  jeder menschlichen Regierung als Schwachheit werten würde, nämlich die Unfähigkeit, Übeltäter zu bestrafen. 

Das Wort Gottes steht ihnen jedoch entgegen. Es spricht von einem „Feuer“, das „nicht erlischt“, von einem „Wurm“, der „nicht stirbt“ (Mk 9,48), von einer befestigten „Kluft“  (Lk 16,26) und von einem bleibenden „Zorn“. Ich möchte fragen: Was bedeuten diese Worte nach dem Urteil jedes ehrlichen, unvoreingenommenen Menschen? Man mag sagen, das seien Bilder. Es sei zugegeben, dass das „Feuer“, der „Wurm“ und die „Kluft“ Bilder sind. Doch wovon sind es Bilder? Sind es Bilder von etwas Kurzlebigem – von Dingen, die früher oder später ein Ende haben müssen? Nein, sondern von etwas Ewigem! Wenn irgendetwas ewig ist, dann das hier durch Gott Beschriebene. 

Falls wir die ewige Verdammnis leugnen, müssen wir alles Ewige leugnen, da im Wort Gottes immer dasselbe Wort benutzt wird, um die Vorstellung einer endlosen Fortdauer auszudrücken. Es gibt ungefähr siebzig Stellen im griechischen Neuen Testament, wo das Wort für „ewig“ vorkommt. Es wird unter anderem bezogen auf das Leben, welches die Gläubigen besitzen, sowie auch auf die Strafe der Bösen (Mt 25,46). Auf welcher Grundlage darf also jemand die Behauptung wagen, in den sechs oder sieben Stellen, wo von der Strafe der Bösen gesprochen wird, habe das Wort nicht die Bedeutung des Immerwährenden, sondern nur in den übrigen? Ich gestehe, dass ich diese Frage nicht beantworten kann. Wenn der Heilige Geist oder der Herr Jesus Christus Selbst es für angemessen gehalten hätten, in Bezug auf die Strafe der Gottlosen ein anderes Wort zu benutzen als für das Leben der Gläubigen, dann würde ich ausreichend Grund für einen Einwand zugestehen. 

Aber nein; unveränderlich wird dasselbe Wort für dasjenige benutzt, was, wie jeder weiß, endlos ist. Darum ist nichts endlos, wenn die Strafe der Gottlosen nicht endlos ist. Konsequenterweise darf man auch nicht bei der Dauer der Strafe stehenbleiben, sondern muss weitergehen, bis man zuletzt bei der Leugnung des Daseins Gottes Selbst anlangt. 

Tatsächlich muss ich annehmen, dass hier die wahre Wurzel der ganzen Problematik liegt. Der böse Feind will das Wort Gottes, den Geist Gottes, den Christus Gottes und Gott Selbst loswerden. Und hinterlistig beginnt er, das unverfänglichere Ende seines verhängnisvollen Lügengewebes einzuführen, indem er die ewige Strafe leugnet. Falls diese Gedanken einmal Eingang gefunden haben, hat die Seele den ersten Schritt auf der abschüssigen Bahn betreten, die hinunter  zum  finsteren  Abgrund  des Atheismus führt. 

Das mag sich scharf, hart und extrem anhören, ist jedoch meine tiefe und feste Überzeugung. Ich fühle mich aufs Ernsteste von der Notwendigkeit durchdrungen, alle unsere jungen Freunde vor der Gefahr zu warnen, schon den Schatten einer Frage oder eines Zweifels hinsichtlich der göttlich festgesetzten Wahrheit über die ewige Strafe der Gottlosen in der Hölle in ihren Gedanken zuzulassen. Der Ungläubige kann nicht wiederhergestellt werden, denn die Bibel sagt: Er „wird das Leben nicht sehen“. Ebenso wenig kann er vernichtet werden, weil die Bibel sagt: „Der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“   

Wie viel besser und weiser und sicherer wäre es für unsere Mitmenschen, dem kommenden Zorn zu entfliehen, anstatt sein Kommen – oder, wenn er kommt, seine ewige Dauer – zu leugnen.


The Mackintosh Treasury, S. 632–633; Miscellaneous Writings 5
(im Deutschen herausgegeben und übersetzt von J. Das)

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