Der Tau des Hermon
... hat etwas mit der Einheit des Geistes zu tun!

Charles Henry Mackintosh

© EPV, online seit: 15.01.2003, aktualisiert: 06.03.2021

Leitverse: Psalm 133

Diese Überschrift mag für manche nur ein geographisches Rätsel sein. Dem aber, der den Sinn Christi hat, ist das kein Rätsel, sondern ein ergreifendes und schönes Sinnbild. Der Hermon ist die höchste Spitze in ganz Palästina, und wenn das umliegende Land ausgedörrt ist, fällt der erfrischende Tau von seinem verschneiten Gipfel auf die Berge Zions herab; dies ist aber eines der vom Heiligen Geist gebrauchten Sinnbilder, um zu veranschaulichen, wie gut und wie lieblich es ist, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen. Lasst uns den ganzen Psalm anführen:

Ps 133: Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen! Wie das köstliche Öl auf dem Haupt, das herabfließt auf den Bart, auf den Bart Aarons, das herabfließt auf den Saum seiner Kleider, wie der Tau des Hermon, der herabfällt auf die Berge Zions; denn dort hat der HERR den Segen verordnet, Leben bis in Ewigkeit.

Hier haben wir zwei liebliche Veranschaulichungen der Eintracht unter Brüdern. Sie ist wie das Öl, das vom Haupt des Hohenpriesters auf den Saum seiner Kleider herabfließt, und sie ist auch wie der Tau, welcher in erquickender Kraft vom schneebedeckten Gipfel des Hermon herabfällt.

Wie wunderschön! Und doch sind es nur Bilder, die dazu gebraucht werden, den göttlichen Begriff der Eintracht unter Brüdern vorzustellen. Wie soll aber die Eintracht gefördert werden? Dadurch, dass wir nahe genug bei unserem großen hohepriesterlichen Haupt wohnen, um das duftende Öl aufzufangen, wenn es von Ihm herabfließt – und so nahe bei dem Menschen in der Herrlichkeit wohnen, dass der erfrischende Tau seiner Gnade auf unsere Seelen herabfällt, was sie auf diese Weise duftend und fruchtbar zu seinem Preise macht.

Dies ist der Weg, in Eintracht mit unseren Brüdern zu wohnen. Über Eintracht zu reden ist eines, in ihr zu wohnen ist etwas ganz anderes. Wir mögen vorgeben, dass wir die „Einheit des Leibes“ und „die Einheit des Geistes“ festhalten – sicher sind das äußerst wertvolle und große Wahrheiten –, während wir im Grunde genommen voll selbstsüchtigen Streits, Parteisucht und sektiererischen Empfindens sind. Alle diese Dinge wirken vernichtend auf die praktische Einheit. Wenn Brüder in Eintracht beieinander wohnen wollen, müssen sie die Salbung von dem Haupt empfangen, die erquickenden Schauer vom wahren Hermon.

Betrachte das Bild, das in Philipper 2 dargestellt wird. Dort sehen wir zuerst das göttliche Haupt selbst und dann das von Ihm auf den Saum seiner Kleider herabfließende Öl. Woher bekam Paulus die Gnade, bereit zu sein, als Trankopfer über das Opfer seiner Brüder gesprengt zu werden? Was war es, was Timotheus dazu bewegte, für andere besorgt zu sein? Was führte Epaphroditus dazu, sein Leben zu wagen, um den Mangel im Dienst seiner Brüder auszufüllen? Was ist die eine große Antwort auf alle diese Fragen? Einfach dies: Diese geliebten Knechte Christi wohnten derart in der Gegenwart ihres Meisters und wurden so tief von seinem Geist getränkt, sie wohnten dem Menschen in der Herrlichkeit so nahe, dass das wohlriechende Öl und der erfrischende Tau reichlich auf ihre Seelen herabfielen und sie zu Kanälen des Segens für andere machten.

Du kannst sicher sein, dass dies das großartige Geheimnis ist, wie man gut miteinander auskommt. Wenn Brüder in Eintracht beisammen wohnen sollen, müssen die „Salbung“ und der „Tau“ beständig auf sie herabfließen. Sie müssen in der Nähe Christi wohnen und mit Ihm beschäftigt sein, um seine Tugenden darzustellen und um sein großartiges Bild widerzuspiegeln.

Und dann welch eine Freude, befähigt zu sein – wenn auch nur in geringem Maße –, das Herz Gottes zu erfreuen! Es ist für Ihn eine großen Freude, seine Kinder in Liebe wandeln zu sehen. Er ist es, der da spricht: „Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!“ Sicherlich sollte das unsere Herzen dazu bewegen, auf jede erdenkliche Weise diese liebliche Eintracht zu fördern. Es sollte uns dazu führen, unser „Ich“ und alles, was ihm angehört, fallenzulassen und alles aufzugeben, was in irgendeiner Weise dazu beitragen könnte, unsere Herzen Christus und einander zu entfremden. Der Heilige Geist ermahnt uns, uns „zu befleißigen, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens“ (Eph 4,3). Lasst uns stets daran denken. Es ist die Einheit des Geistes (nicht die Einheit des Leibes), die wir in dem Bande des Friedens bewahren sollen. Das wird uns etwas kosten. Das Wort „sich befleißigen“ zeigt, dass es ohne Opfer nicht verwirklicht werden kann. Derjenige, der uns so freundlich zu diesem Dienst ermahnt, wird stets die dazu nötige Gnade darreichen. Die Salbung und der Tau werden von Ihm in erfrischender Kraft herniederfließen und unsere Herzen in heiliger Liebe miteinander verbinden und uns dazu befähigen, uns selbst zu verleugnen und alles aufzugeben, was dazu angetan sein könnte, die wahre Einheit, die zu bewahren wir so eindeutig ermahnt werden, zu stören oder zu verhindern.


Originaltitel: „Der Tau des Hermon“
aus Hilfe und Nahrung, Ernst-Paulus-Verlag, 1991, S. 296–299

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