Was ist mit den verschiedenen Konfessionen?
Sind sie Gottes Ordnung oder die Ordnung des Menschen?

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 15.08.2022, aktualisiert: 06.04.2024

Alle Christen haben mehr oder weniger in das Wort Gottes (die Bibel) geschaut, um den Weg des Heils zu finden. Aber anscheinend haben nur sehr wenige nach ihrer Errettung das Wort Gottes untersucht, um herauszufinden, wie sie sich nach dem Wunsch des Herrn zur Anbetung [Gottesdienst] und zum Dienst [am Wort] versammeln sollen. Alle glauben, dass es nur einen einzigen Weg zur Errettung gibt; dennoch sind viele der Meinung, es wäre jedem selbst überlassen, wie er den Gottesdienst gestaltet. In der Christenheit scheint es heute so zu sein, dass die Christen das tun, was die Kinder Israels in den Tagen der Richter taten: „Jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Ri 17,6; 21,25; 5Mo 12,8; Spr 21,2). Infolgedessen gibt es eine große Vielfalt an Meinungen über den christlichen Gottesdienst [Anbetung], und viele davon widersprechen einander. Die meisten Christen feiern seit Jahren ihre „Gottesdienste“ – jeder auf seine eigene Art und Weise oder in seinem eigenen Stil, je nach persönlicher Vorliebe und konfessioneller Zugehörigkeit. Im wahrsten Sinne des Wortes akzeptieren Christen über Generationen hinweg das, was die Tradition der Kirche vorgibt, ohne es in Frage zu stellen. Tatsächlich denken die meisten, die Tradition ihrer Kirche wäre Gottes Ideal.

Die Bibel – die höchste Autorität

Die Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: „Ist es Gott wichtig, wie sein Volk Ihn anbetet oder wie es zum Gottesdienst zusammenkommt? Hat Er eine Meinung zu diesem Thema?“ Unserer Meinung nach lautet die Antwort: „Ja.“ Es gibt nur einen Ort, wohin wir uns wenden können, um verbindliche Antworten zu diesem und anderen Themen zu erhalten: zum Wort Gottes, die Bibel. Deshalb ist es an der Zeit, dass wir zu den Grundlagen des Christentums zurückkehren und einen frischen Blick auf die Heilige Schrift werfen, um zu sehen, was Gott über das Zusammenkommen der Gläubigen zu sagen hat. Da es sich um die „Versammlung Gottes“ handelt (Apg 20,28), muss Gott auch etwas darüber zu sagen haben, wie Christen den Gottesdienst gestalten sollen. Unserer Ansicht nach ist das Muster für den christlichen Gottesdienst, den Dienst [am Wort] und die Leitung der Versammlung in der Bibel zu finden, doch viele Christen übersehen das  offenbar.

Das Schriftverständnis des konfessionellen Christentums wird herausgefordert

Da wir „jederzeit bereit sein sollen zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von uns fordert“ und uns nach unserem Glauben über eine Vielzahl biblischer Themen fragt (1Pet 3,15), sollten wir in der Lage sein, aus dem Wort Gottes zu beantworten, warum wir unseren Gottesdienst so gestalten, wie wir es tun. Können wir also unsere Autorität aus der Heiligen Schrift begründen, warum wir uns als Christen auf diese oder jene Weise zur Anbetung und zum Dienst am Wort versammeln? Oder folgen wir lediglich menschlichen Traditionen?

Um unsere Gedanken in diese Richtung anzuregen, stellen wir die folgenden Fragen als eine Herausforderung an alle Gläubigen voran, um ihre biblische Position herauszufordern, warum sie auf die Art und Weise Gottesdienst feiern, wie sie es tun. Die Fragen sind nicht dazu gedacht, die Ordnung des Gottesdienstes und des Dienstes in der heutigen Kirche zu kritisieren, sondern sie sollen uns anregen, darüber nachzudenken, was wirklich Gottes Ordnung ist.

  1. Welche Berechtigung gibt es in Gottes Wort, sogenannte konfessionelle oder nichtkonfessionelle „Spaltungen“ innerhalb des christlichen Zeugnisses durchzuführen? Der Herr und die Apostel haben doch gelehrt, dass die Christen in allen Dingen in Einheit und Gemeinschaft leben sollen (Joh 10,16; 11,51.52; 17,11.21; Eph 4,2-4; Phil 2,2). Die Heilige Schrift verurteilt die Bildung von Sekten und Spaltungen unter den Gläubigen (Röm 16,17; 1Kor 1,10; 3,3; 11,18.19)!

  2. Welche Berechtigung haben Christen von Gott, ihren sogenannten „kirchlichen“ Gruppen Namen zu geben, wie zum Beispiel Presbyterianer, Baptisten, Pfingstler, Allianz, Christlich-Reformierte, Anglikaner? Wir haben in der Bibel keine Anweisung, uns in einem anderen Namen zu versammeln als nur in dem Namen des Herrn Jesus Christus (Mt 18,20; 1Kor 5,4).

  3. Welche Berechtigung haben Christen, ihre sogenannten kirchlichen Gruppen nach prominenten begabten Dienern des Herrn zu benennen, wie zum Beispiel Lutheraner (Martin Luther), Mennoniten (Menno Simons), Wesley-Methodisten (John Wesley)? Die Heilige Schrift verurteilt die Bildung einer Gemeinschaft von Christen um einen Leiter in der Kirche (1Kor 1,12.13; 3,3-9).

  4. Welche Berechtigung von Gott haben die Menschen, diese Kirchen nach Nationalitäten zu unterscheiden und zu gründen, wie zum Beispiel „Die Kirche von England“, „Die Chinesischen Mennonitischen Brüder“, „Griechisch-Orthodoxe Kirche“, „Philippinische Baptisten“, „Deutsche Kirche Gottes“? Die Schrift sagt uns, dass es in der Kirche Gottes keine nationalen oder sozialen Unterschiede geben soll (Kol 3,11).

  5. Welche Berechtigung haben Christen, ihre Gotteshäuser nach dem Vorbild der Stiftshütte und des Tempels der jüdischen Ordnung im Alten Testament zu gestalten? Viele dieser Kirchengebäude sind mit Gold und anderen edlen Materialien reichlich geschmückt. Viele haben einen „Altar“, auch wenn er nicht dem alttestamentlichen Altar ähnelt. In anderen sind bestimmte Teile des Gebäudes, die „heiliger“ sind als andere, abgesperrt. Welche Berechtigung haben Christen, solche Dinge vom Judentum zu übernehmen? Die Bibel weist doch darauf hin, dass das Christentum keine Erweiterung der jüdischen Ordnung ist, sondern vielmehr eine völlig neue Art, wie wir uns Gott nahen (Heb 10,19.20; 13,13; Joh 4,23.24).

  6. Gibt es irgendeine Grundlage aus dem Wort Gottes dafür, Kirchtürme und Kreuze usw. auf diesen sogenannten „Kirchengebäuden“ zu errichten?

  7. Gibt es irgendeine Grundlage im Wort Gottes, diese Gebäude als „Kirche“ zu bezeichnen? Die biblische Definition von „Kirche“ ist: eine Gemeinschaft von Gläubigen, die durch das Evangelium sowohl aus den Juden als auch aus den Heiden herausgerufen und durch den innewohnenden Geist Gottes zu einem Leib vereint sind, der Christus, ihrem Haupt im Himmel, gehört. Daher ist die Kirche eine Gemeinschaft erlöster Menschen und kein buchstäbliches Gebäude, das von Menschenhand geschaffen wurde (Apg 11,22; 15,14; 20,28; Röm 16,5; 1Kor 1,2; Eph 5,25).

  8. Welche Berechtigung aus der Schrift gibt es dafür, einen Mann in der Kirche (einen sogenannten Pfarrer oder Pastor) für die „Leitung“ des Gottesdienstes einzusetzen? Die Schrift lehrt, dass der Geist Gottes in die Welt gesandt ist, um den christlichen Gottesdienst zu leiten (Phil 3,3; Joh 4,24; 16,13-15). Sie weist darauf hin, dass der Herr durch den Heiligen Geist in der Versammlung der Heiligen die Leitung hat und den Ablauf nach seinem Willen lenkt (1Kor 12,11).

  9. Welche biblische Berechtigung gibt es dafür, Gottesdienste „vorzubereiten“? Oft wird ein Programm ausgehändigt, in dem die Reihenfolge an dem betreffenden Tag beschrieben wird.

  10. Welche Berechtigung gibt es in der Heiligen Schrift, die Gottesdienste in diesen Kirchen als „Anbetung“ zu bezeichnen, wenn sie in der Regel darin bestehen, Musik zu hören und einen Mann eine Predigt halten zu lassen?

  11. Welche Berechtigung gibt uns das Neue Testament, im christlichen Gottesdienst Musikinstrumente einzusetzen? Die Bibel definiert christliche Anbetung als das, was der Geist Gottes in den Herzen und im Mund der Gläubigen bewirkt: Dank, Lob usw. Es handelt sich nicht um etwas Mechanisches (Joh 4,24; Apg 17,24.25).

  12. Welche biblische Berechtigung gibt es dafür, in den Gottesdiensten vorformulierte Gebete aus Gebetsbüchern einzustudieren? Die Bibel sagt, dass wir keine zuvor aufgeschriebenen Gebete vortragen, sondern dass unsere Gebete unsere eigenen Worte sein sollen, die von Herzen [frei an Ihn gerichtet] kommen (Mt 6,6-8; Jak 5,16; Ps 62,8; 1Tim 4,5).

  13. Mit welcher Berechtigung werden die Psalmen in den sogenannten „christlichen“ Gottesdiensten vorgetragen? Die Psalmen drücken doch nicht die Gefühle der Gläubigen aus, die das vollbrachte Werk Christi am Kreuz kennen! Sie drücken nicht die Anbetung derer aus, die sich auf christlichem Boden befinden und das Vorrecht kennen, als gereinigte Anbeter in die Gegenwart Gottes einzutreten (Heb 9,14; 10,19-22).

  14. Warum feiern die meisten Kirchen das Abendmahl einmal im Monat oder alle drei Monate? Es war doch die Gewohnheit der Kirche in der Heiligen Schrift, jeden ersten Tag der Woche das Brot zu brechen, sobald sie unter dem Dienst von Paulus gegründet war (Apg 20,7).

  15. Welche Berechtigung gibt es in den neutestamentlichen Schriften für einen Chor von ausgebildeten Sängern, der den Gottesdienst unterstützt?

  16. Welche Berechtigung gibt es in der Heiligen Schrift dafür, Gewänder und besondere Kleidungsstücke in den Gottesdiensten der Christen zu verwenden? Die Chöre in diesen Kirchen tragen in der Regel Gewänder und die Geistlichen sind oft ähnlich gekleidet – je nachdem, welcher Konfession sie angehören.

  17. Welche Berechtigung haben diese Kirchen, wenn sie Frauen erlauben, öffentlich zu predigen und zu lehren? Die Bibel sagt doch, dass die Rolle der Schwestern darin besteht, keinen öffentlichen Platz in der Gemeinde einzunehmen, weder in der Verwaltung noch in der Lehre noch beim Predigen. Nach der Lehre der Schrift sollen sie in der Versammlung schweigen (1Kor 14,34-38; 1Tim 2,11.12).

  18. Mit welcher Berechtigung beten und prophezeien (predigen und lehren) Frauen in diesen Kirchen mit unbedecktem Haupt? Das Wort Gottes sagt doch, dass die Frauen ihren Kopf bedecken sollen (1Kor 11,1-16).

  19. Welche biblische Berechtigung gibt es dafür, dass nur bestimmte Personen (der Pastor oder Pfarrer) offiziell das Wort Gottes verkündigen dürfen? Warum gibt es in diesen Kirchen nicht die Freiheit für alle, die fähig sind zu dienen, dies zu tun, wie der Geist es führt? Wenn Christen als Versammlung zusammenkommen, sollen nach der Lehre der Bibel alle Brüder die Freiheit haben, so zu dienen, wie der Herr sie durch den Geist leitet (1Kor 12,6,11; 14,24.26.31).

  20. Welche biblische Berechtigung gibt es für die Vorstellung, jemand müsste ordiniert sein, um ein Amt zu bekleiden? In der Bibel gibt es keinen einzigen Pastor, Lehrer, Evangelisten, Propheten oder Priester, der ordiniert wurde, um zu predigen oder zu lehren! Die Schrift lehrt, dass allein der Besitz einer geistlichen Gabe jemand dazu berechtigt, diese zu nutzen (1Pet 4,10.11)!

  21. Welche biblische Berechtigung gibt es für die Vorstellung, es gäbe heute Männer auf der Erde, die die Macht hätten, andere zu ordinieren? Woher haben diese Männer diese Macht?

  22. Gibt es irgendeine Berechtigung aus der Heiligen Schrift, die einen Mann zum Pastor einer örtlichen Gemeinde macht? Die Schrift spricht nie davon, dass die Gabe eines Pastors ein örtliches Amt ist, sondern dass es sich um eine Gabe an die Kirche im Allgemeinen handelt (Eph 4,11). Welche Autorität gibt es darüber hinaus, Männer, die predigen und lehren, als „Pastoren“ (z.B. „Pastor Jones“) zu bezeichnen? In der Schrift wurde die Gabe des Hirtenamtes nie als Titel an jemand verliehen.

  23. Welche Berechtigung aus der Schrift gibt es dafür, dass diese sogenannten Geistlichen sich [z.B. in den englischsprachigen Ländern] „Reverend“ nennen? Die Bibel sagt doch, dass „Reverend“ [= „furchtbar; respektieren“] der Name des Herrn ist (Ps 111,9). Einige Geistliche nehmen den Namen „Vater“ an, obwohl die Schrift sagt, dass wir niemand „Vater“ nennen sollen! Andere nehmen den Titel „Doktor“ (was im Lateinischen „Lehrer“ oder „Ausbilder“ bedeutet) an, was man laut der Schrift ebenfalls nicht tun sollte (Mt 23,8-10).

  24. Ist es biblische Praxis, dass die Kirche ihren „Pastor“ oder „Pfarrer“ auswählt? Das übliche Verfahren besteht darin, den angehenden „Pastor“ zu einer bestimmten Gemeindegruppe einzuladen, wo er die Gelegenheit erhält, sich durch einige Predigten zu bewähren. Wenn seine Predigten annehmbar sind, wählt die Gemeinde (gewöhnlich durch einen Diakonenrat) ihn zu ihrem „Pastor“. Ist dieses Verfahren mit dem Wort Gottes vereinbar?

  25. Welche biblische Berechtigung gibt es für Kirchengemeinden, die ihre Ältesten wählen? In der Bibel gibt es keine einzige Versammlung von Christen, die ihre Ältesten wählt.

  26. Welche Berechtigung aus der Heiligen Schrift haben die Kirchen dafür, Feiertage festzulegen und christliche Feste zu begehen wie Karfreitag, Ostern, Allerheiligen, Fastenzeit, Weihnachten usw.? Die Schrift sagt, dass das Christentum nichts mit besonderen Tagen und Jahreszeiten zu tun hat (Gal 4,10; Kol 2,16).

  27. Welche biblische Berechtigung haben die Prediger dieser Kirchen, falsche Dinge zu lehren wie zum Beispiel Bundestheologie, Amillennialismus, bedingte Sicherheit des Heils, Fegefeuer, Absolution, Gesetzlichkeit?

  28. Gibt es irgendeine Berechtigung aus der Schrift für das Zusammenkommen, dass dort jemand „Zeugnis gibt“, indem er aufsteht und den Zuhörern erzählt, wie er errettet wurde, wobei er oft auf sein vergangenes Leben in der Sünde zurückkommt?

  29. Welche Berechtigung aus dem Neuen Testament gibt es dafür, dass die Zuhörer den Zehnten (zehn Prozent unseres Einkommens) geben sollten? Das Zehntengeben ist doch eindeutig ein mosaisches Gesetz für Israel (3Mo 27,32.34; 4Mo 18,21-24).

  30. Welche biblische Berechtigung gibt es dafür, Spenden zu sammeln und ein gemischtes Publikum aus Erlösten und verlorenen Menschen in diesen Kirchen um Spenden zu bitten? Die Bibel weist darauf hin, dass die Diener des Herrn „nichts“ nahmen von den unerlösten Menschen dieser Welt, unter denen sie das Evangelium verkündigten (3Joh 7). 

  31. Sind Studium, Seminare und Bibelschulen Gottes Weg, wie ein Diener auf einen Dienst vorbereitet wird? Unterstützt die Schrift die Verleihung und den Erhalt von Diplomen und Abschlüssen (z.B. Doctor of Divinity D.D. = Doktor der Theologie)? Die Bibel sagt, wir sollen einander keine schmeichelhaften Titel geben (Hiob 32,21.22; Mt 23,7-12).

  32. Gibt es irgendeine Grundlage aus dem Wort Gottes für diese Kirchen, die Diener und Pastoren an einen bestimmten Ort schicken, damit sie dort einen Dienst für den Herrn ausüben? Wir hören oft Bemerkungen wie: „Pastor Soundso wurde von dieser und jener Organisation ausgesandt.“ Die Heilige Schrift zeigt: Christus, das Haupt der Gemeinde und der Herr der Ernte, sendet seine Diener unter der Leitung des Geistes in das Werk, das Er für sie vorgesehen hat. Die Gemeinde soll dies lediglich anerkennen, indem sie dem Diener die rechte Hand der Gemeinschaft reicht (Mt 9,38; Apg 13,1-4; Gal 2,7-9).

  33. Wo in der Heiligen Schrift finden wir die Vorstellung, die Kirche wäre eine lehrende Organisation? Wir hören Leute oft sagen: „Unsere Kirche lehrt, dass …“ In der Bibel lesen wir nicht, dass die Kirche einen Autoritätsanspruch innehätte, in der sie als gesetzgebende Körperschaft Lehren formuliert, sondern sie ist einfach eine Gemeinschaft von Gläubigen, die von Lehrern gelehrt werden, die vom Herrn erweckt sind (Apg 11,26; Röm 12,7; Off 2,7.11.17.29; 3,6.13.22; 1Thes 5,27).

  34. Gibt es irgendeine neutestamentliche Berechtigung, dass die Kirche Babys „taufen“ und für Kinder die christliche „Weihe“ [Konfirmation; Kommunion] einrichten soll?

„Wir können im Gottesdienst alles tun, wenn die Schrift darüber schweigt!“

Einige Christen antworten auf diese Fragen mit folgendem Argument: Wenn das Wort Gottes etwas nicht ausdrücklich anspricht oder verbietet, wäre es bei Gott kein Thema. Sie glauben, die Bibel würde nicht direkt etwas dazu sagen, wie Christen zur Anbetung und zum Dienst am Wort zusammenkommen sollten; daher wäre dies etwas, was dem persönlichen Geschmack und Ermessen überlassen werden sollte. Folglich sehen sie nichts Falsches darin, Dinge in das Christentum einzuführen, die nicht in der Bibel stehen.

Diese Ansicht ist eine bequeme Entschuldigung für die gegenwärtige Ordnung in der heutigen Kirche. Diese Annahme ist jedoch völlig falsch, denn die Bibel spricht darüber, wie sich Christen zum Gottesdienst und zum Dienst am Wort versammeln sollen. Gottes Ideal findet sich eindeutig in der Heiligen Schrift. Zu denken, die Anbetung Gottes im Christentum wäre einfach eine Frage der persönlichen Vorlieben, zeigt eine gewisse Unwissenheit. William Kelly sagt:

Die Frau aus Samaria [Joh 4] dachte – wie viele andere seitdem auch –, dass die Anbetung Gottes lediglich eine Frage der menschlichen Ansicht darüber sei. Merkwürdig, dass sogar Kinder Gottes daran zweifeln sollten, dass die Anbetung Gottes nur nach seinen Gedanken geschehen kann! Es ist in der Tat der Höhepunkt menschlicher Ungläubigkeit und Skepsis, abzustreiten, dass Er in der Anbetung Seiner selbst nicht nur ein Mitspracherecht, sondern das alleinige Bestimmrecht haben muss. Doch so war es gewesen, und so ist es auch noch immer, und der Mensch erkennt nicht, dass es sein Eigenwille ist, der es Gott nicht möglich macht, zu bestimmen, was sein Wille im Blick auf die Anbetung seiner Kinder ist.

[…] Der Wille des Menschen ist überall schlecht genug, ganz besonders jedoch, wenn er sich in die Anbetung Gottes hineindrängt. Denn dies ist genauso eine Sache der Offenbarung – und damit des Glaubens auf unserer Seite – wie die Errettung der Seele des Menschen; und der gleiche Glaube, der Gott in der einen Sache vertraut, kann Ihm auch in allem vertrauen; während auf der anderen Seite der Zweifel, der Gott in einem Punkt nicht glaubt, bereit ist, alles anzuzweifeln. […]

Ich bestreite, dass das Wort Gottes grundsätzlich dunkel und unbestimmt ist. Sich einen solchen Gedanken zu erlauben, kommt aus nichts anderem hervor als aus verborgenem Unglauben, und der Unglaube entspringt einem ungerichteten Willen.[1]

Außerdem ist es kein vernünftiger Grundsatz, aus dem, was nicht in der Bibel steht, zu schließen, was Gottes Meinung zu einem Thema ist (2Tim 1,7). Im Wesentlichen wird gesagt: „Wir können im Gottesdienst und in der Gemeindearbeit tun, was wir wollen, solange es in der Bibel nicht verboten ist!“ Das ist nicht logisch. Es erinnert uns an das, was ein wohlmeinender, aber verwirrter Bruder einmal sagte: „Es steht mehr zwischen den Zeilen der Schrift als auf den Zeilen!“ Das kann doch nicht der richtige Weg sein, Gottes Willen zu diesem Thema zu suchen. Wenn wir dieses Prinzip auf andere Themen anwendeten, die zur christlichen Lehre und Praxis gehören, könnten wir unendlich viel aus ihnen machen. Die Wahrheit würde im Handumdrehen verlorengehen. Tatsächlich ist genau das in Bezug auf dieses Thema, wie Christen sich zum Gottesdienst und zum Dienst am Wort versammeln sollten, in hohem Maße geschehen. Gott hat uns sein Wort gegeben, damit wir seinen Willen erkennen können (1Kor 2,12.13). Es ist ehrenvoll für uns, die Wahrheit in seinem Wort zu „erforschen“ und durch seine Gnade zu versuchen, sie zu praktizieren (Spr 25,2; Apg 17,11.12). Die Gewohnheit des Apostels Paulus war es, sich „aus den Schriften zu unterreden“ (Apg 17,2); er argumentierte nichts in die Schrift hinein. Das zeigt: Wir haben wirklich kein Recht, unsere Gedanken in das Wort Gottes hineinzulegen und zu versuchen, es zu dem zu machen, was wir wollen.

Vielleicht ist das Muster für den christlichen Gottesdienst und Dienst so einfach, dass die Menschen es übersehen haben und glauben, es würde nicht angesprochen. Dass menschliche Ideen und Vorlieben einen Platz in der Anbetung Gottes haben, hat zu der traditionellen Ordnung der Kirchenleitung geführt, die in der konfessionellen Christenheit existiert [aber auch darüber hinaus].

Sie hat keine Grundlage im Wort Gottes. Außerdem widerspricht sie auch den klaren Aussagen des Wortes Gottes. Thomas Blackburn Baines (1832–1898) sagt:

Entweder hat Gott Vorgaben für seine  Versammlung gemacht oder Er hat die kirchliche Ordnung den Menschen überlassen. Sofern Er Anordnungen getroffen hat, gelten diese eindeutig für alle, und jede Abweichung davon ist ein Akt des Ungehorsams.[2]

Wenn wir ehrlich nach dem Willen Gottes suchten, wäre der einzige vernünftige Weg, Hilfe zu diesem Thema zu bekommen, zum Wort Gottes zurückzukehren und sozusagen bei „Null“ anzufangen und zu sagen: „Wir tun in unserem Gottesdienst und in unserem Dienst nichts anderes als das, was in der Bibel geschrieben steht.“ Genau das werden wir versuchen, wenn wir uns in diesem Buch mit diesem Thema beschäftigen.

Wir müssen bestimmte Dinge verlernen

Bevor wir versuchen, die Ordnung Gottes für das Zusammenkommen der Christen, die sich zum Gottesdienst und zum Dienst am Wort versammeln, darzulegen, müssen zuerst viele falsche Vorstellungen, die leider existieren, weggeräumt werden. So wie ein Baumeister tief gräbt, um eine Menge Unrat und unbrauchbares Material zu entfernen, bevor er einen einzigen Stein legt (Lk 6,48), halten wir es für notwendig, bestimmte falsche Vorstellungen auszuräumen, die sich in der christlichen Welt durchgesetzt haben und einfach keine biblische Grundlage haben.

Im Laufe der Zeit hat die Mehrheit viele Dinge im christlichen Zeugnis als Gottes Weg übernommen. Anscheinend denken nur sehr wenige daran, zu prüfen, ob diese Dinge mit dem Wort Gottes – der Grundlage und dem Leitfaden des Christen – übereinstimmen. Die Menschen nehmen einfach alles für bare Münze. Eines der Probleme dabei: Wenn wir so lange mit diesen Dingen gelebt haben, neigen wir dazu, sie in unseren Köpfen als Wahrheit zu verankern, obwohl sie in Wirklichkeit nur Tradition sind. Solche vorgefassten Meinungen vernebeln unsere Gedanken und hindern uns daran, die Wahrheit zu sehen. Deshalb bedeutet das für viele von uns: Wenn wir die Wahrheit lernen wollen über Gottes Ordnung für Christen, die zum Gottesdienst und zum Dienst [am Wort] zusammenkommen, müssen wir einige Dinge, die wir im Laufe der Jahre (fälschlicherweise) verinnerlicht haben, wieder verlernen. Und das ist nicht immer einfach.


Originaltitel: „Is Denominationalism God’s Order or Man’s?“
aus God’s Order for Christians Meeting together for Worship and Ministry: The Biblical Answer to Church Traditions,
Christian Truth Publishing 1999

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] W. Kelly, Anbetung, „Wahrhaftige Anbeter“. Quelle: bibelkommentare.de.

[2] T.B. Baines, Das Kommen des Herrn, Israel und die Gemeinde, Teil III: Die Kirche Gottes, Kapitel 5: Die Einheit der Kirche auf der Erde. Quelle: bibelkommentare.de.

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