Merkmale des christlichen Lebens
Gemeinschaft, Dienst, Anbetung

Thomas Oliver

© SoundWords, online seit: 30.11.2021

Bethanien heißt „Palmenhaus“; es zeigt uns daher einen Platz der Ruhe, wie beispielsweise eine Oase in der Wüste. Die Schrift berichtet, dass der Herr Jesus Bethanien oft aufsuchte, wenn Er in der Nähe von Jerusalem war. Aus welchem Grund tat Er dies? Es gab dort treue Freunde, die seine Gemeinschaft und seine Liebe schätzten – im Gegensatz zu dem Verräter Judas, dem Hass der Pharisäer, der Grausamkeit der Soldaten und der kalten, hartherzigen Wankelmütigkeit des Volkes.

In Bethanien bereiteten diese treuen Freunde dem Herrn ein Abendessen (Joh 12). Bei dieser Gelegenheit treten in den Beschäftigungen der drei Familienmitglieder drei wesentliche Merkmale des christlichen Lebens in Erscheinung:

  1. Lazarus, der aus den Toten auferweckt worden war, hatte das Vorrecht, mit dem Herrn zu Tisch zu sitzen, was „Gemeinschaft“ ausdrückt [Joh 12,2].
  2. Martha diente; daher zeigt sie das Merkmal des „Dienstes“ [Lk 10,40; Joh 12,2].
  3. Maria salbte die Füße ihres Herrn mit der aufbewahrten Salbe und zeigt damit, was „Anbetung“ ist [Joh 12,3; Mk 14,3-9].

Diese Merkmale – Gemeinschaft, Dienst und Anbetung – sind unauflöslich miteinander verbunden. Niemand kann eins von diesen Merkmalen wirklich entfalten, wenn er die übrigen nicht beachtet oder sie vernachlässigt.

Während alle Jünger mit Eifer erwarteten, dass sich in naher Zukunft das kommende Königreich entfaltete, war Maria die Einzige, die die Gedanken des Herrn über die Zukunft verstanden hatte. Ihr Glaube hatte begriffen, dass das Ende seines Weges unvermeidlich sein Sterben sein sollte, und deshalb nahm sie die Gelegenheit wahr. Die anderen Frauen versuchten, diesen Dienst nach seinem Tod und Begräbnis zu verrichten; aber sie kamen zu spät, denn Er war bereits auferstanden. Maria war nicht an seinem Grab. Sie hatte Ihm zu seinen Lebzeiten den kostbarsten Besitz geschenkt, den sie hatte. Es gab nichts, was ihr zu gut gewesen wäre, es ihrem Herrn zu geben!

Seit der Herr aufgefahren ist, hat Bethanien seine Bedeutung beibehalten. Inmitten der Welt, die Ihn verspottete und kreuzigte, findet Er vollkommene Freude, wenn die Seinen seine Liebe erwidern. Sie sind ihrem abwesenden Herrn treu, bis Er kommt!

Der Herr fuhr von Bethanien aus gen Himmel. Er führte seine Jünger hinaus bis nach Bethanien, und als das wahre Gegenbild des Priesters in alttestamentlichen Zeiten hob Er seine Hände auf und segnete sie mit Händen, die mit der Gunst Gottes erfüllt waren, die Er ihnen in unbeschränktem Maß schenkte.

Indem Er sie segnete (oder während Er dabei war, sie zu segnen), schied Er von ihnen und wurde hinaufgetragen in den Himmel. Der wahre Sinn dieses Ausdruckes ist, dass sein Segnen eine unbeendigte Handlung war! Obgleich sich sein Platz geändert hat, seitdem Er aufgefahren ist, ist Er noch immer dabei, sein Volk zu segnen.

Die Folge war: Seine Jünger beteten Ihn an und kehrten mit großer Freude nach Jerusalem zurück und waren beständig im Tempel und lobten und priesen Gott (Lk 24,50-53). So endet das Evangelium, das mit großer Freude beginnt [Lk 2,10], ebenso mit großer Freude. Dieses Merkmal ist für das ganze christliche Zeitalter bezeichnend. Deshalb konnte der Apostel Paulus, dessen irdische Laufbahn in einem römischen Gefängnis endete, seine Leser in Philippi zu Recht ermahnen, sich in dem Herrn zu freuen [Phil 3,1; 4,4]!

Der Herr fuhr von Bethanien auf, und nach Bethanien wird Er zurückkehren. „Bethanien“ wird immer noch von treuen Gläubigen gebildet, die Ihn erwarten. Mit freudigem Echo stimmen sie in die Einladung des Geistes und der Braut ein und rufen dem abwesenden Herrn und Bräutigam zu: „Komm!“ In der Zwischenzeit haben sie das unvergleichliche Vorrecht, seine Interessen wahrzunehmen, bis Er kommt. Sie rufen: „Amen, komm Herr Jesus!“ Seine Antwort ist: „Ja, Ich komme bald!“


Originaltitel: „Bethanien“
aus Der Dienst des Wortes, Jg. 14, 1936, S. 117–119;
von SoundWords sprachlich leicht bearbeitet.
Engl. Originaltitel: „Bethany“
in The Lord is There and other papers on Cognate Subjects, S. 41–43


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