Bibelübersetzungen – egal welche? (3)
Kommunikative Übersetzungen und die revidierte Elberfelder

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© SoundWords, online seit: 23.11.2011, aktualisiert: 17.11.2022

Leitvers: 2. Timotheus 3,16

2Tim 3,16: Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in Gerechtigkeit.

Wie sieht es mit kommunikativen Übersetzungen aus?

Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen formorientierten Übersetzungen (wie zum Beispiel Luther-, Elberfelder und Schlachter-Übersetzung) und kommunikativen Übersetzungen (wie Hoffnung für alle, Gute Nachricht, Neue Genfer Übersetzung, Neue Evangelistische Übersetzung). Beide Übersetzungstypen verfolgen unterschiedliche Ziele. Die einen halten sich ziemlich nah an den Text und versuchen, diesen so wörtlich wie möglich zu übersetzen; die anderen haben als Ziel größtmögliche Verständlichkeit und übersetzen daher den Text frei, wozu dann auch der geänderte kulturelle Hintergrund der Leser der Zielsprache berücksichtigt wird. In Wikipedia heißt es dazu:

Vertreter einer kommunikativen Übersetzung betonen zum Beispiel Unterschiede in der Kultur, in welcher der Ausgangstext entstand, und jener, für welche der Zieltext anzufertigen ist. Beispielsweise haben sich mit einem Wandel der Lebensumstände auch die eingeprägten Assoziationen zu bestimmten Motiven oder die Wertvorstellungen etwa bezüglich der Familienstrukturen verändert. Speziell Texte, die mit derartigen Bild- und Wertvorstellungen arbeiten, wie etwa Parabeln, sind daher schwer zugleich formal wie funktional äquivalent zu übersetzen. Sofern aber der intendierte Übersetzungszweck das Verständnis des Rezipienten präferiert, müsse ggf. eine vom Ausgangstext abweichendere Sprachform gesucht werden, welche in der Zielsprache die Funktion des Ausgangstextes gleichwertig erfüllen kann. Dies führt natürlich auch dazu, dass vielfach im Ausgangstext identische Wörter im Zieltext je nach Kontext mit verschieden Ausdrücken wiedergegeben werden.[1]

Das Prinzip, auf dem diese kommunikativen Übersetzungen beruhen, lehnen wir auch nicht in Gänze ab. Manche Ausdrücke sind unserer Kultur derart fremd, dass sie ohne eine solche Übersetzung einfach nicht mehr verstanden werden können. Wenn es zum Beispiel in 1. Samuel 24,4 heißt: „Saul ging hinein, um seine Füße zu bedecken“, dann ist für die allerwenigsten Leser klar, dass es hier darum geht, dass Saul seine Notdurft verrichten wollte. Diesen Ausdruck „seine Füße bedecken“ mit „Notdurft verrichten“ zu übersetzen, halten wir daher nicht unbedingt für falsch. Selbst bei Sprachen aus einem sehr ähnlichen Kulturkreis muss manchmal kommunikativ übersetzt werden, damit der Sinn verstanden wird.

Hier ein Beispiel für eine Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche: Der englische Ausdruck „quarrel with one’s bread and butter“ würde wörtlich übersetzt „streiten mit Brot und Butter“ heißen. Ein Deutscher würde wohl kaum verstehen, was damit gemeint ist. Wenn man aber übersetzt: „den Ast absägen, auf dem man sitzt“, dann versteht der Deutsche genau, was der Engländer sagen möchte.

Nun ist solch eine Übersetzung heute kein Problem, da die Sprachen parallel existieren und man sich genau erkundigen kann, ob man die richtige Redewendung gefunden hat, um den Ausdruck zu übersetzen. Bei Sprachen, die jedoch vielleicht schon 2000 Jahre nicht mehr gesprochen werden und dazu noch in einem anderen Kulturkreis gesprochen wurden, ist das natürlich nicht so einfach. Manche Ausdrücke, die für uns heute schwerverständlich sind, waren aber damals möglicherweise bekannter. Wenn man diesen Ausdrücken nun eine deutsche Entsprechung geben möchte, ist man teilweise auf eine eigene Wertung angewiesen, denn beweisen lässt sich hier kaum etwas.

Das führt natürlich dazu, dass in diese kommunikative Übersetzungen ganz viel von dem Textverständnis des Übersetzers hineinfließt. Um es einmal etwas überspitzt auszudrücken: Der Leser bekommt mit der Übersetzung zum Teil eine Auslegung des Textes gleich mit. Ganz extrem finden wir das bei der Guten Nachricht und bei der Hoffnung für alle, aber auch bei konservativen kommunikativen Übersetzungen wie bei der Neuen Genfer Übersetzung (NGÜ) oder bei der Neuen evangelistischen Übersetzung (NeÜ) stellen wir das fest.

Ein Beispiel aus der Neuen Genfer Übersetzung:

1Kor 14,34.35: … sollen sich auch bei euch die Frauen während der Zusammenkünfte still verhalten. Es ist ihnen nicht erlaubt, das Wort zu führen; vielmehr sollen sie sich unterordnen, wie es auch das Gesetz vorschreibt. Und wenn sie in einer Sache genauere Auskunft haben möchten, sollen sie zu Hause ihren Mann fragen. Denn es ist nicht ehrenhaft für eine Frau, bei einer Zusammenkunft der Gemeinde das Wort zu führen.

Statt hier wörtlich zu übersetzen (die wörtliche Übersetzung wird allerdings noch in der Anmerkung angegeben) und zu schreiben: „es ist ihnen nicht erlaubt, zu reden“, wird „reden“ hier abgeschwächt zu „das Wort zu führen“, und anstatt zu übersetzen: „denn es ist schändlich für eine Frau“, wird diese Stelle jetzt viel harmloser als „nicht ehrenhaft“ übersetzt. Die Bibelübersetzer wollen das Schweigen der Frauen in den Gemeinden offenbar nicht mehr so streng nehmen.

Es mag interessant sein, einmal eine kommunikative Übersetzung wie die Neue Genfer Übersetzung oder die Neue Evangelistische Übersetzung zu lesen, um festzustellen, wie ein Übersetzer eine Stelle verstanden hat. Aber solch eine Übersetzung sollte niemals die persönliche Bibel werden, da hier Gottes Wort mit Menschenmeinung verquickt ist und wir im Unklaren bleiben, ob wir wirklich Gottes Wort gelesen haben.

Ist die Revidierte Elberfelder Übersetzung nicht der CSV-Edition vorzuziehen?

Wir geben zu, dass die Revidierte Elberfelder Übersetzung vielleicht noch etwas flüssiger zu lesen ist als die Elberfelder, Edition CSV. Auch formorientierte Übersetzungen sind nicht frei von einer nach unserem Verständnis falschen Einflussnahme der Übersetzer. Und so sind wir in einigen wichtigen Punkten nicht in Übereinstimmung mit der Übersetzung dieser Ausgabe:

In Eph 1,13 ist die Konjunktion „nachdem“ durch „als“ ersetzt worden: „In ,ihm‘ seid auch ihr, als ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt und gläubig geworden seid, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.“ Im Griechischen steht hier eine Partizipialkonstruktion, die im Deutschen der Verständlichkeit halber durch einen Nebensatz ausgedrückt werden muss, wobei die Wahl der Konjunktion vom Verständnis des Übersetzers abhängt. Durch die neue Konjunktion „als“ wird, so der Mitüberarbeiter Arno Hohage, „die Gleichzeitigkeit von Bekehrung/Wiedergeburt und Geistesempfang herausgestellt (die „Edition CSV“ bleibt bei „nachdem“).[2]

Diese Gleichzeitigkeit ist unseres Erachtens nicht nur grundsätzlich falsch, sondern sie wird auch ganz direkt durch Apostelgeschichte 19,1-7 widerlegt, wo wir sehen, dass es in Ephesus mindestens zwölf Männer gab, die den Heiligen Geist erst später empfingen.

In 2. Korinther 5,19 wird das Partizip „versöhnend“ folgendermaßen übersetzt:

2Kor 5,19: … [nämlich] dass Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnete und in uns das Wort von der Versöhnung gelegt hat.

Das zeigt, dass die Übersetzer davon ausgehen, dass die Welt jetzt mit Gott versöhnt ist. Unseres Erachtens ist dies aber völlig falsch. Siehe dazu den Artikel „Hat Gott die Welt versöhnt?“.

1. Petrus 2,24 wird in der revidierten Elberfelder unseres Erachtens falsch übersetzt:

1Pet 2,24: … der unsere Sünden an seinem Leib selbst an das Holz hinaufgetragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben; durch dessen Striemen ihr geheilt worden seid.

Das Wort „hinaufgetragen“ suggeriert, dass unser Herr schon vor den drei Stunden der Finsternis, als Er noch in Gemeinschaft mit seinem Gott war, Sündenträger war. Ein schrecklicher Gedanke! Immerhin weist die Fußnote darauf hin, dass man auch übersetzen kann: „der unsere Sünden an seinem Leib selbst auf dem Holz auf sich geladen hat“.

Ein Wort zum Schluss

Auch die beste Bibelübersetzung und die besten Kommentare machen den Heiligen Geist nicht überflüssig; Er allein kann uns das Verständnis der Gedanken Gottes öffnen, und Er schenkt uns auch nur insoweit Licht, wie wir bereit sind, dem uns geschenkten Licht im Gehorsam zu folgen.

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Anmerkungen

[2] Arno Hohage, „Die Elberfelder Bibel 2006“ in Perspektive 2/2007, S. 5; zitiert in Zeit und Schrift, 2/2007, S. 30–31.

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