Noch hat Gott nicht eine Träne von den Augen seiner Kinder weggewischt. Aber es ist gewiss, dass Er sie in Segen verwandelt. Du wirst viel weiter durch deine Tränen sehen, als du es bei deinem Lächeln jemals tun konntest. Gott verbietet nicht zu lachen, oft lässt Er uns wirkliche Freude erleben, aber Sorge und ein zerrissenes Herz bringt dich näher zu Gott, als du je durch deine lichten Stunden zu Ihm kommen würdest. Wie manches Mal wurde uns schon eine dunkle Stelle in der Bibel klarer, wenn wir mit Kummer beladen waren, und wie nahe scheint uns Jesus zu sein, wenn wir weinen. Er weiß, was Tränen sind, denn „Jesus weinte“ (Joh 11,35). Die Augen, die Johannes gleich einer Feuerflamme in der Offenbarung sah (Off 1,14; 2,18), sah Maria am Grab des Lazarus als eine Quelle Wassers. Sicherlich sind Tränen eine Segnung, wenn wir durch sie zu Jesus aufblicken, unserem großen Hohenpriester. Wir blicken dann auf den, der durch unsere Kümmernisse berührt ist und sein Mitgefühl ausgießt und uns seine Unterstützung zuteilwerden lässt, damit wir Ihn besser kennen- und verstehen lernen in den höchsten Dingen in Zeit oder Ewigkeit.
Originaltitel: „Der Segen der Tränen“
aus Der Dienst des Wortes, Jg. 8, 1930, S. 53–54