Böse, ungewollte Gedanken, die ich hasse …
Wie man dem Fleisch keinen Raum gibt …

Frederick George Patterson

© Beröa-Verlag, online seit: 07.09.2001, aktualisiert: 22.05.2020

(Auszug aus einem Brief)

Du schreibst von bösen, ungewollten Gedanken, die du hasst. Sie erheben sich in deinem Herzen, wenn du dich mit dem Herrn beschäftigen willst, ja sogar, wenn du wirklich an Ihn denkst. Dann hältst du dich dabei auf, diese zu bekennen, und gerade die Beschäftigung mit dem Bekenntnis dient dazu, dass weitere schlechte Gedanken in dir geweckt werden, und es ist, wie du sagst, ein endloser Kampf.

Es scheint mir, dass du noch nicht die völlige Befreiung von dir selbst und vom Fleisch genießt. Du lebst praktisch noch „im Fleisch“, obwohl du eine Gläubige bist. Wenn deine Seele befreit wäre, würdest du die einfache, aber tiefe Wahrheit verwirklichen: „Haltet euch der Sünde für tot“ (Röm 6,11). Dies führte dich dazu, das Stillestehen bei den bösen, ungewollten Gedanken deiner Seele, in der Absicht, sie zu bekennen, zu verurteilen. Denn dieses Stillestehen wäre ein Sieg des Fleisches, das dich verleiten will, dich damit zu beschäftigen.

Wenn dein Wille sich nicht hineingemischt hat, solltest du solche Gedanken einfach ignorieren und sie als „nicht mehr ich“ betrachten. Solange deine Seele noch nicht befreit ist, kannst du nicht auf diese Weise handeln; bist du aber zum Genuss der vollen Freiheit gelangt, so wirst du von solchen Dingen nicht geplagt werden. Alles, was ich dir sagen kann, ist dies: Wenn böse, ungewollte Gedanken sich vor deine Seele stellen, so erlaube diesen nicht, dich von der Beschäftigung mit dem Herrn abzulenken, indem du sie bekennst. Wenn dein Wille sich hineingemischt hat, ist es nötig, sie zu bekennen; ist dies aber nicht der Fall, so wende dich sogleich davon ab, wie um einer anderen, fremden Person auszuweichen, die du als so böse kennst, dass schon der geringste Kontakt mit ihr nur Elend und Verunreinigung hervorbringt. Meide solche Gedanken, mische dich nicht hinein, und lasse sie, wo sie sind, ohne dich darüber zu beunruhigen. Sie anzuerkennen, selbst im schwächsten Maße, hieße, dem Fleische den Platz einräumen, den es sucht. Damit anerkenntest du es, auch wenn es nur wäre, um dessen Auswirkungen zu hassen. Selbst dies wäre eine Befriedigung für das Fleisch.

Oh, möchte dir die Gnade zuteilwerden, das Fleisch zu verleugnen und für gekreuzigt zu halten, im Bewusstsein, dass es immer da ist und bis zum Ende in dir sein wird! Welch ein Segen für dich, wenn du durch die Gnade lernst, dich zu weigern, auf die Einflüsterungen des Fleisches zu hören, jedes Mal wenn es wirken will, wissend, dass es nicht mehr dein „Ich“ ist.

Du bist nicht die Einzige, in welcher solche bösen und hassenswürdigen Gedanken ungewollt aufsteigen können. Das ist bei allen Kindern Gottes der Fall. Gehe ruhig voran, ohne dich in irgendeiner Weise damit zu beschäftigen, so als ob du dafür taub wärest. Denn, ich wiederhole es, wenn du es tätest, so räumtest du dem Fleisch den Platz ein, den es sucht.

Erst wenn sich dein Eigenwille hineinmischt, musst du sie bekennen. Aber tue es dann, ohne das Böse zu analysieren. Du tust besser, im Bewusstsein deiner Schwachheit, den Blick auf Gott gerichtet zu halten, aus welchem Kraft hervorkommt, und in Abhängigkeit von Ihm deinen Weg fortzusetzen.

Es gibt nichts in der Natur des Menschen, das dem Fleisch widerstehen oder das den Menschen austreiben könnte: Seine Natur ist ja er selbst. Um praktisch davon befreit zu sein, braucht es etwas, was nicht vom Menschen ist und doch in ihm wirkt. Es muss Gott sein. Der Geist Gottes, der im Gläubigen wohnt, hört in ihm nicht auf, Gott zu sein. Durch Ihn ist er zum Leben gelangt und zu einem neuen Menschen geworden, der „im Geist“ ist. Im Geist wandelnd kann er nun „sich selbst“, das Fleisch in ihm, verleugnen, dagegen aber die Frucht des Geistes hervorbringen (Gal 5,16-26).


Originaltitel: „Böse, ungewollte Gedanken, die ich  hasse“
aus Halte fest, Jg. 8, 1965, S. 144ff.
mit freundlicher Genehmigung des Beröa-Verlages, Zürich

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