Soziale Medien: Sind wir dabei, unsere Maßstäbe zu verändern?
Können wir die sozialen Medien konstruktiv nutzen?

Ron Reid

© SoundWords, online seit: 10.02.2022, aktualisiert: 15.02.2024

Leitverse: Sprüche 18,24; Matthäus 6,33; Galater 1,10

Wie nutzen wir eigentlich unsere Zeit?

Ein christlicher Freund postete kürzlich auf Facebook, er habe das Gefühl, zu viel Zeit auf Facebook zu verbringen. Versuch mal, diese Logik zu verstehen!

Einige Tage später teilte ein anderer christlicher Facebook-Freund der Welt mit, er mache eine 48-stündige Pause von den sozialen Medien, um seinen Geist und seine Seele zu erneuern. Das wirft die naheliegende Frage auf: Wenn die sozialen Medien seinen Geist und seine Seele auszehren – warum kommt er dann zurück?

Die sozialen Medien haben die Art und Weise, wie viele von uns kommunizieren, sich entspannen und sogar arbeiten, dramatisch verändert – aber sie scheinen auch eine Quelle der Verwirrung zu sein. Es überrascht nicht, dass viele Christen sich fragen, wie sie die sozialen Medien nutzen sollten. Ist es zu verantworten und/oder weise, dass wir sie überhaupt nutzen? Verschwenden wir damit die Zeit des Herrn? Fördern die sozialen Medien Oberflächlichkeit oder eine Mentalität, die nach Aufmerksamkeit heischt? Schaffen sie eine ungesunde Einstellung, bei der es darum geht, sich mit anderen im Wettbewerb zu messen oder sich mit ihnen zu vergleichen? Das alles sind im Hinblick auf unser geistliches Wohl berechtigte Bedenken.

„Die gelegene Zeit auskaufen“

Die Bibel ermahnt uns:

  • Hag 1,5.7Richtet euer Herz auf eure Wege!

Das heißt, wir sollen sorgfältig über unsere Wege nachdenken und unsere Zeit bestmöglich nutzen:

  • Eph 5,15.16: Gebt nun acht, wie ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, die die gelegene Zeit auskaufen, denn die Tage sind böse.

Bestimmte Aktivitäten mögen moralisch gesehen zwar neutral sein, doch sie sind nicht immer nützlich oder erbauend:

  • 1Kor 10,23: Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich; alles ist erlaubt, aber nicht alles erbaut.

Wenn also etwas einen nicht unerheblichen Teil unserer Aufmerksamkeit und unserer Zeit in Anspruch nimmt, dann ist es richtig und dann ehren wir Gott, wenn wir unser Handeln und unsere Ziele so ausrichten, dass beide im Einklang mit der Heiligen Schrift sind. Wie auch in anderen Bereichen unseres Lebens sollten wir uns fragen: Verleiten die sozialen Medien uns dazu, dass wir in Bereichen, die für Gläubige wichtig sein sollten, unsere Maßstäbe senken?

Eines der unerfreulichsten Merkmale der sozialen Medien ist der Trend, dass sie einen niedrigen Informationsstandard fördern und sogar verherrlichen. Wenn wir uns auf Seiten wie Facebook oder Twitter (jetzt: X)  einloggen, wird unser Gehirn mit einem Strom von größtenteils banalen, beliebigen und unspektakulären Informationen überflutet. Wir werden in eine Welt hineingezogen, in der sich der Fokus verlagert hat: Auf einmal sind nicht mehr echter Erfolg, Leistung und Urteilsvermögen wichtig, sondern Belanglosigkeiten. Geliked und geteilt werden Dinge, die keine besondere Bedeutung haben. Ständig jagen wir Daten und Fakten hinterher, die eigentlich nicht nützlich für uns sind, und beglückwünschen einander für Belanglosigkeiten. Wir erlauben den sozialen Medien, dass sie unseren Fokus von lohnenderen Dingen ablenken und unsere Maßstäbe senken in Bezug auf das, was wirklich vorzüglich, vorbildlich und unserer Zeit wert ist.

Ähnliches gilt auch für andere Bereiche, wo wir ebenfalls zu viel Zeit verbringen (z.B. Videospiele, Internet, Sport, Netflix). Die sozialen Medien sind jedoch insofern einzigartig, als sie nicht nur uns selbst betreffen, sondern es uns auch ermöglichen, Hunderte von anderen Menschen zu beeinflussen und abzulenken.

Wie können wir die sozialen Medien am besten nutzen?

Bedeutet das, dass die sozialen Medien an sich schlecht sind? […] Dass alles, was wir posten oder teilen, ein außergewöhnliches Ereignis oder eine geistliche Aussage beinhalten muss? Ganz und gar nicht. Wir können die sozialen Medien […] durchaus nutzen und in unserem christlichen Leben gleichzeitig effektiv sein. Aber vergessen wir nicht: Als Nachfolger Jesu sollten wir unsere Aktivitäten und Motive ständig daraufhin überprüfen, ob sie den Maßstäben des Herrn Jesus entsprechen:

  • Röm 12,2: Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.

  • 2Kor 13,5: So prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid, untersucht euch selbst.

  • Kol 3,1-4: Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist … Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit.

Als Paulus schrieb, dass wir über das nachdenken sollen, „was droben ist“, dachte er mit Sicherheit nicht an einen endlosen Strom von Haustierfotos, stumpfsinnigen YouTube-Clips oder Slideshows mit 1980er-Jahre-Sitcom-Stars! Will der Herr wirklich, dass wir uns mit solch trivialen Dingen beschäftigen?

Auf welche Weise können wir also unsere Maßstäbe effektiv erhöhen und mehr über die „himmlischen Dinge“ nachdenken, während wir weiterhin die sozialen Medien nutzen?

1. Finde dich nicht mit unnötigen oder negativen Online-Freunden ab

Spr 18,24: Ein Mann vieler Freunde wird zugrunde gehen; doch es gibt einen, der liebt und anhänglicher ist als ein Bruder.

Die meisten Nutzer der sozialen Medien haben viele Online-„Freunde“, die keine echten Freunde sind. Interessanterweise hebt Sprüche 18,24 in Bezug auf Freunde die Qualität gegenüber der Quantität hervor. Wenn wir viele „Freunde“ haben, dann mag uns das als beliebt erscheinen lassen oder als Statussymbol gesehen werden, aber diese „Extras“ werden einfach zu immer mehr „Lärm“, den wir tagtäglich filtern müssen. Sind die Essenspläne von jemand, mit dem wir seit zehn Jahren nicht mehr gesprochen haben, wirklich eine wertvolle Information für uns? Das sind Ablenkungen, die unsere Maßstäbe senken, indem sie unsere Aufmerksamkeit von Dingen weglenken, die in unserem Leben viel wichtiger sein sollten.

Wenn wir ehrlich sind, haben wir auch mindestens einen Online-„Freund“, der uns negativ beeinflusst. Sogar Mitchristen können manchmal eine Online-Präsenz schaffen, die einfach nicht gut ankommt. In jedem Fall gibt es keinen Grund, online in Verbindung zu bleiben mit jemand, der uns aufregt oder unser emotionales und geistliches Wohlbefinden beeinträchtigt. Die Bibel sagt uns, dass wir Freunde meiden sollen, die unseren Charakter verderben:

  • 1Kor 15,33: Lasst euch nicht verführen: Böser Verkehr verdirbt gute Sitten.

Und das gilt auch für unsere Online-Freunde.

2. Folge mehr christlichen Quellen

Mt 6,33: Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes.

Eine einfache Möglichkeit, wie wir unsere Maßstäbe in den sozialen Medien erhöhen können, besteht darin, christliche Quellen in unsere Feeds aufzunehmen. Die sozialen Medien können ein mächtiges Werkzeug für den Herrn sein! Viele hervorragende christliche Dienste sind in den sozialen Medien aktiv. Haben wir uns einmal die Zeit genommen, um nach solchen aufmunternden und hilfreichen Ressourcen zu suchen? Und wenn ja, teilen wir sie mit anderen? Wenn wir das Reich Gottes wirklich über alles andere stellen wollen, sollten wir uns die Zeit nehmen, ihre Beträge und Posts zu lesen und sogar zu kommentieren. Wenn wir positive, aufschlussreiche Inhalte sinnfreiem, belanglosem Material vorziehen, setzen wir damit einen höheren Maßstab.

3. Strebe bei deinen eigenen Posts, Shares und Likes nach einem höheren Maßstab

Gal 1,10: Suche ich jetzt Menschen zufriedenzustellen oder Gott? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefallen wollte, so wäre ich Christi Knecht nicht.

Gott hat uns als soziale Lebewesen geschaffen. Wir brauchen Freunde, wir wollen beliebt sein. Und natürlich sind wir stolz auf die Dinge, die wir erreicht haben. Aber wir sollten vorsichtig sein. Die sozialen Medien machen es einfacher denn je, in ein bestimmtes Muster zu fallen: anzugeben, übertrieben viel zu sharen und von Menschen anstatt von Gott anerkannt und bestätigt werden zu wollen. Diese Denkweise können wir auch bei anderen fördern, indem wir unnötigerweise bestimmte Posts liken.

Haben wir uns selbst in einen Zustand der Selbstzufriedenheit eingelullt, indem wir in den sozialen Medien nach Ansehen und Erfüllung suchen? Eine gute Frage, die wir uns stellen sollten, bevor wir etwas posten, ist vielleicht: „Möchte ich mit anderen wirklich auf ihrer Ebene in Kontakt treten oder suche ich nach Aufmerksamkeit oder Erfolg für mich selbst?“

Wir sollten gründlich nachdenken und ehrlich zu uns selbst sein. Sind die Dinge, die für die sozialen Medien typisch sind – ständig Selfies machen, persönliche Workout-Daten posten oder öffentliche Liebesbotschaften an den Ehepartner versenden –, mit Galater 1,10 zu vereinbaren? Nur weil „andere es tun“, heißt das noch lange nicht, dass wir es auch tun sollten. In Römer 12,2 heißt es:

  • Röm 12,2: Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.

Wenn wir unseren Maßstab in den sozialen Medien erhöhen, dann bedeutet das nicht, dass jeder unserer Posts geistreich sein oder das Leben anderer verändern muss. […] Aber wir sollten inmitten des ganzen Online-Rummels einen höheren Maßstab setzen und neu festlegen, was wirklich unserer Zeit wert ist – und der Zeit von Hunderten anderer Menschen, mit denen wir in Verbindung stehen. Paulus schreibt in 1. Korinther 7,35:

  • 1Kor 7,35: Ich möchte, dass ihr alles tut, was euch hilft, dem Herrn am besten zu dienen, und das mit so wenig Ablenkungen wie möglich.[1]

Haben wir diese Einstellung, wenn wir die sozialen Medien nutzen?

„Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei; ich jage ihm aber nach, ob ich es auch ergreifen möge, indem ich auch von Christus Jesus ergriffen bin. … Das Ziel anschauend, jage ich hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil 3,12.14).


Originaltitel: „Social Media – Are We changing our Standards?“
Quelle: www.growingchristians.org

Übersetzung: Gabriele Naujoks

Anmerkungen

[1] Anm. d. Übers.: So der Wortlaut der New-Living-Bibel. Die CSV-Elberfelder übersetzt 1. Korinther 7,35 folgendermaßen: „Dies aber sage ich zu eurem eigenen Nutzen, nicht um euch eine Schlinge überzuwerfen, sondern zur Wohlanständigkeit und zu ungeteiltem Anhangen an dem Herrn.“


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

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