Die Neuapostolische Kirche
Was steckt dahinter?

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© SoundWords, online seit: 16.11.2002, aktualisiert: 29.05.2022

Einleitung

Wenn wir, wie in diesem Fall, etwas über eine bestimmte Glaubensgemeinschaft sagen, dann fällt uns das immer ein wenig schwer, weil wir auf der einen Seite eine bestimmte lehrmäßige Praxis vom Wort Gottes her entschieden ablehnen müssen und auf der anderen Seite keinen verurteilen und lieblos behandeln wollen und uns selbst auch in Glaubensgemeinschaften befinden, die fehlerhaft sind und das Vollmaß der Gedanken Gottes nicht erreichen. Vielleicht ist manchmal in solchen Glaubensgemeinschaften (wie der NAK) mehr Hingabe zu finden als bei Christen, die vielleicht einen von der Heiligen Schrift her bibeltreueren Weg gewählt haben. So möchten wir jeden Leser, besonders von der Neuapostolischen Kirche, bitten, unsere Gedanken allein am Wort Gottes zu prüfen. Dies gilt natürlich für jeden anderen interessierten Leser genauso.

Im Weiteren ist dieser Artikel auch nicht aus dem Beweggrund entstanden, einfach mal etwas gegen die Neuapostolische Kirche zu schreiben, sondern weil wir als Redakteure von www.soundwords.de angesprochen wurden und wir auch von Gläubigen aus dieser Glaubensgemeinschaft die eine oder andere Lesermeinung erhalten haben, die uns sehr nachdenklich gemacht hat.

Hintergrund

Die Neuapostolische Kirche (NAK) entstand in der Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts und entsprang dem Wunsch, zur Urkirche zurückzukehren. Sie zählt weltweit zwischen acht und neun Millionen Mitglieder. In Deutschland sind es ca. vierhunderttausend Mitglieder. Interessanterweise gilt die NAK, anders als zum Beispiel die Zeugen Jehovas und Adventisten, als gesetzlich anerkannte Kirche. Dies ist insoweit interessant, da Erlösung (oder auch Sündenvergebung) nur durch Apostel und sogenannte Stammapostel erlangt werden kann und somit also auch nur in der NAK möglich ist. Dieses Kennzeichen entspricht eigentlich einer klassischen Sekte.

Es heißt im 4. Glaubensartikel:

Ich glaube, dass der Herr Jesus seine Kirche durch lebende Apostel regiert bis zu seinem Wiederkommen, dass er seine Apostel gesandt hat und noch sendet mit dem Auftrag, zu lehren, in seinem Namen Sünden zu vergeben und mit Wasser und dem Heiligen Geist zu taufen.

Und im 8. Glaubensartikel heißt es:

Ich glaube, dass die mit Wasser Getauften durch einen Apostel zur Erlangung der Gotteskindschaft den Heiligen Geist empfangen müssen, wodurch sie als Glieder dem Leibe Christi eingefügt werden.

Kennzeichen der NAK

Es gibt viele Aspekte, unter denen man die NAK beleuchten könnte, aber wir wollen uns hier nur auf einige wesentliche Aussagen konzentrieren. Dabei können wir nicht darauf eingehen, dass es natürlich auch Lehrsätze gibt, die durchaus schriftgemäß und biblisch sind. Folgende grundsätzlichen Lehransätze wollen wir näher beleuchten:

  1. Die Bedeutung der Heiligen Schrift in der NAK
  2. Apostel Jesu Christi auch heute noch?
  3. Die Begriffe Wiedergeburt, Versiegelung, Taufe
  4. Das Entschlafenenwesen

1. Die Bedeutung der Heiligen Schrift in der NAK

Hier stoßen wir bereits auf ein schwerwiegendes Problem und es macht unsere obige Aussage an Mitglieder dieser Kirche umso dringender. Wir sagten bereits, dass wir uns als Christen allein auf das Wort Gottes stützen. Als Paulus in Apostelgeschichte 20,32 von den Ephesern Abschied nahm, da befahl er sie nicht irgendwelchen Propheten oder Folgeaposteln an, sondern einzig und allein dem Worte der Gnade Gottes. Was die Kirche in Ephesus für die Zukunft brauchte, war Vertrauen auf Gottes Wort und nicht Vertrauen auf Apostel. Und nicht weniger braucht jede heutige Gemeinde und jeder Christ persönlich.

Leider wird dieses Vertrauen auf Gottes Wort in der NAK massiv und ganz erheblich erschüttert, indem man sagt, dass die Heilige Schrift lediglich für die Generation von damals Bedeutung gehabt habe und dass Gott heute durch neue Apostel zur heutigen Generation rede. Dass man sich dadurch jeder Verführung öffnet, zeigt ein Beispiel des sogenannten Stammapostels Johann Gottfried Bischoff (gest. 1960), der 1951 verkündete, dass Gott ihm gezeigt hätte, dass der Herr Jesus noch während seiner Lebenszeit wiederkommen würde. Als Johann G. Bischoff 1960 starb und der Herr Jesus noch nicht gekommen war, hätten eigentlich vielen die Augen aufgehen müssen, aber wie es in klassischen Sekten üblich ist, werden solche Erscheinungen schöngeredet, und man geht dabei selbst so weit wie im Fall Bischoff, dass man Gott am Ende die Schuld zuschiebt, indem man sagte: „Wir stehen … vor dem unerforschlichen Ratschluss unseres Gottes und fragen uns, warum Er seinen Willen geändert hat.“

Für jeden Christen, der nicht unter der Knechtschaft einer Sekte steht, sondern in der Freiheit der Kinder Gottes (Röm 8,21), ist diese Begebenheit ausreichend, um zu zeigen, wie falsch diese Glaubensquelle ist, und sie mahnt ihn immer wieder zur Vorsicht. Wenn Christen nicht mehr unter Gebet und in der Kraft des Heiligen Geistes die Bibel lesen, werden auch sie früher oder später einer Verführung zum Opfer fallen. Es ist für ein Mitglied der NAK sehr schwierig, sich für diese Sicht der Dinge zu öffnen, weil ihnen von Kindheit an gesagt wurde, dass es heute sogenannte Stammapostel und Apostel gibt, die Worte reden, die autoritativ sind. In der NAK wagt man nicht, einem dieser sog. Stammapostel zu widersprechen, da sie das Sprachrohr Gottes sind.

Im Brockhaus-Lexikon (Multimedial 2002) heißt es sogar:

Leiter und Träger der höchsten geistlichen Autorität ist der von der „Apostelversammlung“ gewählte „Stammapostel“, der wiederum die „Apostel“ ernennt (heute rund 260). Diese sind allein zur Schriftauslegung berufen; ihre (Lehr-) Aussagen gelten neben der Bibel als zweite Glaubensquelle.

Neben dieser zusätzlichen Glaubensquelle sei auch darauf hingewiesen, dass die Apokryphen bei der NAK auch eine nicht geringe Rolle spielen. Auf ihren Internetseiten werden diese außerbiblischen Texte immer wieder zitiert.

2. Apostel Jesu Christi auch heute noch?

Nun zu dem zweiten Hauptkennzeichen der NAK: die Apostel und Stammapostel.

1895 kam zum ersten Mal die Lehre des Stammapostels auf, womit man sich, ähnlich wie im Papsttum, auf die Bibelstelle in Matthäus 16,18 bezog. Leider hat man diese Stelle in der Kirchengeschichte immer wieder so verstanden, als hätte der Herr gesagt, dass Petrus der Fels wäre und dass auf ihn die Kirche gegründet werden sollte. Gott hat diese schreckliche Lehre vorausgesehen und es so geführt, dass Petrus selbst schreibt, dass wir als lebendige Steine aufgebaut werden auf Christus, den Stein oder auch den Fels – siehe 1. Petrus 2,4-8. Natürlich ist die Gemeinde auf Christus gegründet und wir (inkl. Petrus, was übersetzt nicht „Fels“, sondern „Felsstück“ oder „Stein“ bedeutet) sind nach 1. Petrus 2 lebendige Steine. Auch 1. Korinther 10,4 ist an dieser Stelle sehr interessant, dort heißt es: „Der Fels aber war der Christus.“ Petrus nahm zwar eine besondere Stellung zu Beginn der Kirchengeschichte ein, indem ihm die Schlüssel des Reiches gegeben worden sind, und doch können wir dankbar sein, dass wir als Kinder Gottes auf den Felsen (Christus) gegründet sind und nicht auf den wackeligen Stein eines Menschen, sei er noch so von Gott begabt und auserwählt worden.

Jedenfalls werden nun alle Apostel (heute ca. 260 bis 300) von dem Stammapostel gewählt. Diese Lehre ist natürlich nach einer gesunden Überprüfung anhand des Wortes Gottes nicht haltbar. Es gibt zwar Bibelstellen, die allein betrachtet falsch gedeutet werden könnten, wie zum Beispiel 1. Korinther 12,28, aber die in Verbindung mit dem ganzen Wort Gottes doch eine andere Bedeutung haben, als es die NAK gern hätte. Das Wort Gottes sagt uns an keiner Stelle, dass ein Apostelamt übertragen werden konnte. Im Gegenteil, um Apostel zu sein, bedurfte es mindestens folgender (es mag sein, dass nicht alle Kennzeichen auf einmal zusammentreffen mussten) Voraussetzungen:

  • Man musste den Herrn Jesus gesehen haben (1Kor 9,1).
  • Man musste Zeuge seiner Auferstehung gewesen sein (Apg 1,22).
  • Man musste vom Herrn Jesus (oder Gott; siehe Apg 2) selbst dazu berufen werden (Mk 2,13).
  • Die Apostel wurden durch mächtige Taten und Wunder bestätigt (2Kor 12,12).
  • Die Apostel durften sich nicht in Widerspruch zu Gottes Wort stellen; diese Kennzeichen gelten natürlich für jeden Diener, Ältesten, Aufseher oder Führer (s. 1Pet 4,11).

Diese Reihe an Voraussetzungen für ein Apostelamt beweist jedem Christen, der sich auf das Wort Gottes stützt, auf sehr einfache und verständliche Weise, dass die ganze Grundlage der NAK mehr als fragwürdig ist. Schließlich scheint diese Lehre für die NAK so wichtig zu sein, dass man ihre Sonderlehre schon im Kirchennamen entdecken kann.

Die Praxis, dass nur ein Stammapostel andere Apostel einsetzen kann, ist völlig willkürlich, dafür gibt es nicht einen Hinweis in der Heiligen Schrift, nicht mal einen, den man missverstehen könnte (es sei denn, dass wir diesen überlesen haben!). Wir lesen nichts davon, dass Paulus den Timotheus zum Apostel ernannt hätte. Wenn er es getan hätte, wäre laut der Lehre der NAK noch die Frage, ob nicht Petrus, der erste Stammapostel, diese „Weihung“ hätte vornehmen müssen. Dürfen wir den aufrichtigen NAK-Gläubigen fragen, ob es wohl Gottes Wille war, dass wir uns auf solche windigen und völlig willkürlichen Lehren von Menschen stützen sollten?

3. Die Begriffe Wiedergeburt, Versiegelung, Taufe

Dieser Themenkreis kann sicher nicht im Detail hier besprochen werden, aber es ist schon erstaunlich, wie die Versiegelung mit dem Geist, die christliche Taufe und auch die Erlösung bzw. Wiedergeburt zusammen verquickt werden und man fragt sich, wo man das in der Bibel wiederfinden kann.

Man findet zum Beispiel auf der Website der NAK (www.nak.org) Folgendes:

Die Heilige Taufe mit Wasser ist ein Bestandteil der Wiedergeburt und die notwendige Voraussetzung zur Hinnahme des Heiligen Geistes.

Natürlich streitet kein Christ ab, dass nur ein wiedergeborener Christ mit dem Heiligen Geist versiegelt werden kann, aber was diese Seite der Wahrheit mit der christlichen Taufe zu tun haben soll, ist mehr als fragwürdig. Man mag an die Lehre der katholischen Kirche denken, die in Johannes 3 auch die christliche Taufe sehen will, wenn es dort heißt, dass wir aus „Wasser und Geist“ geboren werden müssten. Aber zum einen steht hier natürlich überhaupt nichts von der Taufe noch ist sie hier bildlich vorgeschattet. In Johannes 3 ist das Wasser ein Bild des Wortes Gottes, was aus Jakobus 1,18 und 1. Petrus 1,23 mehr als deutlich hervorgeht. Wenn obiger Glaubenssatz der NAK stimmen würde, wäre der Schächer am Kreuz nicht wiedergeboren, denn er hatte die christliche Taufe nicht mehr empfangen können, und doch sagt der Herr Jesus zu ihm: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“.

Zudem wird gelehrt, dass die Versiegelung nur durch einen Apostel durch Handauflegung vollzogen werden kann. Man redet sogar von der „Spendung“ des Heiligen Geistes durch einen Apostel. Wie man das mit Epheser 1,13 und 1. Timotheus 2,5 in Übereinstimmung bringen möchte, scheint völlig unverständlich. Natürlich gibt es Bibelstellen, allerdings lediglich in der frühen Zeit der Apostelgeschichte, wo die Taufe und der Heilige Geist zusammen erwähnt werden, aber aus diesen einmaligen Umständen der Anfangszeit eine Lehre zu machen, die zudem noch mit anderen Stellen im Widerspruch steht, ist auch mehr als zweifelhaft.

Im Glaubensartikel Nummer 8 der NAK heißt es:

Ich glaube, dass die mit Wasser Getauften durch einen Apostel zur Erlangung der Gotteskindschaft den Heiligen Geist empfangen müssen, wodurch sie als Glieder dem Leibe Christi eingefügt werden.

Man fragt sich, wo man im Wort Gottes solch eine Lehre finden kann. Paulus weist nachdrücklich im ersten Korintherbrief darauf hin, dass er nur das Haus von Stephanus und Krispus und Gajus getauft hatte. Es schien gerade keine besondere Tätigkeit für einen Apostel zu sein, die Taufhandlung durchzuführen oder gar den Heiligen Geist zu „spenden“, wie es die NAK auszudrücken pflegt.

Wenn wir Apostelgeschichte 8 lesen und davon ausgehen, dass es sich hier um den Apostel Philippus handelt, dann hätte dieser eine wichtige Handlung vergessen. Er taufte zwar den gläubig gewordenen Kämmerer, aber er „vergaß“, ihn mit dem Heiligen Geist zu versiegeln – jedenfalls dann, wenn man der Lehre der NAK folgen würde.

Petrus hatte die Schlüssel des Reiches, deshalb kann man besonders von ihm einige Bibelstellen lesen, wo der Heilige Geist auf Menschen kam, nachdem er mit ihnen geredet hatte. Interessant ist an dieser Stelle, dass es in Apostelgeschichte 10,45 heißt: „Dann antwortete Petrus: Könnte wohl jemand das Wasser verwehren, dass diese nicht getauft würden, die den Heiligen Geist empfangen haben, gleichwie auch wir?“ Hier ist es also gerade umgekehrt als wie im Glaubensartikel 8 bei der NAK: Hier hatten Menschen den Heiligen Geist bereits empfangen und danach erst wurden sie getauft. Die Gabe des Heiligen Geistes mit der christlichen Taufe zu verbinden, ist nicht die Weise der Heiligen Schrift. Dies sind zwei Ereignisse, die zur selben Zeit (oder wenigsten unmittelbar hintereinander) stattfinden können, aber nicht zwingend müssen.

Von Kornelius heißt es in Apostelgeschichte 11,14.15, dass der Heilige Geist auf das Haus des Kornelius kam, während Petrus redete. Später heißt es dann in Vers 17, dass Gott ihnen die Gabe des Geistes gegeben hatte (Apg 11,17) und dass dies für Petrus eher überraschend kam, als dass er hier eine bewusste Handlung, zum Beispiel durch Handauflegen, vorgenommen hätte. Der Geist weht, wo Er will (Joh 3,8), und Gott versiegelt einen Menschen nicht durch die Handlung eines Menschen, wie es die NAK lehrt.

Wenn auch die Versiegelung, Taufe und Wiedergeburt zeitlich sehr nahe miteinander verbunden sein können, so muss man doch alle Dinge gut auseinanderhalten und darf sie nicht miteinander vermischen. Wenn Gott einem Menschen die Wiedergeburt geschenkt hat, so sollte darauf die christliche Taufe folgen, die nach Römer 6 besagt, dass wir nun ein Vorhaben aussprechen, nun in Neuheit des Lebens zu wandeln. Und wenn jemand wiedergeboren ist und die Gewissheit seiner Annahme bei Gott hat, dass also der Geist mit unserem Geist bezeugen kann, dass wir Kinder Gottes sind (Röm 8,16), dann hat Gott auch das Siegel mit seinem Geist auf diesen Menschen gedrückt. Epheser 1,13 sagt: „Auf ihn habt auch ihr gehofft, [1] nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, [2] das Evangelium eures Heils, in welchem ihr auch, [3] nachdem ihr geglaubt habt, [4] versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geiste der Verheißung.“ Hier heißt es nicht (wie die NAK lehrt), dass wir nach dem Empfang der Taufe durch einen Apostel mit dem Heiligen Geist versiegelt worden sind.

Das eigentliche Böse an dieser Lehre ist aber, dass man die Versiegelung mit dem Geist nur durch einen Apostel erlangen kann, dass man also für die Erlangung seines Heils einen Apostel der NAK benötigt. Diese Lehre steht auf der gleichen Stufe wie die Marienverehrung in der katholischen Kirche. Beides ist in letzter Konsequenz purer Götzendienst. Alles, was Christus an die Seite stellt oder was man neben Christus stellt, ist Götzendienst. Paulus schreibt an Timotheus: „Denn Gott ist einer, und EINER ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus“ (1Tim 2,5). Nachdem der Apostel Johannes am Ende des ersten Johannesbriefes schreibt: „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“, da beeilt er sich hinzuzufügen: „Kinder, hütet euch vor den Götzen“ (1Joh 5,20.21). Wer ein Evangelium bringt, das nach der Art „Christus plus irgendwer / irgendetwas“ gebildet ist, von dem sagt der Apostel Paulus im Galaterbrief in schrecklichem Ernst: „Wenn jemand euch etwas als Evangelium verkündigt außer dem, was ihr empfangen habt: Er sei verflucht!“ (Gal 1,9). Für jede Beziehung, für jeden Bereich, für jeden Umstand reicht „Jesus allein“. Dem Herrn sei Dank dafür!

4. Das Entschlafenenwesen

Nun kommen wir zu einem weiteren Kennzeichen der NAK: das Entschlafenenwesen.

Der Neuapostole Dr. R. Kiefer aus Aachen schreibt:

Im engeren Sinne ist damit [mit dem Entschlafenenwesen] die neuapostolische Praxis angesprochen, für die Verstorbenen nicht nur betend einzutreten, sondern ihnen die Teilhabe am sakramentalen Dienst der Kirche zu ermöglichen.

Wird in der katholischen Kirche lediglich für die Toten gebetet, so geht die NAK hier einen deutlichen Schritt weiter. Der Stammapostel J.G. Bischoff [gest.1960] schrieb dazu:

Den Entschlafenen wird sonntäglich durch Apostel das Heilige Abendmahl gereicht. Dreimal im Jahr finden besondere Gottesdienste statt, in denen den heilsverlangenden Seelen die Sakramente [Taufe, apostolische Handauflegung, also Versiegelung, und Abendmahl] der Kirche Christi gespendet werden.

Außerdem wird in einem Buch Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben Folgendes gesagt:

Wir wissen, dass wir für die Toten beten können […], damit auch sie der Erlösung teilhaftig werden. Sofern sie die vom Gnadenaltar ausgehende Heilsbotschaft ergreifen, wird Gott sie weiterführen und ihnen auch die Gnadenhandlungen zugänglich machen, die stellvertretend für die Toten von Lebenden hingenommen werden.

Diese Praxis will man aus dem 1. Korinther 15,29 ableiten. Dort heißt es: „Was werden sonst die tun, die für die {o. anstelle der (griech. hyper mit Gen.); so auch nachher} Toten getauft werden, wenn überhaupt Tote nicht auferweckt werden? Warum werden sie auch für sie getauft?“

Sicherlich haben wir es hier mit einer nicht einfachen Bibelstelle zu tun. Aus dieser Bibelstelle jedoch eine so weitreichende Lehre zu ziehen, dass man zum Beispiel die Versiegelung und das Abendmahl gleich mit in diese Bibelstelle hineinliest, ist wohl eine mehr als fragwürdige Exegese. Selbst die Lehre, dass wir uns nun für Tote, die vielleicht noch nicht mal an Christus geglaubt haben, taufen lassen sollten, kann man hieraus nicht entnehmen.

Was meint nun 1. Korinther 15,29 wirklich? Nun, in der Zeit, als Paulus diesen Brief schrieb, mussten viele Christen ihr Bekenntnis zu Christus in der Taufe mit dem Tod bezahlen. Aber doch gab es immer wieder Menschen, die sich trotzdem zu Christus bekehrten und sich auch taufen ließen. Es war wie mit einer Armee, wo neue Soldaten die Lücken solcher schlossen, die im Krieg gefallen waren. Es war buchstäblich so, dass Neubekehrte die Lücke derer schlossen, die wegen ihres Bekenntnisses zu Christus gestorben waren. Deshalb kann Paulus auch schreiben, dass die Neubekehrten für (oder besser: anstelle von) den getöteten Christen getauft wurden. Es ist in diesem Zusammenhang bedeutsam, dass die Taufe an sich in erster Linie ein öffentliches Bekenntnis zu einem gestorbenen Christus bedeutet – und es deshalb auch hier von Paulus aufgegriffen wird. Weiter will Paulus sagen: Sollte es nun keine Auferstehung der Toten geben, warum sollten sich dann die Neubekehrten überhaupt taufen lassen? Das wäre so, als würde man in einem aussichtslosen Krieg, wo die Niederlage schon besiegelt ist, immer weitere Soldaten in ihr Verderben schicken. Das wäre – und das will Paulus hier sagen – völlig absurd.

Aber, wie gesagt, selbst wenn die Auslegung der NAK richtig wäre, dann wäre ihre Lehre, dass man sonntäglich auch den Toten die Sakramente reicht, in keiner Weise mit dem Wort Gottes zu vereinbaren. Man geht hier deutlich über die Aussagen der Heiligen Schrift hinaus.

Eine weitere Bibelstelle, die gern für diese Lehre missbraucht wird, ist 1. Petrus 3,18b-20: „… getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist, in welchem er auch hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind, welche einst ungehorsam waren {o. nicht glaubten}, als die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs, während die Arche zugerichtet wurde, in welche {o. in welche eingehend} wenige, das ist acht Seelen, durch Wasser {o. durch Wasser hindurch} gerettet wurden.“

Man möchte diese Stelle gern dahingehend auslegen, als stellte das Gefängnis an dieser Stelle das Totenreich dar und als wäre Christus ins Totenreich gegangen und hätte den ungläubig Gestorbenen noch das Evangelium verkündigt. Nun, das ist eine sehr seltsame Lehre. Erstens finden wir dafür keine Bestätigung in der übrigen Schrift. Zweitens wissen wir, dass der Herr Jesus gar nicht im Gefängnis gewesen ist. Nach Lukas 23 war Er (seine menschliche Seele) im Paradies bei den (Seelen der) Gläubigen. Und drittens, wie sollten wir verstehen, dass der Herr Jesus Ungläubigen eine Botschaft predigt habe? Was sollte das heißen? Und viertens, warum nur diesen Ungläubigen, die in den Zeiten Noahs umgekommen waren durch die Sintflut; warum dann nicht auch den anderen Ungläubigen? Das ergibt alles keinen Sinn – um es mal nur schwach auszudrücken. Es ist eine unmögliche Auslegung, die natürlich die Frage aufwirft, was die Stelle nun jetzt wirklich bedeutet.

Wenn Petrus schreibt: „… in welchem er auch hinging“, dann meint er hier offenbar Christus, der damals durch seinen Geist an diese Welt eine Botschaft verkündigte, dass die Menschen sich bekehren sollten. War Christus denn sichtbar anwesend? Nein! Genauso wenig wie heute! Wie predigte Er dann damals diese Botschaft? Durch seinen Geist! Wie tat Er das denn durch seinen Geist? Durch Prediger! Noah war ja der Prediger der Gerechtigkeit (2Pet 2). Was Petrus also sagen möchte, ist dieses: Damals war ein kleiner Überrest auf dieser Erde, Christus war abwesend, aber Er wirkte durch seinen Geist durch den Prediger der Gerechtigkeit – ohne viel Erfolg. Die Welt ging im Gericht verloren. Aber Noah hatte lange und lange gepredigt, und schließlich wurden nur wenige gerettet. Das ist eure Lage. Die ist gar nicht so neu! Die ist gar nicht so besonders! Das war schon früher auch der Fall und die Geschichte Noahs ist wohl natürlich das beste Beispiel aus dem ganzen Alten Testament. Wie wohl die Gläubigen der Jetztzeit in der Regel noch mehr Erfolg in der Predigt haben als Noah damals. Das sollte den Gläubigen, an die Petrus schrieb, Mut machen. Das scheint uns die einzige vernünftige Auslegung zu sein, die auch nach unserem Dafürhalten mit dem übrigen Worte Gottes in Übereinstimmung steht. Denn zum Beispiel Lukas 16 zeigt uns ganz deutlich, dass es nach dem Tod keine Chance mehr gibt.

Jedenfalls sind diese beiden Bibelstellen (1Kor 15,29; 1Pet 3,18-20) die einzigen Bibelstellen, auf die sich NAK-Gläubige beziehen könnten, was sie natürlich auch tun. Nur wenn wir uns auf den unsicheren Boden von menschlichen Lehren (hier durch sogenannte Apostel) begeben, kann man solch eine Lehre rechtfertigen. Und wir wiederholen es noch einmal: Selbst wenn man diese Bibelstellen anders deuten würde, dann ginge die Praxis der NAK doch weit über diese Bibelstellen hinaus und käme sie mit anderen deutlichen Bibelstellen in Konflikt.

Schlussbemerkungen

Viele Lehren der NAK sind sehr zweifelhaft und greifen zum Teil auch die Person des Herrn empfindlich an (siehe Punkt c), so dass man hier einfach von fundamentaler Irrlehre reden muss. Es mag dort verführte Gläubige geben, die Sündenerkenntnis haben und in dem Opfer Jesu Christi Heil und Erlösung gefunden haben („der Herr kennt, die sein sind“). Aber vor den Lehren der Neuapostolischen Kirche müssen wir dringend warnen, und wir bitten jeden NAK-Gläubigen, sich nicht in das unsichere Fahrwasser irgendwelcher menschlicher Apostel oder Stammapostel zu begeben, sondern einzig und allein dem vollgültigen und vollendeten Wort Gottes zu glauben.

Epheser 2,20 sagt: „Also seid ihr denn nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, indem Jesus Christus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in welchem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.“ Die Apostel haben die Grundlage gelegt, und für diese Treue werden sie einmal reichlich belohnt werden, so dass es in Offenbarung 21,14 heißt: „Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundlagen, und auf denselben die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.“

Lieber Leser, der du dich vielleicht in dieser Sekte aufhältst: Es ist unser tiefer Wunsch, dass wir durch die vorstehenden Worte niemand verletzten möchten. Es mag auch sein, dass wir vielleicht manchen Punkt nicht deutlich genug oder vielleicht auch etwas verkürzt oder vernebelt (aus Sicht der NAK) dargestellt haben. Auch wir sind fehlerhaft und haben nicht die Weisheit Gottes gepachtet oder völlig erkannt. Und dennoch glauben wir, dass die grundsätzlichen Kennzeichen der NAK durch ihr Selbstzeugnis auf entsprechenden Internetseiten (z.B. www.nak.org) erfasst und entsprechend widerlegt wurden.

Unter Vorbehalt, weil wir diese Zeugnisse von Aussteigern aus der NAK nicht schlussendlich beurteilen können, möchten wir noch auf die Internetseite www.nak-info.de hinweisen.

Zum Schluss noch eine allgemeine Bemerkung

Im Rahmen unserer Arbeit mit www.soundwords.de werden wir natürlich mit den unterschiedlichsten Strömungen und Sekten konfrontiert. Unser Bemühen geht dahin – und das versuchen wir in unseren Antworten auch immer wieder herauszustellen –, dass eine ernsthafte Auseinandersetzung nur auf Grundlage der Heiligen Schrift geführt werden kann, weil diese Offenbarung Gottes für jeden wiedergeborenen Christen der einzige Maßstab sein kann, um nicht auf menschliche Verführungen hereinzufallen. Auseinandersetzungen, die nicht auf der Grundlage des Wortes geführt werden, lehnen wir aus diesen Gründen auch pauschal ab. Das bedeutet für uns, dass wir auf Argumente wie „Der Geist hat mir aber gesagt“ oder im konkreten Fall „Apostel Soundso hat aber gesagt“ nicht eingehen können.

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Hinweis der Redaktion:

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