Was ist dein Leben wert?
1. Johannes 2,7-11 – Ein Gedanke zum Thema Selbstmord

William Kelly

© Heijkoop-Verlag, online seit: 11.06.2001, aktualisiert: 23.10.2022

Leitverse: 1. Johannes 2,7-11

1Joh 2,7-11: Geliebte, nicht ein neues Gebot schreibe ich euch, sondern ein altes Gebot, das von Anfang hattet. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr gehört habt. Wiederum schreibe ich euch ein neues Gebot, das, was wahr ist in ihm und in euch, weil die Finsternis vergeht und das wahrhaftige Licht schon leuchtet. Wer sagt, dass er in dem Licht sei, und hasst seinen Bruder, ist in der Finsternis bis jetzt. Wer seinen Bruder liebt, bleibt in dem Licht, und kein Ärgernis ist in ihm. Wer aber seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen verblendet hat.

Der Wert des Lebens

Wie wir bereits in den vorangegangenen Versen gesehen haben, ist der Gehorsam das erste und wesentlichste Kennzeichen dafür, dass jemand Leben aus Gott hat. Es liegt im Wesen des Gehorsams, dass man nicht nur tut, was in sich recht ist, sondern es in Anerkennung der Autorität Gottes tut und weil man Ihm wohlgefällig sein will. Ein Mensch handelt stets auf verkehrter Grundlage, wenn er das Rechte nur um des Rechten willen tut, denn er lässt dann außer Acht, was für Gott und auch für den Gläubigen als Sein Kind das Allerwichtigste ist. An erster Stelle muss es stets darum gehen, dass Gott zu Seinem Recht kommt. Geht es dem Menschen dagegen lediglich darum, zu tun, was er nach seinem eigenen Urteil für richtig hält, dann ignoriert er Gott. Nicht der Mensch, sondern der Wille Gottes ist maßgebend. Daher gehört sich Gottesfurcht für ihn, die immer der Anfang geistlicher Weisheit ist. Somit ist der Gehorsam der erste Prüfstein für das Vorhandensein des neuen, göttlichen Lebens, insbesondere im Hinblick auf die Gesetzlosigkeit, die bereits damals unter den christlichen Bekennern wirksam war.

Wenn der Mensch sich selber die Beurteilung der Dinge anmaßt, ohne sich um den unsichtbaren Gott zu kümmern, dann verlässt er jede Grundlage für eine sichere und gottgemäße Beurteilung. Er mag moralisch einwandfrei und äußerlich korrekt erscheinen, trotzdem ist er Gott nicht gehorsam, wenn er in allem, was ihm begegnet, lediglich nach eigenem Ermessen handelt. Ohne den Gehorsam Gott gegenüber ist alles verkehrt und völlig unvereinbar mit der Verantwortlichkeit eines Christen.

Nun gibt es aber noch einen weiteren sittlichen Grundsatz, der mit dem eben behandelten in Verbindung steht. Die Ursache davon ist klar: Beide Grundsätze haben ihre Quelle in dem Herrn Jesus und kommen von Ihm. Denn Er ist das Leben, und die Darstellung, die Er hier auf Erden in Wort und Tat davon gab, liefert uns nicht nur eine Theorie oder Lehre, sondern gibt uns den Maßstab dafür, was ewiges Leben wirklich ist. Nichts ist dem Geschöpf vertrauter als das „Leben“. Empfindung, Urteilsfähigkeit, selbständiges Handeln sind ohne Leben undenkbar. Alle Menschen besitzen das natürliche Leben des unter die Macht der Sünde und des Todes geratenen Menschen. Welchen Nutzen kann dieses Leben für Gott oder für uns haben? Es ermöglicht uns, viel Böses zu tun, kann uns aber niemals dahin bringen, Gott wohlgefällig zu sein. Das war allein bei dem Herrn Jesus der Fall, der stets in vollkommener Weise das Gott Wohlgefällige tat. Dieses Leben Christi ist aber jetzt unser Leben geworden. Er schenkt jedem dieses Leben, der von Herzen an Ihn glaubt. Durch den ersten Menschen wurde der Tod eingeführt, doch der zweite Mensch ist ein lebendig machender Geist. In Ihm, dem ewigen Wort, war Leben, und als Mensch empfing Er von dem Vater, Leben in Sich Selbst zu haben. Er gibt das Leben denen, die Ihn aufnehmen; Er macht (ebenso wie der Vater) lebendig. Nichts kennzeichnet Gott mehr in Seinem Tun, als dass Er Leben erschafft und Leben gibt.

Die Weisen dieser Welt, denen es an Glauben mangelt, haben immer noch nicht entdeckt, was Leben ist und wo es ist. Manche suchen eifrig in der Retorte nach seinen Spuren; sie hoffen, mittels chemischer Experimente hinter sein Geheimnis zu kommen. Die Metaphysiker sind auch nicht einen Deut weiser dadurch, dass sie ihre Vernunft zu Rate ziehen, die sich wohl bestens für die Prüfung von Schlussfolgerungen eignet, aber unfähig ist, die Wahrheit zu ergründen. Solche und ähnliche menschlichen Hilfsmittel mögen gut genug sein für die elementaren Dinge, die zum materiellen und intellektuellen Bereich gehören. Wenn wir aber bedenken, dass es sich um das Leben handelt, dann können wir wohl ermessen, wie fruchtlos die menschlichen Bemühungen und Erwartungen sein müssen, dem Leben durch derartige Untersuchungen auf die Spur zu kommen.

Nein, der Mensch erhielt das Leben ursprünglich und unmittelbar von Gott, und zwar dadurch, dass Gott ihm Seinen Odem einhauchte. Aus diesem Grunde hat nur er eine unsterbliche Seele. Die Tiere haben eine für ihr Dasein passende Seele und Leben, aber diese entstanden nicht durch den Odem Gottes, sondern nur durch Seinen Willen und Seine Macht. Er gestattete ihnen ein befristetes Dasein; das ist aber etwas ganz anderes als das persönliche Einhauchen des Odems Gottes in die Nase des Menschen. Bei keinem anderen Geschöpf der Erde hat Er dieses getan, nur der Mensch genoss einen solchen Vorrang. Hat man diesen Unterschied erkannt, dann wird einem klar, dass der Mensch ein sittliches Wesen mit persönlicher Verantwortung ist, weil er eine unsterbliche Seele besitzt. Nun gibt es aber ein Vorrecht, das unermesslich größer ist als nur die Unsterblichkeit im Sinne einer unaufhörlichen Existenz der Seele. Diese allein kann unaussprechlich furchtbare Konsequenzen haben; man denke an die endlose Existenz im Feuersee! Jeder, der den Sohn verwirft, kommt unweigerlich unter das ewige Gericht Gottes. Das bedeutet ein endloses Dasein in der Pein, und zwar unter Leiden vonseiten Gottes. Der Mensch hat sich ja in seiner Unbußfertigkeit vorsätzlich geweigert, daran zu glauben, dass der Herr Jesus in Seiner Gnade das Gericht Gottes erduldet hat, damit der schuldige Sünder niemals Seine Strafe erleiden muss, sondern für immer gesegnet sei. Wie reich ist Gottes Barmherzigkeit, den Verlorenen Rettung anzubieten, weil Christus an dem Kreuz das Gericht über die Sünde trug! Glaubt man aber weder Ihm noch der guten Botschaft von dem, was Gott durch Ihn gewirkt hat, so steht man unter der Macht Satans, in der Gewalt des unerbittlichen Feindes, der Gott und Menschen hasst.

Selbstmord – eine Beleidigung Gottes

Die Existenz des Menschen kann niemals mehr aufhören; darin besteht ja die entsetzliche Schuld des Sünders, der seinem Dasein gern ein Ende bereiten würde, wenn er könnte. Er mag Selbstmord begehen; doch wird er darüber Gott Rechenschaft ablegen müssen. Denn Gott gab ihm das Leben, und der Mensch hat keine Befugnis, dieses Leben mit eigener Hand auszulöschen. Wie könnte solch eine verwerfliche und törichte Tat irgendetwas Gutes hervorbringen? Wenn schon jeder Mord ein furchtbares, finsteres Verbrechen ist, so ist der Selbstmord eine seiner schlimmsten Formen und zudem eine direkte, grobe Beleidigung Gottes.

Der vollkommene Gehorsam des Herrn Jesus entsprang Seinem vollkommenen, ewigen Leben. In uns Gläubigen ist dieses Leben nicht immer tätig, weil wir zu unserer Schande das Fleisch wirksam werden lassen. Doch das neue, ewige Leben ist stets in Bereitschaft für eine gottgemäße Handlungsweise. Unvorsichtigkeit und Mangel an Wachsamkeit zum Gebet lassen das alte Leben zuweilen zum Vorschein kommen, denn es ist immer noch vorhanden. Nach Römer 8,7 ist es die „Gesinnung des Fleisches“, die Feindschaft gegen Gott bedeutet. Es zeigt sich als der Eigenwille des Menschen, mit dem er dem Satan gehorcht; denn der Wille des Menschen wird Satans Werkzeug. Das also ist der vermeintliche freie Wille, mit dem der Mensch sich brüstet! 

Wir dürfen nicht aufhören, immer wieder darauf hinzuweisen, dass jeder, der an Christus glaubt, von Ihm sogleich ewiges Leben empfängt. Die ersten Atemzüge dieses Lebens setzen bereits ein, sobald die Seele zu glauben beginnt, das heißt, wenn sich der Sünder vor Christus beugt als vor dem, den Gott in Seiner Gnade für uns dahingab. Selbst dieser Glaubensakt ist, wie wir gesehen haben, bereits eine Sache des Gehorsams Gott gegenüber. Es ist Sein ausdrückliches Gebot, dass man Buße tut und dem Evangelium glaubt. Dadurch unterwirft sich die Seele in Wahrheit Gottes Willen. Denn der Gehorsam bezieht sich nicht nur auf das, was man fortan für Gott tun soll; vielmehr beugt sich die Seele von Anfang an vor Gott und anerkennt, dass Er in Seinem Sohn der Heiland-Gott ist.


Aus Was von Anfang an war,
Schwelm (Heijkoop-Verlag) 1982, S. 103–106
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