Die Leiden Christi – gemäß allen drei Zuständen, in denen sich ein Mensch befinden kann

John Nelson Darby

© SoundWords, online seit: 19.10.2001, aktualisiert: 17.12.2020

Man kann den Menschen in sittlicher Hinsicht in drei verschiedenen Zuständen betrachten:

  1. als einen Sünder, der unter dem Verdammungsurteil steht
  2. als einen Heiligen aus Gnaden, der der göttlichen Natur teilhaftig geworden ist und den Heiligen Geist als seine Kraft besitzt, und
  3. als eine Seele, die geistlich erweckt, ja lebendig gemacht ist und die dennoch unter den Übungen leidet, die aus der Erkenntnis der eigenen fleischlichen Gesinnung erwachsen wie auch aus dem Erkennen des Unterschiedes zwischen Gut und Böse, unter der Regierung Gottes und in seiner Gegenwart. Eine solche Seele ist noch nicht völlig mit der Gnade und der Erlösung vertraut. Das Gericht Gottes über die Sünde hat sie vor Augen, so dass sie in diesem Zustand auch dem Satan Angriffspunkte bietet. Ein Beispiel dafür finden wir in Hiob.

Diesen nur skizzierten moralischen Zuständen des Menschen entsprechen jeweils Leiden, die auch Christus in seiner Seele durchlitten hat. Wenn ich von diesen drei Charakterzügen der Leiden Christi spreche, bedeutet das nicht, dass Er nicht in Einzelheiten auf tausenderlei Arten zu leiden hatte. Ja, alles, was Er erlebte, war für Ihn ein Leiden und offenbarte die Vollkommenheit seiner Liebe im Ertragen und Dulden. Ich erläutere lediglich drei klar umrissene Stellungen oder Grundsätze, die seinen Leiden zugrunde liegen. Ich muss nicht erwähnen, dass Er in allen vollkommen war:

  1. Den ersten Zustand – den eines Sünders unter der Verdammnis – machte Er durch, als Er tatsächlich die Sünde trug und so den Zorn Gottes stellvertretend für andere erduldete, damit sie ihn niemals erdulden müssten.

  2. Was den zweiten Zustand betrifft, so war Er darin unser Anführer auf diesem Weg. Er musste die Leiden tragen, die die Folge eines heiligen Zeugnisses in dieser Welt waren.[1]

  3. Die dritte Art der Leiden hat Er erduldet als Vollkommener, um sie für andere kennenzulernen. Indem Er sich mit unseren Leiden und Schmerzen befasste, trat Er dem Geiste nach zugleich in sie ein, um sie um anderer willen kennenzulernen: „Er ist in allem versucht worden in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde“ (Heb 4,15), und: „Worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden“ (Heb 2,18). Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass Er in einer Beziehung zu Gott stand oder in einem Zustand war, die diese Leiden nötig gemacht oder hervorgerufen hätten.

Immer aber sollten wir im Auge behalten, dass Er nie an den Folgen eigener Sünde zu leiden hatte. Er war in allem vollkommen.


Aus „The sufferings of Christ“, Collected Writings, Bd. 7

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Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Jedes heilige Zeugnis wird Leiden hervorbringen – auch das von uns, wenn wir abgesondert für Gott leben: „Alle aber …, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2Tim 3,12).

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