Die Sünde selbst muss für den Herrn eine beständige Quelle des Schmerzes gewesen sein. Wenn schon Lot seine gerechte Seele quälte mit dem, was er in Sodom sah und hörte, und das zu einer Zeit, als er praktisch nicht in Gemeinschaft mit Gott lebte, was muss der Herr gelitten haben, als Er diese Welt durchschritt! Er war in vollkommener Weise an dem Platz, an dem Gott Ihn haben wollte, und war in seinen Empfindungen nicht nur graduell, sondern grundsätzlich ruhiger als der gerechte Lot in Sodom. Und doch war für Ihn jede Sünde eine Qual, wo und wie auch immer sie Ihm entgegentrat. „Er schaute auf sie umher mit Zorn, betrübt über die Verstockung ihrer Herzen“ (Mk 3,5). Seine vollkommene Liebe brachte Hilfe und Erleichterung, aber sie konnte seinen Schmerz nicht unterbinden. „O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Bis wann soll ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen?“ (Mt 17,17). Wie tief fühlte Er ihren Unglauben! Doch seine Liebe erhob sich darüber: „Bringt ihn [den Sohn] her zu mir!“ Er war in einem dürren und lechzenden Land, wo kein Wasser war, und Er empfand es, selbst wenn seine eigene Seele von Mark und Fett erfüllt war (Ps 63,2.6). Je heiliger und liebreicher Er war, umso schrecklicher musste Er die Sünde fühlen, wo sein Volk in der Irre ging wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Aus „The sufferings of Christ“, Collected Writings, Bd. 7