Der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher (4)
Kapitel 4

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 10.09.2023, aktualisiert: 01.09.2024

DIE ERMAHNUNGEN DES PAULUS AN DIE THESSALONICHER (1Thes 4–5)

In diesem Teil des Briefes beginnen die praktischen Ermahnungen. Sie lassen sich in zwei Kategorien einteilen:

  • 1. Thessalonicher 4,1–5,11: Ermahnungen bezüglich unseres persönlichen Lebens im Blick auf das Kommen des Herrn
  • 1. Thessalonicher 5,12-28: Ermahnungen bezüglich unseres kollektiven Gemeindelebens im Blick auf das Kommen des Herrn

Vers 1

1Thes 4,1: Im Übrigen nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, wie ihr von uns empfangen habt, in welcher Weise ihr wandeln und Gott gefallen sollt, wie ihr auch wandelt, dass ihr reichlicher zunehmt.

Paulus beginnt seine Ermahnungen mit den Worten: „Im Übrigen nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus.“ Seine Ermahnungen haben also mit dem Anerkennen der Herrschaft Christi im Leben der Gläubigen zu tun, das heißt, sie sollen seine Autorität als Herr in ihrem Leben anerkennen. Die Thessalonicher hatten diese praktischen Ermahnungen bereits „empfangen“, als Paulus bei ihnen war, aber er hielt es für notwendig, sie erneut zu betonen. Er fügt hinzu: „wie ihr auch wandelt“, und lobt sie mit diesen Worten dafür, dass sie diese Ermahnungen in ihrem Leben in die Praxis umgesetzt hatten. Diese Ermahnungen bezogen sich darauf, wie sie „wandeln“ sollten, um „Gott zu gefallen“. Das Ergebnis: Sie würden in ihrem geistlichen Wachstum „reichlicher zunehmen“.

EIGENSCHAFTEN, DIE CHRISTEN CHARAKTERISIEREN SOLLEN, WÄHREND SIE AUF DAS KOMMEN DES HERRN WARTEN (1Thes 4,2–5,11)

In diesem Abschnitt des Briefes stellt Paulus vier große Dinge vor, die das praktische Leben der Christen kennzeichnen sollen, die auf die Ankunft des Herrn warten. Diese Dinge sollten für das christliche Leben normal sein:

  • Heiligkeit gegenüber Gott (1Thes 4,2-8)
  • Liebe zueinander (1Thes 4,9.10)
  • Ehrbarkeit gegenüber denen, die draußen sind (1Thes 4,11.12)
  • Wachsamkeit im Hinblick auf das Kommen des Herrn (1Thes 4,13–5,11)

Heiligkeit gegenüber Gott (V. 2-8)

Verse 2.3a

1Thes 4,2.3a: 2 Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. 3 Denn dies ist Gottes Wille: eure Heiligkeit, …

Paulus beginnt damit, sie an die moralischen „Gebote“ zu erinnern, die er ihnen gegeben hatte, als er bei ihnen war, denn es war „Gottes Wille“, dass sie in praktischer „Heiligkeit [Heiligung]“ wandeln sollten. Heiligkeit bedeutet: „heilig werden, indem man sich absondert“. Im Zusammenhang mit Christen wird dieses Wort auf drei Weisen verwendet:

  1. Vollkommene oder stellungsmäßige Heiligung

    Heiligung ist ein Werk Gottes. Es geschieht im Gläubigen durch die neue Geburt (1Kor 6,11; 2Thes 2,13; 1Pet 1,2) und für den Gläubigen, indem er durch den Glauben an Christus gerechtfertigt wird (Apg 20,32; 26,18; Röm 1,1; 1Kor 1,2.30; Heb 10,10.14; 13,12; Off 22,11). Durch diese Heiligung wird er von der Masse der Menschen abgesondert zum ewigen Segen. Dies geschieht nur ein einziges Mal und gilt für jeden Gläubigen, unabhängig davon, in welchem Zustand sein praktisches Leben ist.

  2. Fortschreitende oder praktische Heiligung

    Diese Form der Heiligung hat damit zu tun, dass der Gläubige die Heiligkeit in seinem Leben praktisch vervollkommnet (Joh 17,17; Röm 6,19; 2Kor 7,1; 1Thes 4,4-7; 5,23; Eph 5,26.27; Heb 12,14). In dieser Heiligung sollte der Christ sich in seinem Leben fortlaufend, täglich üben. Dazu gehört, dass er sich selbst beurteilt und sich in Gedanken und Handlungen von allem trennt, was mit der Heiligkeit Gottes unvereinbar ist. Das ist der Aspekt, auf den sich Paulus hier in 1. Thessalonicher 4 bezieht.

  3. Relative oder vorläufige Heiligung

    Diese Form der Heiligung hat damit zu tun, dass jemand auf der Erde rein ist durch seine Verbindung mit dem, was rein ist, ohne dass unbedingt ein Glaubenswerk in seiner Seele stattgefunden hat.

    In einer Ehe, in der der eine Partner errettet ist und der andere nicht, wird der ungläubige Partner in diesem Sinn „geheiligt“ durch seine Beziehung zu dem gläubigen Partner, der geheiligt ist (1Kor 7,14). Das bedeutet nicht, dass der Ungläubige dadurch errettet wird, sondern dass er sich an einem bevorrechtigten, heiligen Platz befindet.

    Von denen, die mit Abraham verbunden sind, heißt es in Römer 11,16, dass sie sich an einem Platz der Heiligkeit (Heiligung) befinden. Der Apostel Paulus will damit Folgendes sagen: Wenn die „Wurzel“ des Volkes Israel (Abraham) in Bezug auf Gott heilig und bevorrechtigt ist, befinden sich die „Zweige“ (Abrahams Nachkommen) ebenfalls an diesem „heiligen“ Platz (5Mo 7,6; 14,2; 1Kön 8,53; Amos 3,3). Der Apostel spricht auch davon, dass jemand sich von der Unordnung, die in das Haus Gottes (das Christentum) hineingekommen ist, reinigt, indem er davon „absteht“ und somit in diesem Sinn „geheiligt“ wird (2Tim 2,19-21).

    Dieser Aspekt der Heiligung findet sich auch in Hebräer 10,29. Die Juden, die sich damals zum Glauben an Christus bekannten, hatten damit christlichen Boden betreten und waren somit in einem gewissen Sinn durch das Blut Christi „geheiligt“ worden. Doch einige von ihnen waren nicht einmal aus Gott geboren.

Die Sünde der Hurerei

Verse 3b-8

1Thes 4,3b-8: 3 Denn dies ist Gottes Wille: … dass ihr euch der Hurerei enthaltet, 4 dass jeder von euch sein eigenes Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu besitzen wisse, 5 nicht in Leidenschaft der Lust, wie auch die Nationen, die Gott nicht kennen; 6 dass er seinen Bruder nicht übersehe noch hintergehe in der Sache, weil der Herr Rächer ist über dies alles, wie wir euch auch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben. 7 Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligkeit. 8 Deshalb nun, wer dies verachtet, verachtet nicht einen Menschen, sondern Gott, der euch auch seinen Heiligen Geist gegeben hat.

Die Hauptsache, die Paulus hier im Zusammenhang mit praktischer Heiligung im Sinn hat, ist die Sünde der „Hurerei“. Dieser Begriff umfasst ein breites Spektrum von unmoralischen Praktiken, derer sich Gläubige enthalten sollen. In 1. Korinther 5 steht Hurerei im Zusammenhang mit Inzest, in diesem Kapitel hat sie mit Ehebruch zu tun, und im Judasbrief steht sie im Zusammenhang mit Homosexualität. Paulus besteht darauf, „dass jeder von euch sein eigenes Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu besitzen wisse“. Das „Gefäß“, auf das er sich bezieht, ist unser physischer Körper. Da die Ehe die körperliche Vereinigung „der zwei“ zu „einem Fleisch“ (Eph 5,31) beinhaltet, schlagen einige Übersetzungen vor, „Gefäß“ mit „Frau“ zu übersetzen. Tatsächlich wird das Wort „Gefäß“ in 1. Petrus 3,7 für die Ehefrau gebraucht.

Im Christentum soll die Ehe „in Ehren gehalten werden“ (Heb 13,4). Im Heidentum war das nicht der Fall. Da die Thessalonicher aus diesem heidnischen Lebenswandel errettet worden waren, mussten sie verstehen, dass Gottes Plan für die christliche Ehe nicht auf der Grundlage der „Leidenschaft der Lust {leidenschaftliches Verlangen}“ bestand. Daher sollten sie ihren „Bruder nicht übersehen noch hintergehen in der Sache“ – das heißt, sie sollten nicht ehebrechen.

Paulus nennt drei wichtige Gründe, warum wir uns von moralisch Bösem fernhalten müssen:

  • Das Gericht der Regierung des Herrn kommt über alle, die sich unmoralischen Praktiken hingeben, denn „der Herr ist Rächer über dies alles“ (1Thes 4,6; vgl. Spr 6,29).
  • Gott hat durch die Erlösung einen Anspruch an uns, dass wir heilig sein sollen. Er hat uns „nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligkeit“. „Wer dies verachtet“, indem er sich im Ehebruch vergeht, „verachtet nicht einen Menschen, sondern Gott“ (1Thes 4,7.8a).
  • Der Leib des Gläubigen ist „der Tempel des Heiligen Geistes“ und deshalb muss er dem Dienst für den Herrn gewidmet werden und nicht unmoralischen Praktiken (1Kor 6,19). Gott hat uns „seinen Heiligen Geist gegeben“, und dieser göttliche Bewohner in uns wird durch solche Handlungen betrübt (Eph 4,30). Wir verlieren die praktischen Segnungen seiner Gegenwart – so können wir uns zum Beispiel nicht mehr an unseren Segnungen in Christus erfreuen und verlieren das praktische Urteilsvermögen (1Thes 4,8b).

Liebe zueinander (V. 9.10)

Verse 9.10

1Thes 4,9.10: 9 Was aber die Bruderliebe betrifft, so habt ihr nicht nötig, dass wir euch schreiben, denn ihr selbst seid von Gott gelehrt, einander zu lieben; 10 denn das tut ihr auch allen Brüdern gegenüber, die in ganz Mazedonien sind. Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen …

Bruderliebe unter den Gläubigen ist das Normale im Christentum und ein Kennzeichen einer gesunden Gemeinde (Joh 13,34.35; Heb 13,1). Sie waren „von Gott gelehrt, einander zu lieben“. Dies bezieht sich auf das neue Leben im Gläubigen, das entsprechend der Natur dieses neuen Lebens handelt. Der Apostel Johannes sagt, dass Bruderliebe eins der Merkmale des neuen Lebens und der neuen Natur ist: „Jeder, der den liebt, der geboren hat, liebt auch den, der aus ihm geboren ist“ (1Joh 5,1). Paulus lobt die Thessalonicher dafür, dass sie Liebe zu den anderen Gläubigen in Mazedonien hatten (Philippi usw.), und ermahnt sie, in dieser Tugend „reichlicher zuzunehmen“. Dies wird ganz von selbst geschehen, aber das Problem ist, dass wir das Ausströmen der göttlichen Liebe, die unserer neuen Natur innewohnt, behindern. Deshalb werden wir ermahnt: „Die Bruderliebe bleibe“ (Heb 13,1).

Ehrbar vor denen, die draußen sind (V. 11.12)

Verse 11.12

1Thes 4,11.12: … 11 und euch zu beeifern, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, 12 damit ihr ehrbar wandelt vor denen, die draußen sind, und niemand nötig habt.

Paulus spricht weiter davon, dass es notwendig ist, einer Arbeit nachzugehen und sich mit redlichen Dingen zu beschäftigen, damit die Welt sieht, dass wir ehrbar sind.

Paulus hatte die Thessalonicher die große Wahrheit vom Kommen des Herrn (Entrückung) gelehrt, und sie lebten zu Recht in der Gewissheit, dass die Entrückung unmittelbar bevorstand. Aber einige von ihnen dachten fälschlicherweise, warum man sich überhaupt mit Arbeit abgeben sollte, wenn doch der Herr kommt – und sein Kommen könnte ja jederzeit stattfinden.

Die brüderliche Liebe, die unter den Heiligen in Thessalonich herrschte, hatte sich um die Bedürftigen gekümmert, und diese nahmen vielleicht an, dass dieselbe Liebe sich auch um sie kümmern würde. Die Bekehrten in Thessalonich waren überwiegend Griechen, und die griechischen Philosophen jener Zeit verachteten körperliche Arbeit. Als also unter den Thessalonichern der Gedanke aufkam, „nichts zu arbeiten“ (2Thes 3,11), fühlten sich einige naturgemäß hingezogen zu dieser philosophischen Richtung, aus der heraus sie jedoch errettet worden waren. Vielleicht entschuldigten sie ihren Müßiggang mit dem Gedanken, dass es ihr Glaube sei, nicht zu arbeiten, weil das (ihrer Meinung nach) zeige, dass sie wirklich daran glaubten, dass das Kommen des Herrn nahe bevorstand. Aber dass sie dem Müßiggang frönten und keiner Arbeit nachgingen, war kein gutes Zeugnis für die Welt.

Paulus wusste, dass sie so dachten, und ermahnte sie, „sich zu beeifern, still zu sein und ihre eigenen Geschäfte zu tun und mit ihren eigenen Händen zu arbeiten“, damit sie „ehrbar wandeln vor denen, die draußen sind“. Selbst die Welt verachtet jemand, der nicht arbeiten will, wo er doch arbeiten soll, um seine Familie zu ernähren. So etwas soll es unter Christen nicht geben (1Tim 5,8). Deshalb sollten sie mit ihren eigenen Händen arbeiten und in Stille und Ruhe vor dem Herrn leben. Paulus fordert uns auf, darum zu beten, dass wir „ein ruhiges und stilles Leben“ führen können (1Tim 2,1.2). Indem er hinzufügt: „so wie wir euch geboten haben“, erinnert er die Gläubigen in Thessalonich daran, dass er sie bereits in diesem Sinne ermahnt hatte, als er bei ihnen war. Wenn Christen dies vernachlässigen, wird die Welt schnell einen Fehler an ihnen finden. Um das zu vermeiden, sollen wir „auf das bedacht sein, was ehrbar ist vor allen Menschen“ (Röm 12,17).

Im zweiten Brief sagt Paulus ihnen, dass sie sich von jemand, der hartnäckig darauf besteht, nicht zu arbeiten, „zurückziehen“ und „keinen Umgang mit ihm haben sollten, damit er beschämt werde“ (vgl. 2Thes 3,6-16). Paulus sah diesen Müßiggang als eine schlimme Unordnung an und als etwas, was dem christlichen Zeugnis sehr schadet.

Wachsamkeit im Hinblick auf die Ankunft des Herrn (4,13–5,11)

Paulus räumt dann mit einem Missverständnis auf, das die Thessalonicher in Bezug auf ihre kürzlich verstorbenen Angehörigen hatten.  2. Thessalonicher 2,2.3 legt nahe, dass die Thessalonicher wahrscheinlich durch ungesunde Lehren die Vorstellung übernommen hatten, dass ihre „entschlafenen“ Mitgläubigen die Entrückung und die Teilhabe an dem Reich, das Christus bei seinem Erscheinen aufrichten würde, verpassen würden. Dies verursachte viel Kummer und „Betrübnis“ unter ihnen. Das zeigt, wie falsche Lehre (Fehlinformationen) unsere Freude beeinträchtigen kann. Diese armen Seelen waren betrübt über etwas, was noch nicht einmal wahr war!

Vers 13

1Thes 4,13: Wir wollen aber nicht, Brüder, dass ihr, was die Entschlafenen betrifft, unwissend seid, damit ihr nicht betrübt seid wie auch die Übrigen, die keine Hoffnung haben.

Paulus führt das Ganze auf schlichte Unwissenheit zurück und sagt: „Wir wollen aber nicht, Brüder, dass ihr, was die Entschlafenen betrifft, unwissend seid.“ Sie brauchten nicht „betrübt zu sein … wie die Übrigen, die keine Hoffnung haben“, denn sie würden ihre Brüder ganz gewiss wiedersehen. Der Tod ist kein endgültiger Abschied von Glaubensgeschwistern. Paulus sagt nicht, dass wir nicht trauern sollen, wenn ein geliebter Mensch stirbt, der gläubig ist. Aber die Trauer muss nicht das Ausmaß der Verzweiflung annehmen, die Ungläubige erleben.

Interessanterweise wird der Zustand des „Entschlafens“ als etwas bezeichnet, was „durch Jesus“ herbeigeführt wird. Auch wenn ihr Tod den Gläubigen, die noch leben, vielleicht verfrüht erscheint – in Wirklichkeit ist er kein Unglück. Vielmehr ist der Herr Jesus derjenige, der den Tod herbeiführt – Er versetzt sie in den Schlaf! Sein Name als Mensch, „Jesus“, wird hier ohne seinen Titel verwendet, um sein Mitgefühl zu betonen, denn auch Er lebte als Mensch in der Welt und weiß, was es heißt, den Tod zu durchleben. Die körperlosen Geister und Seelen der Verstorbenen sind gegenwärtig bei Ihm, während sie sich im getrennten Zustand oder in einem Zwischenzustand befinden; sie könnten daher nicht besser aufgehoben sein (2Kor 5,8; Phil 1,23). Ihre Körper liegen im Grab und warten auf die Auferstehung.

Wenn die Bibel vom Entschlafen der Gläubigen spricht, bezieht sie sich damit auf ihren Leib, nicht auf ihren Geist und ihre Seele (Mt 27,52). Das Wort entschlafen wird niemals auf verstorbene Ungläubige angewendet. Der „Seelenschlaf“ ist eine falsche Lehre, die davon ausgeht, dass die Geister und Seelen der Toten kein Bewusstsein haben. Die Heilige Schrift sagt jedoch, dass Gläubige, die sterben, sofort ins „Paradies“ gehen (Lk 23,43) und „bei Christus“ sind, was „weit besser“ ist (Phil 1,23). Wie könnte dies bedeuten, dass man ohne Bewusstsein ist? Jemand der schläft und ohne Bewusstsein ist, kann das Paradies nicht genießen. Wenn er ohne Bewusstsein ist, kann er einen guten Zustand nicht von einem schlechten unterscheiden! Er könnte auch nicht die Gemeinschaft mit Christus erleben! Paulus sagt: „Das Leben ist für mich Christus, und das Sterben Gewinn“ (Phil 1,21). Er lebte und diente in der Freude an der Gemeinschaft mit Christus. Wenn es bedeutete, dass er nach seinem Tod ohne Bewusstsein wäre, dann würde er den Segen seiner kostbaren Gemeinschaft mit Christus verlieren! Wie könnte der Tod dann ein „Gewinn“ für ihn sein?

Vers 14

Paulus sagt dann:

1Thes 4,14: Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird auch Gott die durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen.

Das heißt: So gewiss wie Jesus gestorben und auferstanden ist, so gewiss werden auch die Entschlafenen auferweckt werden, denn beide gehören zur gleichen Auferstehungsordnung. Die Schrift sagt: „der Erstling, Christus; dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft“ (1Kor 15,23). Die Auferstehungshoffnung des Gläubigen gründet sich also darauf, dass Christus auferstanden ist (1Kor 6,14). Seine Auferstehung ist das Unterpfand und der Beweis, dass der Gläubige auferstehen wird! Bibellehrer nennen dies „die erste Auferstehung“.

Drei Phasen der ersten Auferstehung

  • „Christus, der Erstling“ (1Kor 15,23a).
  • „Dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft“ – die Entrückung. Dies bezieht sich sowohl auf die Gläubigen des Alten als auch des Neuen Testamentes (1Kor 15,23b).
  • Die Gläubigen, die während der siebzigsten Woche der Prophezeiung Daniels sterben (Dan 9,27). Dies wird kurz vor der Erscheinung Christi geschehen (Off 14,13; 20,4).

Vier Dinge, die uns in Bezug auf den Zustand der verstorbenen Gläubigen Trost spenden

Trost in Bezug auf unsere geliebten Verstorbenen erhalten wir nicht dadurch, dass wir uns die Meinungen aufrichtiger Menschen anhören, und auch nicht durch subjektive Gefühle, die wir in Bezug auf ihren Zustand haben könnten. Trost können wir nur finden, wenn wir die Tatsachen über die Verstorbenen verstehen und glauben, und diese Tatsachen können wir nur im Wort Gottes finden. Das Evangelium hat diese Dinge über „Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht“ (2Tim 1,10), und wenn wir sie verstehen, geben sie uns Frieden und Trost. Die folgenden vier Tatsachen sind dabei hilfreich:

  • Der Tod ist nur vorübergehend
    Unsere Angehörigen, die von uns gegangen sind, sind nicht für immer tot und für immer von uns gegangen. Sie werden wieder auferstehen, wenn der Herr bei der Entrückung kommt (1Thes 4,15.16; 1Kor 15,23.51-56). Da das Kommen des Herrn unmittelbar bevorsteht, könnte ihre Auferstehung schon heute stattfinden!

  • Die entschlafenen Gläubigen befinden sich in einem Zustand der Glückseligkeit
    Während sich die Geister und die Seelen der entschlafenen Gläubigen im Zwischenstadium befinden und auf das Kommen des Herrn warten, sind sie „beim Herrn“ (2Kor 5,8), „im Paradies“ (Lk 23,43) und in einem Zustand, der „weit besser“ ist (Phil 1,23). Sie sind also bei der denkbar besten Person und viel glücklicher, als sie es auf der Erde je sein könnten. Das tröstet uns, denn wir wissen, es geht ihnen gut.

  • Ihr Tod war kein Unglück
    Gott macht keine Fehler, wenn Er zulässt, dass seinen Leuten etwas zustößt, denn „sein Weg ist vollkommen“ (Ps 18,30). Auch wenn wir vielleicht nicht verstehen, warum Er zugelassen hat, dass ein geliebter Mensch stirbt, wird Er es uns an dem kommenden Tag erklären, und alles wird einen vollkommenen Sinn ergeben.

  • Es wird eine große Wiedervereinigung der Gläubigen geben
    Bei der Entrückung werden die verstorbenen Gläubigen und die lebenden Gläubigen alle zusammen entrückt und wir werden nie wieder getrennt sein (1Thes 4,17). Auch das ist ein großer Trost.

Das Kommen des Herrn – die Entrückung (V. 15-18)

Der Aspekt des Kommens des Herrn, von dem Paulus in Vers 14 spricht, ist die Offenbarung oder das Erscheinen Jesu Christi. Wenn der Herr erscheint und die Welt in Gerechtigkeit richtet, wird „Gott die durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen“. Aber damit sie mit dem Herrn aus dem Himmel kommen können, müssen die entschlafenen Gläubigen vor seiner Erscheinung von den Toten auferweckt worden sein. Deshalb erklärt Paulus in einem Einschub (1Thes 4,15-18), wie und wann dies geschehen wird.

Vers 15

1Thes 4,15: (Denn dieses sagen wir euch im Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden.

Paulus sagt uns, dass er das, was er nun sagen will, in einem „Wort des Herrn“ empfangen hatte. Mit „Wort“ meint Paulus nicht, dass er es aus dem geschriebenen Wort Gottes erhalten hat, also nicht aus dem Alten Testament. Er meint auch nicht, dass er es aus dem Neuen Testament erhalten hat, denn das war zu der Zeit noch nicht geschrieben. Er meint, dass das „Wort“ eine besondere Mitteilung oder Offenbarung war, die ihm vom Herrn gegeben worden war. Es handelte sich also nicht um etwas, was auf theologischen Spekulationen oder Vermutungen beruhte – das Wort kam vom Herrn selbst! Deshalb versichert Paulus den Thessalonichern, dass „wir, die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden“. Somit werden alle Heiligen (die Lebenden und die Toten) in verherrlichtem Zustand miteinander in den Himmel eingehen.

Vers 16

Paulus sagt uns nun, wann diese Aufnahme in den Himmel stattfindet:

1Thes 4,16: Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; …

Der Herr wird uns alle miteinander zu sich rufen. Dies ist die „glückselige Hoffnung“ der Gläubigen (Tit 2,13). Bibellehrer nennen dies die Entrückung. Paulus spricht hier von drei Dingen:

  • Mit dem „Ruf der Versammlung“ sollen die Gläubigen des Neuen Testamentes auferweckt werden.
  • Die „Stimme des Erzengels“ soll die Gläubigen des Alten Testamentes erwecken.
  • Die „Posaune Gottes“ ruft die Gläubigen, die noch leben und auf der Erde sind.

Der „Zuruf“ weckt „die Toten in Christus“ auf. Das sind Christen, die seit Pfingsten, dem Beginn der Kirche, gestorben sind. Wir wissen, dass sie Christen sind, weil es heißt, dass sie „in Christus“ sind. Alle Gläubigen seit Anbeginn der Zeit haben eine gesegnete Beziehung zum Herrn, aber nur Christen sind in dieser Stellung vor Gott, dass sie „in Christus“ sind. „In Christus“ bedeutet wörtlich: „an Christi Platz vor Gott“. Damit das möglich werden konnte, musste Christus als verherrlichter Mensch zur Rechten Gottes aufsteigen und den Heiligen Geist senden, durch den die Gläubigen mit Christus an diesem Platz zur Rechten Gottes verbunden sind. „In Christus“ zu sein ist ein eindeutig christlicher Begriff, der die Verbindung des Gläubigen mit Christus als dem Haupt des neuen Schöpfungsgeschlechtes ausdrückt. Von den Gläubigen des Alten Testamentes wird nicht gesagt, dass sie diese Verbindung mit Christus haben, obwohl ihre Seelen und Geister bei Ihm im Himmel in Sicherheit sind.

Als die thessalonischen Gläubigen im Glauben gestorben sind, sind ihre Seelen und Geister in den Himmel gegangen, um bei Christus zu sein, während ihre Körper im Grab schlafen. Sie alle könnten als „die Entschlafenen“ der Kirche bezeichnet werden. Bemerkenswerterweise werden sie immer noch als „in Christus“ bezeichnet, obwohl der Tod ihren Körper gefordert hat. Der Tod hat demnach nichts an ihrer Stellung vor Gott geändert. Beim Kommen des Herrn werden diese Christen in verherrlichtem Zustand aus ihren Gräbern auferstehen (1Kor 15,23.51-56; Phil 3,20.21). Dies ist Teil der zweiten Phase der bereits erwähnten ersten Auferstehung.

Gleichzeitig wird sich der Herr „mit der Stimme eines Erzengels“ Gehör verschaffen.[1] Das hat damit zu tun, dass der Herr die Gläubigen des Alten Testamentes aus ihren Gräbern ruft. Er war seinem Volk in der Vergangenheit oft als „Engel des HERRN“ erschienen, und im Augenblick der Entrückung wird Er sie aus ihren Gräbern rufen mit derselben Stimme, mit der sie vertraut sind. Sie werden zur selben Zeit aus ihren Gräbern auferstehen, wenn „die Toten in Christus“ auferstehen. Auch wenn es sich um unterschiedliche Klassen von Gerechten handelt, werden sowohl die Toten in Christus als auch die Gläubigen des Alten Testamentes gleichzeitig an der zweiten Phase der ersten Auferstehung teilhaben.

Hebräer 11,40 bestätigt dies, denn dort heißt es, dass die Gläubigen des Alten Testamentes zur gleichen Zeit „vollkommen gemacht“ werden wie die Gläubigen des Neuen Testamentes. Sie werden als „vollendete Gerechte“ bezeichnet (Heb 12,23). Im Zusammenhang mit der Auferstehung heißt es in 1. Korinther 15,23 auch: „der Erstling Christus, dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft“. Diejenigen, „die des Christus sind“, sind alle Gläubigen von Anbeginn der Zeit, die gestorben sind, nicht nur die Kirche. Außerdem werden in der Offenbarung die 24 Ältesten (die die neutestamentlichen und alttestamentlichen Heiligen repräsentieren) im Himmel gesehen, bevor die Gerichte der großen Drangsal eintreffen (Off 4–5). Die Gläubigen des Alten Testamentes müssen also irgendwann vor der Trübsalszeit auferweckt worden sein.

Die folgenden Zitate von angesehenen Auslegern bestätigen dies:

Der Ruf des Herrn gilt der Kirche, die Stimme des Erzengels gilt Israel, und die Posaune Gottes gilt den [gläubigen] Menschen im Allgemeinen.[2]

L.M. Grant kommentiert:


„Mit der Stimme eines Erzengels“ wird hier hinzugefügt. Nur Michael wird in der Heiligen Schrift als Erzengel bezeichnet (Jud 9). Ob es noch andere gibt, können wir nicht sagen. Da Michael als Israels „Fürst“ bezeichnet wird (Dan 10,21) und die Zeitepoche des Gesetzes „angeordnet wurde durch Engel in der Hand eines Mittlers“ (Gal 3,19), wurde die Vermutung geäußert, die Stimme des Erzengels könnte mit der Auferweckung der alttestamentlichen Gläubigen beim Kommen des Herrn in Verbindung stehen.[3]

H.A. Ironside erklärt:

Der Erzengel ist im Alten Testament auf ganz besondere Weise mit dem jüdischen Volk verbunden. „Zu der Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes eintritt“ (Dan 12,1). Wenn sich diese Worte erfüllen und der Herr Jesus kommt, werden nicht nur die Gläubigen dieses Zeitalters, sondern auch die Gläubigen aller vergangenen Zeitalter eingeschlossen sein. So wird die Stimme des Erzengels Michael zur gleichen Zeit ertönen, wenn der Herr den Ruf der Auferstehung anstimmt.[4]

W. MacDonald schreibt:

Die „Stimme“ des „Erzengels“ Michael wird allgemein als Sammlungsruf für die Gläubigen des AT verstanden, weil dieser Erzengel eng mit Israel verbunden ist (Dan 12,1; Jud 9; Off 12,4-7).[5]

Paulus spielt hier in Vers 16 lediglich auf die Auferweckung der alttestamentlichen Gläubigen an, weil seine Gedanken und sein Schwerpunkt in diesem Abschnitt auf die thessalonischen Gläubigen gerichtet sind, die über ihre verstorbenen Mitchristen trauerten.

Die „Posaune Gottes“ kündigt die Entrückung der lebenden Heiligen an, „der Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn“. Diese werden zusammen mit denen „entrückt“, die von den Toten auferweckt sind (1Thes 4,17). Dies ist „die letzte Posaune“, die in 1. Korinther 15,52 erwähnt wird. Es handelt sich jedoch nicht um „die große Posaune“ aus Jesaja 27,13, Matthäus 24,31 und Offenbarung 11,15; diese hat mit der Wiederherstellung Israels nach der Erscheinung Christi zu tun. Paulus sichert uns dann zu: „So werden wir allezeit bei dem Herrn sein“ (1Thes 4,17b).

Der Moment, für den alle anderen Momente gemacht sind

Dies alles wird „in einem Nu, in einem Augenblick“ geschehen (1Kor 15,52). H.E. Hayhoe pflegte zu sagen: „Dies ist der MOMENT, für den alle anderen Momente gemacht worden sind.“ Die Gemeinde, die Braut Christi, wird zum ersten Mal ihren verherrlichten, himmlischen Bräutigam sehen! Gegenwärtig sind die verstorbenen Gläubigen „mit Christus“ im Himmel (Phil 1,23; 2Kor 5,8), aber sie haben keinen Leib, um an dem teilzuhaben, was ihre Geister und Seelen genießen. Aber wenn dieser Moment kommt, werden wir sofort verherrlicht, so wie Christus jetzt verherrlich ist (Phil 3,20.21), und wir werden Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen! Ein alttestamentliches Beispiel dafür sind Isaak (ein Bild von Christus), der seine Augen erhebt, und Rebekka (ein Bild von der Gemeinde), die ebenfalls ihre Augen erhebt, als sie einander zum ersten Mal begegnen: „Rebekka sprang vom Kamel“ – ein Bild für die Entrückung (1Mo 24,63.64).

Bald werden wir Dein Antlitz schaun
und bald die Stimme hör’n,
die unsern Herzen wohlbekannt –
Bald sind wir bei dem Herrn!

In weißen Kleidern dann mit Dir
dort wandelnd in dem Licht,
gedenken wir an Deinen Pfad
vor Gottes Angesicht.[6]

Die normale christliche Hoffnung: Ohne den Tod zu sehen in den Himmel abgerufen zu werden

In diesem Abschnitt über das Kommen des Herrn (die Entrückung) schließt Paulus sich selbst in diese große Hoffnung ein, indem er von „wir“ spricht. Er spricht aus der Sicht, dass es die normale Hoffnung des Christen ist, in den Himmel abgerufen zu werden, ohne den Tod zu sehen (Röm 8,11; 2Kor 5,2; Phil 3,20.21; 2Thes 2,1). Da Paulus ein „auserwähltes Gefäß“ (Apg 9,15) und ein Apostel war, wurde ihm am Ende seines Lebens offenbart, dass er durch den Tod in den Himmel gerufen würde; er würde also nicht zu den lebenden Gläubigen gehören, die den Tod nicht sehen (2Tim 4,6-8). Er war dazu bereit (2Kor 5,8) und wünschte es sogar, wenn es der Wille Gottes für ihn war (Phil 1,23; 3,10.11). Dem Apostel Petrus wurde dasselbe gesagt (2Pet 1,14). Aber diese Ausnahmen verneinen in keiner Weise, dass die normale christliche Hoffnung darin besteht, in den Himmel gerufen zu werden, ohne den Tod zu sehen.

Beachte: Die Auferweckung der Gläubigen in einem verherrlichten Zustand findet nicht im Himmel statt, sondern hier auf der Erde, wo sie gelebt haben und gestorben sind (1Kor 15,51-56). Es wird einen Beweis des vollständigen Triumphes auf ebendem Schlachtfeld geben, auf dem die Gläubigen „den guten Kampf des Glaubens“ gekämpft haben (1Tim 6,12). Diese Gläubigen haben hier auf der Erde Zeugnis abgelegt, hier gekämpft und ihr Leben in diesem Kampf verloren, und nun werden sie mit Christus auf demselben Schlachtfeld den Sieg erringen! Paulus sagt: „Dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: ‚Verschlungen ist der Tod in Sieg.‘ ‚Wo ist, o Tod, dein Sieg? Wo ist, o Tod, dein Stachel?‘“ (1Kor 15,54-57; vgl. 2Kor 5,4).

Der Herr wird dann die verherrlichten Heiligen „in die Luft“ entrücken – in ebendas Reich, zu dem der Teufel, „der Fürst der Gewalt der Luft“ (Eph 2,2), Zugang hatte und sein böses Werk tat. So wird der Herr den Sieg vor unseren geistlichen Feinden offen zur Schau stellen. Dieselbe Macht Gottes, die triumphierte, als sie Christus als „Erstling“ der ersten Auferstehung von den Toten auferweckt hat (Ps 18,6-19; 1Kor 15,23), wird bei bei seinem Kommen auch bei der Auferweckung der Gläubigen wirksam sein (1Kor 6,14; 2Kor 4,14; Eph 1,19.20). Der „Sieg“ wird in Satans Festung offen zur Schau gestellt werden, und er und seine Engel werden nicht in der Lage sein, diesem Sieg zu widerstehen, denn sie sind besiegte Feinde (1Kor 15,57)! Daher werden die Gläubigen diese Szene [die Erde] triumphierend verlassen!

Vers 18

Paulus schließt seine Ausführungen mit den Worten:

1Thes 4,18: So ermuntert nun einander mit diesen Worten.

Er wollte also, dass die Thessalonicher diese große Wahrheit unter sich verbreiteten und jeden trösteten, der falsche Vorstellungen über seine verstorbenen Angehörigen hatte. Die Gläubigen werden bei der Entrückung erwarten:

  • Wir werden für immer bei Christus sein (Joh 14,2.3).
  • Wir werden Christus ähnlich sein – moralisch und leiblich (Phil 3,20.21; 1Joh 3,2).
  • Wir werden mit unseren Lieben, die im Glauben gestorben sind, wiedervereint sein (1Thes 4,17).
  • Wir werden für immer von den körperlichen und geistlichen Gefahren und Mühen der Erde befreit sein (Jud 21).
  • Wir werden die Belohnung für unsere Mühen in dieser Zeit der Abwesenheit Christi erhalten (Mt 25,19-23; Lk 19,15-19; Heb 10,35-37; Off 22,12).

Kein Mensch kennt den Tag oder die Stunde der Entrückung und der Erscheinung Christi

Der Herr hat klar gesagt, dass kein Mensch weiß, wann Er zur Entrückung kommen wird (vgl. Mt 25,13), noch, wann Er erscheinen wird, um die Welt in Gerechtigkeit zu richten (vgl. Mt 24,36). Es ist daher zwecklos, ein Datum für eines dieser Ereignisse festzulegen. Matthäus 24,36 wird unter Christen fast durchweg benutzt, um zu lehren, dass niemand wisse, wann die Entrückung stattfindet. Dieser Vers bezieht sich jedoch nicht auf die Entrückung (die vor der Trübsalszeit stattfindet), sondern auf die Erscheinung Christi (die nach der Trübsalszeit stattfindet; Mt 24,29.30). Der richtige Vers bezüglich der Entrückung ist Matthäus 25,13. Beachte: Die letzten Worte dieses Verses in der englischen King-James-Übersetzung („wherein the Son of man cometh“[7]) sollten nicht im Text stehen, was durch ihr Fehlen in der Darby-Übersetzung angedeutet wird.[8] In Matthäus 25,1-13 geht es um das Kommen des Herrn als Bräutigam, nicht um sein Kommen als Menschensohn. Sein Kommen als Menschensohn steht immer im Zusammenhang mit seinem Kommen, um die Welt in Gerechtigkeit zu richten; also mit seiner Erscheinung.


Engl. Originaltitel: „Paul’s Exhortations to the Thessalonians: 1 Thessalonians 4–5“; 
„Practical Things That Should Characterize Christians While They Wait for the Lord's Coming: 1 Thessalonians 4:2–5:11“
in The First Epistle of Paul to Thessalonians: Ministry Pertaining to the Care of New Converts
Quelle: https://www.bibletruthpublishers.com

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] Die englische King-James-Übersetzung deutet an, dass der Erzengel Michael mit dem Herrn kommt und seine Stimme erhebt: „For the Lord himself shall descend from heaven with a shout, with the voice of the archangel“, aber es sollte besser wie folgt übersetzt werden: „with archangel’s voice“. Das deutet darauf hin, dass der Herr in der Gestalt des Erzengels seine Stimme selbst erheben wird.

[2] Aus „The Thessalonian Epistle, Chapter 4“ in Scripture Truth, Bd. 30, 1938, S. 60.

[3] L.M. Grant, First and Second Thessalonians, S. 29. Online: www.studylight.org.

[4] H.A. Ironside, Addresses on the First and Second Epistles of Thessalonians, S. 50. Online: www.brethrenarchive.org.

[5] W. MacDonald, Kommentar zum Neuen Testament, Bd. 2, Bielefeld (CLV) 1994, S. 375, Kommentar zu 1Thes 4,17.

[6] Aus dem Lied „And shall we see Thy face“ von J.N. Darby: And shall we see Thy face, | and hear Thy heavenly voice, | well known to us in present grace? | Well may our hearts rejoice. | With Thee in garments white, | Lord Jesus, we shall walk; | and spotless in that heavenly light, | of all Thy sufferings talk. Quelle: https://hymns.growingrace.com.

[7] Anm. d. Red.: Siehe auch Schlachter 2000: „Ihr wisst weder den Tag noch die Stunde, in welcher der Sohn des Menschen kommen wird.“ Vergleiche auch Hoffnung für alle.

[8] Anm. d. Red.: Siehe auch die Elberfelder (CSV).

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